Ein riesiges Land, das von der Fläche her ungefähr 30 Mal so groß wie Deutschland ist. Mit der Arktis verfügt Kanada zudem über eine urwüchsige Landschaft, die wegen ihrer geringen Vegetation für Geowissenschaftler außergewöhnlich spannend ist. Prof. Jens O. Herrle ist seit November letzten Jahres an der University of Toronto (U of T). Sein Aufenthalt dort wird mit Mitteln der von der DAAD-geförderten „Strategischen Partnerschaft“ zwischen den Universitäten sowie der U of T finanziert.
Als Joubin James Visiting Professor forscht Herrle am Department of Earth Sciences mit Kollegen vor Ort gemeinsam zu Themen der Paläoklimatologie und Paläo-Ozeanographie. Mit Prof. Jörg Bollmann hat Herrle eine Forschungs- und Lehrkooperation abgeschlossen, die vor allem auf eine forschungsbasierte Ausbildung von Studierenden im internationalen Kontext ausgerichtet ist.
Die sich ergänzende Geräteausstattung – z. B. Kulturversuche, Biogeochemie (Goethe-Uni) versus Software, Geräte- und Methodenentwicklung (U of T) der beiden Labore ist dabei von zentraler Bedeutung. Seit 2012 werden die Labore an der U of T und der Goethe-Uni von beiden Arbeitsgruppen für Forschung und Lehre gemeinsam erfolgreich genutzt. Sie bieten Studierenden die Möglichkeit, praxisnah wissenschaftliche Fragestellungen zu entwickeln und selbstständig umzusetzen.
Dies ist durch die gemeinsame Betreuung mehrerer Bachelor- und Master-Arbeiten und Lehrveranstaltungen belegt. Forschungsergebnisse sollen nun während Herrles Forschungssemester an der U of T zur Publikationsreife geführt werden. Auch im Bereich der Licht- und Rasterelektronenmikroskopie arbeitet Herrle mit seinem Team: „Ein Schwerpunkt der Anwendung neuer lichtmikroskopischer Verfahren ist z. B. den Einfluss der zunehmenden Ozeanversauerung mit steigenden CO2-Gehalt der Atmosphäre auf die Kalzifikation von Kalkalgen in den Ozeanen zu bestimmen.“
Deutschland auch für kanadische Geologen interessant
Im Februar steht eine geologische Geländeübung an, die Herrle mit seinen neuen Kollegen Prof. Ulrich Wortmann (U of T) und Gerald Bryan von der Dixi University Utah durchführt. Organisiert wird im Augenblick auch eine Exkursion nach Newfoundland und Nova Scotio für Studierende der U of T und der Goethe-Uni. Gibt es denn auch in Deutschland für kanadische Gastwissenschaftler interessante Orte?
„Ja, zum Beispiel die Grube Messel in Hessen, mit spektakulären Funden aus dem Eozän, oder die jurassischen Abfolgen von Holzmaden und Dotternhausen in Süddeutschland“, betont Herrle. Wie empfindet Herrle das Unileben in Toronto? „Besonders die ethnische Vielfalt der Studierenden, ein Abbild der kanadischen Gesellschaft, gefällt mir sehr gut“, sagt er. Auch das Engagement und Interesse der Studierenden sei beeindruckend.
Allerdings müssen die Studis dort auch pro Jahr über 6.000 Kanadische Dollar (über 3.800 Euro) an Studiengebühren zahlen. Positiv hebt Herrle die gute Ausstattung hervor, vor allem den nahezu unbegrenzten Online- Zugang zu wissenschaftlichen Zeitschriften und Fachbüchern.
Dies komme nicht nur der Forschung, sondern auch dem Studium zugute. Die Professoren an der U of T hätten zudem ein wesentlich geringeres Lehrdeputat, auch seien die Aufgaben im Bereich der Selbstverwaltung nicht so umfangreich wie an der Goethe-Uni. Daher verfügten die Lehrenden über wesentlich mehr Freiheit, sich auf die forschungsbasierte Lehre zu konzentrieren.
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»Strategische Partnerschaft«
zwischen der Goethe-Uni und der U of T
„Die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten in Frankfurt und Toronto erstreckt sich auf mehrere Fachgebiete: Biotechnologie und Linguistik gehören dazu, Pädiatrie, Paläontologie und Theologie“, erläutert Dr. Matthias Diederich, International Recruitment Manager an der Goethe-Universität. Neben dem klassischen Studierendenaustausch wird fortgeschrittenen Studierenden auch die Teilnahme an gemeinsam organisierten Workshops an der jeweiligen Partneruniversität angeboten.
Außerdem gibt es gemeinsame Forschungsprojekte, einen Dozentenaustausch, Summerschools sowie Forschungsaufenthalte und Konferenzteilnahmen. Ein besonderes Element ist die gemeinsame Konferenzreihe „The University and the City“, die bereits dreimal stattgefunden hat, zweimal in Frankfurt, einmal in Toronto. Die „Strategische Partnerschaft“ wird vom DAAD bis 2017 gefördert.
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