Frankfurt ist bunt: Kaum eine deutsche Großstadt hat eine so vielfältige Bewohnerschaft wie die Mainmetropole. Welche Sprachen und Dialekte wo im Stadtgebiet gesprochen werden, darüber gibt ein studentisches Projekt am Institut für Empirische Sprachwissenschaft Auskunft, nachzulesen in der „Frankfurter Sprachenkarte“.
„Grisoli“ heißt das Projekt, das aus Anlass des 70-jährigen Gründungsjubiläums des Bundeslandes Hessen gestartet worden war. 69 Studentinnen und Studenten der Empirischen Sprachwissenschaft machten sich daran, mit Hilfe von Interviews die sprachliche Vielfalt Frankfurts abzubilden. Ziel des Projekts war eine Art Sprachenkarte der Bankenstadt: Die Ergebnisse aus den 500 Befragungen wurden erfasst und digital visualisiert und können im Internet abgerufen werden.
„Dieses Projekt ist bisher einmalig“, schwärmt Dr. Zakharia Pourtskhvanidze, Studiengangkoordinator am Institut für Empirische Sprachwissenschaften und Leiter des Projekts. Für keine andere Großstadt in Deutschland gebe es einen vergleichbaren Überblick. „Frankfurt ist von seiner Größe her bestens geeignet für eine solche Untersuchung – es ist weder zu groß noch zu klein“, erklärt Pourtskhvanidze. Und noch etwas mache Frankfurt besonders geeignet für ein solches Projekt: „Frankfurt zeichnet sich durch eine besondere Multikulturalität und Multilingualität aus.“
Das Projekt war wie gemacht dafür, um Studienanfängern zu vermitteln, was genau Empirische Sprachwissenschaft bedeutet: „Es geht darum, reale Sprachdaten zu sammeln, wir wollen wissen, wie Sprache tatsächlich verwendet wird. Deshalb wurden die Erstis gleich in der Einführungsvorlesung auf ihren Feldeinsatz vorbereitet und losgeschickt“, berichtet Ricardo Jung, der studentische Projekttutor, der für die technische Umsetzung zuständig ist. Nach anfänglicher Skepsis hätten sich die Kommilitonen richtiggehend begeistert und seien mit erheblich mehr Datensätzen zurückgekehrt als gedacht. Immer mehr Studierende wollten bei dem Projekt mitarbeiten.
Ziel war jedoch keine repräsentative Erhebung für statistische oder gar politische Zwecke. Vielmehr ging es darum, eine Sprachenkarte eines urbanen Zentrums zu erstellen, die für Forscher und Laien gleichermaßen aufschlussreich ist. Rund 500 Menschen, die in Frankfurt arbeiten, studieren oder zur Schule gehen, wurden nach ihrer Muttersprache gefragt und nach dem Ort ihrer Tätigkeit. Fast 200 Sprachvariationen wurden auf diese Weise erfasst. Die erfassten Daten sind in Form einer Sprachenkarte abrufbar, die allerdings noch weiter ausdifferenziert werden soll. „Wir werden auch in den nächsten Semestern die Werbetrommeln rühren, damit wir so viele Daten wie möglich sammeln können“, so der Projektleiter.
Unterstützung fand die studentische Gruppe beim Städtischen Vermessungsamt. „Wir sind dem Vermessungsamt Frankfurt sehr dankbar“, sagt Ricardo Jung. Wie die Karte weiter verfeinert werden könnte, dafür gibt es noch etliche Ideen. So sollen beim Anklicken eines Datenpunktes Informationen zu der jeweiligen Sprache erscheinen. „Das steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir arbeiten weiter, damit wir das Projekt für die Allgemeinheit noch besser bedienbar machen können“, so Jung.
Die sprachlichen Facetten Frankfurts sollen zukünftig in einer Reihe der studentischen Projekte unter dem Label GriSoLi (für „Grüne Soße Linguistik“) beschrieben werden. Mit der Erstellung der Sprachenkarte Frankfurts ist der Grundstein hierfür bereits gelegt.
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