Goethe in progress 2023

Goethe in progress 2023 – Lehre & Studium

Lehren im Dialog

Selten gab es so gute Gründe, von Meilensteinen zu sprechen: 2023 hat die Goethe-Universität ein neues Leitbild für Lehre & Studium entwickelt. Es ist dialogorientiert, nachhaltig und international und gibt dem forschenden Lernen ein besonderes Gewicht. Gleichzeitig erhält die Universität ein weiteres Mal das sogenannte „Selbstakkreditierungsrecht“ – das heißt, sie kann eigenständig über die Einführung neuer Studiengänge entscheiden, bestehende weiterentwickeln und die Qualität ihrer Studienprogramme zertifizieren. Und schließlich wurde die AG Generative KI ausgezeichnet – und zwar für ihre Handreichung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Lehre. Eine gute Jahresbilanz für die Lehre!

„Entwickeln Sie Ihr eigenes Goethe-Uni-Leitbild“

Die Goethe-Universität hat ein neues Leitbild Lehre und Studium. Der Prozess „Zukunftsdialog Lehre“ begann Anfang 2023, Ende des Jahres lag das neue Leitbild vor. Dazwischen wurde leidenschaftlich debattiert.

Gütesiegel für das Qualitätsmanagement

Die Goethe-Universität kann auch weiterhin eigenständig über die Einführung neuer und die Weiterentwicklung bestehender Studiengänge entscheiden und die Qualität ihrer Studienprogramme zertifizieren.

Schreibt Künstliche Intelligenz künftig meine wissenschaftlichen Texte?

Das Sprachmodell ChatGPT machte Ende 2022 den Anfang, inzwischen gibt es weitere Chatbots, die wissenschaftliches Arbeiten scheinbar zum Kinderspiel machen. Die Goethe-Universität hat auf diese Entwicklung reagiert.

Ins Arbeitsleben hineinwachsen

Mit dem Mentoring-Programm GROW! unterstützt die Goethe-Universität Studierende und Absolventen beim Übergang von der Hochschule in den Beruf.

Kurz & bündig

Foto: Uwe Dettmar

„Entwickeln Sie Ihr eigenes Goethe-Uni-Leitbild“

Die Goethe-Universität hat ein neues Leitbild Lehre und Studium. Der Prozess „Zukunftsdialog Lehre“ begann Anfang 2023, Ende des Jahres lag das neue Leitbild vor. Dazwischen wurde leidenschaftlich debattiert.

„Es würde mich sehr freuen, wenn das Leitbild ein Anlass zum Experimentieren würde“

Den Zukunftsdialog zum Leitbild Lehre und Studium hat die Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Weiterbildung Prof. Christiane Thompson selbst angestoßen. Beim Start erhielten alle Teilnehmer*innen von der geladenen Impulsreferentin Annika Boentert einen eindringlichen Rat: „Entwickeln Sie Ihr eigenes Goethe-Uni-Leitbild!“ Ist das gelungen? Im Gespräch erläutert Christiane Thompson, was von den bisherigen Leitbildern bleiben konnte und wie nachhaltig und international Lehre sein muss. Seit April 2024 begleitet ihre Nachfolgerin Prof.in Viera Pirker den Leitbild-Prozess.

Prof.in Christiane Thompson
Erziehungswissenschaftlerin und Vizepräsidentin für
Studium, Lehre und Weiterbildung

Foto: Uwe Dettmar

Frau Thompson, im vergangenen Jahr haben Sie als zuständige Vizepräsidentin die Entwicklung des neuen Leitbilds Lehre und Studium Anfang 2023 angestoßen und bis zu seinem „Go“ begleitet. Was war auf dem Weg besonders schwierig?

Prof. Christiane Thompson: Zu den Herausforderungen eines solchen Prozesses gehört immer, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Bei Lehre und Studium ist es noch einmal um einiges wichtiger, alle Statusgruppen und insbesondere auch die Studierenden dabei zu haben. Eine Herausforderung war auch, Formate zu finden, in denen alle Beteiligten empfinden, dass sie auch etwas mit beitragen. Außerdem lag Corona noch nicht so lange zurück, an vielen Stellen hatte ein Neuorientierungsprozess in Bezug auf Digitalisierung eingesetzt. Wir arbeiteten also in einer Umbruchszeit. Da ist es auch schwierig, die richtigen Worte zu finden.

Welche Formate haben Sie gewählt?

Um die Studierenden mit an den Tisch zu bringen, haben wir im März einen Workshop mit ihren Vertretungen veranstaltet. Dabei ging es darum, noch einmal von den Fachschaften zu hören, was für sie wichtige Themen sind. Aber auch andere Veranstaltungen, die im Laufe des Jahres zu Studium und Lehre stattgefunden haben, haben wir für den Leitbildprozess genutzt. Sehr schön fand ich auch, dass wir auf dem Sommerfest einen Stand hatten, auf dem wir Leute angesprochen haben: Ein Leitbild Lehre und Studium – wofür braucht man das?
Foto: Uwe Dettmar

Gab es Begriffe, die lange diskutiert wurden?

Wir haben zum Beispiel aus dem Abschnitt zum ,forschenden Lernen‘ später einige Sätze herausgenommen; sie waren für bestimmte Fächerkulturen einfach nicht passend. Der Text, den wir am Ende haben, muss eben für alle gleichermaßen gelten. Die Besonderheiten von Fächern müssen deshalb dann in den jeweiligen Lehrprofilen der Fachbereiche ausformuliert werden. Die Studierenden haben sich auch nicht mit dem Begriff „Studentische Partizipation“ identifiziert. Sie plädierten für ein stärker politisch kodiertes Vokabular wie „Mitwirkung“, was wir dann auch angepasst haben.

Was liegt Ihnen beim nun vorliegenden Leitbild besonders am Herzen? Gibt es Lieblingssätze?

Ja, ich habe tatsächlich mehrere Stellen, die ich richtig gut gelungen finde. Ich finde zum Beispiel sehr wichtig, dass erstmals die studentischen Lebenswirklichkeiten im Leitbild für Lehre und Studium vorkommen. Wichtig finde ich auch, dass wir im Rahmen einer zukunftsfähigen akademischen Bildung das Thema Nachhaltigkeit aufgenommen haben. Wir stehen ja an einem Punkt, an dem wir sagen müssen, dass die Zukunft gar nicht sicher ist. Wenn gerade Lebensgrundlagen zerstört werden, müssen wir uns in Studium und Lehre fragen, was das eigentlich bedeutet. Was können wir dafür tun, dass es überhaupt eine Zukunft gibt? Diese Frage der Nachhaltigkeit, im Verbund mit der Frage nach Gerechtigkeit, ist am Ende des Leitbilds aufgenommen.

Für mich selbst auch ist der Aspekt des forschenden Lernens ein starker Identifier mit der Goethe-Universität. Heute geht es sehr stark um die Form der eigenständigen Auseinandersetzung mit Inhalten. Es geht darum, sich Kompetenzen anzueignen, die einen befähigen, kritisch reflexiv mit Wissen umzugehen, es einzuordnen und auch neues Wissen zu erwerben. Dafür steht die Goethe-Universität.

„Das Leitbild muss von jedem heruntergebrochen und fachkulturell übersetzt werden“

Beim Kick-off-Meeting hat die Impulsrednerin dazu ermuntert, ein Goethe-Uni-eigenes Leitbild zu entwickeln. Gibt es etwas Goethe-Uni-Spezifisches an diesem Leitbild?

Beim forschenden Lernen, das ich ja schon angesprochen habe, kann man das Goethe-Spezifische meines Erachtens erkennen. Nicht nur, weil wir den Punkt schon in den Grundsätzen zur Lehre von 2014 finden, sondern weil wir uns an den jeweiligen Fachzentren für Lehre tatsächlich stark damit auseinandersetzen, wie wir lehren und lernen. Wir beobachten uns selbst sehr genau, auch in Hinblick auf das Thema KI in der Lehre. Forschendes Lernen, eingebettet in eine Dialogorientierung, hat also an der GU eine hohe Bedeutung.

Das heißt aber nicht, dass überall Konsens ist. Im Gegenteil, es wird auch viel gestritten. Die Möglichkeit und Fähigkeit aber, das auch auszutragen und sich dann auch in diesen unterschiedlichen Positionierungen anzuerkennen – das ist etwas, das ich so wie an der Goethe-Universität noch nie vorher erlebt habe.

Ein Leitbild impliziert Pflichten und Rechte für alle Beteiligten. Welche zum Beispiel?

Der erste Teil zu Lehre und Studium im Dialog beschreibt, dass die Studierenden eine produktive Lehr- und Lernatmosphäre mitgestalten. Und auch, dass Lehrende sich beständig weiterqualifizieren sollten und es neben diesen Hauptakteuren für Lehre und Studium auch noch weitere Mitarbeitende gibt, die sehr viel dafür tun, dass die Infrastruktur für Studium und Lehre gut gestaltet wird. Es braucht zum Funktionieren von Studium und Lehre zum Bespiel eine Studienberatung oder Personen, die ein Lernmanagementsystem hosten. Es braucht auch Mitglieder, die sich fragen, wie wir, wenn wir eine internationale Hochschule sein wollen, Räume von internationaler Begegnung realisieren und auch transkulturelle Räumen von Auseinandersetzung, Verständigung und Dialog. Das kann natürlich nicht alles im Leitbild beschrieben werden, sondern gehört in die Lernprofile von Fachbereichen. Diese müssen sich fragen: Was heißt Internationalität eigentlich für uns? Wie berücksichtigen wir die Heterogenität der Studierenden in unseren Lehrformaten? Das Leitbild muss von jedem heruntergebrochen und fachkulturell übersetzt werden.

Wenn Sie einen Wunsch hätten, was würde jetzt mit dem Leitbild passieren?

Ich wünsche mir das Leitbild als sichernden Rückhalt in den verschiedenen Bereichen der Universität, so dass es wirklich handfest wird. Und es würde mich sehr freuen, wenn das Leitbild auch Ausgangspunkt für einen ideengeleiteten und zukunftsgerichteten Umgang mit Studium und Lehre würde, ein Anlass zum Experimentieren.

Fragen: pb

Hier finden Sie das 2023 entwickelte Leitbild Lehre und Studium.

„Mit reflektiertem Geist und offenen Herzen wirken lassen“

Wie können verschiedene Fachkulturen in einem Leitbild Lehre und Studium vereint werden, ohne dort unterzugehen? Welche Rolle spielen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Internationalität für die Lehre? Und welche spielt die Lebenswelt von Studierenden zwischen Wohnungsknappheit, Nebenjob und Pflege von Familienangehörigen? Über viele Fragen wurden im Leitbildprozess heftig diskutiert. Darüber geben Auskunft Prof. Dr. Arnim Lühken, Studiendekan im Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Philip Schwed, Student im Lehramt Geschichte und Musik, und Maximilian Brauch, Leiter der Gruppe Studiengangentwicklung und -evaluation. Mit seinem Team hat er den „Zukunftsdialog Lehre“ koordiniert und begleitet.

Maximilian Brauch
Gruppenleiter Studienentwicklung und –evaluation

Foto: Oliver Schlaffer/SLI

Philip Schwed
Student im Lehramt Geschichte und Musik

Foto: Anna Sophie Reitnauer

Prof. Arnim Lühken
Studiendekan im Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie

Foto: Jürgen Lecher

1. Das Leitbild steht: Was waren für Sie auf diesem Weg die größten Herausforderungen?

Brauch: Die Koordination eines solchen hochschulweiten Prozesses ist komplex. Zwar hatten wir einen Projektplan und Zeithorizont vor Augen – doch der „Zukunftsdialog Lehre“ erforderte von uns ständig, flexibel zu reagieren. Es gab eine große Bandbreite der Inputs aller am Prozess beteiligten Akteur*innen, die koordiniert werden musste, und eine breite Themenvielfalt, die so verarbeitet werden musste, dass am Ende alles in ein zweiseitiges Papier passte und idealerweise auch einen „Goethe-spezifischen Touch“ hatte – das war schon eine sehr große Herausforderung.

Schwed: Eine der großen Herausforderungen war es, in komprimierten Sätzen die Inhalte zu formulieren. Im Prozess der Entstehung sind viele Ideen zum Leitbild aufgekommen, gleichzeitig durfte der Text aber nicht zu lang werden. Im Leitbild finden sich jetzt insbesondere die Perspektive auf studentische Lebensrealitäten und die Überschneidungen zwischen Lehre, Forschung und Studium.

