Goethe, Deine Forscher: Georg Zizka, Biologe

Georg Zizka, Biologe; Foto: Dettmar
Georg Zizka, Biologe; Foto: Dettmar

Von der Tätigkeit des Biologen Georg Zizka, Professor für Diversität, Evolution und Phylogenie höherer Pflanzen, haben alle etwas: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende sowie Frankfurterinnen und Frankfurter, gleich, ob sie der Goethe-Universität angehören oder nicht. Nachdem der Fachbereich 15 (Biowissenschaften) im Jahr 2011 seinen Umzug auf den Riedberg abgeschlossen hatte, wurde dort am 1. Juni 2014 auch der Wissenschaftsgarten mit seinen rund 1500 Pflanzenarten eröffnet – gewissermaßen der neue botanische Garten der Universität, und dessen wissenschaftlicher Leiter ist Georg Zizka.

Zusammen mit dem technischen Leiter und dem gärtnerischen Personal betreut er die derzeit 2,5 Hektar, die in den nächsten Jahren auf rund 7 Hektar anwachsen sollen; sie planen die Bepflanzung und die Erweiterungen des Gartens gemäß dem Bedarf der Wissenschaftler aus Biologie, Pharmazie und Geowissenschaften.

Der Wissenschaftsgarten steht allen Bürgerinnen und Bürgern offen: Mit seinem Gewächshaus aus drei weithin sichtbaren Halbtonnen, mit seinen elf Kulturkabinen für die Klimate von feucht-tropisch über Mittelmeer- bis Wüstenklima, mit seinem speziellen, abgetrennten Kulturraum für pflanzenparasitische Pilze, mit den unterschiedlich bepflanzten Freilandflächen und nicht zuletzt mit den angebotenen Informationen soll er auch ein Ort des Selbststudiums und der Erbauung sein.

Die Freilandanlagen sind von Montag bis Freitag von 9.00–14.30 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich, zudem findet einmal im Monat eine öffentliche Führung statt; auf Anfrage können weitere Führungen vereinbart werden. „Natürlich wünschen wir uns, dass die Bevölkerung den Wissenschaftsgarten als schönen,
naturnahen Raum wahrnimmt“, sagt Zizka. „Aber an erster Stelle steht natürlich die Funktion des Gartens für Forschung und Lehre.“

Systematik vor Ästhetik

Deswegen standen bei der Gestaltung inhaltliche Aspekte wie die Systematik der Pflanzen und ihr Einsatz in der Lehre im Vordergrund – Ästhetische Überlegungen sind wichtig, aber den Inhalten nachgeordnet. So sind beispielsweise in den Kulturflächen Hahnenfußgewächse neben den ihnen verwandten Mohngewächsen gepflanzt, damit eine Dozentin, ein Dozent den Studierenden gemeinsame Merkmale dieser beiden Pflanzenfamilien besser zeigen kann, und in dem Beet mit den rund hundert Buntnesseln (Coleus blumeii) wachsen die Exemplare, an denen die Studierenden im Praktikum Versuche zur Wirkung von Pflanzenhormonen und Pflanzenpigmenten machten.

Im Arzneipflanzengarten, den Wissenschaftler vom Institut für pharmazeutische Biologie geplant und mit vielen Informationen ausgestattet haben, finden sich über 100 Arzneipflanzen, angeordnet nach Inhaltsstoffen. Und bei der Anlage der Glatthaferwiese haben Zizka, seine Kolleginnen und seine Kollegen auf Artenreichtum geachtet, um zu demonstrieren, welch wichtigen Beitrag diese Vegetationsform zur biologischen Vielfalt leisten kann.

Diese wird auf dem Riedberg freilich nicht nur demonstriert, sondern auch untersucht: Der Buchenwald im Wissenschaftsgarten beherbergt eine Langzeituntersuchung zur Entwicklung der Pilzvielfalt, und im „Wald der Zukunft“ hat ein Biologe der Goethe-Universität verschiedene wärmeliebende Eichenarten gepflanzt, um herauszufinden, wie sie sich in unserem Klima verhalten und ob sie als potenzielle Waldbäume für mitteleuropäische Trockenstandorte in Frage kommen.

Natürlich finden sich im Wissenschaftsgarten auch Zizkas eigene Projekte: So forscht er mit seiner Arbeitsgruppe über eine seltene, gefährdete Glockenblumen-Art (Campanula baumgartenii). Sie sammeln Samen von genetisch abweichenden Pflanzen der Art und säen sie im Wissenschaftsgarten aus, weil sie wissen möchten, ob diese fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Daneben interessieren sich die Wissenschaftler für mittelund südamerikanische Pflanzenfamilien – Bromelien und Marcgraviaceen beispielsweise. Zizka und seine Mitarbeiter wollen durch DNA-Analysen deren Stammesgeschichten und Evolution rekonstruieren.

Forschung in Rhein-Main und Westafrika

Die Forschung der Arbeitsgruppe konzentriert sich allerdings nicht nur auf den Wissenschaftsgarten am südlichen Ende des Riedberg-Campus: „Mich interessiert die Pflanzenvielfalt und ihr Wandel in
Westafrika. Dorthin habe ich schon einige Forschungsreisen unternommen, nach Burkina Faso, Benin, Kamerun und zu den Kapverden, und sicher werde ich in den kommenden Jahren noch mal hinreisen.

Es ist unser großes wissenschaftliches Ziel, eine Flora von Burkina Faso zu erstellen, das heißt ein vollständiges Inventar der dort heimischen Pflanzenarten samt ihren Beschreibungen.“ Allerdings schweift Zizka bei seiner Forschung nicht immer so weit in die Ferne: „Wir widmen uns auch der pflanzlichen Diversität vor unserer Haustür, also in Frankfurt, Rhein-Main und Hessen.“

Außerdem ist seine Professur eine Kooperationsprofessur mit dem Senckenberg-Forschungsinstitut: Zizka leitet dort die Abteilung Botanik und Molekulare Evolutionsforschung mit dem Herbarium Senckenbergianum, das mit mehr als einer Million Sammlungsbelegen immerhin das fünftgrößte Herbar Deutschlands ist. Egal ob es um die getrockneten, gepressten Pflanzen des Herbariums oder um die lebendigen Pflanzen des Wissenschaftsgartens auf dem Riedberg geht, Georg Zizka sieht die gleiche Aufgabe: Nutzung und Zugänglichkeit der Pflanzensammlungen weiter voranzubringen. [Autorin: Stefanie Hense]

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