»Einfach machen!« Podcasts an der Goethe-Universität

Für Helene Wilke ist Podcasting das niedrigschwelligste Medium überhaupt: Die Technik kann sich jeder im Prinzip leicht draufschaffen, auch für das (Ein-)Sprechen bedarf es keiner speziellen Vorbildung. In welche Richtung der eigene Podcast gehen soll, sollte im Vorhinein, am besten zu zweit oder im kleinen Team, schon besprochen und ausprobiert werden. Dann kann es losgehen, ein Smartphone reicht manchmal sogar als Ausrüstung. An der Goethe-Universität ist der erste Anlaufpunkt das Campusradio Dauerwelle. Die studentische Initiative, die auf dem Campus Westend einen Raum zusammen mit studiumdigitale im Container hat, bietet auch Workshops an.

Authentisch und unverstellt

„Handkäs mit Musik“ heißt der Podcast von Helene Wilke, den sie zusammen mit Leon Kunz betreibt. Die beiden stellen darin regelmäßig Newcomer*innen aus der Frankfurter Musikszene vor. „Der Vorteil unseres Podcasts ist: Wir können auch Songs der Künstler*innen und Bands einspielen, die in der Regel einwilligen. Da gibt es keine urheberrechtlichen Probleme“, erläutert Helene. Da in der Sendung aber auch über Einflüsse und Bezüge zur Popkultur gesprochen wird, bieten Helene und Leon auf Spotify eine Playlist mit allen angesprochenen Titeln an. Helene studiert Kunstgeschichte und allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität. Daneben arbeitet sie auch im Hörfunk, ist somit vom Fach. Die besondere Begeisterung für ihren Podcast, den sie quasi als durchaus zeitaufwendiges Hobby betreibt, spürt man aber sofort.

Helene Wilke beim Einsprechen. https://radiodauerwelle.de/handkaes-mit-musik. Foto: privat

„Es war immer schon mein Traum, etwas über die Musikszene hier vor Ort zu machen“, erzählt sie. In den üblichen journalistischen Beiträgen und Artikeln dominiere leider Deutschrap, aber Frankfurt sei doch viel bunter, sagt sie. Wie kam nun „Handkäs mit Musik“ zustande? „Zuerst habe ich ein Konzept gemacht und mir dann einen Mitstreiter gesucht. Radio Dauerwelle war zuerst einmal eine sehr gute Anlaufstelle. Hier werden Workshops angeboten, man kann sich mit anderen Podcaster*innen austauschen und nicht zuletzt steht auch ein kleines Studio zur Verfügung.“ Die technischen Voraussetzungen sind sehr niedrigschwellig: Man kann mit einem handelsüblichen digitalen Aufnahmegerät oder sogar auch mit einem Smartphone loslegen. Die Audiodateien können dann recht mühelos mit einem kostenlosen Schnittprogramm wie Audacity bearbeitet werden. Dazu werden aber auch Tutorials angeboten.

Helene betont, dass sie am liebsten ein ganzes Gespräch veröffentlicht – so, wie es wirklich stattgefunden hat, gewissermaßen unbearbeitet. „Aber natürlich kann man in der Post Production problemlos Sätze oder ganze Gesprächsabschnitte rausschneiden, wenn man sich nicht wohl damit fühlt. Natürlich auch, wenn das Gespräch etwas ausgeufert ist. Bei anderen Podcast-Formaten, zum Beispiel aus dem Wissenschafts- oder Politikbereich, muss man wahrscheinlich öfter mal schneiden, damit das Gespräch nicht an Präzision einbüßt.“ Helene und Leon holen sich regelmäßig Gäste in die Sendung, mit denen sie auf sehr lockere Weise Gespräche über Musik & mehr führen. „Man sollte sich im Vorhinein sicherlich einige Fragen notieren und den Gesprächspartnern zukommen lassen“, sagt Helene. Aber sie plädiert dafür, authentisch und möglichst unverstellt in den Dialog zu treten. „Ich überlege mir auch neben den Hauptaspekten kurze auflockernde Zwischenfragen, wie zum Beispiel: ‚Ananas auf Pizza?‘ Das lockert das Gespräch auf und man kommt manchmal auch auf ganz andere spannende Themen zu sprechen.“

