Stellungnahme: Präsidium der Goethe-Universität verurteilt rassistische und Holocaust-relativierende Wortwahl

Am Freitag den 28.04. fanden eine von Frau Prof. Schröter und parallel dazu eine vom AStA der Goethe-Universität organisierte zweite Konferenz statt – beide zum Thema Migration. Die Ausrichtenden haben in Wahrnehmung der wissenschaftlich-inhaltlichen Verantwortung das Tagungsprogramm nach ihren Vorstellungen erstellt und Referent*innen eigenständig ausgewählt. Nach Medien- und Augenzeugenberichten ist es am Rande dieser Veranstaltungen zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den ca. 50 Demonstranten und Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen, gekommen, dessen Einladung als Referent zur Tagung von Frau Prof. Dr. Susanne Schröter „Migration steuern, Pluralität gestalten. Herausforderungen der Einwanderungspolitik in Deutschland“ schon im Vorfeld kontrovers diskutiert wurde.

Aus einem am gestrigen Abend veröffentlichten Twitter-Video geht hervor, dass Boris Palmer den Demonstranten Stigmatisierung seiner Person vorwirft und dies mit der Verwendung des Judensterns vergleicht. Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, macht unmissverständlich klar: „Jede explizite oder implizite den Holocaust relativierende Aussage ist vollkommen inakzeptabel und wird an und von der Goethe Universität nicht toleriert – dies gilt gleichermaßen für die Verwendung rassistischer Begriffe. Palmers Rechtfertigungsversuche der Verwendung des von ihm gewählten Wortes während der Tagung verurteile ich aufs Schärfste und akzeptiere dies weder persönlich noch als Präsident. Daher erwarte ich nicht nur eine öffentliche Entschuldigung von Herrn Palmer an die von seiner Beleidigung betroffenen Personen, sondern auch an die jüdische Gemeinschaft und gegenüber der Goethe-Universität.“

Schleiff betont: „Ich danke Prof. Forst und weiteren Mitgliedern des Forschungszentrums Normative Ordnungen, das nicht Mitveranstalter der Konferenz war, sowie anderen Mitgliedern unserer Universität dafür, dass sie sich den inakzeptablen Aussagen direkt und deutlich entgegengestellt haben. Auch die Veranstalterin müsse“, so Schleiff weiter, „Verantwortung übernehmen und klar öffentlich Stellung zu den Vorfällen beziehen, um die Glaubwürdigkeit des Ziels des wissenschaftlichen Diskurses, mögliche Wege für eine integrative Migrationspolitik zu diskutieren, wiederherzustellen.“

Die Goethe-Universität wird die Vorkommnisse zum Anlass nehmen, um sich in einem statusübergreifenden Dialog auf gemeinsame Werte und Guidelines zur Organisation und Ausrichtung von Veranstaltungen an der Nahtstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit zu verständigen, um den wichtigen Dialog mit der Gesellschaft angemessen führen zu können.

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