Um 9.00 Uhr ging es heute los: Die ersten ukrainischen Geflüchteten haben an der Goethe-Universität einen Hochschulzugangstest absolviert, der erforderlich ist, um ein Studium in der Ukraine aufzunehmen oder fortzuführen. Die Goethe-Universität gehört zu den insgesamt sechs Standorten in Deutschland, an denen solche Online-Examina durchgeführt werden. Ermöglicht wird dies unter anderem durch die finanzielle Unterstützung des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck. Insgesamt werden in dieser Woche und an zwei weiteren Folgetagen bis zu 800 ukrainische Schülerinnen und Schüler an den Tests teilnehmen – am ersten Tag waren es bereits knapp 180.
„Dass sich angesichts des brutalen Angriffes auf ihr Land dennoch so viele junge Ukrainerinnen und Ukrainer auf ein Studium in ihrer Heimat vorbereiten, ist sehr beeindruckend und spricht für den Mut und die Zuversicht der jungen Generation der Ukrainerinnen und Ukrainer. Indem wir vor Ort die Hochschulzugangstests unterstützen, können die ukrainischen Schülerinnen und Schüler ihre Bildungsbiografie nahtlos fortführen – dies ist ein wichtiger Beitrag für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler sowie für das ganze Land“, betont Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.
Das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft hatte sich mit der Bitte um Unterstützung an das Bundesministerium für Bildung und Forschung gewandt. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) konnte in Abstimmung mit dem BMBF und der Kultusministerkonferenz (KMK) fünf Hochschulen gewinnen, die über die entsprechenden Voraussetzungen verfügen, um die rechtssichere Durchführung der Online-Examina sicherzustellen. Um übermäßig lange Anreisen zu verhindern, wurde bei der Auswahl auf eine geografische Verteilung geachtet.
Wir haben bei den Schülerinnen und Schülern nachgefragt: Was interessiert sie am meisten und was möchten sie nach ihren Abschlussprüfungen studieren?
Alisa ist aus Charkiw. Sie interessiert sich für das Thema Wirtschaft, vor allem BWL. An der Goethe-Universität absolviert sie derzeit Sprachkurse. In der Zukunft würde sie gern am Studienkolleg teilnehmen und danach ein Wirtschaftsstudium beginnen.
Wanja ist aus Kiew. Er interessiert sich für Wirtschaft und hat bereits die Zusage für einen Studienplatz in der Slowakei. Im Moment wohnt er im Ruhrgebiet und ist für seine Prüfungen extra nach Frankfurt gereist. Einige der heutigen Prüfungsfragen waren etwas knifflig, sagt er, aber insgesamt in Ordnung.
Maria ist ebenfalls aus Kiew. Aktuell wohnt sie in der Nähe von Frankfurt. An der Goethe-Universität besucht Maria Deutschkurse. Später würde sie gern Journalistik studieren – in der Ukraine.
Mykyta ist aus Mariupol. Eigentlich hatte er vor, in der Ukraine Psychologie zu studieren. Sein Plan ist es jetzt, das Studium an einer ukrainischen Universität per Remote-Unterricht zu beginnen. Er kann sich aber auch vorstellen, in Deutschland sein Studium fortzusetzen – sobald seine Sprachkenntnisse besser sind.