Lühken: Die Goethe-Universität umfasst eine Gemeinschaft von über 50.000 Menschen, die gerade an diesem Ort ihre Individualität leben und entwickeln möchten. Es forderte höchste Leidenschaft und viel Zuhören, diese Vielfalt in einem gemeinsamen Leitbild aufzunehmen und zu bewahren.

2. Was liegt Ihnen an diesem Leitbild besonders am Herzen? Gibt es einen „Lieblingspunkt“?

Brauch: Mir persönlich liegt besonders der Abschnitt „Lehre und Studium im Dialog“ am Herzen. Er beschreibt in der Nussschale den Anspruch unseres Qualitätsmanagementsystems. Qualitätssicherung und -entwicklung funktionieren meiner Meinung nach nämlich nur dialogisch und partizipativ. Das gilt für (Re)Akkreditierungsverfahren genauso wie für die Entwicklung fachspezifischer Lehrprofile. In unserer politisch und gesellschaftlich polarisierenden Zeit kann man die Rolle der Universität als Ort des Diskurses auch gar nicht oft genug betonen. Daher freut es mich sehr, dass der Dialog in allen die Lehre betreffenden Bereichen als ein Kernelement und Selbstanspruch noch einmal ganz besonders hervorgehoben wird.

Schwed: Aus studentischer Perspektive liegen mir besonders die Punkte am Herzen, die die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden betonen. Für Studierende gibt es viele Möglichkeiten, sich in Gremien einzusetzen und damit Lehre mitzugestalten – das sollte deutlich betont werden. Auch ist mir wichtig, dass sich die Universität als ein Ort der Vielfalt und des Diskurses versteht – und auch als ein internationaler Ort, der sich gegen Diskriminierung jeglicher Art ausspricht, an dem alle Studierende ohne Ängste und Sorgen sein und gemeinsam mit Lehrenden Entscheidungen über die Zukunft der Universität treffen können.

Lühken: Mir liegt die Betonung des Dialogs im Leitbild besonders am Herzen. Denn der konstruktive Dialog aller Mitglieder und Teilhabenden ist das Fundament einer Lehr- und Studienkultur an der Goethe-Universität, die Zufriedenheit, Erfolg und Nachhaltigkeit ermöglicht.

3. Gibt es etwas Goethe-Uni-Spezifisches an diesem Leitbild?

Brauch: Natürlich ähneln sich Leitbilder für Lehre und Studium in der deutschen Hochschullandschaft in vielen Punkten. Gerade deshalb haben wir uns schon beim Kick-off vorgenommen, dass eine gewisse „Goethe-Spezifik“ im neuen Leitbild nicht fehlen dürfe. Für mich liegt er auf dem Punkt „studentischen Lebensrealitäten“. Dazu habe ich in anderen Leitbildern wenig gelesen.

Schwed: An der Goethe-Uni gibt es verschiedene Verfahren, die Qualität der Lehre unter die Lupe zu nehmen. Wie die Lehre aufgenommen wird und was zu verbessern ist, zeigt sich zum Beispiel bei Evaluationen und Reakkreditierungsprozessen von Studiengängen. Auch werden in den einzelnen Fächern kooperative Prozesse in der Lehre und Praxisnähe immer wichtiger. Und auch die Digitalisierung spielt in der Lehre eine zunehmend größere Rolle. Es ist insgesamt bemerkenswert, dass die Goethe-Uni diese Form der Mitgestaltung des Studiums ermöglicht.

Lühken: Lehrende wie Studierende der Goethe-Universität scheuen in der Tradition in besonderem Maße weder den Diskurs noch den Konflikt. Das Leitbild Lehre und Studium blickt auf diese Tradition.

4. Ein Leitbild gibt Leitplanken vor: Welche Rechte und Pflichten sind damit verbunden – für die Universität als Einrichtung, für die Lehrenden, für die Studierenden?

Brauch: Ein Leitbild sollte kein Standardisierungsinstrument per se sein, das wie eine Checkliste an einen Studiengang angelegt und Punkt für Punkt abgearbeitet wird. Es geht vielmehr darum, aus der fachkulturellen Perspektive auf das Leitbild zu blicken und zu diskutieren, wie die teilweise abstrakt formulierten Inhalte in die jeweilige Fachkultur und Studiengänge übersetzt werden können. Dafür haben wir an der Goethe-Universität das Instrument der fachspezifischen Lehrprofile entwickelt, die als Scharnier zwischen dem allgemeinen Leitbild für Lehre und Studium und den Studiengangprofilen wirken. Und natürlich hat das Leitbild auch eine Orientierungsfunktion, in dem es immer wieder die Frage in den Raum stellt: „Sehe und spüre ich in meiner Arbeit als Dozent*in und als Studierende in den Lehrveranstaltungen, dass das Leitbild im Studium gelebt wird?“

Schwed: Ein Leitbild kann für viele Diskussionen und Anträge eine argumentative Grundlage bieten. Bei der Beantragung von QSL-Mitteln (Mittel zur Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre, Red.), von Veranstaltungen von Fachschaften, dem AStA oder autonomen Tutorien: Das Leitbild kann immer als Argument dienen, dass es diese außercurricularen Angebote geben muss. Das Leitbild ist die Zusammenfassung dessen, was die Lehre an der Goethe-Uni ausmacht und damit eine Leitplanke des Universitätslebens. Es ergeben sich daraus Rechte, wie die Beteiligung der Studierenden an der Gestaltung der Lehre, und auch Pflichten, wie für die Lehrenden, die Sorge dafür tragen sollten, dass ein Studiengang „studierbar“ bleibt.

Lühken: Ich möchte zu dieser Frage die Voraussetzung betonen und einfordern: Wir alle 50.000 bekommen, übernehmen und tragen Verantwortung für eine gute Lehre und gute Studienbedingungen!

„Es freut mich sehr, dass der Dialog als ein Kernelement besonders hervorgehoben wird“

5. Was ermöglicht dieses Leitbild? Was würde es ohne es nicht geben?

Brauch: Die technokratisch anmutende Antwort lautet: Ohne existierendes Leitbild hätten wir als Universität nicht das Recht auf Selbstakkreditierung unserer Studiengänge erhalten – denn Universitäten sind heute zu einem Leitbild für Lehre und Studium verpflichtet. Die schönere Antwort lautet: Dass wir ein Leitbild Lehre und Studium haben müssen, hat uns dazu gebracht, in dem schnelllebigen Unialltag innezuhalten und den „Zukunftsdialog Lehre“ überhaupt zu führen. Das war herausfordernd und anstrengend, aber wir haben uns darüber verständigt, was uns als Universitätsgemeinschaft in Lehre und Studium wirklich wichtig ist. Auch damit wir dem Anspruch eines zukunftsfähigen Studiums gerecht werden.

Schwed: Das Leitbild ist eine gemeinsame Verständigung darüber, wie gute Lehre gelingen kann und welche Voraussetzungen dafür gelten sollten. Ohne ein Leitbild würde diese Grundlage fehlen. Das Leitbild betont, dass die Goethe-Uni die Beteiligung aller an der Gestaltung von Lehre und Studium fördert.

Lühken: Gerade an einer großen Universität muss an gemeinsamen Strängen gezogen werden, damit Lehre und Studium in den Zielen und Inhalten organisierbar und erfolgreich durchführbar sind. Das Leitbild gibt uns diese Stränge an die Hand.

6. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was sollte jetzt mit diesem Leitbild geschehen?

Brauch: Ich wünsche mir, dass das neue Leitbild einen hohen Bekanntheitsgrad unter Lehrenden und Studierenden erhält. Denn nur dann beginnt es zu leben. Eine PDF-Datei mit dem Namen „Leitbild Lehre und Studium“, versteckt auf einer Webseite, bringt wenig. Mein Wunsch wäre auch, dass es gelingt, mit dem neuen Leitbild kritisch zu arbeiten – im Rahmen der Lehre und auch in den Verfahren zur Qualitätssicherung und -entwicklung unserer Studiengänge.

Schwed: Ich wünsche mir, dass das Leitbild bekannter gemacht wird, möglichst viele es zur Kenntnis nehmen und umsetzen: in Veranstaltungen, Seminaren und Vorlesungen. Vieles in der Lehre entspricht schon dem Leitbild, aber seine bewusste Verknüpfung mit Lehrveranstaltungen ist nicht immer sofort zu erkennen. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft sich alle Lehrende und Studierende in der Goethe-Uni auf das Leitbild berufen können.

Lühken: Mein Wunsch: Mit reflektiertem Geist und offenem Herzen für die Goethe-Gemeinschaft das Leitbild Lehre und Studium lesen und für sich wirken lassen!

Fragen: pb

(Warum) braucht die Goethe-Universität ein Leitbild für Lehre?

Am Anfang des Prozesses „Zukunftsdialog Lehre“ gaben sechs Teilnehmer*innen Auskunft, was sie davon erwarten: Till Arnold und Yasmine Goldhorn studieren an der Goethe-Universität. Maximilian Brauch ist Referent für Studiengangentwicklung. Dr. Markus Lindner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnologie. Professorin Dr. Mirjam Minor ist Professorin für Wirtschaftsinformatik. Und Professorin Christiane Thompson ist Vizepräsidentin für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung.

Was ist das Geheimnis guter Lehre?

Was verstehen Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität unter „guter Lehre“? Was macht Lehrenden selbst Spaß, wie erleben sie das Miteinander mit den Studierenden? Dazu hat das Mitarbeitermagazin GoetheSpektrum im Jahr 2023 Lehrende befragt – zum Beispiel den Literaturwissenschaftler Prof. Roland Borgards und die Biologin Dr. Bianca Bertulat.

„Wir wollten etwas Bewegtes und Bewegliches schaffen“

Prof. Roland Borgards hat mit seiner Kollegin Esther Köhring im Sommersemester 2023 ein Experiment gewagt – und die übliche Ringvorlesung als Gespräche mit Lesungen konzipiert. Zu den »Gesprächen über Ludwig Tieck« waren jeweils zwei Expert*innen geladen, moderiert haben Borgards und Köhring selbst.

Roland Bogards, Professor für Neuere deutsche Literatur vom 18. Jahrhundert
bis zur Gegenwart am Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik

Foto: Stefanie Wetzel

Herr Borgards, was hat Sie dazu bewegt, die Vorlesung durch moderierte Gespräche und Lesungen zu ersetzen?

Roland Borgards: Ausgangspunkt waren für uns drei Überlegungen: Zum einen ist Tieck ein Autor, der zum Gespräch auffordert, zur Vielstimmigkeit, zum Dialog. Wir haben also gedacht: Tieck hätte sich über das Format bestimmt gefreut. Zum anderen wollten wir auch für die Zuhörenden – eine erfreulich heterogene Gruppe von Studierenden, Interessierten, Forschenden – etwas Bewegtes und Bewegliches schaffen: nicht den fertigen Fachvortrag, sondern die offene Debatte. Und schließlich wollten wir für uns selbst auch etwas Neues ausprobieren, uns aus den erprobten Bahnen hinausbewegen, gewissermaßen ein Verfahren der Selbsterfrischung.

Wissen Sie, wie die Gesprächsreihe bei den Studierenden ankam?

Bewährt hat sich dieses Verfahren für alle drei Beteiligten: für Tiecks Texte, für die Zuhörenden und für die ins Gespräch Involvierten. Die Studierenden haben das zum einen in ihrer konzentrierten und konstanten Art gezeigt, in der sie bei allen sechs Gesprächen dabei waren. Besonders deutlich wurde dies aber in einem anschließenden Seminar, in dem wir in einer relativ kleinen Gruppe von etwas mehr als 10 Studierenden noch einmal zu den Tieck-Texten und den Gesprächen zurückgekommen sind. Hier merkte man nicht nur, dass diese Gespräche aufmerksam mitverfolgt wurden, sondern dass sie sofort auch das eigene Sprechen über die literarischen Texte befeuern und bereichern konnten. Denn genau dies hat das Format ja vorgeführt: dass ein literarischer Text nicht einfach etwas ist, über das ich etwas wissen kann (oder soll oder muss), sondern etwas, das mich zum Sprechen, Diskutieren, Nachdenken, Formulieren bringen soll. Literarische Texte sind inspirierende Redeanlässe, die ergriffen werden wollen. ›Sprich über mich!‹ Das rufen uns diese Texte zu.
„… Es geht im Grunde darum, die Planung und das Unplanbare miteinander zu verbinden, und dies in einer hochgradig dialogischen und den gegenwärtigen Augenblick betonenden Situation“: Die musikalische Improvisation inspiriert den Saxophonspieler Roland Borgards bei der Vorbereitung seiner Lehrveranstaltungen (Foto: Jens Thekkeveettil/Unplash)

Wie haben Sie selbst gelernt zu lehren?

