Klimaforscher Nico Wunderling an Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität berufen

Wann verliert das Klima seine Stabilität?

Prof. Nico Wunderling, zuletzt als Joint Researcher am C3S und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig, wird in Frankfurt zu Kippelementen im Erdsystem forschen. Seine Professur ist die erste von insgesamt zwölf neuen Professuren, die perspektivisch am C3S eingerichtet werden.

Professor Nico Wunderling, Foto: Die Hoffotografen GmbH

Nico Wunderlings Forschung konzentriert sich auf die Dynamik von interagierenden Kippelemente im Erdsystem, insbesondere im Kontext globaler Erwärmung. Mithilfe von Methoden der Theorie komplexer Systeme, der Netzwerkwissenschaft und mit Hilfe von Erdsystemmodellen modelliert er, wie menschliche Einflüsse die Stabilität von Kippelemente beeinträchtigen und sogar Kippkaskaden ausgelöst werden könnten. Ein besonderer Fokus seiner Forschung liegt auf dem Amazonas-Regenwald als einem zentralen Kippelement im Erdsystem, das unter dem kombinierten Druck von Erderwärmung, Abholzung und Landnutzungsänderungen zunehmend an Stabilität verliert. Im Rahmen seiner Forschung bestehen enge Kooperationen unter anderem mit den Senckenberg-Instituten wie auch mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), hier insbesondere im Rahmen der Science Unit zur Resilienz des Erdsystems (ERSU). Wunderling war unter anderem Gastwissenschaftler im Rahmen der ERSI-Initiative am High Meadows Environmental Institute der Princeton University (Levin Lab).

Prof.in Juliane Engel, Gründungsdirektorin des C3S, betont: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Nico Wunderling einen ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet der Klimaforschung für das C3S haben gewinnen können. Seine Forschung zwischen Erdsystemwissenschaften und Netzwerkwissenschaft zeigt die enormen Potenziale, die ein interdisziplinärer Ansatz bereithält. Insbesondere im Hinblick auf die am C3S geplante Modellierung, die das Zusammenspiel von Earth-Nature-Society-Human erforscht, ist dieser Zugang von entscheidender Bedeutung.“

Ihr Kollege, Gründungssprecher des C3S, Prof. Christoph Burchard ergänzt: „Im Fokus seiner Forschung stehen die Kippelemente, die eine zentrale Bedeutung für die Stabilität des Klimas haben. Wunderling hat in seinen weit beachteten Forschungsarbeiten aufzeigen können, wie fragil die Kippelemente unter den zunehmenden Belastungen des Anthropozäns werden können. Damit leistet er einen essenziellen Beitrag für die Klimaforschung – wir sind froh, ihn jetzt am C3S zu haben.“

Das Center for Critical Computational Studies (C³S) an der Goethe-Universität Frankfurt verbindet in seinem Forschungsprofil zwei zentrale Schwerpunkte: Zum einen werden computergestützte Methoden kritisch reflektiert, methodisch weiterentwickelt und ethisch hinterfragt. Forschungsteams beschäftigen sich dabei beispielsweise mit kritischer Datenwissenschaft, Ethik der Datenverarbeitung, Wissenschafts- und Technologiestudien sowie mit philosophischen und historischen Perspektiven auf Computertechnologien. Ein besonderer Fokus liegt außerdem auf fortgeschrittenen Simulationsmethoden und der Erforschung komplexer Vorhersagen in den Lebens- und Sozialwissenschaften, einschließlich innovativer Ansätze zwischen klassischer Netzwerkanalyse und Deep Learning. Zum anderen nutzt das C³S computergestützte Modelle, um planetare Transformationen besser zu verstehen, insbesondere im Kontext der Klimaerwärmung und Biodiversitätskrise. Dabei werden komplexe Zusammenhänge zwischen Geophysik, Ökosystemen und Gesellschaft analysiert, kritische Lösungsansätze entwickelt und sogenannte Kippelemente im Erdsystem untersucht, um das Zusammenspiel gesellschaftlicher und ökologischer Veränderungen modellhaft zu erfassen. Durch diesen integrativen Ansatz möchte das C³S sowohl methodische Innovationen als auch gesellschaftlich relevante Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen von Digitalität, Demokratie und planetarer Transformation liefern.

Kurzvideo mit Prof. Nico Wunderling →

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