Goethe in progress 2023

Goethe in progress 2023 – Forschung

Ein guter Rahmen für Forschung

Wer an wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeitet, braucht eine Umgebung, die unterstützt und fördert. Dieses Umfeld hat die Goethe-Universität 2023 für ihre Forschenden weiter ausgestaltet. Drei Beispiele: So hat sie das Zukunftsinstitut „Center for Critical Computational Studies“ gegründet, das über die Fachbereiche hinweg computer- und datengestützte Methoden hinterfragend entwickelt und anwendet; und zudem Wechselwirkungen von Digitalität und Demokratie sowie die Dynamiken des Wandels erforscht. Mit dem Projekt Go4Tech hat die Universität außerdem den Zugang zu Forschungsgroßgeräten vereinfacht. Und sie hat entscheidende Weichen für die beruflichen Perspektiven ihrer Early Career Researchers gestellt.

Auch dieser Rahmen hat dazu beigetragen, dass die Forschenden der Goethe-Universität mit innovativen Projekten international und national wieder zahlreiche Förderungen eingeworben und Auszeichnungen gewonnen haben.

Neue Forschungsprojekte

Etliche Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität haben 2023 erfolgreich Projekte eingeworben – bei Bund und Ländern, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die Europäischen Union, Stiftungen und anderen Institutionen. Und mit dem Endowed Chair-Modell der Goethe-Universität nach amerikanischem Vorbild können Stiftungsprofessuren neuerdings dauerhafter finanziert werden.

Ein digitaler Campus, mitten im Grünen

Im Mai 2023 nahm das neue „Center for Critical Computational Studies“ seine Arbeit auf. Damit hat die Goethe-Universität einen bedeutenden Schritt hin zur Weiterentwicklung rechner-, daten- und algorithmenbasierter Methoden gemacht.

Forschungsprofil geschärft

Die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder will Deutschlands Spitzenforschung stärken. Entschieden wird in mehreren Etappen.

Potentiale fördern

Sechs interdisziplinäre Profilbereiche charakterisieren das Forschungsprofil der Goethe-Universität. Sie bündeln thematische Forschungsschwerpunkte und -projekte. Und sie bieten ein Forum für neue Forschungsvorhaben über Fachbereichsgrenzen hinweg.

Kurz & bündig

Go4Tech: Sharing is caring

An der Goethe-Universität sind zahlreiche Großgeräte im Einsatz. Doch nicht alle sind ausgelastet. Im März 2023 startete das Projekt Go4Tech.

Gendersensitive Forschung

Künstliche Intelligenz mit Vorurteilen oder falsch zugeordnete Gräber von Wikingerinnen – Geschlecht und Vielfalt können mitunter unerwartete Bedeutung für die Forschung entfalten.

„Unsere Gesellschaft wird von Widersprüchen getrieben“

Im Januar 2023 wurde das berühmte Institut für Sozialforschung hundert Jahre alt. Anlass für ein Gespräch mit dem neuen Direktor des Instituts für Sozialforschung, Prof. Stephan Lessenich.

Ausgezeichnet

Hanna kann jetzt anders planen

Unter dem Hashtag „Ich bin Hanna“ ist die prekäre Karriereplanung junger Wissenschaftler*innen öffentlich geworden. Die Goethe-Universität hat 2023 einen neuen Rahmen für berufliche Perspektiven von Early Career Researchers gesteckt.

Grafik: AdobeStock/peachaya tanomsup EyeEm

Ein digitaler Campus, mitten im Grünen

Im Mai 2023 nahm das neue „Center for Critical Computational Studies“ (kurz C³S) seine Arbeit auf, im Juni fand die Auftaktveranstaltung statt. Damit hat die Goethe-Universität einen bedeutenden Schritt hin zur Weiterentwicklung rechner-, daten- und algorithmenbasierter Methoden gemacht. Standort des C3S wird der frühere Biocampus an der Siesmayerstraße sein.

„Just Computing?“ – der Titel des Auftakts war bewusst doppeldeutig gewählt. Bedeutet die digitale Transformation »nur«, dass rechnergestützte Methoden Prozesse allerorten optimieren? Oder ist damit auch ein Wandel gemeint, der »gerecht« gestaltet werden kann? Antworten auf solch grundlegende Fragen – so viel stellte Uni-Präsident Enrico Schleiff bei der Auftaktveranstaltung des „Center for Critical Computational Studies“ klar – können nur gemeinsam erarbeitet werden mit einem neuen, Fachgrenzen überschreitenden Denken. „Eine Mammutaufgabe und nicht ohne Risiko“, so Schleiff, aber notwendig, weshalb er das Zentrum in seiner Präsidentschaftsbewerbung auch „versprochen“ habe. Nun ist es da, und damit ein neues Forschungsfeld an der Goethe-Universität. Zwölf neue „ausfinanzierte“ Professuren sollen in den kommenden zwei Jahren dorthin berufen werden, gab der Sprecher des Gründungsvorstands Christoph Burchard bekannt. Neben dem Juristen Burchard gehören diesem Gründungsvorstand die Bioinformatikerin Franziska Matthäus an, der Informatiker Ulrich Meyer und die Erziehungswissenschaftlerin Juliane Engel – die angestrebte Perspektivenvielfalt ist auf dieser Ebene also schon einmal vorhanden.

Neue Wege in die Digitalität

Die „Critical Computational Studies“ sind ein wegweisendes Forschungsfeld. Sie zielen darauf, computationale – also rechner-, algorithmen- und datengestützte – Methoden zu fundieren, zu entwickeln und anzuwenden. Dabei werden stets auch die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Gesellschaft und Technologie in den Blick genommen. Mit dieser Verschränkung des Computationalen und des Kritischen will die Goethe-Universität auch die Chancen und Herausforderungen (post)digitaler Transformationen verstehen und letztere aktiv mitgestalten.

Die neuen „Critical Computational Studies“ machen einen Unterschied, indem die folgenorientierte Reflexion – beispielsweise bezogen auf Folgen für gesellschaftliche Entwicklungen – von Anfang an fester Bestandteil des Wissenschaftsfeldes ist. „Die Critical Computational Studies verbinden das ›Kritische‹ und das ›Computationale‹, um rechnergestützte Methoden kritisch reflektiert weiterzuentwickeln und (post-)digitale Zukünfte mit dem notwendigen Systemverständnis gerechtfertigt, innovativ und nachhaltig gestalten zu können“, präzisiert Prof. Dr. Christoph Burchard den Auftrag des Zentrums.

Angedacht sind beispielsweise Forschungsteams zu Feldern wie den Schnittstellen zwischen klassischer Netzwerkwissenschaft und Deep Learning; der Berechnung von Kippelementen und ihren Wechselwirkungen bei fortschreitender Klimaerhitzung; der Modellierung der sozialen und sozioökonomischen Triebkräfte und Auswirkungen der Erderwärmung sowie von Ökosystemen und Biodiversität in ihrer Wechselbeziehung dazu; Kritik des Computerwesens: Kritische Datenwissenschaft; Ethik der Datenverarbeitung; Wissenschafts- und Technologiestudien; Wissenschaft, Philosophie und Geschichte der Computertechnologie; Vorhersagen in komplexen Systemen; Fortgeschrittene Simulation in den Lebenswissenschaften und in den Sozialwissenschaften.

Der verlassene Biocampus wird wiederbelebt

Neben der Forschung wird das Zentrum auch in Studium und Lehre sowie im Transfer aktiv. So vermittelt das C³S „Critical Computational Literacy“ in die Breite der Universität und Gesellschaft, also den kreativen Umgang mit zukunftsträchtigen Computertechnologien sowie die Reflexionskompetenz für deren ethische, soziale, politische und wirtschaftliche Implikationen.

Mehr als 100 Gäste, darunter zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Universität, verfolgten den Auftakt des Zentrums mit Neugier und Diskussionsbeiträgen – zumal Unipräsident Schleiff neben der Gründung von C³S eine weitere frohe Botschaft zu verkünden hatte: Der 2013 verlassene Biocampus an der Siesmayerstraße solle gemäß Auskunft des Landes und nach einer Renovierung des Gebäudes wiederbelebt und Heimstatt von C³S werden. Ein digitaler Campus, mitten im Grünen: Dorthin mögen sich, nach der deutlich ausgesprochenen Einladung, das C³S mitzugestalten, viele gerne begeben.

pb

Hier gibt es Informationen auf der Webseite des Zentrums.

3D Rekonstruktion: Achilles Frangakis

Forschungsprofil geschärft

Die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder will Deutschlands Spitzenforschung stärken. Entschieden wird in mehreren Etappen. Anfang 2024 wurde die Auswahl der 2023 eingereichten Skizzen bekannt gegeben: Die Goethe-Universität wird mit dem neuen Clusterprojekt SCALE ins Rennen gehen.

Mit vier Clustern zu den Forschungsthemen Vertrauen im Konflikt (CONTRUST), Infektion und Entzündung (EMTHERA), Ursprung der Schweren Elemente (ELEMENTS) und zelluläre Architekturen (SCALE) hatte sich die Goethe-Universität im Mai 2023 für die anstehende Runde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder beworben. Am 1. Februar 2024 wurde die Clusterinitiative „SCALE: Subcellular Architectures of Life” vom Expertengremium dazu aufgefordert, einen Vollantrag einzureichen. Der an der Goethe-Universität seit 2019 bestehende Exzellenzcluster „Cardiopulmonary Institute“ wird darüber hinaus 2024 direkt einen Vollantrag stellen. Somit geht die Goethe-Universität mit zwei Forschungsverbünden in die nächste Runde des mehrstufigen Wettbewerbs „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratulierte den Forschenden zu ihrem Erfolg: „Wir wussten, dass der wissenschaftliche Wettbewerb sehr hart sein würde. Umso mehr freue ich mich, dass eines der von uns und unseren Partnern vorgeschlagenen interdisziplinären Projekte zur Vollantragstellung zugelassen wurde. Dies bietet uns die Chance, die Förderung in der Erforschung von biologischen Zellstrukturen zu beantragen.“

Neue Schwerpunkte entwickelt

Prof. Bernard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität für Forschung, sah die Teilnahme einer großen Zahl von Clustern als Gewinn: „In der Vorbereitung auf die Bewerbung haben unsere Forschenden viele kreative Forschungsansätze erarbeitet, Strukturen geschaffen und interdisziplinäre Kooperationen aufgebaut. So konnten wir neue Schwerpunkte entwickeln und das Forschungsprofil der Goethe-Universität weiter schärfen. Ich bin überzeugt, dass wir diese Ideen weiterentwickeln und in einer anderen Form weiterführen können. Seitens der Goethe-Universität werden wir die Initiativen auf diesem Weg unterstützen.“

Die Goethe-Universität war mit ursprünglich sieben neuen Projekten in die ExStra-Vorbereitungen gestartet. Nach einer universitätsinternen Sichtung, unter anderem auch durch ein von der Goethe-Universität bestelltes „International Scientific Advisory Board“ (ISAB), traten zwei Forschungsprojekte aus dem Wettbewerb aus. Diese haben inzwischen andere Wege eingeschlagen, um ihre Forschung langfristig betreiben zu können. Die Clusterprojekte „CONTRUST“, „EMTHERA“ und „ELEMENTS“, die nun nicht zum Vollantrag aufgefordert wurden, werden noch bis 2025 mit insgesamt 20,7 Millionen Euro vom Land Hessen wie auch von der Goethe-Universität unterstützt, um ihre Forschungsschwerpunkte mit ihren Partnern weiterzuentwickeln. Einige der Anträge waren im Verbund der Rhein-Main-Universitäten (RMU) und weiterer Partner außeruniversitärer Forschung gestellt worden.