Eine Tätigkeit, die mich inspiriert hat und noch immer weiter inspiriert, ist die Improvisation. Ich bin nebenher Saxophonist, spiele Jazz und auch Freie Improvisation. Das hat großen Einfluss auf meine Lehre. Musikalisch geht es im Grunde darum, die Planung und das Unplanbare miteinander zu verbinden, und dies in einer hochgradig dialogischen und den gegenwärtigen Augenblick betonenden Situation. So bereite ich Seminarsitzungen (und auch Vorlesungen) vor: Ich überlege mir sehr genau, was ich will, ich spiele unterschiedliche Dinge durch (vom Instrument her gesprochen: ich übe), und je besser ich vorbereitet bin, desto freier kann ich dann in der Situation mit dem Vorbereiteten umgehen, desto weiter kann ich mich davon wegbewegen, desto genauer kann ich hinhören, was die Studierenden einbringen, desto mehr kann es ein gemeinsames Spiel werden. Wenn schon Jazz-Band, dann sind auch alle Teilnehmenden des Seminars Teil der Band. Aber um es noch einmal zu betonen: Diese Improvisation ist in ihren Ergebnissen nicht vager als andere Formen der Lehre, sondern häufig sehr viel präziser. Und sie ist auf jeden Fall deutlich partizipativer.

Was wollten Sie Ihren Studierenden immer schon einmal sagen?

Alles, was ich meinen Studierenden sagen will, sage ich Ihnen auch immer wieder: Studieren ist Arbeit, macht aber Spaß! Schreiben und interpretieren lässt sich lernen! Literatur ist eine großartige Sache! Es ist völlig in Ordnung, manche Dinge erst einmal nicht oder auch überhaupt nie zu verstehen (ich selbst mag es eigentlich ganz gern, wenn ich ab und zu etwas nicht verstehe)! Seien Sie engagiert! Die Universität ist ein Raum der Möglichkeiten: Nutzen Sie ihn!

Fragen: pb

„Ich bin ein großer Fan von Simulationen“

Dr. Bianca Bertulat ist wissenschaftliche Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums Natur- und Lebenswissenschaften. Für ihre innovative, kreative und engagierte Arbeit hat sie 2023 den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre erhalten. 

Bianca Bertulat, Wissenschaftliche Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums
Natur- und Lebenswissenschaften

Foto: privat

Frau Bertulat, was können Studierende bei Ihnen lernen?

Bianca Bertulat: Ich hoffe, sie nehmen mit, dass Wissenschaft, Lernen und Sich-neuen-Dingen-Nähern Spaß macht. Dass mehr oder weniger alles ineinandergreift und es daher sinnvoll ist, auch über das eigene Fach hinauszuschauen. Genau das vermitteln zum Beispiel die interdisziplinären Praxisprojekte des Goethe-Orientierungsstudiums, die ich jeweils im Sommer betreue. Hier macht es besonders viel Spaß zu erleben, wie viel Kreativität in den Studierenden steckt und mit welcher Begeisterung die Teams ihre Ideen verfolgen. Speziell das Praxisprojekt »Extremwetter« ist ein Dauerbrenner, der in diesem Sommersemester in die vierte Runde gehen wird.

Welche Lehrmethoden setzten Sie am liebsten ein?

Ich bin ein großer Fan von Simulationen, problemorientiertem Lernen und Workshops. Kurz: alle Formate, bei denen Lernende und Lehrende in den Austausch kommen. Allerdings stehen und fallen viele dieser Formate mit der Bereitschaft der Teilnehmenden, sich einzubringen. Doch wenn das funktioniert bzw. beginnt zu funktionieren, ist es für beide Seite enorm bereichernd. Es ist immer wieder schön, wenn die Studierenden erkennen, wie viel sie selbst zum Gelingen einer Veranstaltung beitragen und dass Fragenstellen immer völlig in Ordnung ist.

Wann macht Lehre Ihnen Spaß?

Eigentlich immer. Es macht Spaß, ein neues Konzept umzusetzen, es macht Spaß, Etabliertes immer weiter zu optimieren, und es hat seinen Reiz, mit Unvorhergesehenem umzugehen. Doch am meisten macht es Spaß, wenn die Studierenden neue Erfahrungen mitnehmen oder innerhalb eines Semesters geradezu über sich hinauswachsen. Als Koordinatorin im B.Sc./ B.A. Natur- und Lebenswissenschaften darf ich diesen Quantensprung vom ersten ins dritte Semester aus nächster Nähe erleben – also von der Orientierungsphase mit ihren Unsicherheiten und Zweifeln bis zum Start in die Studienrichtung, wenn Studierende »ihr« Fach gefunden haben. Da ist es immer wieder schön, wenn Studierende voller Überzeugung in ihrer Disziplin durchstarten und sich die Team-Anstrengung in der Orientierungsphase auch für alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen aus den fünf Fachbereichen lohnt.

Was frustriert Sie manchmal in der Lehre?

Ich finde es immer etwas schade, wenn Studierende Lehrformate nicht voll ausschöpfen. Wenn zum Beispiel zu einer Ringvorlesung im Wintersemester gegen Ende immer weniger Teilnehmende kommen oder in einer Diskussionsrunde kaum Fragen gestellt werden. Oder ich Texte lesen und kommentieren muss, bei denen es sich anfühlt, als seien sie zwischen zwei Werbepausen beim Telefonieren geschrieben worden. Da kommt dann auch schon mal von mir ein: »Bitte überarbeiten, so lese ich das nicht«.

Wie haben Sie selbst gelernt zu lehren?

Ich hatte das große Glück, selbst viele gute Vorbilder in der Lehre zu haben … und ein paar fürchterliche. Im Ganzen hat das sehr geholfen, denn natürlich imitiert man, was einem selbst gefällt (zum Beispiel die eigene Begeisterung zeigen und auf unterschiedliche Arten Interesse wecken) und vermeidet, was man als schrecklich empfunden hat (zum Beispiel Leute für »dumme« Fragen bloßstellen). Doch letztendlich ist für mich das Lehren lernen nie abgeschlossen. Ich lerne ständig von den Studierenden und Kollegen.

Was wollten Sie Ihren Studierenden immer schon einmal sagen?

Habt Spaß, und wenn ihr euer »Ding« gefunden habt und dafür brennt, dann lasst euch nicht von einzelnen Veranstaltungen auf dem Weg einreden, dass ihr es nicht könnt. Sucht das Werkzeug, das euch hilft, diese Nuss zu knacken, und bleibt einfach dran. Es lohnt sich!

Fragen: pb

Foto: Elke Födisch

Gütesiegel für das Qualitätsmanagementsystem

Die Goethe-Universität kann auch weiterhin eigenständig über die Einführung neuer und die Weiterentwicklung bestehender Studiengänge entscheiden und die Qualität ihrer Studienprogramme zertifizieren. Das sogenannte „Selbstakkreditierungsrecht“ wurde ihr im März 2024 vom nationalen Akkreditierungsrat durch die erfolgreiche Systemreakkreditierung erneut erteilt. Der Entscheidung vorangegangen war ein über zweijähriger intensiver interner Reflexions- und externer Begutachtungsprozess.

Wer verpflichtet eigentlich die Goethe-Universität zur Akkreditierung und wer definiert die externen Anforderungen? Die Notwendigkeit zur Akkreditierung von Studiengängen ergibt sich durch gesetzliche Regelungen und Vorgaben, u. a. durch das Hessische Hochschulgesetz. Die Qualitätsanforderungen werden wesentlich von dem hierfür in Deutschland zuständigen Akkreditierungsrat mit Sitz in Bonn definiert und nachgehalten. Hochschulen können zwischen Programmakkreditierungen, bei denen alle Studiengänge einzeln extern akkreditiert werden, und einer Systemakkreditierung wählen.

Die Goethe-Universität ist systemakkreditiert. Was bedeutet das? Die „Systemakkreditierung“ einer Hochschule bestätigt, dass ein geschlossenes System ineinandergreifender Instrumente und Maßnahmen im Bereich Studium und Lehre vorhanden und geeignet ist, die externen Qualitätsanforderungen an Studiengänge zu sichern. Mit der Systemakkreditierung 2016 bzw. der erfolgreichen Systemreakkreditierung 2023/24 erhielt die Goethe-Universität das Recht, ihre Studiengänge bis Ende September 2030 eigenständig zu (re-)akkreditieren und stellvertretend das Prüfsiegel des Akkreditierungsrats zu verleihen. Im März 2024 hatte der Akkreditierungsrat der Goethe-Universität dieses Recht offiziell und mit dem Hinweis „ohne Auflagen“ bestätigt; damit wurde der 2022 begonnene Begutachtungsprozess ohne Monita abgeschlossen.

Meinungsvielfalt als Ausweis kreativer Unruhe

Die ursprüngliche Entscheidung für die Systemakkreditierung und mithin gegen einzelne Programmakkreditierungen war für die Goethe-Universität verbunden mit weitergehenden Zielsetzungen, so etwa dem Gewinn an Autonomie und Selbststeuerungsfähigkeit und der Absicht, in den nachhaltigen Ausbau der eigenen Strukturen zu investieren. Die Bestandsaufnahme zu Beginn des Verfahrens der Systemreakkreditierung im Jahr 2022 hat nun gezeigt, dass seit 2016 die Passfähigkeit der Instrumente und Prozesse für eine flexible Anpassung der Curricula kontinuierlich verbessert wurden und partizipative und dialogorientierte Verfahren der Qualitätssicherung entstanden sind, die die Fachbereiche unterstützen.

Das zentrale Scharnier des Qualitätsmanagementsystems der Goethe-Universität ist die universitätsinterne Akkreditierungskommission: Sie nimmt das Selbstakkreditierungsrecht auf Studiengangebene wahr und gewährleistet so die Umsetzung der externen Anforderungen, aber auch die (z. B. im neuen Leitbild Lehre und Studium definierten) internen Ansprüche an die Qualität der Studiengänge. Das Gremium trifft Entscheidungen zur Akkreditierung und Reakkreditierung, spricht Auflagen und Empfehlungen aus und überprüft deren Erfüllung.

Interne Kommission feiert 10-jähriges Jubiläum

Dass das Qualitätsmanagementsystem im Bereich Studium und Lehre eine so hohe Akzeptanz durch die Mitglieder der Hochschule erfährt, ist ganz wesentlich das Verdienst der Akkreditierungskommission. In ihr sitzen Vertreter*innen aller Fachkulturen, darunter auch Studierende, und prüfen die Curricula auf ihre Praxistauglichkeit. Dass hier mitunter unterschiedliche Auffassungen aufeinanderprallen, ist Ausweis einer kreativen Unruhe, die alle Beteiligten als wesentliche Voraussetzung für den Verbesserungsprozess ansehen. Die Wertschätzung gegenüber der Akkreditierungskommission als unabhängige Entscheidungsinstanz beruht dabei auf ihrer konsistenten Spruchpraxis und auf der Einbindung aller Fachbereiche und Statusgruppen, die als Multiplikator*innen von good-practice-Beispielen in die Fachbereiche hineinwirken. Die systematische Diskussion und Reflexion von Bedingungen, unter denen Studium und Lehre gelingen können, ist somit Garant für das organisationale Lernen der Goethe-Universität. Dass nun die Akkreditierungskommission im Jahr 2023 ihr zehnjähriges Jubiliäum feiert, fügt sich wunderbar in den Reigen der für den Bereich Studium und Lehre erfreulichen Ereignisse dieses Jahres.

Selbstverständnis für Studium und Lehre gestärkt

Wie lässt sich illustrieren, dass auch das Verfahren der Systemreakkreditierung selbst das Selbstverständnis der Hochschule für den Bereich Studium und Lehre gestärkt hat? Das mehrstufige Verfahren der Systemreakkreditierung bot zahlreiche Reflexionsanlässe, beispielsweise als

  • die Selbstdokumentation des Gesamtsystems erarbeitet wurde
  • Materialien entwickelt wurden, die die Wirksamkeit der Verfahren und Instrumente auf Studiengangebene dokumentieren
  • ein Austausch mit externen Gutachter*innen im Rahmen von zwei komplexen Begehungen stattfand
  • eine Stellungnahme zur gutachterlichen Bewertung abgegeben wurde
  • das Verfahren durch ein statusgruppenübergreifend besetztes Dialogforum kritisch begleitet wurde.


