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Internationaler Kongress “Der Stern der Erlösung – ein Jahrhundert später: Franz Rosenzweig und die Geschichte”

Dienstag, 19. Juli 2022, 18:00

Veranstaltung im Rahmen des Festjahrs 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Franz Rosenzweigs Der Stern der Erlösung gehört zu den bedeutendsten philosophischen Werken aus dem Kreis deutsch-jüdischer Intellektueller im frühen 20. Jahrhundert und spricht bis in die geistigen und politischen Herausforderungen der Gegenwart hinein. Während des Ersten Weltkriegs verfasst, inmitten einer Zeit dramatischer historischer Umbrüche und Ungewissheiten, markiert diese Schrift eine Zäsur auch im Denken des Philosophen.

Was Hans Liebeschütz als Rosenzweigs „Abkehr von der Geschichte als einer wesentlichen Kategorie des Weltverständnisses“ gekennzeichnet hat, vollzog sich unter dem Einfluss mehrerer miteinander verflochtener biographischer Entwicklungen, zeitgeschichtlicher Erfahrungen und philosophischer Neuaufbrüche. Dazu zählt Rosenzweigs durch den Ersten Weltkrieg zugespitzte Wendung gegen die Tradition historistischer Geschichtsschreibung und seine Desillusionierung mit Blick auf das Entwicklungs- und Fortschrittsdenken des 19. Jahrhunderts, einschließlich der modernen Konzeption der universalen messianischen Rolle des Judentums in einer als Fortschrittsgeschichte gedachten Weltgeschichte. Eine wichtige Rolle spielt zudem Rosenzweigs „neues Denken“ und der Paradigmenwechsel hinsichtlich des Verhältnisses von Geschichte und Offenbarung sowie seine philosophischen Reflexionen über Zeitlichkeit und Geschichte. Damit ging nicht zuletzt seine Überzeugung von der Exterritorialität des jüdischen Volkes einher, der „Erdfremdheit“ des jüdischen Volkes, seiner
„Abwesenheit vom Theater der Geschichte“, im Gegensatz zur Bedeutung der christlichen Kirche innerhalb der Geschichte von Macht und Weltgestaltung.

Obwohl Rosenzweig die Geschichte als geistiges Ordnungsprinzip einem in der göttlichen Offenbarung verankerten Denken unterordnete, spielte die Reflexion über zeitgeschichtliche und politische Zusammenhänge, darüber, wie „jüdische Geschichte“ im Kontext der Weltgeschichte zu verstehen sei, auch in seinem Werk nach dem Erscheinen des Stern eine wichtige Rolle. Das Thema „Franz Rosenzweig und die Geschichte“ berührt zentrale Facetten der Biographie und des Denkens des Philosophen: seine Deutung des Krieges und seiner Folgen; seine Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen zionistischen Diskurs; seine Kritik der Tradition der Wissenschaft des Judentums; seine Verhältnisbestimmung von Judentum und Christentum; seine Frage nach den Grundlagen jüdischer Existenz im 20. Jahrhundert und nach der religiös-kulturellen Erneuerung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, und nicht zuletzt sein philosophisches Verständnis zentraler Kategorien wie Schöpfung, Offenbarung und Erlösung aus der Perspektive seiner Konfrontation mit der Krise des Historismus. Dazu kommen die Frage nach dem historischen Augenblick der Abfassung und Publikation des Stern in der Geschichte Europas und der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland sowie die Geschichte des Stern und des Werkes Rosenzweigs selbst – seiner Rezeption, Kritik und Wirkung zu Lebzeiten des Philosophen, in der Zeit nach seinem Tod im Jahre 1929 und bis in die Gegenwart.

Abendvorträge

Sonntag, 17.07.2022, 18 Uhr
Festliche Eröffnung – Prof. Ephraim Meir (Bar-Ilan University):
From Death to Life. Autobiographical Traces in Rosenzweig’s Star of Redemption
Musikalische Gestaltung: Jerusalem Duo

Montag, 18.07.2022, 18 Uhr
Dr. Inka Sauter (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
Vielerlei Geschichte. Franz Rosenzweig und der Grundbegriff der Moderne

Dienstag, 19.07.2022, 18 Uhr
Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt am Main):
„Die weltgeschichtliche Bedeutung der Bibel“: Franz Rosenzweigs und Martin Bubers biblische Reflexionen in dunkler Zeit

 

Organisiert von: Internationale Rosenzweig-Gesellschaft e,V., Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Goethe-Universität Frankfurt a. M., Franz Rosenzweig Minerva Research Center an der Hebrew University of Jerusalem

In Kooperation mit und gefördert von: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, Zentralrat der Juden in Deutschland, Projekt „Dynamiken des Religiösen“ an der Goethe Universität Frankfurt a. M.

Die Teilnahme am Kongress ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Veranstaltungsort
Campus Westend, Casino-Festsaal 823

Informationen zum Programm unter https://bri-conferences.com

Veranstaltungsort

Campus Westend / Casino-Gebäude
Nina-Rubinstein-Weg 1
Frankfurt am Main, Hessen 60323 Deutschland
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