Die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ist ein Förderprogramm, das Spitzenforschung in Deutschland stärken soll. Der Wettbewerb ist hochkompetitiv: Von 143 Ende Mai 2023 eingereichten Anträgen hat das Expertengremium am 1. Februar 2024 41 neue Skizzen ausgewählt, die bis Mitte 2024 Vollanträge einreichen können. Die bundesweit bereits bestehenden 57 Exzellenzcluster können Mitte 2024 Fortsetzungsanträge  einreichen. 2026 werden 70 Forschungsprojekte aus den Altclustern und neuen Anträgen für die neue Förderperiode ausgewählt werden.

pb

Die Goethe-Universität ist Partnerin folgender Forschungsprojekte, die die erste Hürde im Wettbewerb der Exzellenzstrategie genommen haben:

RAI – Reasonable Artificial Intelligence

Der Cluster erforscht KI-Systeme, die nicht nur lernen, sondern auch – neuartige – Fakten erfassen können und in der Lage sind, diese mit Formen abstrakten Denkens zu verknüpfen. So sollen die KI-Systeme logische Schlussfolgerungen ziehen und kontextbezogene Entscheidungen treffen und daraus wieder lernen. Antragstellerin ist die TU Darmstadt.

 

TAM – The Adaptive Mind

The Adaptive Mind ist ein Forschungscluster, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der experimentellen Psychologie, der klinischen Psychologie und der künstlichen Intelligenz zusammenbringt, um zu verstehen, wie sich der menschliche Geist erfolgreich an veränderte Bedingungen anpasst und was passiert, wenn diese Anpassungsprozesse versagen. Antragstellerin ist die Justus-Liebig-Universität Gießen.

Die Clusterinitiativen der Goethe-Universität 2023

SCALE: Subcellular Architectures of Life

Zellen bestehen aus Milliarden von Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu Organellen organisiert sind. Zwar sind die Funktionen vieler einzelner Moleküle bekannt, doch ist noch vielfach unklar, wie die Architektur im Innern einer Zelle entsteht, funktioniert und wie die Teile interagieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von SCALE wollen die Selbstorganisationsprinzipien der Zelle aufdecken und eine räumlich wie zeitlich hochaufgelöste Simulation der Zelle erstellen, um besser zu verstehen, wie Zellen wirklich funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“ zusammenarbeiten.

Projektpartner der Goethe-Universität sind:

  • Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt
  • Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt
  • Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
  • Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden
  • Universität des Saarlandes, Homburg


Website: SCALE

Forschen an den Bauplänen für Proteine: Doktorandin Ellen Kazumi Okuda (l.) und Prof. Dr. Michaela Müller-McNicoll, Co-Sprecherin des Clusterprojekts SCALE (Foto: Jürgen Lecher)

CONTRUST: Vertrauen im Konflikt – Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit

Konflikte sind in gesellschaftlichen Kontexten unumgänglich, aber dennoch funktioniert das Zusammenleben. Eine wichtige Rolle spielt hier das Vertrauen. Es gibt uns die Gewissheit, dass Auseinandersetzungen nicht eskalieren, dass sich das jeweilige Gegenüber an Regeln hält, dass Institutionen uns gegen Überschreitungen absichern und dass die soziale Welt als ganze so stabil ist, dass wir unser Handeln in ihr sinnvoll orientieren können. Wie sich dieses Vertrauen bildet und was seine Ursprünge sind, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in CONTRUST.

Projektpartner der Goethe-Universität ist das Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt.

Website: ConTrust

Sieben Tage. Sieben Filme. Siebenmal Streit: Co-Sprecher und Principal Investigator von CONTRUST Prof. Vinzenz Hediger präsentiert die Filmreihe „StreitFilme“ im Frankfurter Filmuseum (Foto: Stefanie Wetzel)

EMTHERA: Emerging Therapeutics

Zu den größten medizinischen Herausforderungen der globalen Gesundheit gehören Infektions- und Entzündungskrankheiten sowie Störungen des Immunsystems, die den gesamten menschlichen Körper betreffen. Die Prozesse sind wissenschaftlich nicht gut verstanden, was zu einer großen Zahl von Therapieversagen führt. EMTHERA sucht nach neuen Ansätzen zur Erforschung dieser Krankheiten und zur Entwicklung neuartiger Therapien. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf mRNA-basierte Verabreichungsformen, auf Wirkstoffe, die gezielt krankheitsrelevante Proteine abbauen und auf computergestützte und nanotechnologische Anwendungen.

Projektpartner der Goethe-Universität sind:

  • Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (weitere Antragstellerin)
  • Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP), Frankfurt
  • Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie (HI-TRON), Mainz
  • Institute for Molecular Biology (IMB), Mainz
  • Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz
  • Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt


Website: EMTHERA

EMTHERA sucht nach neuen Ansätzen zur Erforschung von Infektions- und Entzündungskrankheiten und zur Entwicklung neuartiger Therapien. Co-Sprecherin ist Prof. Maike Windbergs (Foto: Uwe Dettmar)

ELEMENTS: Exploring the Universe from Microscopic to Macroscopic Scales

Unsere Welt ist aufgebaut aus verschiedenen Atomsorten, den Elementen. Vom leichten Wasserstoff bis hinauf zum Eisen entstehen diese Elemente in Sternen wie unserer Sonne. Auf welche Weise sich jedoch die viel selteneren, schweren Elemente wie etwa Gold oder Platin bilden, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ELEMENTS, indem sie die mikroskopischen Maßstäbe von Elementarteilchen mit den makroskopischen Maßstäben astrophysikalischer Objekte wie etwa den Neutronensternen verbinden.

Projektpartner der Goethe-Universität sind:

  • Technische Universität Darmstadt

  • GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH

  • Justus-Liebig- Universität Gießen

Website: ELEMENTS

Verstehen, warum es im Universum schwere Elemente gibt: Im Forschungsprojekt ELEMENTS haben sich Teilchen- und Astrophysiker*innen im Rahmen der Allianz der Rhein-Main Universitäten zusammengeschlossen. Co-Sprecher ist Prof. Dr. Luciano Rezzolla (Foto. Stefanie Wetzel)

CPI: Cardiopulmonary Institute

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind sie die häufigsten Todesursachen. Ziel des Exzellenzclusters ist es zu verstehen, welche molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler im hochschulübergreifenden CPI Modellsysteme von Zellkulturen bis zu Tiermodellen und kombinieren die Ergebnisse mit Untersuchungsdaten von Patient*innen, um neue Therapieansätze zu finden. Der Cluster wurde erstmals als „Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System“ von 2006 bis 2018 gefördert und konnte sich 2019 erneut als Exzellenzcluster Cardiopulmonary Institute durchsetzen.

Projektpartner der Goethe-Universität sind:

  • Justus-Liebig-Universität Gießen (gemeinsame Antragstellerinnen)
  • Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
  • Universitätsmedizin Göttingen

Derzeitige Förderung als Exzellenzcluster: 2019 – 2025 (45 Millionen Euro)

Website: CPI

Erforscht seit 2006 molekulare Prozesse im Zusammenspiel von Herz und Lunge – auch im klinischen Bereich: Der Exzellenzcluster CPI mit Co-Sprecherin Prof. Stefanie Dimmeler (im Vordergrund, Foto: Jürgen Lecher)

Grafik: Goethe-Universität

Potenziale fördern

Sechs interdisziplinäre Profilbereiche charakterisieren das Forschungsprofil der Goethe-Universität. Sie bündeln thematische Forschungsschwerpunkte und -projekte, zugehörige Infrastrukturen und wichtige Kooperationen. Und sie bieten ein Forum für neue Forschungsvorhaben über Fachbereichsgrenzen hinweg. Konkret äußert sich das in „Potenzialfeldern“, von denen jeder Profilbereich jährlich eines zur Förderung vorschlagen kann: damit aus dem Potenzialfeld ein innovatives Projekt werden kann, das im Wettbewerb um Drittmittel gute Chancen hat. Erstmals haben zwei Potenzialfelder 2023 ihre Arbeit aufgenommen bzw. wurden für eine Förderung in 2024 bewilligt.

Patienten ganzheitlich betrachten

Vorhersagemodelle entwickeln, die für eine stärker personalisierte Medizin genutzt werden können: Dies ist das Ziel der Initiative MOPRED (Multimodal Predictive Modelling in Medicine). Seit 2023 erhält sie eine Anschubfinanzierung als Potenzialfeld des Profilbereichs „Molecular and Translational Medicine“.

Wie können Daten, die von einem erkrankten Patienten erhoben wurden, so ausgewertet werden, dass etwa ein Therapieverlauf vorhergesagt werden kann? 18 Forschende aus den Fachbereichen Informatik und Mathematik, Biowissenschaften und Medizin haben sich an der Goethe-Universität zusammengeschlossen, um genau dies zu leisten: gemeinsam Vorhersagemodelle für eine stärker personalisierte Medizin zu entwickeln. Das Projekt, das von den beiden Medizin-Professoren Marcel Schulz und Florian Büttner geleitet wird, erhält dafür als Potenzialfeld des Profilbereichs „Molecular and Translational Medicine“ eine Förderung von 50.000 Euro für zwei Jahre.  

Schulz ist Professor für Künstliche Intelligenz in der Genomforschung und leitet das von ihm gegründete Institute for Computational Genomic Medicine. Der Bioinformatiker nutzt genomische Daten, um Krankheiten besser zu verstehen. Büttner ist Professor für Bioinformatik in der Onkologie des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK), an dem die Goethe-Universität beteiligt ist. Er entwickelt unter anderem Methoden des maschinellen Lernens zur Integration multimodaler Molekulardaten.

Marcel Schulz

Foto: privat

Florian Büttner

Foto: privat/Yavuz Cakir

Alle Projekte sind als Tandem aufgestellt

Letztere stehen im Zentrum von MOPRED. Multimodal bezeichnet eine Datenanalyse, bei der mindestens zwei Arten von Daten – also beispielsweise Genexpressionsdaten und digitalisierte Schnittbilder von bildgebenden Verfahren – miteinander kombiniert werden. „In der Medizin werden immer mehr Molekulardaten aufgenommen, um Patienten ganzheitlich zu charakterisieren“, erklärt Büttner. „Bislang fehlt es aber an Methoden, um diese Daten so zu integrieren, dass damit eine Diagnose oder das Ansprechen auf eine Therapie vorhersagt werden kann. Dafür wollen wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern neuartige bioinformatische Methoden erarbeiten“.

Ein großer Vorteil von MOPRED sei, dass die Initiative nicht auf einen Krankheitskomplex limitiert sei, so Schulz. „Weil oft ähnliche Datentypen genutzt werden, lassen sich unsere Algorithmen auf unterschiedliche Krankheitskontexte anwenden.“ Bevor MOPRED benutzerfreundliche Software für Kliniker*innen bereitstellen kann, müssen neue Algorithmen entwickelt werden. Dafür sind alle Projekte als Tandem aufgestellt, wie Schulz erläutert: „Mindestens ein Projektpartner kommt aus der Bioinformatik oder einem verwandten Bereich, der andere dient als Ansprechpartner für das konkrete medizinische Problem.“

Mithilfe der Potenzialfeld-Förderung wurden bereits ein Symposium und ein Hackathon organisiert, um die Vernetzung der MOPRED-Forschergruppen zu verbessern. Nach Wunsch von Schulz und Büttner soll daraus eine regelmäßige Einrichtung werden, um die Bioinformatik im medizinischen Kontext an der Goethe-Universität besser – und vor allem schon für Studierende – sichtbar zu machen. Auch sollen Drittmittel eingeworben werden, um aus dem Potenzialfeld ein langfristig gefördertes Forschungsprojekt zu entwickeln, in das auch an Bioinformatik interessierte Nachwuchsforscher*innen eingebunden werden können.

