Wie kann die Internationalisierung der Verwaltung gelingen?

Diskutierten über Erfolgsfaktoren für die Internationalisierung der Hochschuverwaltung: (v.l.) Dr. Stephan Fuchs (Goethe-Universität), Nina Nolte (Universität Münster), Dr. Uwe Muuss (Universität Göttingen) und Dr. Jana Freihöfer (TU Darmstadt). Foto: Jürgen Lecher

Brain Drain, Brain Gain, Brain Circulation – die Internationalisierung der Forschung, der Lehre und der Studierendenschaft wird an deutschen Hochschulen immer selbstverständlicher. Wie aber sieht es mit den unterstützenden Verwaltungsstrukturen aus? Und was bedeutet es für die einzelnen Wissenschaftler, aber auch für die Ausrichtung einer Hochschule ganz konkret, wenn vermehrt internationale Forschende aus dem Ausland kommen? Mit Best-Practice-Beispielen, Vorträgen und Diskussionen setzten sich die Teilnehmer des EURAXESS-Workshops am 19. und 20. Juni 2017 mit diesen Fragen auseinander. Aus ganz Deutschland waren 90 Teilnehmer von Welcome-Centren und anderen Forscher-Beratungseinrichtungen an die Goethe-Univerrsität gereist. Organisiert worden war die Veranstaltung vom Goethe Welcome Centre der Goethe-Universität; eröffnet wurde sie von Vizepräsidentin Prof. Brigitte Haar.

„Die Veranstaltung war für uns ein großer Erfolg. Wir haben intensiv diskutiert, und es gab ganz konkrete Einblicke in die Erfolgsfaktoren von Internationalisierung“, sagt Florian von Bothmer, der Leiter des Goethe Welcome Centres. Die dezentralen EURAXESS*-Workshops werden seit mehreren Jahren an Hochschulen in Deutschland ausgerichtet. Das Frankfurter Goethe Welcome Centre hatte das Konzept etwas erweitert, indem die Forschungsergebnisse von Migrationsforschern auf internationale Akademikermobilitäten mit einbezogen wurden:

Dr. Maggi Leung (Universität Utrecht) erklärte, welch große Wirkung schon die Mobilität einzelner Wissenschaftler für eine Universität haben kann. Foto: Jürgen Lecher

Dr. Maggi Leung von der Universität Utrecht führte in ihrem Vortrag aus, was die Mobilität schon einzelner Wissenschaftler für eine Universität bedeuten kann: Wie verändert sich das Lehr- und Forschungsprogramm, wenn zum Beispiel ein chinesischer Professor eine Zeitlang an eine deutsche Universität kommt, inwieweit folgen ihm Doktoranden und Postdocs? Einen Blick auf die Schattenseiten der Mobilität warf Dr. Christoph van Mol von der Universität Antwerpen unter der Überschrift „Academic Recruitment and Scientific Brain Drain“. Er zeigte, dass etwa 20 Prozent der international mobilen Wissenschaftler keinen Karrierevorteil aus ihrer Tätigkeit im Ausland ziehen, sondern sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag bewegen, immer mit der Gefahr einer beruflichen Sackgasse konfrontiert.

Staff Mobility als zentraler Erfolgsfaktor

Im zweiten Teil der Veranstaltung gaben einzelne Hochschulen Einblick, mit welchen Schritten sie die Internationalisierung der Verwaltung vorantreiben. „Die Staff Mobility, also Auslandsaufenthalte von Beschäftigten, ist ein zentraler Erfolgsfaktor – das war immer wieder zu hören“, berichtet von Bothmer. Dabei könne es durchaus sinnvoll sein, beispielsweise Teile der Finanzabteilung an eine Partneruni zu schicken, damit diese die Prozesse dort kennenlerne. „An der Goethe-Universität haben wir noch deutlich Nachholbedarf im ganzen Bereich Staff Mobility“, weiß von Bothmer. Die Zweisprachigkeit des Formularwesens sei der andere Punkt, ohne den die Internationalisierung der Verwaltung nicht gelingen kann. „Das ist das Minimum; die Universität Göttingen zum Beispiel hat einen zentralen Adminstrative Service Point geschaffen, an dem sich internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Englisch beraten lassen können rund um Administrationsvorgänge.“

Die Kolleginnen und Kollegen, die an der Goethe-Universität mit dem Thema Internationalisierung beschäftigt sind, werden die Ergebnisse des Workshops nun mit Vizepräsidentin Haar diskutieren, um abzuleiten, welche Maßnahme anderer Unis auch für die Goethe-Universität wegweisend sein könnten.

*EURAXESS Deutschland ist eine durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Informations- und Beratungsstelle für international mobile Forschende, die für eine wissenschaftliche Tätigkeit nach Deutschland kommen oder in ein anderes Land gehen möchten. Gesteuert wird das Netzwerk vom Projektträger DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). EURAXESS Centres gibt es in ganz Europa. Mehr Informationen

Relevante Artikel

Einmal Harvard und zurück

Mit gerade einmal 23 Jahren hat die Medizinstudentin Diana Munteh bereits einige Stationen in ihrer akademischen Laufbahn hinter sich. Erst

Öffentliche Veranstaltungen

Es gibt nicht nur die „eine“ Zukunft

Julia Schubert und Steven Gonzalez forschen als Postdocs im interdisziplinären Graduiertenkolleg „Fixing Futures“ und fragen: Was machen Zukunftsvisionen mit dem

Neue Grundlage für die Hitler-Forschung

DFG-Projekt „Edition Hitlerreden 1933–1945“: Team um Prof. Cornelißen übernimmt Neuedition der Hitlerreden ab 1933 Seine schneidende Stimme ist unverkennbar, man

Der unversöhnte Theoriegeist

In „Der Philosoph: Habermas und wir“ von Philipp Felsch verschränken sich Zeit- und Geistesgeschichte in der Figur eines großen Frankfurter

Kein richtiges Leben im falschen?

Drei Romanheld*innen werden auf ganz unterschiedliche Weise mit den Widersprüchen der Gegenwartsgesellschaft konfrontiert: Die Erziehungswissenschaftlerin Yandé Thoen-McGeehan hat gerade ihren

You cannot copy content of this page