Ressourcen sind endlich. Das gilt nicht nur für materielle Ressourcen, auch psychische und geistige Ressourcen sind irgendwann erschöpft. In der heutigen Zeit scheint die Erschöpfung nicht mehr ein rein persönlicher Zustand zu sein, sondern ist ein Symptom unserer Zeit. Der Umstand, dass industrielle Produktion unausweichlich zur Erschöpfung der materiellen Ressourcen der Erde führt, wurde spätestens seit dem 19. Jahrhundert thematisiert und drang erst im 20. Jahrhundert ins allgemeine Bewusstsein.
Heute gehört das Wissen um die Erschöpfung und die Notwendigkeit der Reduktion des Verbrauchs zum politischen und ökologischen Alltagsgeschäft. Längst zeigt sich die Erschöpfung in unterschiedlichen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Kontexten. Die Erschöpfung gilt immer mehr als ständiger Begleiter und strukturierendes Moment des Alltags, sowohl in der Arbeitswelt und Ökonomie als auch in Wissenschaft und Kunst.
Das Burnout, in dem die Effekte kulminieren, kann als Signatur unserer Zeit verstanden werden, folgt man der Berichterstattung. Doch Erschöpfung birgt nicht nur den negativen Aspekt der Ressourcenlosigkeit, sondern auch einen schöpferischen. Mangel drängt zum kreativen Akt und zwingt den Geist innovativ zu werden. Besonders betroffen davon ist die Phantasie, die unreglementiert und frei von instrumentellen Zwecken mit sich selbst verhandeln kann.
Das Aussetzen fokussierter Aufmerksamkeit können besonders Künstler in einen Zustand erhöhter Fantasiebildung und intensiver Imaginationsfähigkeit übersetzen. Das vorliegende Heft untersucht die gesellschaftlichen, psychologischen, ästhetischen und künstlerischen Dimensionen der Erschöpfung und analysiert sie auf ihre wechselseitigen Abhängigkeiten.
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Georges Felten ist seit 2011 Oberassistent am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Edgar Pankow lehrt Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität.
Erschöpfung = Épuisement
Zeitschrift figurationen,
Böhlau Verlag 2015, Köln, Weimar, Wien,
124 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro[/dt_call_to_action]