Larissa Tetsch

Zur Nachbarschaft von Judentum und Islam

Wie waren und sind Judentum und Islam im historischen Rückblick miteinander verflochten? Wo sind sie sich nah, wo geraten sie in Konflikt? Dies interdisziplinär zu erforschen, ist Ziel der Initiative „Jüdisch-islamische Nachbarschaften in Geschichte und Gegenwart“. Sie wird 2024 als Potenzialfeld des Profilbereichs „Universality & Diversity“ gefördert.

Der Fokus des Projekts liegt auf exemplarischen Fallstudien zur Interaktion zwischen jüdischer und islamischer Geistesgeschichte seit dem Mittelalter. Dabei geht es unter anderem darum, die sozialen und politischen Folgen des Zusammenlebens von Juden und Muslimen in unterschiedlichen Kontexten zu forschen. Wo sind sie kulturell miteinander verbunden, wie findet ein Kultur- und Wissenstransfer statt, wie grenzen sich die beiden Religionen ab, welche Geltungsansprüche erheben sie, und welche Konflikte resultieren daraus? Das Potenzialfeld führt Wissenschaftler*innen aus den Fachbereichen Evangelische Theologie, Philosophie und Geschichtswissenschaften sowie Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität und außeruniversitäre Einrichtungen zusammen.

„Gerade in der gegenwärtigen politischen Situation handelt es sich also um ein interreligiöses Projekt, das auch für öffentliche Diskurse und Bildungskontexte in der multireligiösen Konstellation des Rhein-Main-Gebiets von Bedeutung ist“, sagt die Islamwissenschaftlerin Armina Omerika, die das Projekt gemeinsam mit dem Judaisten Christian Wiese leitet. „Die dramatischen Ereignisse im Nahen Osten seit dem 7. Oktober 2023 und die Folgen auch für gegenwärtige gesellschaftlichen Debatten über den Nahostkonflikt, den zunehmenden Antisemitismus und wachsende Feindschaft gegenüber dem Islam“, so Christian Wiese, „erfordern gerade jetzt, dass wir differenziert forschen – über jüdisch-islamische Beziehungen, die konflikthaften Elemente und die dialogischen Potenziale beider Religionen zum Umgang mit religiöser Pluralität und Differenz“. Dazu, so Wiese, müssten Jüdische und Islamische Studien im Kontext interdisziplinärer Religionsforschung eng zusammenwirken.

Armina Omerika

Foto: Julius Matuschik

Christian Wiese

Foto: Uwe Dettmar

Jüdische-islamische Denktradition

Armina Omerika ist Professorin für Ideengeschichte des Islam und geschäftsführende Direktorin des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam. Sie forscht unter anderem zum Geschichtsdenken in der islamischen Theologie und zum Islam in Deutschland. Christian Wiese ist Inhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart. In diesem Themenfeld ist auch seine historische und religionsphilosophische Forschung zu den interreligiösen Beziehungen des Judentums verortet.

Die Verflochtenheit von Judentum und Islam zu erforschen hat an der Goethe-Universität Tradition: In deren Anfängen befassten sich jüdische Orientalisten wie Josef Horovitz (1874-1931) oder Shlomo Dov Goitein (1900-1985) intensiv mit dem Islam; dem Potenzialfeld gehören unter anderen im Rahmen der Koranexegese Prof. Ömer Özsoy an sowie Prof. Nathan Gibson mit einer neuen Professur für die Beziehungen zwischen Judentum und Islam.

An dem Projekt wirkt zudem der Philosoph Yossef Schwartz von der Tel Aviv University mit. Er ist Mitglied des 2022 gegründeten „Frankfurt-Tel Aviv Center for the Study of Religious and Interreligious Dynamics“, eines von der Goethe-Universität und der Tel Aviv University gemeinsam getragenen deutsch-israelischen Forschungszentrums. Das Zentrum widmet sich der interreligiösen Forschung mit Blick auf die historischen und gegenwärtigen Beziehungen zwischen Judentum, Christentum und Islam – sowohl im Nahen Osten als auch in europäischen Kontexten.

Die Initiative „Jüdisch-islamische Nachbarschaften in Geschichte und Gegenwart“ wird mit 50.000 Euro noch bis Ende 2024 gefördert und hat das Ziel, sich für eine weiterführende Drittmittelförderung zu bewerben.

Christian Wiese/pb

Öl im Feinstaub

Eine Studie der Goethe-Universität in Kooperation mit dem Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie hat ergeben, dass Ultrafeinstaub am Frankfurter Flughafen auch zu einem Teil aus synthetischen Turbinenschmierölen besteht.

Schmieröle von Flugzeugen sind wichtige Quelle für Ultrafeinstaub


Geschichte im Zahnschmelz

Ein internationales Wissenschaftsteam um Forscher*innen der Goethe-Universität und des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseum Frankfurt erklärt Unterschiede in der Ernährung zwischen Homo erectus und Menschenaffen. Zahnanalysen ergaben, dass die Frühmenschen mit den Jahreszeiten von pflanzlicher Nahrung zu Mischkost wechselten.

Frühmenschen: Jahreszyklen im Zahnschmelz geben Einblicke in Lebensgeschichten


Immuntherapie verstärkt

Der Eisentod (Ferroptose) von Zellen kann dazu genutzt werden, um die Wirkung einer Immuntherapie gegen Leberkrebs zu verstärken. Dies haben jetzt Forschende des Georg-Speyer-Hauses, des Universitätsklinikums Frankfurt und der Goethe-Universität bei Mäusen zeigen können, die an Leberkrebs erkrankt waren.

Leberkrebs-Forschung: Eisentod von Zellen könnte Schlüssel für neuartige Kombinationstherapien sein


Gegraben und gefunden

Eine Lehrgrabung der Provinzialrömischen Archäologie der Goethe-Universität in Bad Ems widerlegt bisherige Vermutungen. Die spannende Forschungsgeschichte eines Militärlagers samt einem Silberfund brachte dem jungen Archäologen Frederic Auth zudem den 1. Platz beim Wiesbadener Science Slam ein.  

An der Lahn blieben den Römern 200 Tonnen Silber verborgen


Echter Krater

Der Marketing-Gag des Weinguts „Domaine du Météore“ entpuppt sich wirklich als Einschlagkrater: Forscher*innen der Goethe-Universität um Prof. Frank Brenker und Prof. Andreas Junge stellten durch Gesteins- und Bodenanalysen fest, dass der Krater tatsächlich durch den Einschlag eines Eisen-Nickel-Meteoriten entstanden ist.

Meteoritenkrater in französischem Weingut entdeckt


Ins Nest geguckt

Ein internationales Forschungsteam aus Deutschland, Österreich, Kanada, den Niederlanden und den USA wendet ein neues Verfahren zur Karbonat-Analyse auf Eierschalen von Dinosauriern, Reptilien und Vögeln an. Damit erschließt sich das Fortpflanzungssystem von Troodon, einem mit heutigen Vögeln eng verwandten Dinosaurier.

Analyse von Dinosaurier-Eierschalen: Vogelähnlicher Troodon legte 4 bis 6 Eier in ein Gemeinschaftsnest


Drittmittel-Höchststand

Im Jahr 2022 hat die Goethe-Universität ihre Drittmittel um 17 Prozent gesteigert. Mit einem Drittmittelvolumen von 232,8 Millionen hat die Universität 33,9 Millionen Euro mehr eingenommen als 2021 und ist in allen Bereichen der Drittmittelfinanzierung gewachsen. Den stärksten Zuwachs verzeichneten EU-geförderte Projekte: Ihr Volumen stieg um 50% auf 27,2 Millionen Euro. 

Neuer Höchststand bei Drittmitteln


Vom Innenleben der Zelle

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Goethe-Universität und Universitätsklinikum Jena findet einen Regulationsmechanismus für Struktur und Funktion des Endoplasmatischen Reticulums. Die Beiträge wurden in „Nature“ veröffentlicht.

Wenn die Zelle sich selbst verdaut: Wie sich neurodegenerative Erkrankungen entwickeln


Profil international geschärft

Die Profilbereiche der Goethe-Universität werden durch internationale Expertise weiter geschärft: Mindestens ein Jahr lang forschen die international ausgewiesenen Wissenschaftler*innen im Bereich der Forschungsschwerpunkte „Dynamiken des Religiösen“ und „Robust Nature“ sowie EMTHERA, die verschiedenen universitären Profilbereichen zugeordnet sind. Die Stiftungsgastprofessuren werden von der Familie Hückmann gefördert.

Jochen Hückmann-Stiftungsgastprofessuren für Forschungsexzellenz unterstützen Spitzenforschung 


Ein Plus fürs Kind

Die Goethe Research Academy for Early Career Researchers (GRADE) unterstützt aus Mitteln des Franz Adickes Stiftungsfonds 30 Promovierende, Postdocs und Wissenschaftler*innen in der R3-Qualifizierungsphase mit Kindern, die an der Goethe-Universität Frankfurt forschen.

Finanzielle Unterstützung für Early Career Researchers mit Kind


Studie zu Artenvielfalt

Chemikalien in der Umwelt werden in der Wissenschaft nicht ausreichend als eine der Ursachen für den Schwund der Artenvielfalt in den Blick genommen: Dies haben Forschende des Forschungsnetzwerks RobustNature der Goethe-Universität mit Kooperationspartnern in einer Studie ermittelt.

Wie Chemikalieneinsatz und der Verlust der Artenvielfalt zusammenhängen


Scharfmacher fürs Immunsystem

Forscher*innen von Goethe-Universität, Max von Pettenkofer-Institut und Medizinischer Hochschule Hannover klären die molekularen Mitspieler des MHC-I-Beladekomplexes bei dendritischen Zellen auf. Als Teil des Immunsystems sind dendritische Zellen essenziell für die Bekämpfung von virusinfizierten und entarteten Körperzellen.

Die Scharfmacher: Wie dendritische Zellen das Immunsystem aktivieren


Kompetenzzentrum

Der Hochschulrat unterstützt auf seiner Sitzung den Gründungsprozess der Errichtung eines „Transfer- und Kompetenzzentrums Islam“. Im Rahmen dieses Vorhabens erhält Prof. Susanne Schröter eine Goethe Research Professorship. Das neue Zentrum soll die bereits vorhandenen Expertisen der Goethe-Universität in islamischen Forschungsfragen bündeln.

„Transfer- und Kompetenzzentrums Islam“


Klimagase gemessen

Die Goethe-Universität startet die Messung von halogenierten Kohlenwasserstoffen auf dem Kleinen Feldberg bei Frankfurt: Erstmals werden in Deutschland kontinuierlich und mit hoher Genauigkeit die Konzentrationen gasförmiger Stoffe mit Halogenen wie Chlor oder Fluor im Rahmen eines internationalen Netzwerks überwacht.

Neues Messgerät der Goethe-Universität: Halogen-Klimagase werden auch in Deutschland ausgestoßen


Kraftwerke der Zellen

Forschende der Goethe-Universität entdecken zentrale Schaltstelle in Fehlfaltungsstress-Signalkette von Mitochondrien. Wie sehr sich ihr Stoffwechsel im Laufe der Evolution mit dem ihrer Wirtszellen verschränkt hat, haben die Wissenschaftler*innen am Beispiel einer Stressreaktion von Mitochondrien untersucht.

