„ELSA wird man, ELSA ist man, ELSA bleibt man“

Die Frankfurter Gruppe des European Law Students’ Association (ELSA) bietet Studierenden der Rechtswissenschaft ein Netzwerk für Austausch, Weiterbildung und Praktika.

Vorstand von ELSA Frankfurt (v. l. n. r.): Joelina Wüst, Julia El Ayari, Melissa Teichmann, Florian J. Kavermann, Giulia Saba, Sohaib Bensaid, Charlotte Schraut und Catrice Williams. © ELSA
Vorstand von ELSA Frankfurt (v. l. n. r.): Joelina Wüst, Julia El Ayari, Melissa Teichmann, Florian J. Kavermann, Giulia Saba, Sohaib Bensaid, Charlotte Schraut und Catrice Williams. © ELSA

Präsidium, Vorstandsteam und Direktorium: Wer die Website von ELSA Frankfurt besucht, fühlt sich eher an ein großes Unternehmen als an eine Studentenvereinigung erinnert. Aber die lokale Gruppe der European Law Students’ Association wird ausschließlich von Studierenden geführt. Die European Law Students’ Association hat europaweit 60 000 Mitglieder, in Deutschland sind es 12 500. (Fast) das komplette Präsidium von ELSA Frankfurt stattete nun dem UniReport einen Besuch ab: Präsident Florian Kavermann und Giulia Saba, Vorstand für Finanzen, erläuterten die Arbeit der wohl größten Studentenvereinigung des Fachbereichs Rechtswissenschaft. „Wir sind wahrscheinlich sogar eine der größten studentischen Initiativen an der Goethe-Universität“, hebt Florian Kavermann hervor. Über 900 Mitglieder zählt ELSA Frankfurt, wobei nicht alle aktiv sind, erklärt Giulia Saba. „Aber da sich der Verein neben Beiträgen von institutionellen Förderern (Kanzleien) vor allem über Mitgliedsbeiträge finanziert, leisten auch die ‚passiven‘ Vereinsmitglieder einen wichtigen Beitrag.“

Netzwerken in einem Massenfach

ELSA versteht sich aber als ein Netzwerk von aktiven Studierenden, die im Idealfall auch bereit sind, ehrenamtlich für den Verein zu arbeiten. Florian Kavermann erinnert sich an seinen Einstieg: „Als ich im ersten Semester war, hatten wir noch mit den Nachwehen der Corona-Pandemie im Lehrbetrieb zu tun: Viele Seminare, darunter auch die Einführungsveranstaltung, fanden virtuell statt, sodass man kaum Kommilitonen kennenlernen konnte. Daher war ich froh, als ich auf der Unistart-Messe zum ersten Mal mit ELSA in Berührung kam, bin dann auch über den Besuch von Veranstaltungen sozusagen da ‚reingerutscht‘. Irgendwann wurde ich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eine aktive Rolle im Verein zu übernehmen.“ Bei Giulia Saba war es ähnlich; sie empfiehlt allen Interessierten, einfach mal reinzuschnuppern: „Die Kontakte, die man über ELSA knüpft, führen oft zu wirklichen Freundschaften. Das ist in einem Massenfach wie Rechtswissenschaft schon etwas Besonderes, denn im Hörsaal bleibt die Kommunikation leider oft unverbindlich.“ Die Veranstaltungen von ELSA stehen teilweise auch Nichtmitgliedern offen. Wer sich informieren möchte, dem rät Florian Kavermann den Klick auf den Social-Media-Kanal des Vereins. „Bei uns kümmert sich jemand aus dem Vorstandsteam um unsere Online-Aktivitäten, da findet man wirklich alles Aktuelle.“ Angesprochen sind alle Studierenden, die Rechtswissenschaften studieren – beispielsweise auch Politikwissenschaftler*innen, die es im Nebenfach studieren. Mit 10 Euro pro Semester fällt der Mitgliedsbeitrag nicht unbedingt hoch aus. Teil der Frankfurter ELSA-Gruppe ist übrigens auch eine eigene Alumni-Vereinigung. „Unser Leitspruch lautet eben: ELSA wird man, ELSA ist man, ELSA bleibt man!“, lachen Giulia und Florian.