Zu den Mitstreitern und Mitstreiterinnen des Qualitätsmanagement-Systems (QM-System), die dessen Stärken und Verbesserungspotentiale in verschiedenen Gesprächsrunden erörterten, gehörten das Präsidium, Studierende, Lehrende, die Akkreditierungskommission, Studiendekanate, Studienkommissionen, die Senatskommission Studium und Lehre, Prüfungsämter, das Interdisziplinäre Kolleg Hochschuldidaktik sowie Referent*innen für Studium und Lehre, der Strategischen Organisations- und Qualitätsentwicklung, des Gleichstellungsbüros und des Bereichs Studium Lehre Internationales. Die besondere Rolle des intensiven Austauschs im Zuge der Vorbereitung der Begehung des nationalen Akkreditierungsrats beschreibt Prof. Christiane Thompson, die als Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung die Systemreakkreditierung verantwortet und vorangetrieben hat: „Allein die zahlreichen Gesprächsformate zur Vorbereitung und Begleitung des Verfahrens zeigen, wie toll und fokussiert das Zusammenspiel der Akteurinnen und Akteure und die gemeinsame Verständigung über Qualitätsziele im Bereich Studium und Lehre an der Goethe-Universität funktionieren. Es ist zweifellos gelungen, eine Kultur zu schaffen, die von einem breiten Qualitätsbewusstsein in der Hochschule getragen wird.“

Erfolgreiches Zusammenspiel der Instrumente

Und mehr noch – die Austauschforen sollten zugleich als Katalysator für notwendige normative Regelungen, für strategische Zielsetzungen und operative Maßnahmen in der Goethe-Universität fungieren. Und tatsächlich bildeten sie den Ausgangspunkt für folgende, zum Teil wesentliche Prozesse:

  • normativ: die Novellierung der Evaluationssatzung
  • strategisch: die Entwicklung eines neuen Leitbilds Lehre & Studium
  • operativ: Konkretisierungen im Handbuch Qualitätsmanagement.


All diese verschiedenen, aber in sich verzahnten Prozesse sind Ausweis eines langjährig etablierten Qualitätsmanagementsystems und begründen zugleich dessen signifikante Weiterentwicklung im Jahr 2023.

In seinem Abschlussbericht würdigt das externe Gutachter*innengremium das erfolgreiche Zusammenspiel dieser verschiedenen Prozesse. Das Gremium attestiert der Goethe-Universität zudem ein Qualitätsverständnis, das den Dialog und die Beteiligung aller relevanten Akteurinnen und Akteure, vor allem auch der Studierenden, hochschätzt und zugleich den Fachbereichen ein hohes Maß an Selbstverantwortung einräumt. Die Selbstverantwortung der Fachbereiche, so die Gutachter, zeige sich an der erfolgreichen Arbeit der Studienkommissionen. Die Goethe-Universität verfügt aus Sicht der Gutachter*innen über ein sehr gut aufgestelltes dynamisches QM-System, welches von allen Akteuren getragen wird.

Gerd Helm

Koordinator Systemreakkreditierung

Illustration: Teaching at Goethe-University, AI-generated/studium digitale

Schreibt Künstliche Intelligenz künftig meine wissenschaftlichen Texte?

Das Sprachmodell ChatGPT des Unternehmens Open AI machte Ende 2022 den Anfang, inzwischen gibt es weitere Chatbots, die wissenschaftliches Arbeiten scheinbar zum Kinderspiel machen – mit Folgen für Studium, Lehre und auch Forschung. Die Goethe-Universität hat auf diese Entwicklung zügig reagiert – etwa indem sie die Arbeitsgruppe Generative KI eingerichtet hat. Wie erkundet die AG die Folgen der KI für die Universität? Und wie gehen die Studierenden mit KI um? Drei Gespräche geben Aufschluss.

„Unser Erfolg wird sich daran messen, ob wir einen ,Use Case‘ hinbekommen“

Die Arbeitsgruppe Generative KI erforscht die Folgen von KI für die Goethe-Universität. Die beiden studiumdigitale-Mitarbeiter*innen der AG Julia Schmitt und Dr. David Weiß, der zugleich auch der Leiter der AG ist, geben Auskunft darüber, warum Technologie-Ausrollen allein nicht reicht und es wichtig ist, im KI-Hype nicht die Ruhe zu verlieren.

David Weiß
Julia Schmitt
studiumdigitale-Mitarbeiter*innen der Arbeitsgruppe Generative KI
David Weiß ist Leiter der AG

Fotos: Gregor Brinkmeier/studiumdigitale

„Nicht verbieten, sondern experimentieren!“ hat Nora Hoffmann, Leiterin der GU-Schreibwerkstatt, zum Umgang mit ChatGTP kurz nach dessen Veröffentlichung empfohlen. Ist das auch die Haltung, mit der die AG Generative KI gegründet worden ist?

Dr. David Weiß: Ja, diese Kernaussage war das Wichtigste am Anfang unserer AG. Sie hat für alle Lehrenden Klarheit geschaffen, wie die Goethe-Uni zu dem Thema steht. Bei anderen hessischen Universitäten gab es nämlich durchaus erst mal Zurückhaltung oder auch Einwände. Das fanden wir aber den falschen Ansatz.

Julia Schmitt: Wir gingen davon aus: Die KI, die da ist, wird so oder so genutzt werden. Deswegen wurde auf Initiative von Frau Professorin Thompson, der Vizepräsidentin für Studium und Lehre, die AG KI ins Leben gerufen – und zwar aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Statusgruppen. Wir haben also auch Studiendekane und Studierende mit dabei.

Weiß: Gemeinsam haben wir dann festgehalten: KI muss als Technologie aufgegriffen werden und wir müssen schauen, was das für die Lehre und für die Universität insgesamt zukünftig bedeuten kann. Mit dieser Haltung sind wir losmarschiert und haben im ersten Schritt eine Handreichung für Lehrende und für Studierende verfasst. Dabei haben wir versucht, die Ängste und Vorbehalte bei den Lehrenden oder Studierenden aufzugreifen. Kann ich KI in meiner Abschlussarbeit verwenden? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Wie muss ich das markieren? Das sind Fragen unter den Studierenden. Und die Lehrenden fragen etwa: Kann ich KI auch verbieten, wenn es etwa sinnvoll ist, dass Studierende Dinge von sich aus heraus entwickeln? Diese Fragestellungen haben wir in den Handreichungen zusammengeführt und mit einer FAQ auch ständig erweitert. Zum Beispiel „Wo kann KI in der Lehre unterstützen?“

Schmitt: Die Handreichung, die dann im September 2023 online gegangen ist, wurde vom Hochschulforum für Digitalisierung (der bundesweite Think-&-Do-Tank „Hochschulforum Digitalisierung“ ist eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes, des CHE Centrums für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Red.) übrigens als eines von vier Best-Practice-Beispielen von deutschen Universitäten genannt. Unter anderem auch, weil wir die Empfehlungen nicht nur an die Lehrenden, sondern explizit auch an die Studierenden adressiert haben.

„Die Zukunft ist eben schon da, aber sie ist halt nicht gleich verteilt“

In die Handreichungen haben Sie auch Tipps zur KI-Nutzung anderer Universitäten aufgegriffen. Gab es gewissermaßen eine Zusammenarbeit der Willigen?

Weiß: Sie sprechen etwas an, das aus meiner Perspektive tatsächlich der Fall ist: Dass Universitäten zunehmend zusammenarbeiten, das ist eine gute Bewegung. Corona hat den Anfang dazu gemacht. Damals ging es ja darum, die Lehre quasi von heute auf morgen auf online umzubauen. Ohne das hessenweite Projekt „Hessen Hub“ zum Beispiel wäre das nicht so gut gelaufen. Wir haben gemerkt, dass alle dasselbe Problem haben und wir uns an zwölf Hochschulen gegenseitig unterstützen können. Das hat sich jetzt beim KI-Thema wieder gezeigt. So ist eine KI-Impulsreihe entstanden, also Vorträge von Expertinnen, die jetzt unter hessenhub.de zu finden sind.

Diese Empfehlungen sind ein erster Schritt. Was kam danach?

Schmitt: Wir haben Veranstaltungen mitgestaltet und zum Beispiel einen Studiendekane-Fachtag komplett dem Thema generative KI und den Handreichungen gewidmet. Wir sind aber auch in die Fachbereiche und haben gefragt: Wo brennt gerade der Schuh? Wo findet KI schon statt, wo gibt es in den nächsten Monaten Entwicklungspotenziale, und wo braucht man Unterstützung?

Und wo brannte es dann?

Weiß: Die Zukunft ist eben schon da, aber sie ist halt nicht gleich verteilt. Es gibt ein paar wenige Fachbereiche, die, was KI betrifft, voranschreiten. Wir hatten in der AG zum Beispiel eine Bachelorstudierende aus der Psychologie, die mit ihrer Betreuerin abgestimmt hat, in ihrer Bachelorarbeit KI zu verwenden. Die Studentin war schon sehr sensibilisiert, hat vor der Arbeit Regeln benannt, welche Tools sie unter welchen Aspekten verwenden darf.

Schmitt: Andererseits gibt es Lehrende, die bis jetzt mit dem Thema noch gar nicht viel gemacht haben, dann eine Klausur oder eine Abschlussarbeit lesen und ihnen etwas komisch vorkommt. Dann muss gemeinsam mit den Prüfungsämtern im Einzelfall entschieden werden, ob ein Täuschungsversuch vorliegt. Noch gibt es KIs, die das erkennen können, auch wenn sie oft falsche Ergebnisse liefern. Wenn man aber sieht, wie schnell sich KI-Systeme entwickeln, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Täuschungsversuche gar nicht mehr erkennbar sind. Der Hauptknackpunkt für die Lehrenden ist also diese Unsicherheit, ob und wie Studierende KI verwenden und ob sie es zulassen sollen. Da sind Lehrende – solange dieses Thema noch europaweit diskutiert wird – im Moment noch ziemlich auf sich gestellt. Die Frage ist auch, wann ist was ein Plagiat? Das ist wahrscheinlich ganz schwer zu beantworten.

Weiß: Und gleichzeitig hängen von dieser Einschätzung aber Karrieren- oder Lebensbiografien ab.

„Für die Recherche scheint KI ein super Hilfsmittel zu sein“

Was bedeutet es für die AG, dass Fächer unterschiedlich mit KI umgehen?

Weiß: Auch wenn KI so ein Hype-Thema ist, darf man sich nicht so sehr unter Druck setzen lassen. Alleine mit Chat GPT könnten wir uns Jahre, ja Jahrzehnte austoben, um allen Fragestellungen, die wir haben, nachzugehen. Wir gehen bei studiumdigitale nach dem SMS-Prozess vor, also nach dem Verfahren Scouting, Maturing und Service. Wir sind gerade in der Scouting-Phase. Wir versuchen also zunächst, in einer Community mit einem Tool-Lab Best-Practice-Beispiele aufzubauen. In meiner Lehrveranstaltung in der Informatik lasse ich zum Beispiel KI Teil der Lehre werden. Im Vorfeld nenne ich die Regeln für die Tools: Es darf alles genutzt werden, aber es muss eben kommuniziert werden. Wir lassen die Aufgabe einmal mit KI lösen, einmal lösen wir sie alleine und sprechen dann darüber: Wo sind Ergebnisse dabei rausgekommen, die absolut danebenlagen, wo gab es aber auch Ergebnisse, die eine neue Erkenntnis gegeben haben? Jemand aus der Geografie-Didaktik setzt jetzt dasselbe, was ich mit acht Teilnehmern umgesetzt habe, mit 120 Studierenden um.

Wie waren die ersten Erfahrungen mit der KI – enttäuschend oder inspirierend?

Weiß: In meinem Seminar ist die Erfahrung überwiegend inspirierend, aber manchmal eben auch enttäuschend. Für die Recherche scheint KI ein super Hilfsmittel zu sein: Sie hat nämlich gerade da, wo man noch nicht den Überblick hat, den Kontext eines sehr breiten Themenfelds im Fokus. Gerade in der Forschung gibt es sehr viele Möglichkeiten, neue Zusammenhänge zwischen Arbeiten zu sehen, die vielleicht so vorher nicht da waren. ScienceOS ist so eine Plattform: Auf eine Forschungsfrage liefert sie Antworten mit den dazugehörigen Quellen. An denen kann man sich quasi entlanghangeln und die eigene Forschungsfrage schleifen.