Zellbiologie: Wie zelluläre Kraftwerke unter Stress Hilfe anfordern


Antibiotikaresistenz

Ein Frankfurter Forschungsteam zeigt, wie der Krankenhauskeim Acinetobacter baumannii über kurze evolutive Zeiträume große Funktionsveränderungen von Proteinkomplexen erreichen kann und deshalb besonders resistent gegen gängige Antibiotika ist. Daraus könnten Behandlungsstrategien resultieren, die spezifisch auf einen bestimmten Keim zugeschnitten sind. 

So passt sich der Krankenhauskeim Acinetobacter baumannii schnell an neue Umweltbedingungen an


Ausgebrütet

SARS-CoV-2-Viren gelingt es, menschliche Zellen mit einem Minimum eigener Proteine zu kapern. Forschende der Goethe-Universität klären einen entscheidenden Teil im RNA-Bindemechanismus vom Nucleocapsidprotein (N) auf und erkennen, wie SARS-CoV-2 die menschliche Körpertemperatur als Brutkasten zur Vermehrung nutzt.

SARS-CoV-2: Die tastenden Finger des Virusprotein N


Ausbalanciert

Dr. Alexandra Stolz vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität sucht nach Substanzen, mit denen sich das zelluläre Gleichgewicht wiederherstellen lässt. Sie erhält dafür einen „Exploration Grant“ von 161.000 Euro der Boehringer Ingelheim Stiftung.

Zelluläre Entsorgung therapeutisch nutzen: Alexandra Stolz erhält Exploration Grant der Boehringer Ingelheim Stiftung


Herz mit Nerven

Jüngste Forschungsergebnisse des Instituts für Kardiovaskuläre Regeneration und des Cardio-Pulmonary Institute der Goethe-Universität geben neue Einblicke in Alterungsprozesse des Herzens, die auch die Nerven betreffen. Die Studie wurde im Science-Magazine veröffentlicht. 

Wenn das Herz die Nerven verliert


Wetter erforscht

Der Deutsche Wetterdienst fördert im Rahmen des Hans-Ertel-Zentrums (HerZ) zwei Initiativen am Institut für Atmosphäre und Umwelt: Prof. Jürg Schmidli wird für eine weitere Phase von vier Jahren für seine HErZ-Arbeitsgruppe gefördert. Dr. Anna Possner hat eine HErZ-Nachwuchsgruppe mit einer Laufzeit von sechs Jahren eingeworben. Beide Vorhaben haben ein Volumen von ca. 1 Mio. EUR. 

Mehr Netzwerken

Neu bewilligt wurde die durch die Goethe-Universität koordinierte COST-Action „CROPWISE: Conservation and Research for Optimization of Utilization of Cereal Wild Relatives for Sustainable and Enhanced Agriculture”. COST ermöglicht den Auf- und Ausbau von wissenschaftlichen Netzwerken und bündelt damit nationale Forschungsinitiativen in transnationalen „COST-Aktionen“.


International promovieren

Im Marie Sklodowska-Curie-Programm übernimmt die Goethe-Universität die Koordination des neu bewilligten Doctoral Network „Natural Traces in forensic investigations – how the analysis of non-human evidence can solve crime“ zur internationalen, strukturierten Doktorand*innen-Ausbildung.


Schlafende Keime

Wissenschaftler*innen von Goethe-Universität, Robert-Koch-Institut und Georg-August-Universität Göttingen entdecken einen fundamentalen Mechanismus, der dem gefürchteten Krankenhauskeim Acinetobacter baumannii beim Überleben hilft.

Krankenhauskeim im Dornröschenschlaf: Warum Infektionen mit Acinetobacter baumannii immer wieder aufflammen können


Bewegter Erdmantel

Ein internationales Geologenteam unter Federführung des Instituts für Geowissenschaften der Goethe-Universität stellt eine bisherige Theorie über die Bewegung von Platten im Erdmantel in Frage. Dies gelingt, indem ein Alpenschiefer mittels Computermodellierung genau analysiert wird.

Alpengestein verrät Dynamik von Plattenbewegungen im Erdinnern


Weltspitze

Der weltweit größte Kernspinresonanz-Spektrometer für biomedizinische Wissenschaft wird an der Goethe-Universität eingeweiht. Die Kosten für Gerät und eigenes Gebäude in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro trugen die Bundesrepublik, Hessen und die Goethe-Universität. 

Ultrahochfeld-Spektrometer: Neu entwickeltes Gerät zur Spitzenforschung an der Goethe-Universität eingeweiht


Lebenswelten

Der erste Zusammenhaltsbericht des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) zeigt: Große Teile der Bevölkerung in Deutschland verfügen über homogene Bekanntenkreise – dies beeinflusst auch ihre Weltsichten und Erfahrungen.

Entkoppelte Lebenswelten?


Zeitmaschine

Wie Wasserverschmutzung, extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen über viele Jahrzehnte hinweg das Ökosystem eines Süßwassersees unwiederbringlich schädigen können, zeigt ein KI-Modell eines Teams aus Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität und der Universität Birmingham.

KI zeigt Artenschwund im Badesee: Forschende entwickeln „Zeitmaschine für die biologische Vielfalt“


GU am CERN

Physiker*innen und Computerwissenschaftler*innen der Goethe-Universität sind an der ersten Datennahme und -auswertung nach fünf Jahren am großen Beschleuniger LHC am CERN beteiligt. Es wird ein neuer Rekord bei Kollisionen von Blei-Ionen sowie eine höchste Energie und höchste Kollisionsrate gemessen.

Wie beim Urknall: ALICE-Experiment startet wieder mit Blei-Ionen – Goethe-Universität an Messrekord beteiligt


DNA als Angriffspunkt

Mediziner*innen der Goethe-Universität identifizieren in der DNA von Leukämiezellen einen vielversprechenden Angriffspunkt für neue Therapieansätze.

Kinderonkologie: Neue Achillesferse von Leukämiezellen entdeckt


Islamische Bestattungen

Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) veröffentlicht ihre Expertise zu islamischen Bestattungen: Immer mehr der ca. 5,5 Millionen Muslim*innen in Deutschland wollen nach ihrem Tod auch hierzulande beerdigt werden.

Immer mehr Musliminnen und Muslime lassen sich in Deutschland bestatten


Besorgte Jugend

Globale Krisen lassen junge Menschen weiterhin besorgt in die Zukunft blicken: Dies ist ein Ergebnis der vierten JuCo-Studie des Forschungsverbunds Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit der Universitäten Frankfurt und Hildesheim. Rund 1.200 junge Menschen haben im Frühjahr 2023 an der Studie teilgenommen. 

Jugend zwischen Corona-Folgen und globalen Krisen


Giftig

Frankfurter Forscher*innen widerlegen Hypothesen zur Evolution von Giftgenen bei Bienen, Wespen und Ameisen und zeigen, dass typische Gift-Bestandteile bereits bei den frühesten Vorfahren der Hautflügler vor der Entstehung des Stachels entstanden sind.

Das Gift war vor dem Stachel da: Erbgutanalyse beleuchtet Herkunft des Bienengifts


„Baby Diamond“

Die Goethe-Universität wird in Kürze ihren ersten Quantencomputer installieren und sich damit in die Spitzengruppe der deutschen Universitäten im Bereich des angewandten Quantencomputing einreihen: Der Frankfurter Erstling mit dem Namen „Baby Diamond“ startet als Pilotsystem mit fünf Qubits und beruht auf der Technologie der Stickstoff-Fehlstellen in einem künstlichen Diamanten.

Goethe-Universität erhält ihren ersten Quantencomputer 


Zellen recycelt

Wissenschaftler*innen um Prof. Stefan Müller vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität identifizieren einen Mechanismus bei Leukämiezellen, der sich als Ansatzpunkt für neue Medikamente eignen könnte.

Leukämiezellen aktivieren zelluläres Recyclingprogramm

Illustration: Go4Tec

Go4Tech: Sharing is caring

An der Goethe-Universität sind zahlreiche Großgeräte im Einsatz. Doch nicht alle sind ausgelastet. Im März 2023 startete das Projekt Go4Tech: Es soll den Aufbau eines Großgeräte-Dachzentrums testen – zum Vorteil vieler Forscher*innen an der Goethe-Universität, aber auch für den neuen Forschungsverbund Frankfurt Alliance und die Partner im Verbund der Rhein-Main-Universitäten.

Um mit der Forschung in das Innerste, was die Welt zusammenhält, vorzustoßen, sind modernste und leistungsfähige Forschungsgeräte nötig. Diese Forschungsgroßgeräte sind an der Goethe-Universität zumeist in unabhängigen Technologieinfrastrukturzentren und in der Regel einer Professur organisiert – wie dem Frankfurt Center for Electron Microsopy (FCEM), dem Brain Imaging Center (BIC) oder dem Biomolekularen Magnet-Resonanz-Zentrum (BMRZ). Das heißt: Sie werden dezentral betrieben. Die Nutzung dieser Infrastrukturen stand zwar schon bislang Wissenschaftler*innen aus anderen Bereichen offen. Allerdings kommen Interessenten und Betreiber*innen nicht immer zusammen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Transparenz fehlt, an welchen Geräten der Goethe-Universität sich Messungen oder Forschungsprozesse für das jeweils gesuchte Testverfahren durchführen lassen. Für die Anbieterseite – die Betreiberzentren – kann es dagegen herausfordernd sein, sich um die Anfragen parallel zum eigenen Forschungsbetrieb zu kümmern, die Prozesse zu organisieren, abzurechnen und auch zu dokumentieren.

Suche Großgerät, biete Gegenfinanzierung

Das im März 2023 Projekt Go4Tech zielte nun darauf, die Auslastung der Forschungsgroßgeräte zu verbessern, Transparenz über die Services herzustellen und die Betreiber*innen von administrativer Arbeit zu entlasten. Denn gibt es kein Matching von Interessenten- und Anbieterseite, ist das nicht nur für die Forschenden, die ein Gerät für ihre Testungen suchen, ein Verlust. Nachteile haben auch die Betreiber*innen, denn der Betrieb der Großgeräte wird in Teilen auch durch Nutzungsentgelte gegenfinanziert. Dabei bewegt sich nicht nur der Anschaffungspreis für ein Großgerät in Millionenhöhe – auch die laufenden Kosten machen einen großen Posten aus. »Wartungs- und Reparaturkosten können sich leicht auf fünf Prozent der Anschaffungssumme pro Jahr belaufen, bis die Vollkosten für das Gerät dann nach 15 Jahren abgeschrieben sind«, sagt Prof. Dr. Michael Huth, Vizepräsident für Strategische Organisations- und Qualitätsentwicklung (SOQE). Er schätzt, dass es allein an der Goethe-Universität um die 1.000 Wissenschaftler*innen gibt, die nach dem passenden Forschungsgroßgerät für ihre Arbeit suchen, während gleichzeitig diese Geräte in einigen der Infrastrukturzenten nicht ausgelastet sind. »Ich kenne das Problem mit der Auslastung, weil ich selbst zwei Zweistrahl-Elektronenmikroskope betreibe und Direktor des Zentrums für Elektronenmikroskopie war«, erläutert der Physiker.