Am Anfang steht die Idee

Podcasts leben von der Persönlichkeit ihrer Macher*innen. Was aber nicht ausschließt, dass man an der eigenen Stimmtechnik arbeiten kann. „Es ist eine sehr intime Sache, die eigene Stimme einzusetzen. Darüber lernt man aber auch sehr viel und kann an der Technik arbeiten. Natürlich werden dazu auch von Radio Dauerwelle Sprechtrainings angeboten. Ich kann das nur empfehlen, aber wichtig ist, dass man sich mit seiner stimmlichen Präsenz wohlfühlt. So aalglatt wie Sprecher eines Formatradios sollte man besser nicht klingen, Emotionalität gehört auch dazu“, unterstreicht Helene. Podcasting ist für sie das vielleicht niedrigschwelligste Medium, man kann sofort loslegen. „Man kann am Anfang einfach mal ein Audiointerview für sich selbst und seine Freunde produzieren. Das kann ein guter Start sein.“

Wichtig: Am Anfang sollte eine Idee für eine einzelne Podcast-Folge oder gar für eine ganze Reihe stehen. Die bekannten und populären Formate einfach zu kopieren, könnte in die Hose gehen, befürchtet Helene: „Viele Prominente, ob Musiker, Comedians oder Sportler, betreiben höchst erfolgreiche Podcasts, obwohl sie eigentlich nur über ihren Alltag sprechen. Aber die haben eben ihre Follower schon mitgebracht, mussten keine große Werbung dafür machen. Wer nicht bekannt ist, dürfte sich schwer damit tun, mit ähnlichen Einblicken in sein Privatleben große Massen zu mobilisieren.“ Helenes Empfehlung: Einfach machen! Wer Lust auf die neue Form des Radios hat, sollte es einfach mal ausprobieren. „Man kann eigentlich über alles einen Podcast machen; irgendjemand wird sich schon dafür interessieren. Es sollte aber auch Spaß machen.“

EINIGE PODCASTS VON, MIT UND ÜBER STUDIERENDE(N) AN DER GOETHE-UNIVERSITÄT

Sport, der Wissen schafft: Die digitale Vortragsreihe des Hochschulsports zu den Themen Sport und Gesundheit ist ein Kooperationsprojekt, initiiert vom Hochschulsport, dem Institut für Sportwissenschaften sowie der Fachschaft Sport der Goethe-Universität Frankfurt. Das Themenfeld ist weit gesteckt und kann von den Begriffen Gesundheit und Sport gerahmt werden. Damit sind auch Disziplinen außerhalb der Sportwissenschaften, wie z.B. Pädagogik, Soziologie, Philosophie, Medizin, etc. explizit angesprochen. Weitere Informationen

Talk Social Science to Me: Talk Social Science To Me ist ein Podcast für den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität sowie für alle, die sich für Sozialwissenschaften interessieren. Er bietet Raum für politologische, soziologische und verwandte interdisziplinäre Perspektiven. Produziert wird der Podcast von Friederike Alm, Aranka Benazha, Vicente Pons Marti und Markus Rudolfi. Weitere Informationen

Pott Kaffee: Podcast-Episoden von Digital Diversity (DiDi). DiDi ist ein Projekt, das insbesondere diversitätssensible Medienprodukte für Erstsemester*innen (Projekt „Starker Start ins Studium“) anbietet. Es ist ein Di³-Kooperationsprojekt, das von der zentralen eLearning-Einrichtung studiumdigitale koordiniert sowie umgesetzt und vom Gleichstellungsbüro sowie dem IKH (Interdisziplinäres Kolleg Hochschuldidaktik) beraten wird. Die Podcast-Themen reichen von „Handwerkszeug für Tutor*innen“ über „Prüfungsangst“ bis hin zu „Wie erstellt man einen (wissenschaftlichen) Podcast?“ und „Einsatz von Podcasts in der Lehre“. Weitere Informationen

Mehr dazu natürlich noch auf der Website von Radio Dauerwelle unter https://radiodauerwelle.de

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