Schmitt: KI kann auch beim Schreiben helfen, dazu bietet studiumdigitale-Workshops für Lehrende und das Schreibzentrum für Studierende an.

Funktioniert KI als Sparringspartner im Schreibprozess?

Schmitt: Gerade bei Studierenden ist es ja oft ein Problem, mit einem leeren Blatt zu starten. Mit der KI kann ich im Prinzip erstmal jemanden losschicken, der für mich das Eis bricht. Und im Grunde spielt es auch keine Rolle mehr, in welcher Sprache ich ein Paper bekomme, ich kann es mir direkt übersetzen lassen. Das Übersetzen von Sprache, zumindest bei den Hauptsprachen, kann wirklich als gelöstes Problem angesehen werden. Und ich kann mir auch Fachsprachen so übersetzen lassen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit verständlich sind. Allerdings muss man das auch immer nochmal kritisch reflektieren...

Wie war das in Ihrem Seminar: Wurde auf KI auch mal kritisch draufgeguckt?

Weiß: In meinem Seminar in Informatik habe ich wahrgenommen, dass mit dem Thema KI tatsächlich insgesamt mehr Austausch stattfindet. Bislang kamen Diskussionen in Präsenz schwerer in Gang. KI ist eher ein stellvertretendes Thema geworden. Einigen Personen fällt es viel leichter, ins Gespräch zu kommen, nach dem Motto: Ich bin jetzt eigentlich gar nicht persönlich betroffen, sondern wir gucken uns mal den Prozess aus der KI-Geschichte an. Aber letztendlich redet man dann doch viel darüber, wie man eigentlich vorgeht, was gut ist und was nicht. Schon allein darin sehe eine große Chance. Diese Gespräche sind unabhängig davon, was die KI antwortet, Reflexionsprozesse. Da kommt einiges auf den Prüfstand.

Schmitt: Warum wir aber diese Community of Practise aufbauen wollen: Die Verwendung von KI sieht in jedem Fachbereich komplett anders aus. Wir müssen also die Frage, wie sinnvoll der Einsatz von KI ist, mindestens 16 Mal, also in allen Fachbereichen stellen. Viele denken nämlich, KI wirke überall gleich. Eine Informatikerin im Masterstudiengang kann aber mit KI einen Programmcode schreiben und kriegt direkt eine Auswertung zurück, die man dann auf Fehler untersuchen muss. Aber was macht Philosophie mit der KI?

Wenn jedes Fach prüfen muss, wo KI sinnvoll ist und wo nicht, dann braucht es Zeit, bis differenzierte Antworten vorliegen.

Weiß: Ja. Denn es geht ja so weit, dass man nicht nur nach der Bedeutung von KI für ein Fach gucken muss, sondern es gibt mittlerweile auch KIs, die ich lokal auf meinem Rechner haben kann. Denen gebe ich nur meine Literatursammlung oder meine Seminaraufzeichnungen ein, um Zusammenfassungen zu bekommen. Allerdings gibt es auf der technischen Seite natürlich auch noch riesige Baustellen. Man hat im Moment Anbieter mit fragwürdigen Quellen. Und wenn ich zum Beispiel Texte eines Kollegen eingegeben habe, spielt der Datenschutz auch eine Rolle.

„Es kann sein, dass KI tatsächlich auf Ideen kommt, die wir so gar nicht im Überblick haben“

Kann sicher sein, dass meine privaten Dokumente und die Veröffentlichungen von Kollegen, die rechtlich geschützt sind, nicht weiterverwendet werden?

Weiß: Eben nicht. Da geht es um das Thema Urheberrecht, aber auch um Datenschutz. Aber noch einmal zur Frage, was KI in einzelnen Bereichen bringt … Es kann sein, dass KI tatsächlich auf Ideen kommt, die wir so gar nicht im Überblick haben, weil die KI viel mehr gelesen hat als wir. Es kann aber auch sein, dass es sich tatsächlich nur um einen warmen Aufguss handelt von vielen Dingen, also Antworten, die schon einmal gegeben worden sind. Das ist eine Fragestellung, die man wirklich nur pro Fach beantworten kann. Das müssen wir entlarven und auch im Auge behalten.

Hat KI schon lang- und mittelfristig Konsequenzen für Studiengänge?

Weiß: Zum einen entstehen gerade an der Goethe-Universität interdisziplinäre Studiengänge zum Thema KI, etwa aus dem Projekt ALI. Zudem werden sich andere Studiengänge mit ihren Anforderungen anpassen müssen. Da wird sich einiges bewegen. Definitiv.

In Ihren Handreichungen sprechen Sie auch ethische Aspekte an...

Weiß: Darunter fällt natürlich, dass man offenlegt, mit einer KI gearbeitet zu haben. Schmitt: Es geht aber auch vor allen Dingen um Zugänge zu den Tools. Wer kann denn jetzt auf dieses Tool zugreifen? Wer hat die beste Version? Wer kann nur eine alte nutzen, weil sie eben kostenfrei ist? Es geht um Ressourcenverteilung und Zugänglichkeit – mit Folgen für unser Bildungssystem. Unter ethische Aspekte fällt aber auch, dass ältere Literatur, die noch nicht digitalisiert worden ist, nicht abgebildet wird. Was macht also die KI mit unserem Weltverstehen und mit unserem Weltwissen?

Eine ethische Frage ist außerdem, inwieweit Frauen oder kleine Gruppen in der Gesellschaft weniger oder gar nicht repräsentiert werden. Ein einfaches Beispiel: Eine Prompting-Strategie ist es, dass man ChatGPT sagt, stell dir vor, du bist ein Informatiker mit 20 Jahren Berufserfahrung. Du hast in JavaScript programmiert. Schreib mir jetzt einen Code zum Thema XY. Dann kriege ich einen Programmcode geliefert. Wenn ich aber eingebe, du bist eine Informatikerin mit 20 Jahren Berufserfahrung, und erfrage dann denselben Programmcode, gibt es schlechtere Ergebnisse, also auf einem einfacheren Niveau.

„Man kann also nicht nur die Technologie ausrollen, man muss auf Akzeptanz achten“

Die großen Anbieter haben aber doch, was das „Minderheitenproblem“ betrifft, schon versucht, nachzujustieren...

Weiß: Es wird sich aber erst in den nächsten Monaten und Jahren zeigen, ob es dazu wirklich neue Technologien gibt. Denn die bestehende Technologie gibt es gar nicht her, differenzierter zu werden. Und das ist ja auch für die Forschung immens wichtig: Sie lebt ja davon, dass Resultate reproduzierbar sind, also nicht morgen anders ausfallen als heute. Dafür müssen neue Technologien erfunden oder auch kombiniert werden.

Egal wie die Fächerkultur ist: Der professionelle und kritische Umgang mit KI gehört dann wohl in jeden Studiengang...

Weiß: Kein Studierender kann sagen, ich will nichts damit zu tun haben. Und für uns gibt es geradezu die Verpflichtung, darin ausbilden – sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden. Im Grunde ist das nochmal eine neue Medienkompetenzwelle.

Während Sie ausbilden wollen, entwickelt sich die KI aber immer schon weiter...

Weiß: Das ist ja die Schwierigkeit: Studierenden Prompt-Engineering beizubringen, das sich während dieser Zeit verändert. Außerdem betreiben wir Mitglieder der AG diese Aufgabe ja auch neben unserem Alltagsgeschäft. Der Erfolg der AG wird sich also daran messen, ob wir uns auf ein paar wenige Baustellen konzentrieren, diese technisch, rechtlich und ethisch mal sauber durchexerzieren und einen „Use Case“, also einen repräsentativen Anwendungsfall, hinbekommen. Andere Hochschulen gehen da anders vor, haben zum Teil viel schneller Tools rausgebracht. Und die wurden dann aber nicht angenommen: Es gab Vorbehalte, rechtliche Konsequenzen und andere Probleme. Man kann also nicht nur die Technologie ausrollen, man muss auf Akzeptanz achten.

Schmitt: Unsere Community of Practice haben wir neuerdings in Form einer Webseite gestaltet. Diese GKI-Webseite ist dafür da, dass man sich als Lehrender und Studierender registrieren kann. In einem etwas fortgeschrittenerem Forum werden sich dann Lehrende und ein paar ausgewählte Studierende zu konkreten Tools und konkreten Lernszenarien austauschen können, das heißt nur denen geben wir die Tools frei. Und zwar eine Sammlung von Tools, die wir von studiumdigitale aus der AG heraus anbieten, die dann genutzt werden können, die quasi Goethe-Universität-approved sind. Wir wollen nach unserem Grundkonzept Scouting, Maturing, Service genau dieses Verfahren: „Wir werden gemeinsam kompetent im Umgang mit der KI“.

Was ist mit den Kosten?

Weiß: Das ist auch noch so eine offene Baustelle. Wir können überhaupt nicht abschätzen, wie sich die Kosten entwickeln. Aber theoretisch kann eine einzige Person, die ihre auf ihrem Rechner abgelegte Texte in eine KI eingibt, dafür sorgen, dass das gesamte Kontingent aufgebraucht wird. Das müssen wir jetzt gut austesten. Denn erst dann können wir den nächsten Schritt tun, die KI für alle Studierenden zu öffnen. 43.000 Studierende, die KI potenziell nutzen, ist nämlich nochmal eine ganz andere Hausnummer. Am Ende steht dann vielleicht, dass wir Lizenzen für 16 kleine KIs einkaufen, die wir jeweils einem Fachbereich zur Verfügung stellen.

Gleichzeitig müssen wir darüber nachdenken, wo wir KI in bestehende Infrastrukturen, in Lernmanagementsysteme, also Moodle oder OLAT, integrieren. Und dann müssen wir auch fragen, an welcher Stelle wir vielleicht eigene Modelle auf eigener Hardware anbieten müssen, weil es um hochsensible Daten der Verwaltung geht, die auf gar keinen Fall die Universität verlassen dürfen. Da sind wir mit Herrn Schielein (der Chief Information Officer (CIO) der Universität, Red.) im Gespräch.

Zum Thema Nachhaltigkeit: Wie sieht es mit der Ressource Energie aus?

Weiß: Das ist vor allen Dingen ein Thema beim Trainieren dieser Modelle. Diese generischen Modelle, wie es eben ChatGPT auch ist, brauchen tatsächlich enorme Ressourcen. Andererseits ist es erstaunlich, wie schnell es beim Energieverbrauch Fortschritte gibt. Da arbeitet die Zeit ein Stück für uns. Aber auch das ist ein Thema, das wir mit Herrn Schielein besprechen und uns einig sind, auf Cloud-Infrastruktur zuzugreifen. Diese kann große Daten oder große Modelle viel effizienter handhaben. Es geht auch um Rechenzentren, die viel effizienter getrimmt sind als kleine, wie etwa unser Großrechenzentrum „Green Cube“. Auch das CSC (das Center for Scientific Computing der Goethe-Universität, Red.) hat Möglichkeiten. Außerdem gibt jetzt auch Bestrebungen des Landes Hessen, Infrastruktur etwa über hessian.AI (The Hessian Center for Artificial Intelligence, Red.) zur Verfügung zu stellen. Mittelfristig werden sich also Knotenpunkte bilden, wo man kurzzeitig viel Rechenpower anmieten kann.

Dann gibt es an der Goethe-Universität noch das C3S, das Center for critical computional studies, das diese digitale Zukunft mit kritischem Bewusstsein begleiten soll...

Weiß: Das C3S ist auch Mitglied in unser AG und nach der Anfangsphase stelle ich mir vor, dass wir bestimmte Themen an das C3S übergeben. Und das ist auch gut so. Als Universität müssen wir doch über die Dinge hinausdenken und sagen, wie nächste Schritt aussehen können. Zum Beispiel die Frage, welche Gedanken provoziert KI allein dadurch, dass sie in der Welt ist?

Ist geplant, das die AG für die Forschung des C3S empirische Daten liefert?

Weiß: Ja, die Community of Practice und die Tools könnten qualitativ beforscht und in Richtung Learning Analytics weitergedacht werden. Aber in Gänze ist KI ein Thema, das uns alle betrifft und nur gestemmt werden kann, wenn es von der Universitätsleitung bis hinunter zum letzten Mitarbeiter und zur letzten Mitarbeiterin mitgetragen und mitentwickelt wird.

Fragen: Pia Barth

Hier geht es zur Website der AG Generative KI.