Um diese Strukturen und damit die Situation nachhaltig zu verändern, hat Huth gemeinsam mit Lars Winter, dem Leiter des Büros Strategische Organisations- und Qualitätsentwicklung, ein Konzept für eine Service-Dachorganisation entwickelt. Diese soll dazu beitragen, die Sichtbarkeit und Zugänge zu den Forschungsgroßgeräten und Services zu verbessern und zugleich die Betreiber*innen bei der Administration entlasten. Unter dem Namen Go4Tech arbeitet das Dachzentrum seit März 2023 erst einmal als Projekt (Website: Go4Tech).

Messzeit oder Testprozess einfach buchen

Und so soll Go4Tech funktionieren: Bestehende Zentren mit Großgeräten lassen sich bei Interesse assoziieren oder als Kompetenzzentren integrieren. Neue Kompetenzzentren können direkt in Go4Tec etabliert werden. Informationen zum Forschungsgroßgerät werden über Go4Tec transparent dargestellt. Forscher*innen, die die entsprechende Infrastruktur für ihre Arbeit benötigen, können direkt über die Go4Tec-Plattform Buchungsanfragen stellen. Wer mit dem Großgerät vertraut ist und selbst messen möchte, bucht einfach nur die reine Messzeit in dem mit Go4Tec verbundenen Buchungsportal. Buchbar sind aber auch – je nach Aufgabenstellung – komplette Services (Testprozess) inklusive Analyse und Auswertung. Die Information, für welchen Zeitraum das Gerät für welche Leistungen gebucht wurde, geht an das Betreiberzentrum. Dort kümmert man sich dann um die Umsetzung. Die Abrechnung übernimmt zukünftig Go4Tech; von dort werden die eingenommenen Drittmittel an die Betreiber*innen überwiesen.

Für in Go4Tec integrierte Kompetenzzentren sind darüber hinaus auch finanzielle Entlastungen vorgesehen. Zum einen bei Personalkosten. Zum anderen geht es um die Kosten, die den Kompetenzzentren für die Instandhaltung der Forschungsgroßgeräte entstehen – von wenigen Ausnahmen abgesehen, lassen sich für diese keine zusätzlichen Drittmittel beantragen. Das Finanzierungskonzept sieht vor, dass die Betreiber*innen für jeden Euro, der für die Nutzung des Großgeräts durch externe Nutzer*innen an das Kompetenzzentrum fließt, einen prozentualen Anteil on Top bekommen und sich auch Fachbereiche beteiligen.

Huth und Winter ist bewusst, dass die Integration in Go4Tech nicht für jedes Zentrum die richtige Lösung ist. So werde das BMRZ, bei dem es um biologische Magnetresonanz geht, europaweit genutzt, sei somit ein Kandidat, der sich möglicherweise einfach als Kooperationspartner einfach nur über Go4Tec ›assoziieren‹ lassen könne. Bereits integriert ist das Frankfurt Competence Center for Emerging Therapeutics, kurz: FCET. Jahres- oder quartalsweise kann das System nun auf Knopfdruck die Geräteauslastung anzeigen. Außerdem ist es möglich, die Rechnungsstellung für die Mess- oder Prozesszeit über das Buchungssystem automatisch vorzunehmen und an die im System eingetragenen Nutzer*innen zu verschicken.

Auch eine Antwort auf Erwartungen der Drittmittelgeber

Dass Go4Tech sich als fachbereichsübergreifendes Zentrum etablieren wird, davon sind Michael Huth und Lars Winter überzeugt. »Go4Tec ist sozusagen Technologie-offen. So könnte man darüber nachdenken, dass Forschungsinfrastrukturen, die im Kontext von psychologischer Forschung benötigt werden, sich ebenfalls in Go4Tec integrieren«, so Winter. Auch die großen Drittmittelgeber erwarten, dass Hochschulen ihre Forschungsinfrastrukturen nachhaltig managen. Dazu gehört auch, dass das künftige Dachzentrum einen wissenschaftlichen Beirat mit internen Mitgliedern – den Direktor*innen der Kompetenzzentren – und externen Expert*innen einrichten wird.

»Ein weiterer Schritt beim Ausbau von Go4Tec«, sagt Michael Huth, »wäre schließlich, dass sich das Dachzentrum auch für unsere RMU-Allianzpartner in Darmstadt und Mainz sowie für andere externe Kooperationspartner, beispielsweise im Rahmen des neuen Forschungsverbunds Frankfurt Alliance, öffnet. So könnten unsere Forscherinnen und Forscher und unsere Partner von mehr Transparenz, mehr Service und besserem Drittmittelfluss profitieren.«

if/pb

Der Text ist die gekürzte Fassung eines Beitrags im GoetheSpektrum 1/24.

Foto: Pheelings media/shutterstock

Gendersensitive Forschung

Künstliche Intelligenz mit Vorurteilen oder falsch zugeordnete Gräber von Wikingerinnen – Geschlecht und Vielfalt können mitunter unerwartete Bedeutung für die Forschung entfalten. Deshalb sollen sie in der Goethe-Universität bei der Konzeption von Forschungsthemen stärker berücksichtigt werden. Ein neues Zehn-Punkte-Papier hilft dabei.

„Die Goethe-Universität will Vorreiterin auf dem Weg zu einer besseren Wissenschaft sein, die möglichst allen Menschen gerecht wird“, formuliert Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff die Zielrichtung des Zehn-Punkte-Papiers zu Geschlecht und Vielfalt in der Forschung. Im Juni 2023 präsentierte das Präsidium der Goethe-Universität das Papier und die darin vorgegebenen konkreten Schritte auf einer Veranstaltung mit externen Fachleuten und der Goethe-Uni-Forschungscommunity.

„Jede Forscherin, jeder Forscher sollte sich fragen: Inwiefern spielen Geschlechter und Vielfaltsaspekte in meiner Forschung eine Rolle? Und zwar nicht nur, weil dies auch für Projektanträge an Bedeutung gewinnt, sondern weil wir überzeugt sind, dass wir damit zu valideren Forschungsergebnissen kommen. Indem wir uns dessen stärker bewusst werden und in Austausch darüber treten, wird unsere Forschung innovativer und kreativer“, sagte Universitätspräsident Enrico Schleiff anlässlich der Vorstellung des Zehn-Punkte-Papiers. In dem Papier beschreibt die Goethe-Universität, wo sie derzeit steht, und setzt auf konkrete Maßnahmen und Ziele, um den Einbezug der besagten Aspekte zukünftig noch weiter zu verbessern. So plant die Universität nicht nur, das Thema im nächsten Hochschulentwicklungsplan zu verankern, sondern auch, die Reflexion in internen Ausschreibungen einzufordern und in der Ausbildung und Weiterqualifizierung stärker einzubinden.

Bislang sind die für Frauen typischen Symptome eines Herzinfarkts weniger erforscht

Auch für Laien auf Anhieb einleuchtend sind die Beispiele aus der medizinischen Forschung: Wenn Medikamente nicht gleichermaßen und differenziert an Frauen wie Männern erprobt sind, wird ihre passgenaue Anwendung schwierig sein. Dr. Lena Marie Seegers und Prof. David Leistner aus der Kardiologie des Universitätsklinikums Frankfurt sehen viel Potenzial darin, die medizinische Forschung im Hinblick auf die Vielfalt von Menschen besser aufzustellen – etwa durch das geplante. Frauen-Herzzentrum („Women’s Heart Health Center Frankfurt“) zur gendersensitiven medizinischen Forschung, das die Kardiologin Seegers leiten wird. Seegers forschte zwei Jahre an der Harvard University in Boston zu geschlechtsspezifischen Unterschieden der Herzkranzgefäße. Frauen ignorierten kardiovaskuläre Symptomatiken oft, weil sie ein Leben lang an Schwankungen im Wohlbefinden gewöhnt seien. Gerade aber in Phasen der hormonellen Umstellung wie Schwangerschaft und Menopause sei ein spezifischer Blick auf die weibliche Gesundheit wichtig.

Noch relativ unerforscht sei auch der Zusammenhang zwischen rheumatischen oder gynäkologischen Erkrankungen und dem Herzinfarktrisiko. „Frauen haben in Deutschland ein deutlich höheres Risiko, an einem Herzinfarkt zu versterben als Männer“, lautet Seegers’ nüchterne Bilanz. Denn bislang seien die für Frauen typischen Symptome eines Herzinfarkts weniger erforscht und auch wenig allgemein bekannt.

„Wir müssen in der Ausbildung angehende Lehrkräfte für Stereotype in ihrem eigenen Denken sensibilisieren“

In den Erziehungswissenschaften existiert zwar seit Langem eine differenzierte und anspruchsvolle Geschlechterforschung, ein Querschnittsthema ist dies aber bislang nicht. Prof. Bettina Kleiner, Erziehungswissenschaftlerin und Direktorin des Cornelia Goethe-Zentrums, würde das gern ändern. Die pädagogischen Handlungsfelder Schule und Kindertagesstätten seien zwar nicht die einzigen Gegenstände ihres Faches, aber die dortige Realität sei prägend für die gesellschaftliche Geschlechterordnung. Schule bilde einerseits die Lebensverhältnisse in der Gesellschaft ab und habe andererseits die Aufgabe, Kinder und Jugendliche zu sozialisieren. Damit vermittelte sie immer auch Werte und Normen, die zu reflektieren seien. „Noch immer werden im schulischen Unterricht Geschlechterstereotype reproduziert, die unter anderem dazu führen, dass unterschiedliche und tendenziell für Frauen karrierebezogen nachteilige fachbezogene und berufliche Präferenzen ausgebildet werden. Und wenn wir an queere Kinder und Jugendliche denken“, so Kleiner, „werden deren Lebensrealitäten nach wie vor selten und kaum einmal in angemessener Weise im Schulalltag abgebildet. Deshalb müssen wir in der Ausbildung angehende Lehrkräfte für Stereotype in ihrem eigenen Denken sensibilisieren.“

Doch nicht nur in den Erziehungswissenschaften und in der Medizin sollen Geschlecht und Vielfalt künftig stärker ins Bewusstsein der Forschenden rücken. Auch alle anderen Disziplinen sollen sich künftig Gedanken darüber machen, ob dieser Aspekt eine Rolle spielt und welche: Literaturwissenschaften und Geschichtswissenschaft, Politologie und Wirtschaft – aber auch Biologie, Chemie und Physik. Physik? Bei der Erforschung eines Schwarzen Lochs mag es tatsächlich schwierig sein, die Relevanz von Genderaspekten zu erkennen. Aber es sollte künftig Standard sein, zumindest darüber nachzudenken.

Und auch wenn es hier nicht um Gleichstellung, also Chancengleichheit am Arbeitsplatz geht, so spielt es dennoch auch eine Rolle, wie Forschungsgruppen und -verbünde zusammengesetzt sind: „Natürlich ist es für die Forschung – für ihre Ausrichtung und die Ergebnisse – auch von Bedeutung, wer sie betreibt“, ist Erziehungswissenschaftlerin Bettina Kleiner überzeugt. Für sie ist das Zehn-Punkte-Papier der Goethe-Universität deshalb von zentraler Bedeutung: Es sei eine „wichtige Selbstverpflichtung zur Stärkung von Geschlechterreflexivität, Vielfalt und Gerechtigkeit in der Forschung“.

asa

Der Beitrag erschien in längerer Fassung im UniReport 4/23.

Foto: Universitätsarchiv Frankfurt

„Unsere Gesellschaft wird von Widersprüchen getrieben“

Im Januar 2023 wurde das berühmte Institut für Sozialforschung hundert Jahre alt. Anlass für ein Gespräch mit dem neuen Direktor des Instituts für Sozialforschung, Prof. Stephan Lessenich, über historische Meilensteine, das Für und Wider von Galionsfiguren und neue Formen der Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität.

