„Ich habe unglaublich viel gelernt“

CatMedica-Gründerin Yasemin Tanyildizi freut sich über den ersten Platz beim Goethe SDG Contest. Ausgezeichnet wurde ihr Start-up für ein neuartiges Gerät zur effektiveren Schlaganfallbehandlung.

PD Dr. Yasemin Tanyildizi beim Goethe SDG Contest.

Wie kann man ein kompliziertes Produkt in gerade einmal fünf Minuten vorstellen? Das war die große Herausforderung für die junge Gründerin und Ärztin Yasemin Tanyildizi. Denn mehr Zeit blieben ihr und ihren Mitbewerber*innen beim Goethe SDG Contest nicht. „Doch die Vorbereitung auf den Pitch im Festsaal war hervorragend: Das Team um Felipe Macias und Luna Köhler hat uns sehr gut gecoacht“, schwärmt Yasemin Tanyildizi. Punktgenau war sie mit ihrem Vortrag fertig – und konnte damit die Jury überzeugen.

Tanyildizi erklärt ihr Produkt: „Bei einem Schlaganfall bildet sich ein Gerinnsel in der Blutbahn, das möglichst schnell entfernt werden muss. Neben der medikamentösen Behandlung ist der Einsatz eines Kathetersystems notwendig. An der Spitze eines Katheters greift ein sogenannter Stent Retriever das Gerinnsel, dieses muss dann über den Katheter abtransportiert werden. Das Problem dabei: Der Durchmesser der gängigen Katheter ist zu gering, es droht die Gefahr, dass Teile des Gerinnsels abbrechen und in der Blutbahn bleiben. Genau an dieser Stelle setzt unser Device an: Wir haben dafür einen Mechanismus entwickelt, der einem Trichter ähnelnd dafür sorgt, dass nichts von der Gerinnselmasse verloren geht. Unser Device ist kompatibel mit den gängigen Kathetersystemen, sodass die Ärztinnen und Ärzte sich in ihren Routinen nicht umstellen müssen.“

In den letzten Jahren wurde beständig daran gearbeitet, getestet und verbessert. Mittlerweile liegt bereits der fünfte Prototyp vor. Ganz am Anfang, erzählt Tanyildizi, hat sie selber mit einfachsten Mitteln getüftelt und ausprobiert, wie ein solches Device beschaffen sein müsste. Ab einem gewissen Punkt hat sie dann natürlich mit professionellen Technikern zusammengearbeitet. Der Weg zur Marktreife ist noch weit, aber wichtige Schritte sind bereits vollzogen. Yasemin Tanyildizi ist ausgebildete Neurokardiologin, hat selber im OP Katheter angelegt und kennt die Materie sehr genau. Immerhin hat sie ihre Habilitation auch zum Thema verfasst, ein wichtiges Paper in der Zeitschrift Scientific Reports, Nature dazu veröffentlicht. Doch um die Idee weiterzuentwickeln, hat sie sich auch jede Menge ökonomisches Wissen aneignen müssen. „Die Frage stellte sich: Was ist jetzt die Go-to-Market-Strategie von CatMedica? Man muss natürlich zum einen die Krankenhäuser davon überzeugen, die meistens im Verbund Bestellungen von Medizintechnik tätigen. Zum anderen sind aber die Krankenkassen unsere wichtigsten Ansprechpartner. Das Argument lautet: Mit einem zusätzlichen Device, wie wir es anbieten, kann man die bestehende Versorgung von Schlaganfallpatienten noch verbessern und die Kosten ganz wesentlich reduzieren.“

Bis Ende 2029 rechnet Yasemin Tanyildizi mit einer Zulassung. Klassischerweise werden die Start-ups dann verkauft, ganz selten wagt eines aber auch ganz mutig den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich habe unglaublich viel gelernt in den letzten Jahren. Auch das vom Unibator durchgeführte Bootcamp zur Vorbereitung auf den Pitch war unglaublich wertvoll für mich. Was uns beispielsweise eine Anwältin über Vertragskonstrukte beim Ausgründen erzählt hat, werde ich in den nächsten Jahren sicherlich benötigen.“ Gefreut hat sich die gebürtige Frankfurterin und Goethe-Universität-Alumna auch darüber, auf dem Campus Westend mit ihrer Idee reüssiert zu haben: „Im schönen Festsaal auf der Bühne zu stehen und den ersten Platz beim Goethe SDG Contest zu machen – einfach großartig!“

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