Was KI über die AG Generative KI sagt

Was sind die Aufgaben der Arbeitsgruppe Generative KI an der Goethe-Universität? Der folgende Text wurde von einer KI auf Grundlage des Gesprächs verfasst, das Sie unter dem Titel „Unser Erfolg wird sich daran messen, ob wir einen ,Use Case‘ hinbekommen“ in der redaktionell bearbeiteten Fassung lesen können.

Im März 2023 wurde eine Arbeitsgruppe (AG) an der Goethe-Universität gegründet, um sich mit der Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in die Lehre zu beschäftigen. Diese AG besteht aus Mitgliedern verschiedener Fachdisziplinen und Statusgruppen, einschließlich Studierenden und Lehrenden.

Die Hauptaufgabe der AG bestand darin, eine Handreichung für Lehrende und Studierende zu entwickeln, um Klarheit und Handlungssicherheit im Umgang mit KI zu schaffen. Diese Handreichung wurde im September 2023 veröffentlicht und von Hochschulforum Digitalisierung (HFD) als eines der Best-Practice-Beispiele in Deutschland anerkannt.

Die AG hat sich darauf konzentriert, die Nutzung von KI in der Lehre zu fördern, indem sie Workshops und Veranstaltungen organisierte, um Lehrende und Studierende zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Ein besonderer Fokus lag auf der ethischen, didaktischen und rechtlichen Einordnung der KI-Nutzung.

Ein weiteres Ziel war es, eine Community of Practice aufzubauen, in der Lehrende und Studierende sich über ihre Erfahrungen austauschen und von Best Practices lernen können. Hierfür wurde eine spezielle Webseite eingerichtet, auf der sich Interessierte registrieren und an Diskussionen teilnehmen können.

Die AG plant, konkrete KI-Tools zur Verfügung zu stellen, die von Studium Digitale geprüft und freigegeben wurden. Diese sollen zunächst Lehrenden und ausgewählten Studierenden zugänglich gemacht werden, um deren Einsatz in der Praxis zu erproben und weiterzuentwickeln.

Langfristig strebt die AG an, die gewonnenen Erkenntnisse und erprobten Tools universitätsweit auszurollen und in bestehende Infrastrukturen wie Lernmanagementsysteme zu integrieren. Dabei wird auch die Zusammenarbeit mit dem C3S (das 2023 gegründete Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität forscht zu Wechselwirkungen von Digitalität und Demokratie und zu den Dynamiken des Wandels, Red.) und anderen relevanten Einrichtungen angestrebt, um die ethischen, didaktischen und technischen Aspekte der KI-Nutzung weiter zu erforschen und zu optimieren.

Zusammengefasst hat die AG im ersten Jahr ihrer Existenz wichtige Grundlagen geschaffen, um die Nutzung von KI in der Lehre an der Goethe-Universität zu fördern und gleichzeitig die damit verbundenen Herausforderungen zu adressieren.

Die folgende Form des Nachweises, wie KI genutzt wurde, entspricht den Handlungsempfehlungen der Goethe-Universität für den Einsatz von generativer KI in der Lehre:

KI-basiertes Hilfsmittel Einsatzform Betroffene Teile der Arbeit Bemerkung

Whisper-WebUI mit OpenAI/Whisper (Model: large-v2)

Transkription eines ca. einstündigen Audiomitschnitts eines Online-Interviews
Gesamte Arbeit
Die Berechnung fand lokal auf einem Laptop statt. Es gingen keine Daten an OpenAI

LobeChat mit OpenAI Anbindung (Model: GPT-4o)

Prompt: „bitte fasse folgendes Gespräch für einen Jahresbericht zusammen:“ + Transkript
Gesamte Arbeit
Alle Inhalte wurden mit OpenAI geteilt

Experimentieren, nicht verbieten

Wie umgehen mit ChatGPT? Anfang des Jahres 2023 befragte UniReport dazu die Leiterin des Schreibzentrums Dr. Nora Hoffmann und ihren Wissenschaftlichen Mitarbeiter Alexander Kaib. Beide hatten dazu eine klare Haltung: experimentieren, nicht verbieten.

Dr. Nora Hoffmann.

Foto: Picture People

ChatGPT ist spätestens seit Anfang des Jahres ein großes Thema für den Wissenschafts- und Bildungsbereich; wie schauen Sie als Schreibzentrum darauf?

Nora Hoffmann: Uns stört ein wenig die Panikmache, nach der Studierende künftig selbst keine Hausarbeiten mehr schreiben, nur noch betrügen. Das wäre aber eine unpassende Unterstellung – Studierende sehen vielfach durchaus den Nutzen des eigenen Schreibens zur Entwicklung eigener Gedanken und Argumentation. Die Idee, ChatGPT verbieten zu wollen, wäre zudem überhaupt nicht umsetzbar. Man könnte ja noch nicht mal nachweisen, ob der Bot bei der Erstellung eines Textes verwendet wurde. Natürlich besteht dieses Betrugsrisiko, aber auf der anderen Seite sollte es viel stärker darum gehen, dass dieses Programm uns auch neue Chancen eröffnet. Es wäre also sinnvoll, Studierende sowohl über die Grenzen bzw. Gefahren als auch über die Chancen zu informieren, sie ausprobieren und experimentieren zu lassen. Sie werden nämlich sicherlich im beruflichen Kontext künftig mit verschiedenen Formen von KI umgehen können müssen. KI-Literacy ist darüber hinaus eine Kompetenz, die sie für den wissenschaftlichen Bereich erlernen müssen, so, wie wir auch erwarten, dass sie beispielsweise mit Textverarbeitungs- oder Literaturverwaltungsprogrammen umgehen können. Sie damit allein zu lassen, wäre daher falsch.

Alexander Kaib: Für uns ist auch interessant, ChatGPT schreibwissenschaftlich und -didaktisch zu erforschen. Darüber weiß man bislang noch zu wenig. Die Frage, die ich mir stelle: Vermindert der Einsatz des Bots die Kreativität beim Schreiben oder verstärkt er sie sogar? Hilft er einem dabei, schnell auf neue Ideen zu kommen, wenn man sich z.B. Texte vorschlagen lässt, die ändert und überarbeitet? Oder werden umgekehrt die eigenen Ideen in bestimmte Bahnen gelenkt und man ist dadurch weniger kreativ? Ich kann mir beides vorstellen. Aus dieser Unentschiedenheit leitet sich unser wichtigster Ratschlag ab: Man sollte es mit Studierenden ausprobieren, schauen, wo es einem weiterhilft, mit Neugierde rangehen…

„In technisch-naturwissenschaftlichen Fächern soll der Einsatz von ChatGPT weiter verbreitet sein“

Haben Sie bereits Erfahrungswerte, wer überhaupt damit arbeitet?

Kaib: Bisher liegen uns nur Anekdoten von Tutor*innen und Workshop-Teilnehmenden vor. Da ist alles vertreten: Manche haben noch gar keine Erfahrungen damit gemacht, einige schauen kritisch drauf. Viele nutzen ChatGPT beim Schreiben auf Englisch. Eine Teilnehmerin berichtete davon, dass sie sich mit Erfolg die Gliederung ihrer Arbeit erstellen ließ. In technisch-naturwissenschaftlichen Fächern soll der Einsatz weiter verbreitet sein.

Betrifft es Geistes- und Naturwissenschaftler gleichermaßen, oder muss das eher fächerspezifisch beantwortet werden?

Kaib: Ich denke, dass in naturwissenschaftlichen Fächern Texte insgesamt oft stärker musterhaft sind: Protokolle und Forschungsartikel haben meist eine klar vorgegebene Struktur. Da KIs besonders gut darin sind, musterhafte Texte zu erzeugen, könnte ich mir verstärkten Einsatz in den NaWis vorstellen. Außerdem wird in Fächern, wo man bis in die höheren Semester eher Klausuren schreibt, das Schreiben ohnehin teilweise als weniger wichtig angesehen. In den Geisteswissenschaften werden hingegen viele Hausarbeiten geschrieben, an die je nach Dozent*in andere Anforderungen gestellt werden, somit gibt es auch weniger konventionelle Muster, die leicht von der KI reproduziert werden können. Der allgemeine Tipp lautet aber: Man sollte ChatGPT in allen Fächern ausprobieren, die Studierende aber immer mit einbeziehen.

Hoffmann: Natur- und Sozialwissenschaften arbeiten sehr viel mit Daten, während Geisteswissenschaften im Prinzip basierend auf Texten Texte schreiben; somit könnte die Gefahr in den Geisteswissenschaften größer erscheinen, die gesamte Textproduktion über einen Bot abzuwickeln. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass die geisteswissenschaftlichen Fächer insgesamt kritischer auf das Tool schauen.

Der Ökonom Prof. Walz sagte im Interview mit dem UniReport dass es keinen Sinn mache, Studierende reproduzierende Texte schreiben zu lassen; stattdessen sollten sie lieber lernen, kreative Texte zu schreiben. Wussten Universitäten vor dem Auftauchen der Künstlichen Intelligenz eigentlich, warum Schreiben und das Erlernen der Schreibkompetenz so wichtig ist?

Hoffmann: Eine ähnliche Entwicklung hatten wir mit E-Learning in der Pandemie: Plötzlich mussten die Dozierenden sich viel stärker als früher überlegen, was sie mit ihrer Lehre erreichen und wie sie sie entsprechend didaktisch gestalten möchten. Mit ChatGPT wird man wieder auf die Grundlagen geworfen: Studierende sollen in einer Hausarbeit ein Thema selbstständig durchdenken und reflektieren, eigene Ideen entwickeln. Das wurde aber vielleicht früher nicht von allen Dozierenden so explizit als Ziel vermittelt und methodisch angeleitet, von den Studis nicht so angenommen, denn der Fokus lag stärker auf dem (zu benotenden) Textprodukt als auf dem Entstehungs- und Schreibprozess. Nun gewinnt der Blick auf diesen Prozess wieder an Bedeutung, da wir uns fragen müssen: Was sollte der Mensch schreiben können, was könnte vielleicht auch die Maschine übernehmen?

Kaib: Dazu kommt: Auch reproduzierende Texte, die von ChatGPT geschrieben werden könnten, sind oftmals für studentische Lernprozesse wichtig. Eine Vorlesung in eigenen Worten zusammenzufassen ist z.B. etwas ganz anderes, als sich eine KI-generierte Zusammenfassung durchzulesen.

„Grundsätzlich kann man schon sagen, dass ChatGPT keine wirklich originellen und kreativen Texte ausspucken wird, ganz zu schweigen von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen“

In den Videos des Schreibzentrums wird unter anderem über die verschiedenen Stufen des wissenschaftlichen Schreibprozesses gesprochen; eine Stufe besteht darin, dass man mehrfach über den geschriebenen Text geht und sich redaktionell und selbstkritisch damit auseinandersetzt. Wenn ich einen Text künstlich erstellen lasse, würde es sich dann um eine ähnliche Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen handeln?

Kaib: Ja, durchaus vorstellbar. Aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Erstellung einer Rohfassung durch den Bot nicht das Denken einschränkt. Denn auch schon beim ersten Entwurf fließen Ideen ein und entwickeln sich während der Niederschrift weiter. Wenn ich hingegen einen halbwegs fertigen Text vor mir habe, ist das vielleicht schon zu spät.

Hoffmann: Grundsätzlich kann man schon sagen, dass ChatGPT keine wirklich originellen und kreativen Texte ausspucken wird, ganz zu schweigen von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern eher Dinge, die breiter Konsens sind. Und dann besteht bislang ja auch noch die Gefahr inhaltlicher Fehler oder Bias. Eine Rohfassung von ChatGPT erstellen zu lassen, bietet damit auch einige Fallstricke, da möglicherweise gedankliche Tiefe genommen wird oder man auf problematische Wege geleitet wird.

Kaib: Man könnte vielleicht formelhaft sagen: Eine Rohfassung von ChatGPT drückt unoriginelle Ideen klar aus, während menschliche Rohfassungen originelle Ideen unklar ausdrücken – das ist vielleicht der basale Unterschied.

Hoffmann:Umgekehrt könnte es schon Sinn ergeben, meinen eigenen, vielleicht noch nicht gut ausformulierten Text durch ChatGPT sprachlich weiterentwickeln zu lassen oder mir eine Rückmeldung dazu durch ChatGPT einzuholen. Immerhin wäre diese Art von Feedback besser als gar kein Feedback, wenn man nicht auf menschliche Feedbackgebende zurückgreifen kann. Wichtig ist aber, von ChatGPT erhaltene Texte – sei es ein Textfeedback oder eine sprachlich-stilistische Änderung meiner Textvorlage – anschließend unbedingt noch einmal kritisch zu überprüfen, ob man selbst hinter diesem Text stehen kann.