Die Feiern seines stolzen Jubiläums von hundert Jahren hatte das Institut für Sozialforschung auf eineinhalb Jahre ausgerichtet: Beginnend gewissermaßen mit einem „Staatsakt“, zu dem die hessische Wissenschaftsministerin, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und der Universitätspräsident geladen waren, bezogen die Institutsmitarbeiter*innen im Laufe des Jahres mit weiteren Hauptveranstaltungen verschiedene Publika ein: die Stadtgesellschaft, der sie ihre Räumlichkeiten öffnete und über Pfingsten mit einer Marxistischen Arbeitswoche niederschwellig ein akademisches sowie nicht-akademisches Publikum. Vor dem Hintergrund, „dass wir offenkundig in einem postmarxistischen Zeitalter leben“, so der Direktor des Instituts Stephan Lessenich, wolle man noch einmal fragen, was die marxistische Tradition des Hauses und der Kritischen Theorie heute noch bedeute. Im September folgte dann eine große wissenschaftliche Tagung und zum Abschluss der Feierlichkeiten im Juni 2024 ein Straßenfest für alle zum Feiern und Austausch: Genau 100 Jahre nach der Eröffnung des ersten Institutsgebäudes, das am 22. Juni 1924 an der Viktoriaallee schräg gegenüber der heutigen Institutsadresse eingeweiht wurde, findet das Festival statt, auf dem der Abschluss des offiziellen Teils der 100-Jahr-Feierlichkeiten begangen wird.

Zu Beginn des Jubiläumsjahres reflektierte Stephan Lessenich, seit 1. Juli Direktor des Instituts für Sozialforschung, die Geschichte des renommierten Instituts, das die Geschichte der Goethe-Universität wesentlich geprägt hat.

Prof. Stephan Lessenich, Direktor des Instituts für Sozialforschung seit Juli 2021

Foto: privat

Herr Lessenich, wenn Sie mit Ihrem frischen Blick auf die Geschichte Ihres Hauses schauen, was sind für Sie wichtige Markierungspunkte oder Einschnitte?

Prof. Stephan Lessenich: Die Gründung des Hauses war selbstverständlich ein wichtiges Datum. Interessant ist das zu diesem Zweck verfasste Memorandum: Retrospektiv kann man sagen, es wurde etwas verdunkelt, dass es sich um die Gründung eines marxistischen Forschungsinstituts handeln sollte. Denn eigentlich sollte es um eine Institution gehen, die intellektuell und auch von den politischen Anliegen her stark an die Arbeiterbewegung angekoppelt ist. Es gab zwar Geld für die Gründung aus privaten Quellen. Aber die Gründung auch als öffentliches Institut war halt nicht ganz voraussetzungslos. Ein zweites wichtiges Datum war sicherlich die Schließung des Hauses, handgreiflich durch die SA, der die Konfiszierung der Bibliothek folgte, die Vertreibung des Personals und die anschließende Emigration von zentralen Figuren, erst in die Schweiz und bald darauf in die USA. Und dann die Wiedereröffnung des Hauses und die Rückkehr der Protagonisten, die ja auch alles andere als selbstverständlich war. Denn man hätte sich auch gut vorstellen können, dass die tragenden Figuren, also Adorno und Horkheimer, nicht mehr nach Deutschland zurückkommen. Das Institut wurde dann ganz explizit in Frankfurt reetabliert, um Demokratisierungswissenschaft zu betreiben und in die Öffentlichkeit zu wirken, um das demokratische Fundament der frühen Bundesrepublik zu stärken. Das prägt meines Erachtens das Haus bis heute. Und diesen Impuls wollen wir auch in der neuen Phase wieder aufnehmen. Deswegen auch der starke Fokus auf verschiedene Publika jetzt bei den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum. Das Haus soll auch in Zukunft dafür stehen, dass eine kritische Sozialforschung betrieben wird, die nicht nur im wissenschaftlichen Selbstbezug vollzogen wird, sondern die auch gesellschaftlich etwas austragen und allen Interessierten etwas zu sagen haben soll.

Kann es manchmal auch ein Problem sein, dass bestimmte Galionsfiguren ein Haus so stark geprägt haben, dass man immer wieder auf sie zu sprechen kommen muss?

Ja, es gibt natürlich diese Verknüpfung des Instituts mit großen Namen, vor allem mit Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Dies ist Kapital und Hypothek zugleich. Das Renommee des Hauses, seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit hängt ganz stark vor allem an der Person Adornos. Selbst in außerakademischen Milieus kennt man seinen Namen. Es ist aber auch eine Hypothek, weil die Arbeit des Hauses damit auf ein bzw. zwei Personen reduziert wird. Es gibt noch viele andere historische, intellektuelle Größen, die oft hinten runterfallen. Und die Fixierung auf die großen Namen verstärkt immer auch ein wenig die Schwerkraft der Geschichte. Das führt dann auch zu solchen Fragen, ob der der neue Direktor, egal, ob der nun Axel Honneth oder Stephan Lessenich heißt, in die Fußstapfen seiner Vorgänger tritt. Ich denke, dass eine solche Sichtweise nicht sehr produktiv ist.

„Es gibt keine klaren Abgrenzungen, wer dazu gehört und wer nicht, wer drinnen und wer draußen ist“

Das Institut für Sozialforschung wurde und wird immer auch als Wiege der Frankfurter Schule bezeichnet. Würden Sie sagen, es macht noch Sinn, diesen Begriff zu verwenden? War er überhaupt jemals zutreffend?

Da wäre ich geteilter Meinung. Es macht einerseits Sinn, weil ich glaube, die Prägung des Instituts ist doch ganz stark der Örtlichkeit geschuldet. Die Gründung fand nicht zufällig in Frankfurt statt. Da waren eine liberale Stadtgesellschaft, das bürgerlich-jüdische Milieu, intellektuell; aber auch das aufgeklärte, ökonomische Milieu jüdischen Glaubens war ein zentraler Faktor für die Entstehung, für die Akzeptanz und auch für die Wiedergründung dieses Instituts in der Stadt nach dem Krieg. Von der Frankfurter Schule zu sprechen, ist so gesehen schon angemessen. Anderswo wäre eben – wenn überhaupt – eine andere Form der kritischen Sozialforschung entstanden. Der Begriff Schule ist hier allerdings schwierig. Das war auch keine Selbstbeschreibung der Akteure, sondern eine Zuschreibung von außen. Schulbildung klingt ja immer nach einer eher starken Formatierung, mit klaren Orientierungspunkten und auch Grenzziehungen. Die Schüler und Schülerinnen ordnen sich dem zu oder grenzen sich ab. Das ist aber ist mit Blick auf die Kritische Theorie nicht der Fall. Es gibt keine klaren Abgrenzungen, wer dazu gehört und wer nicht, wer drinnen und wer draußen ist.

Ihr Vorgänger Axel Honneth hat mal gesagt, dass er das IfS der Erforschung der »Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus« verpflichtet sieht. Würden Sie daran anknüpfen, oder hätten Sie eine eigene, davon abweichende Schwerpunktsetzung?

Wir sind gerade dabei, dieses Programm aus der, wenn man jetzt so möchte, Honneth-Ära, noch mal zu prüfen und für das nächste Jahrzehnt ein neu ansetzendes Forschungsprogramm zu entwickeln. Die Katze einer neuen programmatischen Formel, so etwas wie eben „Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung“, wird erst im kommenden Sommer aus dem Sack gelassen werden, zur internationalen wissenschaftlichen Tagung. Ein paar Eckpunkte der Neuorientierung kann man aber jetzt schon benennen, und das hängt auch mit der genannten Formel zusammen. Denn die „Paradoxien kapitalistischer Modernisierung“ waren noch stark im Kontext der westlichen Industriegesellschaft und ihrer Entwicklungsdynamik gedacht. Diesen engeren Fokus wollen wir in Zukunft überschreiten. Der Kapitalismus ist globaler Natur, und das gilt auch für seine Krisen. Wir haben es in letzter Zeit erlebt: Finanzkrise, Migrationskrise, Klimakrise, Coronakrise, jetzt Ukrainekrise, das sind Krisen im Weltmaßstab. Das bedeutet, dass die kritische Theoriebildung solche globalen ökonomischen und sozialen Verhältnisse in den Blick nehmen muss. Die eine Achse der Erneuerung wäre also in gewisser Weise die Entwestlichung der Forschungsprogrammatik. Eine zweite Achse wäre die Orientierung auf die Stofflichkeit von Gesellschaft. Ich meine, wir reden heute – notgedrungen – von ökologischen Krisen, von sozialökologischer Transformation. Und in Frankfurt ist die Problematik gesellschaftlicher Naturverhältnisse schon früh systematisch diskutiert worden; das war aber in den letzten zwei Jahrzehnten kein zentrales Thema des Instituts mehr. Vor diesem Hintergrund würde ich sagen, heute von Paradoxien zu sprechen, ist einerseits eine westliche Perspektive, trifft andererseits aber auch nicht mehr den Punkt. Das bisherige Forschungsprogramm ging ausdrücklich davon aus, dass man die gesellschaftliche Entwicklung heute nicht mehr in Widerspruchskategorien fassen könne, sondern der Begriff der Paradoxie geeigneter sei. Ich würde sagen, das, was wir jetzt gerade im 21. Jahrhundert, in den letzten anderthalb Jahrzehnten gesehen und erfahren haben, spricht dafür, doch die Widerspruchskategorie neu zu beleben. Diese Gesellschaft ist voll von Widersprüchen, sie wird von Widersprüchen angetrieben. Wir sind sehenden Auges in eine Energiekrise geraten, was jetzt nicht nur eine Paradoxie darstellt, sondern eine extrem widersprüchliche politisch-ökonomische Konstellation benennt. Wir sind in ganz vielen Feldern in fundamentale Widersprüche geraten, und ich meine, dass deswegen auch analytisch und diagnostisch gegenüber der Paradoxienkategorie die Widerspruchskategorie wieder gestärkt werden muss. Aber natürlich auf eine andere Weise, als das bei Marx der Fall gewesen ist oder in den 1920er/1930er Jahren.

„Soziologie tut gut daran, nicht nur am Schreibtisch ihre Problemdeutung zu entwickeln“

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum der Soziologie an der Goethe-Universität, wurde 2019 ein neues disziplinäres Selbstverständnis der Soziologie eingefordert: Sie müsse ihre Anliegen nicht nur viel stärker als bisher auch in nichtakademische Öffentlichkeit kommunizieren, sondern diese Öffentlichkeiten auch bei der Produktion von Wissen stärker berücksichtigen. Würden Sie das auch so sehen?