Gern gesehene Gäste bei Kanzleien

Was bietet ELSA denn nun den Mitgliedern an? Zum Bereich „Academic Activities“ zählen beispielsweise sogenannte Moot Courts, Simulationen von Gerichtsverhandlungen. Ebenfalls kompetitiv ist beim „Legal Writing“ das Verfassen von juristischen Essays angelegt, die anschließend bewertet werden. Im Bereich „Seminars and Conferences“ stehen Besuche von öffentlichen Einrichtungen an, dazu zählen zum Beispiel die Justizvollzugsanstalt, die Flugsicherung oder die EZB; Studienfahrten führen oft ins Ausland. Zudem wird von dem Bereich auch jährlich die „Summer ELSA Law School on Banking and Finance“ ausgerichtet. Der dritte Bereich nennt sich „Professional Development“: Angeboten werden ein Programm zur Vermittlung von Auslandspraktika und sogenannte L@W-Events, was für Lawyers at Work steht: „Wir besuchen Kanzleien und Rechtsabteilungen und erfahren, wie dort die Arbeitsprozesse aussehen“, erklärt Giulia Saba. „Nach dem offiziellen Teil gibt es mit den Rechtsanwält*innen ein Get-together, was die Chance eröffnet, sich einen Praktikumsplatz zu organisieren.“ Florian Kavermann ergänzt: „Wir als Frankfurter ELSA-Vertretung sind dort gern gesehene Gäste, denn auch für die Kanzleien ist es heute längst nicht mehr so einfach, neue Mitarbeitende zu finden. Also profitieren beide Seiten von diesen Veranstaltungen.“

Auch ein Ehrenamt kann zeitaufwändig sein

Der erweiterte Vorstand von ELSA – Vorstand samt Direktorium – trifft sich alle zwei Wochen. „Besprochen wird dann, was zu einem ordentlichen Verein gehört: Beschlüsse und Finanzen. Der Bundesverband unterstützt uns natürlich dabei, wie man einen Verein zu führen hat. Und intern wird das notwendige Wissen auch entsprechend weitergegeben, was absolut notwendig ist: Denn man verliert ja, wenn man das nicht macht, schnell den Status der Gemeinnützigkeit. Aber wir sind natürlich nur Studierende, die sich ehrenamtlich engagieren, daher ist das schon eine Gratwanderung“, sagt Florian Kavermann. „Wir vom Präsidium können auch nicht erwarten, dass alle, die sich bei ELSA engagieren, genauso viel Zeit investieren können. Das sind bei uns schon 10 bis 20 Stunden in der Woche, die wir ELSA widmen.“ Bislang verfügt der Verein über keine eigenen Büros auf dem Campus, sondern mietet bei Bedarf Räume an. „Das stellt im Prinzip kein Problem dar, die Arbeit nimmt sich jeder mit nach Hause und arbeitet an seinem/ihrem Rechner“, erklärt Florian Kavermann. Aber für Ordner und Material musste der Verein extern ein Lager anmieten, was logistisch nicht ganz einfach ist. Giulia Saba ergänzt: „Wir müssen beispielsweise die Ersti-Tüten, die zu Anfang des Semesters in einer Veranstaltung verteilt werden, zwischenlagern. Das wäre praktischer, wenn wir dafür einen Raum auf dem Campus hätten. Wir stehen dazu aber im Austausch mit der Uni und dem Fachbereich.“

Organisieren lernen

Arbeitsintensiv, so berichten beide Präsidiumsmitglieder, war auch die 74. Generalversammlung des Bundesverbandes, die Anfang Januar von der Frankfurter Lokalgruppe organisiert wurde. 250 Vertreter aus dem gesamten deutschen ELSA-Netzwerk und einige internationale Gäste wie die Präsidentin von ELSA International konnten empfangen werden; neben Plenum und Workshops fanden auch eine Förderkreismesse sowie ein großes soziales Rahmenprogramm statt. „Wahnsinnig viel Arbeit, aber unser tolles Team hat das hinbekommen. Zudem lernt man dadurch auch unglaublich viel. Das sind sehr wichtige Kompetenzen, die man erwirbt und die einem auf dem weiteren Berufsweg sicherlich nützen“, betont Florian Kavermann.

Abschließend betonen Giulia und Florian, dass ELSA als Verein zwar parteipolitisch neutral ist, sich mit seiner Vision “A just world in which there is respect for human dignity and cultural diversity” jedoch klar zu den Menschenrechten als Grundlage jedes politischen Handelns bekennt. Wichtig ist den Mitgliedern aber neben dem Netzwerken immer auch der intensive Diskurs über aktuelle Themen. „Wir haben im Vorstand eine Person, die sich um das Thema Human Rights kümmert, dazu werden auch Podiumsdiskussionen organisiert.“

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