Boost für die Start-Up-Szene in Rhein-Main

Goethe-Universität engagiert sich mit Partner-Universitäten bei Startup-Plattform Futury

©Futury

Die Rhein-Main-Region soll sich künftig als dynamischer Hotspot für technologie- und wissensbasierte Startups etablieren. Zu diesem Zweck bündeln die Rhein-Main-Universitäten (RMU) – die Goethe-Universität Frankfurt, die Technische Universität Darmstadt und die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz – sowie die Frankfurt School of Finance & Management ihre Kräfte mit Futury, einer erfahrenen Startup-Plattform. Gemeinsam haben sie die Startup Factory ins Leben gerufen, um den Gründergeist an den Universitäten nachhaltig zu fördern und wissenschaftliche Innovationen effektiv in marktfähige Unternehmen zu verwandeln. Für dieses ambitionierte Vorhaben konnte die Allianz bereits zehn Millionen Euro an Privat- und Stiftungsmitteln einwerben. Aktuell erhält die Startup Factory weitere zehn Millionen Euro im Rahmen des Leuchtturmwettbewerbs „Startup Factories“, der Teil des EXIST-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) ist. Mit dieser neuen Fördermaßnahme sollen die Zahl und Qualität wissensbasierter Ausgründungen aus Hochschulen in Deutschland deutlich gesteigert und international sichtbare Startup-Zentren geschaffen werden. Dies sind Summen, die das Potenzial haben, die Startup-Szene in der Rhein-Main-Region dauerhaft zu transformieren.

Futury, die Startup Factory ist kein Innovationszentrum unter vielen. Vielmehr versteht sie sich als Plattform, die Gründungsinteressierte frühzeitig auffängt, begleitet und systematisch zur Unternehmensreife führt. Von ersten Ideen in Seminaren bis hin zu skalierbaren Business Cases ist alles vorgesehen. Es gibt Co-Working-Räume, Coaches, Zugang zu Investoren, Mentoringprogramme und branchenspezifische Partner. So soll ein dynamisches, zukunftsweisendes und nachhaltiges Gründungsökosystem entstehen. Das Ziel lautet, bis 2030 rund 1.000 neue Startups hervorzubringen und die Rhein-Main- Region zu einem zentralen Innovationshub in Deutschland zu machen.

Transfer und Forschung in marktfähige Produkte

Als Kooperationspartner dieser ambitionierten Initiative setzt auch die Goethe- Universität auf ein umfassendes Konzeptaus individueller Förderung, Coaching, gezielten Kontakten in die Wirtschaft und Zugang zu vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten. »Gemeinsam sind wir stärker«, bringt es Dr. Kirstin Schilling, Geschäftsführerin von Innovectis, auf den Punkt. Das Technologietransferunternehmen bildet eine Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis. Ziel ist es, herausragende wissenschaftliche Ergebnisse aus der Universität in die Wirtschaft zu transferieren und in praxisnahe Innovationen umzusetzen. »Wir wollen Forschungsergebnisse nicht nur in der Wissenschaftscommunity belassen, sondern aktiv und nachhaltig in marktfähige Innovationen überführen«, so Schilling. Der von Innovectis betriebene »Goethe-Unibator« ist das Gründungszentrum der Goethe-Universität. Es bietet angehenden Unternehmerpersönlichkeiten Unterstützung durch Büroräume, gezieltes Coaching und Zugang zu Investorennetzwerken.

Wissenschaftliche Ideen als Basis für Unternehmensgründungen

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie lohnend die enge Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Futury ist, liefert das innovative RMU-Startup-Projekt Zenaris. Die Gründer, Hakan Evcek, Wirtschaftswissenschaftler der Goethe- Universität Frankfurt, und Tim Jefferys, Wirtschaftsingenieur mit der technischen Fachrichtung Maschinenbau der TU Darmstadt, lernten sich während ihres Masterstudiengangs Entrepreneurship and Innovation Management kennen. Aus einer Seminaridee entstand eine nachhaltige Lösung für ein gesellschaftlich relevantes Problem: die unkomplizierte digitale Teilhabe älterer Menschen.

