Bestseller-Autorin Mithu Sanyal liest an der Goethe-Universität

Im Rahmen der Tagung „Wiederentdecken, Lesen, Edieren und mehr. Kanon-Forschung heute“, findet am Freitag, 11. November, um 19:30 Uhr im Eisenhower-Saal im IG-Farben-Gebäude eine Lesung und ein Gespräch mit Mithu Sanyal statt, der Autorin des 2021 erschienenen Bestsellers „Identitti“.

Der Roman erzählt auf ironisch-humorvolle Weise die turbulente Geschichte einer Professorin für Postcolonial Studies in Düsseldorf, die in den Debatten über Identität prominent mitmischt und sich selbst als „Person of Colour“ bezeichnet. Dann aber stellt sich heraus, sie ist weiß. Die Empörung ist groß, im Internet wird die Professorin geschmäht und gehetzt, auf Demonstrationen wird ihre Entlassung gefordert. Das Buch stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2021.

Die Lesung ist eingebettet in eine Tagung über Kanon-Forschung zur deutschsprachigen Literatur mit Vorträgen von 24 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf verschiedenen Karrierestufen, die in einem internationalen Kontext in unterschiedlichen universitären philologischen Disziplinen forschen. Sie alle sind Teil eines Anfang 2021 von PD Dr. Martina Wernli initiierten Netzwerkes #breiterkanon. Die Tagung richtet sich vor allem an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Lehrkräfte und Studierende.

Verglichen mit dem angelsächsischen Raum ist die germanistische Forschung und Lehre noch stark in einer traditionellen Kanonvorstellung verhaftet. Dabei gibt es längst Erkenntnisse dazu, dass bei der Kanonbildung oft nicht nur die literarische Bedeutung der einzelnen Werke ausschlaggebend war. So haben Heydebrand/Winko bereits 1994 anhand von Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Gabriele Reuters „Aus guter Familie“ (beide 1895 erschienen) nachgewiesen, dass es meist der männliche Autor war, dessen Roman sich durchgesetzt hat. Längst könnten Literaturgeschichten und Einführungsvorlesungen die Epoche Realismus (um nur ein Beispiel zu nennen) auch mit Reuters Roman erklären – doch das ist nicht der Fall. Diese und ähnliche Kanonisierungsphänomen reflektiert #breiterkanon und stellt etwa mit dem jüngst auf der Homepage publizierten Vademecum zu einer Hinterfragung der eigenen Auswahlverfahren in der Lehre pragmatische Hilfsmittel zur Verfügung.

Für eine onlineTeilnahme via Zoom bitte anmelden: wernli@lingua.uni-frankfurt.de

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