In der Disziplin wird das häufig unter dem Label Public Sociology oder Öffentliche Soziologie gefasst. Das ist eine Diskussion, die in den 2000er Jahren zunächst in den Vereinigten Staaten eingesetzt hat. Und dann vor allem im letzten Jahrzehnt, in den 2010er Jahren, nach Deutschland herübergeschwappt ist. Ich selbst habe mich schon früh für ein Verständnis von Soziologie als öffentlicher Wissenschaft ausgesprochen, was aber nicht bedeutet, die Differenz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft oder zwischen wissenschaftlicher Praxis und sozialer Alltagspraxis aufzulösen. Aber ich glaube schon, dass zwischenzeitlich etwas in Vergessenheit geraten ist, dass Wissenschaft einen öffentlichen Auftrag hat, dass sie der Gesellschaft auch etwas zu sagen haben muss. Und zwar nicht nur in dem Sinne, dass Politik Politikberatung verlangt. In allen öffentlichen Debatten ist ja auch immer gesellschaftsanalytische, soziologische Expertise gefragt, und dies gilt zumal für alle genannten Krisen, aber selbst auch im vielleicht krisenfernen Alltag. Da hat die Soziologie vielfältigen sozialen Akteuren wirklich viel zu sagen – und eben nicht nur der Politik, auch gesellschaftlichen Organisationen und den Leuten selbst. Gleichzeitig sollte man öffentliche Soziologie nicht als Einbahnstraße verstehen. Es gälte vielmehr, stärker dialogische Formen der Wissenspräsentation, aber auch der Wissensproduktion zu entwickeln. Soziologie tut gut daran, nicht nur am Schreibtisch ihre Problemdeutung zu entwickeln, sondern sich auch die Problemdeutungen gesellschaftlicher Akteure präsentieren zu lassen. Dies sollte wiederum eingespeist werden in die eigene wissenschaftliche Arbeit.

Man hat das Gefühl, dass die Öffentlichkeit sich in letzter Zeit durch bestimmte Debatten entzweit, etwa bei der über kulturelle Aneignung. Sehen Sie da auch eine Aufgabe der Soziologie, sich stärker in solche Debatten einzubringen?

Grundsätzlich würde ich sagen, dass Fragen, die eine Gesellschaft so stark bewegen, wie ‚Darf man jetzt so reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist?‘, ‚Darf man sich zu Fasching als Indianer verkleiden? immer auch Themen der Soziologie bzw. der Sozialwissenschaft sind und sein müssen. Eine wissenschaftliche Herangehensweise, zumal der kritischen Sozialforschung, wäre aber meines Erachtens, sozusagen von den Oberflächenphänomenen wegzukommen und darunter liegende Strukturentwicklungen zu beleuchten. Ich finde, dass die Irritation und auch die Affekte, die mobilisiert werden, beispielsweise durch das Gendersternchen, ja nur zu verstehen sind, wenn man sich vergegenwärtigt, wie massiv sich die Geschlechterverhältnisse der Gesellschaft verändert haben. Die Art und Weise, wie sich Geschlechter in dieser Gesellschaft begegnen, und dass auch dritte Geschlechter sich äußern und sagen, wir lassen uns nicht einzwängen in eine binäre Logik von Mann und Frau, hat natürlich ein riesiges Irritationspotenzial. Da ist in den letzten Jahrzehnten eine geschlechterpolitische Normalität grundlegend verändert worden. Und die Soziologie ist in diesen Prozessen gefragt, und zwar nicht irgendwie für oder gegen das Gendern zu argumentieren, sondern zu sagen: Warum gibt es denn solch massive Konflikte, was wird hier eigentlich verhandelt? Gegenwärtig hat sich in so vielen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen so viel verschoben, dass wir gehalten sind, tiefer zu schauen und zumindest die Möglichkeit zu geben, zu verstehen, worum hier eigentlich gestritten wird. Und das ist in der Regel nicht das, was behauptet wird.

„Ich glaube, dass für das IfS der Kontakt zur Universität ganz zentral ist“

Wie wünschen Sie sich künftig die Zusammenarbeit zwischen IfS und Goethe-Universität?

Die Konstruktion meiner Professur als Kooperationsprofessur ist ja quasi die institutionalisierte Hoffnung darauf, das IfS und in diesem Fall der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, aber auch die Goethe-Universität insgesamt, enger zusammenrücken – und zwar im operativen Geschäft, aber auch in der Art und Weise, Wissenschaft nach außen zu präsentieren. Für mich persönlich war das auch der zentrale Anreiz, nach Frankfurt zu kommen. Ich hätte mich nämlich nicht so sehr nur als Wissenschaftsmanager gesehen, der ein Forschungsinstitut leitet und dieses bestmöglich zu positionieren sucht. Ich glaube vielmehr, dass für das IfS der Kontakt zur Universität, auch der Kontakt mit Studierenden, die Integration in die Lehre und in die alltäglichen universitären Prozesse ganz zentral ist. Denn eine wissenschaftliche Forschung, die sich zu entkoppeln sucht von den sonstigen Dynamiken des Wissenschaftssystems, ist meist nicht gut beraten. Wir haben ab Dezember am Institut ein Promotionskolleg zur „Dialektik der Teilhabe“, gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung. Das setzt ganz klar nicht nur auf eine analytische Begrifflichkeit der Dialektik, sondern auch auf die forschungspraktische Verkopplung von Theorie und Empirie und auf die Frage nach einer kritischen Gesellschaftsanalyse in gesellschaftsgestaltender Absicht. Das Institut wird sich wieder stärker in die Lehre integrieren – nicht nur über meine Person. Es werden gemeinsame Forschungsvorhaben entwickelt werden mit Kolleg*innen vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, aber auch von anderen Fachbereichen. Ich glaube, beide Seiten können da massiv von profitieren. Nach meinem Eindruck ist den Studierenden nicht nur Corona-bedingt ein wenig der Blick für das IfS verloren gegangen. Das hat etwas mit der räumlichen Distanz zum Campus Westend zu tun, aber auch damit, dass das IfS in der Lehre und Forschung am Fachbereich nicht mehr so präsent war. Die Kooperationsprofessur gibt jetzt wirklich die Möglichkeit, das zu ändern. Und ich meine, wir haben da schon erste Schritte getan. Ich bin jetzt auch verantwortlich dafür, einen neuen Masterstudiengang „Critical Social Theory“ zu entwickeln, der die kritische Sozialforschung sichtbar in der grundständigen akademischen Lehre am Fachbereich und darüber hinaus verankern soll. All das wird, denke ich, dazu beitragen, die Klammer zwischen den beiden Institutionen wirklich zu festigen. Und das ist auch gut so.

Fragen: Dirk Frank

Der Text ist die gekürzte Version eines Interviews im UniReport 5/22.

Ende 2023 wurden die Forschungsperspektiven des Instituts für Sozialforschung publiziert.

Ratsmitglied

Die Senckenbergerin Katrin Böhning-Gaese, Professorin an der Goethe-Universität, wird Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Die Expertin für Biodiversität und Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2021 wurde in das 15-köpfige Gremium berufen, das die Bundesregierung in Fragen der nachhaltigen Entwicklung berät.

Katrin Böhning-Gaese in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen


Louis-Jeantet-Preis

Prof. Ivan Đikić wird für seine Beiträge zur Erforschung eines der zentralen Regulationssysteme der Zelle, des Ubiquitin-Systems, mit dem Louis-Jeantet-Preis für Medizin ausgezeichnet. Đikić ist Direktor des Instituts für Biochemie II der Goethe-Universität.

Ausgezeichnet: Ivan Đikić von der Goethe-Universität erhält schweizerischen Louis-Jeantet-Preis für Medizin


ASM-Fellow

Prof. Volker Müller, Mikrobiologe an der Goethe-Universität, wird als einer von drei Deutschen und insgesamt 65 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt als Fellow in die Akademie der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (ASM) aufgenommen.

Volker Müller von der Goethe-Universität zum Mitglied der Amerikanischen Akademie für Mikrobiologie ernannt


Kulturpreis

Anne Bohnenkamp-Renken, Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität und Direktorin des Deutschen Hochstifts in Frankfurt, erhält den Hessischen Kulturpreis. Damit würdigt das Land Hessen die Verdienste der Leiterin des Goethehauses und des Deutschen Romantik-Museums in Frankfurt um Literatur und Forschung.

Goethe-Universität gratuliert Anne Bohnenkamp-Renken zum Hessischen Kulturpreis


Fokusgruppe

Wirtschaftswissenschaftler Prof. Raimond Maurer ist in die von der Bundesregierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ berufen worden. Deren Ziel ist, Vorschläge zur Verbesserung der kapitalgedeckten Altersvorsorge in Deutschland zu erarbeiten.

Abschlussbericht


Kinderschutz

Prof. Sabine Andresen, Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität, ist zur neuen Präsidentin des Kinderschutzbundes gewählt worden.

Kinderschutz


Deutscher Studienpreis

Dr. Samira Akbarian, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Uwe Volkmann, ist für ihre Dissertation zum Thema „Ziviler Ungehorsam als Verfassungsinterpretation“ mit dem Deutschen Studienpreis (Sektion Geistes- und Kulturwissenschaften, 1. Platz) der Körber-Stiftung 2023, dem Werner Pünder-Preis 2023 und dem Merkur-Preis (3. Platz) der Klett-Stiftung 2022 ausgezeichnet worden.

Deutscher Studienpreis für Dr. Samira Akbarian

Interview mit Dr. Samira Akbarian


Ehrendoktor

Die Universität Magdeburg verleiht Prof. Nicola Fuchs-Schündeln den Ehrendoktortitel für ihre Forschung zu der Frage, wie sich die Wiedervereinigung wirtschaftlich auf private Haushalte ausgewirkt hat.

Ehrendoktorwürde für Nicola Fuchs-Schündeln


PRACE Ada Lovelace Award

Dr. Sarah Neuwirth von der Goethe-Universität wird mit dem diesjährigen PRACE Ada Lovelace Award der Organisation „Partnership for Advanced Computing in Europe“ (PRACE) ausgezeichnet. Sie erhält den Preis für ihre herausragenden Leistungen in der Entwicklung des High Performance Computing (HPC).

Europäischer Preis für Supercomputing: Sarah Neuwirth von der Goethe-Universität erhält PRACE Ada Lovelace Award


Schaefer Scholar Award

Als einziger Preisträger aus Europa erhält der Biochemiker und Strukturbiologe Prof. Robert Tampé den „Schaefer Scholar Award“ 2023. Das Forschungsstipendium von 250.000 Dollar (230.000 Euro) wird jährlich von der Columbia University an Wissenschaftler*innen für herausragende akademische Leistungen in der Humanphysiologie verliehen.

Renommierter Schaefer Award der Columbia University geht an Biochemiker Robert Tampé von der Goethe-Universität


Förderpreis

Prof. Frederike Middelhoff erhält den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Goethe-Universität. Die Auszeichnung geht an promovierte Wissenschaftler*innen, die sich durch ihre eigenständigen Arbeiten bereits in besonderer Weise für eine weitere wissenschaftliche Tätigkeit qualifiziert haben.


Umwelt-Preis

Der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2023“ geht in diesem Jahr an vier Early Career Researchers der Goethe-Universität. Ausgezeichnet werden Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung.

Ausgezeichnet: „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2023“ geht an Nachwuchswissenschaftler*innen


Leopoldina-Mitglied

Prof. Jan-Henning Klusmann, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt, erhält eine der höchsten Auszeichnungen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft: Er wird als Mitglied in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften – aufgenommen.

Direktor der Kinder- und Jugendklinik wird Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina


Preis der Ordnungspolitik

Zusammen mit Prof. Lars P. Feld und Prof. Christoph M. Schmidt hat Prof. Volker Wieland den Ordnungspolitischen Preis 2023 des Wirtschaftsverbands der Familienunternehmer erhalten.

Ordnungspolitischer Preis 2023


Wilfried Lorenz-Preis

Dr. Jennifer Engler und Dr. Dania Schütze vom Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität erhalten in Berlin den renommierten Wilfried-Lorenz-Versorgungsforschungspreis des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung e.V. (DNVF). 

Forschungspreis für Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen


Bestbetreut

Im Rahmen eines Festakts wird der Preis für die beste Promotionsbetreuung an die Professor*innen Prof. Bernd Skiera, Prof. Sarah Speck und Prof. Eckhard Boles verliehen.

