Goethe-Uni und Partnerhochschulen wollen sich zur „Europäischen Universität“ vernetzen

Vertreter der Hochschulen in Lyon, Mailand und Birmingham fanden sich zu einem ersten Treffen an der Goethe-Universität ein, um über Möglichkeiten der Vernetzung zu einer „Europäischen Universität“ nachzudenken. (Foto: Jürgen Lecher)

Die Goethe-Universität hat sich gemeinsam mit Hochschulen in Mailand, Lyon und Birmingham zu einer Allianz europäischer Hochschulen zusammengeschlossen, um in Zukunft noch intensiver zu kooperieren. Gemeinsam will man sich im Februar um den Titel „Europäische Universität“ und Förderung durch die EU bewerben. Am Montag und Dienstag trafen sich die Partner in Frankfurt, um Ziele und Möglichkeiten der Kooperation zu diskutieren.

„Die Bewerbung als Europäische Universität ist eine große Chance für die Goethe-Uni“, sagt Prof. Rolf van Dick, als Vizepräsident der Goethe-Universität zuständig für Internationales, am Rande des Treffens. Als Europäische Universität könne man sich in Europa stärker vernetzen und neue wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Projekte angehen.

Jeweils drei bis fünf Universitäten können sich bei der Europäischen Kommission als „Europäische Universität“ bewerben. Wichtige Voraussetzungen sind eine gemeinsame langfristige Bildungsstrategie, ein gemeinsamer (virtueller) „europäischer Campus“, eine von Diversität geprägte Studierendenschaft und Forschung, die die wichtigsten Herausforderungen der Zukunft in den Blick nimmt. Mit der University of Birmingham, der Université Lumière Lyon II und Sciences Po Lyon sowie der Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand unterhält die Goethe-Universität bereits eine Partnerschaft, und auch die vier Städte sind jeweils als Partnerstädte freundschaftlich miteinander verbunden. Als „Europäische Universität“ könnte die Zusammenarbeit konkretisiert und intensiviert werden. Bei einem Erfolg stünden dem Konsortium bis zu fünf Millionen Euro für zunächst drei Jahre zur Verfügung.

In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron im September 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit soll die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen Integration gestärkt werden. Gerade die jüngere Generation könnte dadurch wieder mehr Verbundenheit zum Projekt Europa entwickeln. Doch auch allgemein ist die Wissenschaft für die Herausbildung einer europäischen Identität von großer Bedeutung – Ausdruck davon sind schon in der Vergangenheit zum Beispiel das Austauschprogramm Erasmus oder durch die EU geförderte Forschungsverbundprojekte.

An der Goethe-Universität hatte Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll bekräftigt. „Das hat uns alle sehr begeistert“, sagt van Dick. Im April wurde eine entsprechende Task Force eingerichtet, die van Dick leitet. „Das Treffen war für mich sehr inspirierend“, lobte James Walker von der Université Lumière Lyon II die Initiative der Goethe-Universität. Man habe sich sehr schnell auf derselben Seite gefunden, was Ziele und Werte angehe. „Selbst wenn die Bewerbung jetzt nicht klappen sollte, wäre das nicht schlimm, denn wir werden trotzdem kooperieren“, so Walker. „Wenn wir als Unis nicht zusammenarbeiten können, wie sollen wir es dann von unseren Politikern erwarten?“, meinte Michael Whitby von der University of Birmingham in Anspielung auf die Brexit-Krise. Und Edilio Mazzolini von der Università Cattolica in Mailand ist „stolz, Teil dieses Netzwerks“ zu sein, denn die Identität seiner Hochschule sei „zutiefst europäisch“.

Mobilität, so das Fazit des Treffens, soll ein wesentliches Thema der Europäischen Universität sein: Mobilität von Studierenden, aber auch des wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Personals sowie die Mobilität von Ideen. Die Hochschulen stehen vor ähnlichen Herausforderungen zum Beispiel in der Lehre, gemeinsam könnten bessere Lösungen gefunden werden. Birmingham ist ein langjähriger strategischer Partner, mit der Université Lumière Lyon II gibt es seit vielen Jahren Kooperationen in den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, mit Sciences Po Lyon eine gelebte Partnerschaft mit den Politikwissenschaften und mit Mailand einen gemeinsamen Masterstudiengang mit der Filmwissenschaft.

Quelle: Pressemitteilung der Goethe-Uni vom 12. Dezember 2018

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