Kaib: Ich lese oft in studentischen Hausarbeiten Textteile, die zu lang sind, die könnte man sich z. B. von ChatGPT zusammenfassen lassen und auf der Grundlage über Kürzungen nachdenken.

Hoffmann: Es gibt auch eine didaktische Position, die ganz radikal Studierenden ohne Einschränkungen alle Hilfsmittel geben möchte, ohne dass diese das noch angeben müssen. Sie sollen, so die Idee, am Ende die Verantwortung für den Text übernehmen, für die Übereinstimmung des Geschriebenen mit der Aussageabsicht der Studierenden. Aber damit ließe man die Studis allein, ich wäre nicht dafür. Wir haben als Schreibzentrum eine Handreichung für Lehrende zum Thema ChatGPT entwickelt. ; im Sommersemester bieten wir dazu auch seminarintegrierte Trainings an: Wir besprechen vorab mit Dozierenden die Schreibaufgaben, die sie im Seminar unter Einbindung von ChatGPT stellen wollen, und unterstützen dann im Gespräch mit Studis durch Hintergrundinformationen zur Funktionsweise und Reflexionsanregungen.

Was wäre denn ein praktisches Beispiel für den Einsatz von ChatGPT im Seminar?

Kaib: Ich würde das Seminar in mehrere Gruppen aufteilen: Jede erstellt mit ChatGPT eine andere Textsorte, z.B. eine Zusammenfassung, Stellungnahme, Reflexion. Dann analysiert man die entstandenen Texte etwa auf Inhalt, Aufbau und Sprache. Zusätzlich hat man eine Art von Kontrollgruppe, die die genannten Textsorten ohne KI-Hilfe erstellt. Darüber lässt sich gut ins Gespräch kommen.

„Was wir ziemlich schnell brauchen werden, sind hochschulspezifische Vorgaben für Eigenständigkeitserklärungen und Prüfungsordnungen“

Auch der rechtliche Rahmen im Umgang mit ChatGPT beschäftigt sowohl die Dozierenden als auch die Studierenden – und natürlich auch die Institutionen.

Hoffmann: Man merkt gerade eine große Unsicherheit. Auch wir im Schreibzentrum warten noch darauf, welche rechtlichen Regelungen die GU dazu ergreifen wird. Im Rahmen des Projekts KI:edu.nrw wurde nun gerade ein Rechtsgutachten für NRW erstellt, wie man mit Schreib-KIs im Studium umgehen kann. Das wird sicherlich auch für Hessen sehr nützlich sein. Was wir ziemlich schnell brauchen werden, sind hochschulspezifische Vorgaben für Eigenständigkeitserklärungen und Prüfungsordnungen. Auf deren Basis könnten Lehrende dann fach- und aufgabenspezifisch entscheiden, in welcher Form ihre Studierenden KI-Tools einbeziehen sollen. Zu bedenken ist zudem, dass die in ChatGPT eingespeisten Texte und Daten in den USA landen. Man kann die Studierenden zwar anregen, mit dem Programm zu arbeiten, sie aber nicht dazu verpflichten.

Kaib: Besonders die Eingabe von studentischen Texten ohne explizite Erlaubnis, z.B. um Feedback zu generieren, verletzt dem Gutachten zufolge das Urheberrecht der Studierenden. Generell ist nach wie vor nicht geklärt, wie es mit den Textkorpora aussieht, die verwendet wurden, um die Bots zu füttern.

Wir benutzen heute ganz selbstverständlich Textkorrekturprogramme bis hin zu Übersetzungsprogrammen wie DeepL. Wie hat man sich angesichts solcher rasanter Entwicklungen das Schreiben in 100 Jahren vorzustellen?

Kaib: Eine solche Prognose anzustellen, wäre etwas schwierig (lacht). Man kann grundsätzlich sagen: Was all‘ diese Tools gemeinsam haben, ist, dass sie unseren Umgang mit Informationen verändern. Sie wurden trainiert mit riesigen Textkorpora, die Menschen in ihrer gesamten Lebenszeit nicht lesen könnten. Sie bauen daraus Anwendungen für uns zu bestimmten Zwecken und agieren damit in gewisser Weise als Redakteure, Vermittler und auch Zensoren zwischen den Originalquellen und dem, was wir daraus machen. Wollen wir aber das? Eine maschinelle Instanz, die etwas verändert, was wir nicht nachvollziehen können?

Fragen: df

Das Gespräch erschien im UniReport 1/23.

 

„Noch offen ist, ob die Ideenentwicklung mit KI die eigene Kreativität hemmt“

Wie nutzen Studierende generative KI-Schreibtools zum akademischen Schreiben? Im Sommer 2023 gab es dazu die erste bundesweite Studierendenbefragung. „Zukunft des akademischen Schreibens mit KI“. Im Gespräch äußerte sich dazu die Leiterin des Schreibzentrums der Goethe-Universität, Nora Hoffmann.

Frau Hoffmann, die Ergebnisse der Studierendenbefragung liegen jetzt vor. ChatGPT & Co sind eindeutig bei den heutigen Studierenden angekommen, 66 Prozent der Befragten haben angegeben, generative KI-Schreibtools grundsätzlich genutzt zu haben. Hat Sie das Ergebnis überrascht?

Nora Hoffmann: Tatsächlich waren wir unsicher, wie intensiv Studierende generative KI bereits nutzen, da sie das aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht unbedingt offen kommunizieren, insbesondere gegenüber Dozierenden. Im geschützten Rahmen von Schreibberatungen oder Workshops am Schreibzentrum dagegen wurde schon im Vorfeld der Umfrage deutlich, dass KI Eingang ins studentische Schreiben gefunden hat. Insofern war das Ergebnis nicht ganz unerwartet, aber die sehr große Anzahl und Breite studentischer Nutzer*innen fand ich dennoch erstaunlich, da das Thema davor nicht bei allen Studierendengruppen gleichermaßen präsent schien. Laut Umfrageergebnissen nutzen Studierende aller Fachrichtungen und Fachsemester KI bereits für zahlreiche Teilprozesse des wissenschaftlichen Schreibens, ein Viertel davon mindestens einmal pro Woche.

Abgefragt wurde bei den Teilnehmenden der Studie die Selbsteinschätzung von Schreibkompetenz. Welche Zusammenhänge zur Nutzung von KI-Tools konnten ermittelt werden?

Über viele Fragen hinweg sind durchweg leichte Zusammenhänge zu beobachten: Studierende, die ihre Schreibkompetenzen höher einschätzten, nutzten KI etwas seltener und ließen vor allem weniger vollständige Texte durch KI generieren. Zudem setzen sie sie für ein geringeres Spektrum an Aufgaben ein. In den Freitexten finden sich auch wiederholt Aussagen, dass Studierenden der eigene, individuelle Stil beim Schreiben wichtig ist, oder auch, dass sie beim Schreiben lernen und Gedanken entwickeln, und deshalb ihre Texte nicht von KI generieren lassen wollen.

„Nur wenige Studierende geben an, die Tools nicht zu kennen“

Lassen sich Aussagen darüber treffen, wie Studierende selbst die Qualität KI-generierter Texte einschätzen? Wo sehen sie mögliche Mängel, wann würden sie nicht zur KI greifen?

Laut unseren Daten schätzen Studierende die sprachliche Qualität der Outputs hoch ein, sodass die Nutzung zur sprachlichen Verbesserung eigener Texte weitverbreitet ist. Was die inhaltliche Qualität betrifft, nimmt etwa die Hälfte der Studierenden wahr, dass KI inhaltlich falsche Aussagen produziert und Quellen erfindet. Die größten Nachteile sehen sie in der fehlenden Transparenz und mangelnden Präzision. Diesem Bewusstsein steht allerdings entgegen, dass die häufigste Nutzung darin besteht, sich Literatur zusammenfassen zu lassen. Eine mögliche Erklärung dieses Widerspruchs geben die Freitexte: Darin erläutern manche Studierende, dass sie diese Zusammenfassungen nur als ersten Ausgangspunkt zur Orientierung nutzen und die Texte anschließend selbst lesen, sich also nicht ausschließlich auf KI verlassen.

Was lässt sich über jene Studierenden sagen, die bislang noch nicht KI verwenden?

Die meisten dieser Studierenden treffen anscheinend bewusst eine Entscheidung gegen KI, denn nur wenige geben an, die Tools nicht zu kennen oder bedienen zu können. Die Gründe für die Ablehnung sind unterschiedlich: Viele sehen keinen Nutzen im KI-Einsatz, etwa da sie den Mehrwert des kritischen Denkens bei der eigenständigen Textentwicklung schätzen. Einige haben auch Bedenken, die Tools zu nutzen, zumal zum Zeitpunkt der Umfrage an den meisten Hochschulen (auch an der GU) noch keine klaren Regelungen hierzu vorlagen. Ein weiterer Teil war unsicher, wie die Tools in den Schreibprozess integriert werden können. Insofern dürfte sich die Bereitschaft Studierender, KI zu nutzen, künftig weiter erhöhen, wenn bisherige Hinderungsgründe durch klare Regelungen und Informationsangebote der Hochschulen wegfallen.

„Ist es ohne eigene Schreiberfahrung möglich, KI-generierte Texte kritisch zu bewerten und zu überarbeiten?“

Wo sehen Sie noch Forschungsbedarf, was sollte speziell die Schreibforschung noch genauer untersuchen (lassen)?

Für die schreibdidaktische Community bildet die Vermittlung einer reflektierten und gezielten Nutzung von KI-Tools im Schreibprozess einen (neuen) Teil ihrer Aufgabe der Schreibkompetenzvermittlung, da KI-Einsatz vermutlich künftig (bzw. bereits jetzt) sowohl zum beruflichen als auch zum akademischen Schreiben dazugehören wird. Wie aber genau die Auswirkungen von KI auf Textproduktionsprozesse und -produkte, Schreibkompetenz und Lesegewohnheiten sein werden, welche Unterstützungsmaßnahmen entsprechend benötigt werden und auf welche Weise sie wirken, lässt sich aktuell noch nicht absehen, sodass ich hier Forschungsbedarf sehe. Unsere Umfrage erfasste im ersten Schritt, auf welche Weise und mit welchen Einstellungen Studierende KI nutzten, bevor klare Regelungen, Informationen oder breite didaktische Unterstützung vorlagen. Damit ist der aktuelle Ausgangszustand und Förderbedarf greifbarer, wobei viele Einzelfragen noch offen sind, z.B.: Hemmt die gemeinsame Ideenentwicklung mit KI die eigene Kreativität oder regt sie diese im Gegenteil an? Entwickelt man sich sprachlich durch KI-Nutzung und die Übernahme generierter Formulierungen in das eigene Repertoire weiter oder verlieren sich eigene Fähigkeiten? Ist es ohne eigene Schreiberfahrung möglich, KI-generierte Texte kritisch zu bewerten und zu überarbeiten? Zum einen sollte die Forschung solchen Fragen nachgehen. Zum anderen besteht der nächste Schritt in der Schreibdidaktik darin, auf den aktuell vorhandenen Kenntnissen aufbauende Unterstützungsangebote (weiter) zu entwickeln und deren Effekte zu beforschen. Aufschlussreich wären zudem Studien zur KI-Nutzung durch Forschende, um (ggf. fachspezifische) professionelle Nutzungsweisen herauszuarbeiten, die man Studierenden vermitteln könnte.

Welche Anregungen und Schlüsse ziehen Sie als Schreibzentrum aus den Ergebnissen?

Das Schreibzentrum hat zahlreiche Informations- und Unterstützungsangebote zum Schreiben mit KI für Studierende und Lehrende entwickelt, siehe tinygu.de/ki-schreiben. Die Umfrageergebnisse nehmen einerseits etwas den Druck, das Angebot zu KI darüber hinaus stark auszuweiten, da sie zeigen, dass Studierende KI größtenteils mit ansatzweise kritischem Bewusstsein für deren Stärken, Schwächen und Gefahren nutzen. Andererseits besteht durchaus Luft nach oben: Der kritische Umgang ist noch nicht in vollumfänglichem Maße und zudem längst nicht bei allen in der Breite vorhanden. So macht die Umfrage auch Minderheiten sichtbar, die entweder KI zum Generieren vollständiger Text einsetzen oder aber die Nutzung kategorisch ablehnen. Zudem äußert die Mehrheit der Befragten hohen Bedarf nach Information und klaren Regelungen. Insofern ziehen wir als Schreibzentrum aus den Ergebnissen den Auftrag, weiterhin die technischen Entwicklungen zu verfolgen, uns in die regen schreibdidaktischen Diskurse einzubringen, Studierenden wie Lehrenden Unterstützung bei der Einbindung von KI ins akademische Schreiben anzubieten und didaktische Maßnahmen hierzu weiterzuentwickeln und zu beforschen.

