Hessens jüngster Studi ist im Uni-Alltag angekommen

Foto: Jan Klauth

Überflieger, Superhirn, Ausnahmeerscheinung – als „jüngster Student Hessens“ sorgte Fabian Vogel vergangenen Herbst für landesweite Schlagzeilen. Nachdem er schon zwei Semester zur Probe an der Goethe-Universität absolviert hatte (parallel zum Abitur), folgte im Oktober der große Schritt an die Uni im Fach Informatik. Mittlerweile hat sich der Wirbel um den hochtalentierten Hanauer etwas gelegt, und Vogel ist im Uni-Alltag angekommen.

Der UniReport hat den mittlerweile 16-Jährigen getroffen, der nach vier Monaten als Student eine positive Bilanz ziehen kann. Es gibt Probleme, die kann allerdings auch ein Wunderkind und Informatik-Experte wie Fabian Vogel nicht lösen. Das fiel dem 16-Jährigen schon bei der Einschreibung auf: Die Homepage des Studiensekretariats ließ bei der Registrierung kein Geburtsjahr über 1999 zu – Vogel ist jedoch Jahrgang 2000.

Zur Immatrikulation musste er sich dann doch ein Jahr älter machen, die Uni gab schließlich das O.K. und änderte das Geburtsdatum handschriftlich mit Vermerk. „Weitere Hürden oder Probleme standen mir sonst bisher keine im Weg“, berichtet Vogel. Im Gegenteil: „Auf Empfehlung eines Professors werde ich ab nächstem Semester noch Mathematik studieren, in Kombination mit Informatik als Doppel-Bachelor.“

Schon in der Schule drei Klassen übersprungen

Dass Vogel sich mit dem Lernstoff unterfordert fühlt, ist für seine Eltern und Freunde keine Neuigkeit, schon in der Schulzeit übersprang er drei Klassen und war seinen Mitschülern um Weiten voraus. Wen die Uni so wenig beansprucht, der hat allerlei Freizeit: Fahrradfahren, Tennis spielen, Geige, Tanzen und Online-Rollenspiele sind nur einige von Vogels Hobbies.

Ganz nebenbei hat er für die nächsten Semesterferien einen Praktikumsplatz im IT-Bereich der Lufthansa Systems ergattern können; hier habe man ihm auch schon einen anschließenden Werkstudentenvertrag angeboten. „Meine Mutter hatte sich zwar ursprünglich eine medizinische Laufbahn für mich gewünscht, meine Interessen liegen aber eher im technischen Bereich“, sagt Vogel.

Hier schlägt der Hanauer nach dem Vater, der ebenfalls als Informatiker in Frankfurt tätig ist. Nichtsdestotrotz: „Meine Familie steht zu 100 Prozent hinter mir.“ Verwundert reagierten die meisten seiner neuen Kommilitonen und Dozenten allerdings auf das junge Alter des Quereinsteigers, das Vogel, wenn, dann nur zurückhaltend äußert.„Viele wissen davon auch gar nichts, ich sehe auch keinen Grund, es an die große Glocke zu hängen.“

Das muss der 16-Jährige auch nicht, denn unter den anderen Erstsemestern sticht er höchstens durch seine Größe (1,90 m) aus der Menge, die ihn mindestens gleich alt erscheinen lässt. Was aber hat sich für Vogel seit dem Uni-Einstieg im Alltag geändert? Dazu fällt dem 16-Jährigen zuallererst mit einem breiten Grinsen ein: „Keine Schule mehr und länger ausschlafen!“ Da er noch bei den Eltern in Hanau-Kesselstadt wohnt, pendelt er täglich zum Campus Bockenheim.

Da kommen ihm die Zeiten an der Uni gerade recht, meistens begännen die Vorlesungen nicht vor 10 oder 12 Uhr. Obwohl die Anforderungen höher seien als zu Schulzeiten, ist sich Vogel beim Schritt zum Doppel-Bachelor sicher: „Vieles vom Stoff habe ich schon drinnen, außerdem kann ich mich nur auf die Themen beschränken, die mich wirklich interessieren.“ Fächer wie Deutsch oder Geschichte seien für Vogel eher ein notwendiges Übel gewesen, jedoch auch hier erzielte er zu Schulzeiten Bestleistungen – Abi- Schnitt 1,0.

Für die Party noch zu jung

Mit den „alten“ Klassenkameraden habe Vogel kaum noch Kontakt, ältere Freundschaften seien ihm aber erhalten geblieben und auch im Fachbereich konnte er schnell Leute kennenlernen. Zusammen mit den neuen Kommilitonen sei auch mal ein Bierchen drinnen, zur Semester-Opening-Party am Campus Westend reichte es allerdings nicht – Eintritt ab 18 Jahren. Wie es nach dem Bachelor weitergehen soll, da will sich Fabian Vogel noch nicht festlegen.

Klappt alles nach Plan, will er einen Master in Wirtschaftsinformatik beginnen, bei Lufthansa Systems könne er hier vorbereitend schon allerlei praktische Erfahrung sammeln. Auch seine sportlichen Hobbies möchte er nicht aus den Augen verlieren, erst im Sommer brach er mit der Familie zu einer einwöchigen Radtour an der Ostsee auf – mit Tagesstrecken von über 80 Kilometern.

„Fabian hat noch vor dem Führerschein einen Doktortitel in der Tasche“, das haben die Schulkameraden in der Abi-Zeitung über ihn geschrieben. Bevor es allerdings so weit ist, könnte der zweite Sprössling aus dem Hause Vogel für Schlagzeilen sorgen: Bruder Felix (14) ist ebenfalls hochtalentiert, erzielt bereits Bestleistungen in der Oberstufe und wird wohl als nächster den Titel als „jüngster Student Hessens“ tragen.

[Autor: Jan Klauth]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.17 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

Relevante Artikel

Gut vernetzt

Wie sich Netzwerke besser verstehen und erzeugen lassen Das Gebiet der synthetischen Netzwerke boomt. Mithilfe solcher im Computer simulierten Netze

Das Paralleluniversum unserer Daten

Es geht um Werbung, Betrug oder die Optimierung von Geschäftsmodellen: Verbraucherdaten sind ein kostbares Gut, das Kreditgeber und Versicherer genauso

»KI kann nicht Gerechtigkeit«

Vor Kurzem wurde das »Centre for Critical Computation« an der Goethe-Universität gegründet. Bei der ersten öffentlichen Veranstaltung wurde nun das

Wenn die Drohne sich selbst repariert

Die beiden Informatiker Uwe Brinkschulte und Mathias Pacher arbeiten auf Grundlage des Organic Computing an sicheren und sich selbstorganisierenden Drohnensystemen.

Öffentliche Veranstaltungen

You cannot copy content of this page