Preis für die beste Promotionsbetreuung 2023


Umweltpreis

Die Bruno H. Schubert-Stiftung vergibt einen der höchstdotierten deutschen Umweltpreise, den Frankfurt Conservation Award 2023 (Bruno H. Schubert-Preis) in den drei Kategorien Lehre, Forschung und angewandter Naturschutz an Prof. Meike Piepenbring (Goethe-Universität Frankfurt), Prof. Beth Kaplin (University of Rwanda) und José Carlos Nieto Navarrete (Servicio Nacional de Áreas Naturales Protegidas por el Estado – SERNANP, Peru).

Naturforscherinnen und peruanischer Naturschutzchef erhalten Frankfurt Conservation Award 2023 (Bruno H. Schubert-Preis)


Carus-Medaille

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Nicola Fuchs-Schündeln für ihre herausragenden Forschungsarbeiten im Bereich der quantitativen Makroökonomie mit der diesjährigen Carus-Medaille.

Carus-Medaille


Ehrendoktor

Astrid Erll, Professorin für englischsprachige Literaturen und Kulturen, wird von der Universität Kopenhagen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Astrid Erll ist eine der führenden und grundlegenden Kräfte auf dem Forschungsgebiet der „Memory Studies“, das unser kollektives Gedächtnis in den Blick nimmt.

Ehrendoktorwürde für Astrid Erll


Max-Planck-Humboldt-Medaille

Amy Buck, Professorin am Institut für Immunologie und Infektionsforschung der Universität Edinburgh, erhält die Max-Planck-Humboldt-Medaille für die Erforschung der Rolle von RNA bei der Kommunikation im Darm von Säugetieren. Amy Bucks Entdeckungen, die in Kooperation mit der Goethe-Universität entstanden sind, könnten die Grundlage für neue Methoden zur Verabreichung von RNA-basierten Wirkstoffen an Zellen sein.

Max-Planck-Humboldt-Medaille


Preis mal drei

Der „Scientist of the Year-Preis“ und der „Public Service Fellowship-Preis“ der Alfons-Gertrud-Kassel-Stiftung sowie der New Horizon-Preis des Präsidenten der Goethe-Universität werden erstmals gemeinsam an Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität verliehen: Prämiert werden die Mikrobiologin Prof. Inga Hänelt, die Juraprofessorin Indra Spiecker und der Erziehungswissenschaftler Lukas Gerhards.

Drei preiswürdige Persönlichkeiten der Goethe-Universität


Ehrendoktor

Die Frankfurter Herzforscherin Prof. Stefanie Dimmeler ist Ehrendoktorin der Universität Bern. Sie erhält die Auszeichnung in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen zum Verständnis der Pathophysiologie von Herz-Kreislauferkrankungen.

Frankfurter Herzforscherin Prof. Stefanie Dimmeler ist Ehrendoktorin der Universität Bern

Preise der Goethe-Universität an auswärtige Wissenschaftler*innen

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis

Die Immunologen Prof. Frederick W. Alt und Prof. David G. Schatz werden in der Frankfurter Paulskirche mit dem mit 120.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2023 ausgezeichnet. Den Nachwuchspreis erhält der Biochemiker und Arzt Dr. Leif S. Ludwig für ein von ihm erfundenes Verfahren zur Analyse der Abstammung und Entwicklung menschlicher Blutzellen.

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis: Einblicke in die Evolution, Entstehung und Entwicklung unserer Immunität 


Goethe-Medienpreis 2022

Der Goethe-Medienpreis 2022 für wissenschafts-und hochschulpolitischen Journalismus geht an drei Autorenteams bzw. Einzelautoren renommierter Medien. Sie widmen sich in ihren Beiträgen dem wissenschaftlichen Scheitern als Chance, der Gefahren staatlicher Einflussnahme und der Vorbildfunktion wissenschaftlicher Biographien.

Unbequem, nachfragend und kritisch: Goethe-Medienpreis 2022


Romantik-Preis

Der Kunsthistoriker Dr. Miguel A. Gaete erhält den von der Goethe-Universität verliehenen Klaus Heyne-Preis zur Erforschung der Deutschen Romantik.

Romantisches Naturverständnis – postkolonial reflektiert

Foto: Jürgen Lecher

Hanna kann jetzt anders planen

Unter dem Hashtag „Ich bin Hanna“ ist die prekäre Karriereplanung junger Wissenschaftler*innen zuletzt öffentlich geworden. Die Goethe-Universität hat 2023 einen neuen Rahmen für berufliche Perspektiven von Early Career Researchers gesteckt.

„Man kann alles so weitermachen wie im 20. Jahrhundert. Kann den Early Career Researchers (ECRs) sagen: ,Sie haben sich für diesen Weg entschieden, Sie finden sich schon zurecht.‘ Oder man verändert die Perspektive. Zeigt, was es für eine Professur braucht, wo sich aber auch jenseits der Professur, auch jenseits des akademischen Systems, spannende Karriereoptionen auftun und –  wie man es dahin schaffen kann. Für diesen zeitgemäßen Weg haben wir die Weichen neu gestellt.“ Das sagte Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff mit Blick auf zwei Anfang des Jahres durch Präsidium und Senat verabschiedete Grundsatzpapiere: das ECR-Konzept und die Grundsätze zu Karrierewegen im akademischen Mittelbau an der Goethe-Universität. Beide Papiere ergänzen sich. Während das eine bei den Qualifikationen ansetzt, macht das andere ein Portfolio an weiter gedachten Entwicklungsmöglichkeiten für junge Wissenschaftler*innen sichtbar. Gleichzeitig wird mit den Grundsätzen zu Karrierewegen im akademischen Mittelbau ein Impuls für eine nachhaltige Personalplanung in der Universität gesetzt, denn mit einer vorausschauenden Planung können ECRs sich bereits im Vorfeld zu Expert*innen für bestimmte Wirkungsbereiche entwickeln. Schleiff: „Transparente, fördernde Rahmenbedingungen und Qualifizierungsstrukturen sind Voraussetzung für exzellente Forschung und eine konkurrenzfähige Universität und haben daher in der Gesamtstrategie besondere Priorität.“

Die Konzepte sind ein Teil der Antwort auf drängende Fragen, die in den vergangenen Jahren unter anderem unter dem Hashtag „Ich bin Hanna“ Universitäten und die Öffentlichkeit aufrüttelten: Wie können verlässlichere Karriereoptionen für junge Wissenschaftler*innen geschaffen werden? Wie vermeiden diese eine Aneinanderreihung von befristeten Verträgen ohne echte Aussicht? Wie lassen sich Dauerstellen schaffen für ECRs, obwohl nur ein Bruchteil von ihnen später eine Professur antreten wird?

„Bei unserem Vorstoß geht es um die Anerkennung verschiedener Karrierewege nach der Promotion. Um die Gleichwertigkeit von Forschung, Lehre, aber auch Wissenschaftsmanagement“, führt Schleiff aus. „Nicht alle ECRs werden später eine Professur übernehmen können. Die erworbenen Fähigkeiten als Wissenschaftler*in können ihnen aber die Tür öffnen für viele andere Berufswege in- und außerhalb des Wissenschaftssystems.“

Drei Tracks...

Vereinfacht lässt sich das neue Modell so beschreiben: Das Selbstverständnis von Universitäten hat sich verändert, unter anderem spielen die Serviceorientierung der Hochschule und die Professionalisierung des Managements eine größere Rolle als früher. Damit sind neue Aufgaben und neue Jobprofile entstanden, die weiter professionalisiert werden sollen. Die Grundsätze zu Karrierewegen im akademischen Mittelbau sehen vor diesem Hintergrund drei Karrierebahnen für ECRs vor:

  • Advanced Academic Track (Karriereweg in der Forschung und Lehre mit besonderen Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung)
  • Advanced Teaching Track (Karrierewege in der Forschung und Lehre mit besonderem Fokus auf die universitäre Lehre)
  • Academic Support Track (wissenschaftsunterstützende Karrierewege)
    Konkret heißt das: Neben der Professur werden Lehre und Wissenschaftsmanagement bzw. wissenschaftsnahe Tätigkeiten (zum Beispiel in den Laboren oder der IT) verstärkt zu alternativen Karriereoptionen für ECRs.

...und der Weg dorthin

Damit sich junge Wissenschaftler*innen für einen der drei Tracks entscheiden können, müssen ihnen diese Optionen bereits während der Promotion bewusst gemacht werden. Universitätspräsident Schleiff ist es deshalb ein Anliegen, dass die Early Career Researchers sich immer wieder schon während der Qualifikationsphase Zeit nehmen und ihnen dies auch ermöglicht wird – damit sie einen Schritt zur Seite treten und sich überlegen können, wofür sie brennen, damit sie Augen und Ohren offenhalten für verschiedene Karrierewege – einhergehend mit der richtigen Qualifikation. Dazu kommt der Blick der Mentor*innen auf die ECRs als individuelle Persönlichkeiten. „Die ECRs sind eine zentrale Gruppe für die Leistungsfähigkeit der Goethe-Universität“, betont Enrico Schleiff. „Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir noch stärker auf die einzelne Person schauen und fragen: Was kannst du? Wo willst du hin? Damit ergeben sich ganz neue Möglichkeiten – dies setzt aber auch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein bei den Mentor*innen voraus.“

Das neue ECR-Konzept schreibt daher die bedarfsgerechte Förderung groß. Die Förder- und Beratungsangebote werden gleichzeitig immer weniger auf unterschiedliche Karrierephasen, sondern auf Kompetenzprofile zugeschnitten. Dabei dient die Goethe Research Academy GRADE als Anlaufpunkt und Erstberatungsstelle. Ergänzend wurde zur Förderung der frühen wirklichen Eigenständigkeit das Portfolio der Johanna Quandt Young Academy @ Goethe weiterentwickelt.

Wo entstehen die Dauerstellen?

Die Positionen sollen in den Fachbereichen oder wissenschaftlichen Einrichtungen der Goethe-Universität entstehen. Schleiff erläutert, an welchem Punkt sich die Goethe-Universität gerade befindet: „Für die Entwicklung unserer Angebote haben wir geschaut, wie wir Unterstützungsmaßnahmen für die verschiedenen Karrierestufen formulieren können. Was jetzt noch ansteht, ist, die jeweiligen Ansprüche an die entsprechenden Karrierestufen zu definieren. Unser Ziel ist, eine Übersicht über die die verschiedenen Wege zu geben, dies aber überschaubar zu halten, denn für die Wissenschaftler*innen, gerade für internationale, ist das deutsche System schon komplex genug.“

„Wir stehen erst am Anfang einer großen Veränderung“, blickt der Universitätspräsident voraus. Er ist überzeugt, dass das ECR-Konzept und die Grundsätze zu Karrierewegen im akademischen Mittelbau einen echten Unterschied machen können. Schleiff weiß aber auch, dass der Erfolg zudem davon abhängt, wie sehr der Perspektivenwechsel in den Köpfen ankommt. Er sagt: „Unser Konzept kann nur funktionieren, wenn wir alle diesen Kultur- und Verständniswandel leben und nicht ständig auf das verweisen, wie es uns im 20. Jahrhundert erging – das ist nämlich vorbei.“         

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Als Early Career Researchers (ECRs) versteht die Goethe-Universität ihre Wissenschaftler*innen, die entweder gerade promovieren, bereits promoviert wurden und erste weitere Berufserfahrungen an der Universität sammeln oder als Postdocs auch schon eigenständig Projekte oder Gruppen leiten, aber noch keine Professur angetreten haben.

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