Fragen: df

Das Gespräch erschien im UniReport 6/23.

Aktivitäten des Schreibzentrums zu ChatGPT unter Schreibzentrum der Goethe-Universität

Foto: Jürgen Lecher

Ins Arbeitsleben hineinwachsen

Mit dem Mentoring-Programm GROW! unterstützt die Goethe-Universität Studierende und Absolventen beim Übergang von der Hochschule in den Beruf. GROW@Goethe geht mit fast doppelt so vielen Studierenden in die zweite Runde.

Im Sommersemester 2023 hat die Goethe-Universität das GROW@Goethe-Mentoring-Programm gestartet, das an die bürgerschaftliche Tradition der Universität anknüpft. Fachbereichsübergreifend ermöglicht es Studierenden, im Kontakt mit Alumni berufliche Einblicke und persönliche Entwicklungsperspektiven zu erlangen. Die Resonanz auf das Programm ist beeindruckend: An der Auftaktrunde nahmen 100 Studierende teil, unterstützt von 88 Mentorinnen und Mentoren. Im Wintersemester 2023/24 verdoppelte sich die Zahl auf 191 Studierende und 132 Mentoren.

Das GROW@Goethe-Programm bietet den Mentees die Chance, wertvolle berufliche Perspektiven zu entwickeln und so mit mehr Motivation zu studieren und leichter ins Berufsleben einsteigen zu können. Indem das Programm den Zugang zu beruflichen Netzwerken eröffnet, die sonst nicht allen Studierenden gleichermaßen zugänglich wären, trägt es zu mehr Chancengleichheit bei. Für die Mentorinnen und Mentoren wiederum bietet das Programm die Möglichkeit, ihre persönlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Indem sie einen positiven Einfluss auf die nächste Generation von Fachkräften ausüben, erweitern sie eigene berufliche Netzwerke. Der Kontakt mit Studierenden und ihrem Blick auf die Dinge ist für beide Seiten eine positive Erfahrung.

„Im Mentoring-Programm konnte ich nicht nur Hilfe geben und Praxisinhalte vermitteln, ich habe selbst auch sehr viel aus dem Austausch mitgenommen. Ich kann das Programm sehr empfehlen und freue mich schon auf meine(n) nächste(n) Mentee.“

Heiko Kreuz (Mentor), Associate Director, Risk Management Consulting

Trotz der wachsenden Teilnehmerzahlen des GROW@Goethe-Programms bleibt die individuelle Förderung jedes einzelnen Mentees ein zentrales Anliegen. In mehr als 100 Erfahrungsberichten bestätigen die Studierenden, wie nützlich das Programm für sie ist, wie wertvoll der Kontakt zu Mentorinnen und Mentoren. Studierende berichten von Fortschritten in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung, die sie durch Einsichten und Erfahrungen in der Interaktion mit ihren Mentorinnen und Mentoren gewonnen hätten. Das GROW@Goethe-Programm fördert zudem den fachbereichsübergreifenden Austausch unter Studierenden und schafft in der Vorbereitungsphase eine Plattform für den Dialog. Dieser interdisziplinäre Austausch ist etwas sehr Besonderes, da Studierende verschiedener Fachbereiche im universitären Alltag eher selten aufeinandertreffen. Die Begegnung erweitert den Denkhorizont über die eigenen Fachgrenzen hinaus.

Das zum Programm gehörende Bildungsforum bietet Vorträge und Workshops und trägt so zur Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen bei. Dies steigert nicht nur die akademische Vielfalt und die interdisziplinären Kompetenzen, sondern bereitet die Studierenden auch auf eine zunehmend vernetzte und fachübergreifende Arbeitswelt vor.

„GROW@Goethe ist ein wundervolles Angebot, das verbindet. Ich habe Student*innen anderer Fachbereiche kennengelernt und freue mich auf jedes Treffen mit meiner Mentorin. Ich durfte bereits einen Einblick in ihren Berufsalltags gewinnen und mich von ihrer Arbeitsweise inspirieren lassen. Für mich als Studentin erster Generation ist das Mentoring-Programm enorm bereichernd.“

Nadja Schumacher (Mentee), Studentin der Natur- und Lebenswissenschaften – Vertiefung Biochemie (Bachelor)

Das zum Programm gehörende Bildungsforum bietet Vorträge und Workshops und trägt so zur Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen bei. Dies steigert nicht nur die akademische Vielfalt und die interdisziplinären Kompetenzen, sondern bereitet die Studierenden auch auf eine zunehmend vernetzte und fachübergreifende Arbeitswelt vor.

asa

Systematisch international

Die „Hochschulperle“ des Monats Januar 2023 wurde vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft an die Goethe-Universität vergeben: Ausgezeichnet wurde das Programm „International Teacher Education“ der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung (ABL). Ob in Kolumbien, Kanada, Ungarn oder Teneriffa: Das Programm unterstützt Studierende systematisch dabei, Schulpraktika im Ausland zu absolvieren und fördert damit die Internationalisierung des Lehramtsstudiums. Ein Pflichtpraktikum im Ausland, so der Stifterverband, sei an den allerwenigsten Hochschulen in Deutschland möglich.

Anders an der Goethe-Universität Frankfurt in der ABL: Sie bündele in dem von Andreas Hänssig geleiteten Arbeitsbereich „International Teacher Education“ die Angebote rund um einen Auslandsaufenthalt, vermittele Praktikumsplätze, informiere zu Stipendien, unterstütze mit Coaching, Checklisten, Tipps zum Bewerbungsverfahren, sammele Erfahrungsberichte und biete Angebote zur Internationalisierung an.

Die Jury des Stifterverbandes, die die undotierte Hochschulperle des Monats vergibt, beeindruckte insbesondere der systematische Ansatz, mit dem die Frankfurter Universität die Internationalisierung im Lehrkräftebereich in der ABL (Leitung: Prof. Dr. Britta Viebrock) fördert. Mit großem Engagement unterstütze der Arbeitsbereich „International Teacher Education“ die Mobilität während des Studiums. Dies eröffne den künftigen Lehrerinnen und Lehrern die Chance, wichtige interkulturelle Kompetenzen zu erwerben, die es in diesen Zeiten mehr denn je brauche.

„Hochschulperlen“ sind innovative, beispielhafte Projekte, die an einer Hochschule realisiert werden. Jeden Monat stellt der Stifterverband eine Hochschulperle vor.

Stifterverband Hochschulperle 2023

Arbeitsbereich „International Teacher Education“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

„Hochschulperle Januar 2023“

Die Frankfurter Praktikanten-Gruppe Anfang 2023 an der „Twin Cities German Immersion School“ (TCGIS) im Ort St. Paul, Minnesota: Anna Schwerdfeger, Marie Schaaf, Philipp Habel und Ecem Üzüm, (v. l.) (Foto: privat)

Dreimal gefördert

Drei Frankfurter Fachinformationsdienste gehen in die nächste Förderphase: Die Fachinformationsdienste (FID) „Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“, „Biodiversitätsforschung“ und „Linguistik“ an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg erhalten von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) knapp 3,5 Millionen Euro.

DFG bewilligt Mittel für weiteren Ausbau der Informationsangebote an der Universitätsbibliothek

 

Eignungstest

Bei der Studienplatzvergabe im Fach Psychologie für das Wintersemester 2023/24 wird erstmals neben dem Kriterium der Abiturnote das Ergebnis eines Eignungstests verwendet. Dies setzt die Goethe-Universität gemeinsam mit 20 weiteren Hochschulen bundesweit um.

Erweiterte Chancen auf ein Psychologiestudium 

 

Neu bewertet

Die Goethe-Universität hat den Kooperationsvertrag mit dem Frankfurter Konfuzius-Institut (KIF), der bis Ende Februar 2023 lief, nicht verlängert. Stattdessen soll die Kooperation mit dem KIF anlassbezogen fortgesetzt und die Kooperation mit der Fudan-Universität weiterentwickelt werden.

Kooperation mit Konfuzius-Institut Frankfurt auf neuer Basis 

 

Studienberatung

Anlässlich von 50 Jahren Studienberatung an den hessischen Universitäten informiert ein virtueller Aktionstag zu Studienangeboten elf hessischer Hochschulen. 

„Gut beraten. Studieren in Hessen“: 50 Jahre Studienberatung 

 

Im Profil

An einem acht Meter langen Wandmosaik mit 65 Gesteinsproben können Studierende und Besucher des Geozentrums der Goethe-Universität jetzt Gesteinsarten betrachten, die das geologische Profil zwischen Westerwald und Odenwald prägen. Die Gesteinsproben wurden präpariert und zur Betonung der typischen Strukturen angeordnet. Der Profilschnitt dient der Lehre und erklärt die vielseitige Geologie im Rhein-Main-Gebiet.

Wandmosaik im Geozentrum

 

Goethe-Uni digital

Auf dem Campus Westend finden die Beratungstage des Hochschulforums Digitalisierung statt. Die Goethe-Universität hatte sich erfolgreich für diese Peer-to-Peer-Beratung zu digitaler Lehre beworben. Den Teilnehmenden aller Statusgruppen wollen über Vorträge, Diskussionen und Workshops strategische Prozesse zur Digitalisierung in Studium und Lehre anstoßen.

 

Akademische Feier

Bei der ersten Feier zur ersten Staatsprüfung der Lehramtsstudiengänge seit Beginn der Pandemie versammelten sich 1.300 Gäste, darunter etwa 400 Absolvent*innen.

 

Digitalmesse

Im Rahmen des bundesweiten Digitaltags findet auf Einladung des CIO und Vizepräsidenten Ulrich Schielein eine Digitalmesse für die zentralen IT- und Digitalprojekte an der Goethe-Universität auf dem Campus Westend statt. Die Messe ist einerseits ein Austauschforum für die IT- und Digitalisierungsprojekte der Goethe-Universität, gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit zur Vorstellung eigener Projekte zum Lehren und Lernen.

 

Laokoon goes Frankfurt

Der Skulpturensaal der Goethe-Universität erhält eine originalgetreue Kopie der monumentalen Figurengruppe des Laokoon für seine Antikensammlung. Diese einzigartige Aktion wurde möglich durch die Spende des Stifterpaares York Thiel und Anni Heyrodt, das der Klassischen Archäologie in Frankfurt eng verbunden ist. 

Laokoongruppe kommt nach Frankfurt

260 kg und 2.42 Meter hoch: Der eigens für die Frankfurter Antikensammlung angefertigte Abguss ist aus zwölf Einzelteilen zusammengesetzt (Foto: Pia Barth)

Exzellent gelehrt

Den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre für das Jahr 2023 wurde zum 22. Mal von der Goethe-Universität gemeinsam mit der Stiftung der Frankfurter Sparkasse vergeben. Den mit 15.000 Euro dotierten 1. Preis erhielt PD Dr. Puria Parvini, der als Leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Goethe-Universität tätig ist. Der 2. Preis (10.000 Euro) ging an Dr. Bianca Bertulat, die als Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums Natur- und Lebenswissenschaften der Goethe-Universität wirkt. Mit dem 3. Preis (5.000 Euro) wurde der Religionspädagoge Prof. David Käbisch ausgezeichnet, der die Professur für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts am Fachbereich Evangelisch Theologie innehatte. 

Nachruf auf David Käbisch

Hervorragende Lehre im Rampenlicht

Exzellent gelehrt: PD Dr. Puria Parvini (1. Preis, 2. von links), Dr. Bianca Bertulat (2. Preis, Mitte), Prof. David Käbisch (3. Preis, 4. von links). Überreicht wurde der Preis von Prof. Christiane Thompson (links) und Dr. Ingo Wiedemeier (rechts), dem Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Sparkasse (Foto: Uwe Dettmar)

Chance für Schulen

Das Programm der Frankfurter Campusschulen geht offiziell an den Start. Ziel ist es, Schulpraxis, Bildungsforschung und Lehrkräftebildung systematisch in einen für alle Seiten konstruktiven und anhaltenden Austausch zu bringen. Getragen wird das Programm vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und der Goethe-Universität Frankfurt.

Gemeinsam Bildungschancen verbessern

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