Die Gründer von Zenaris: Tim Jeffreys, Hakan Evcek und Manuel Kraus. © Zenaris
Das Startup Zenaris steht exemplarisch für den interdisziplinären Transfer zwischen Hochschule, Technologieentwicklung und Unternehmertum – und zeigt, wie kluge Ideen mit Mut, Ausdauer und den richtigen Partnern über sich hinauswachsen können. V.l.n.re.: Die Gründer Tim Jeffreys, Hakan Evcek und Manuel Kraus. ©Zenaris

Zenaris hat eine TV-Box mit integrierter Kamera sowie ein speziell gestaltetes Tablet als intuitive Fernbedienung entwickelt. Das System erleichtert Senioren den Zugang zum Internet, indem es digitale Inhalte unkompliziert über den Fernseher verfügbar macht. Das Tablet ist mit großen, haptischen Tasten versehen, die individuell mit Apps wie Videotelefonie, Wetterberichte, Nachrichten oder Fitnessangebote hinterlegt werden können. Angehörige oder Pflegekräfte können so die Inhalte flexibel anpassen und die Senioren aus der Ferne betreuen. »Viele Senioren fühlen sich von Smartphones und herkömmlichen Tablets überfordert. Unsere Lösung ist intuitiv, barrierefrei und baut Frustrationen im Umgang mit digitaler Technik ab«, erläutert Evcek.

Marktchancen und die Herausforderungen des Alters

Die Idee hinter Zenaris ist durchaus gesellschaftlich relevant: Rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland ist 65 Jahre oder älter, viele dieser Älteren sind von digitaler Teilhabe ausgeschlossen. Zenaris adressiert dieses Problem gezielt und trägt dazu bei, die Isolation und Einsamkeit älterer Menschen zu reduzieren. Gleichzeitig ist der Markt äußerst vielversprechend, da die Zielgruppe kontinuierlich wächst und ein steigendes Bedürfnis nach leicht zugänglichen digitalen Lösungen besteht. Die Gründer nutzen für ihr Startup das volle Potenzial des Gründungsökosystems Rhein-Main: Beratung und Büro durch den Goethe-Unibator, Coaching und Zugang zum Company Builder von HIGHEST, dem Gründungszentrum der TU Darmstadt, sowie Industriekontakte und Pitch-Möglichkeiten über Futury. »Wir profitieren von einem Ökosystem mit komplementären Angeboten«, sagt Evcek. »Wir finden für fast jedes Anliegen kompetente Ansprechpartner. Das hilft uns enorm bei der Weiterentwicklung unseres Produkts.« Auch ihren dritten Gründungspartner Manuel Kraus haben Evcek und Jefferys in der akademischen Startup-Szene der Region gefunden.

Pitch-Erfolge und wertvolles Feedback

Tatsächlich konnte sich Zenaris in kurzer Zeit auf vielen Ebenen etablieren. Sie haben Pitch-Wettbewerbe gewonnen und Gründerstipendien erhalten sowie erfolgreiche Prototypentests mit Personen aus der Zielgruppe durchgeführt. Der renommierte SENovation Award der Signal Iduna Gruppe und der Deutschen Seniorenliga etwa brachte wertvolle Erkenntnisse, weil die älteren Anwender selbst über das Produkt abstimmten. »Solche Rückmeldungen sind Gold wert«, sagt Jefferys. »Sie bestätigen unsere Hypothese: Mit unserem Konzept können wir eine bestehende Marktlücke schließen und älteren Menschen aktiv dabei helfen, sich in die digitale Gesellschaft zu integrieren.«

Die Erfolgsgeschichte von Zenaris zeigt eindrucksvoll, wie effektiv das Zusammenspiel von akademischer Forschung, gesellschaftlichem Engagement und gezielter Startup-Förderung sein kann. Solche innovativen Lösungen möchte die Future Factory künftig verstärkt unterstützen – mit nachhaltigen Angeboten, die wissenschaftliche Ideen in erfolgreiche Gründungen überführen. »Futury bringt langjährige Erfahrung und eine exzellente Infrastruktur mit, um Startups von der Idee bis zur Marktreife zu begleiten «, erklärt Dr. Kirstin Schilling. »Diese Kooperation stärkt unsere Kapazitäten erheblich, insbesondere in der industrienahen Beratung und der strategischen Vernetzung.«

Zenaris ist kein Einzelfall, sondern ein herausragendes Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn wissenschaftliche Expertise auf unternehmerischen Mut trifft und die Rahmenbedingungen stimmen.

Autorin: Heike Jüngst

Digitale Teilhabe leicht gemacht
Technik testen, Gutes tun: Alumni & Freunde der Goethe-Uni gesucht

Das Zenaris Portal bringt Unterhaltung und Kommunikation ins Wohnzimmer – einfach, verständlich, seniorengerecht. Einstecken genügt: HDMI-Anschluss und Strom reichen, schon sind Videoanrufe mit den Liebsten möglich. Für die Weiterentwicklung sucht das Gründerteam engagierte Alumni und Freunde der Goethe-Universität als Testnutzer in der Region. Zwei Monate kostenlos, inklusive:
• Vollständig eingerichtetes Zenaris-System
• Gratis-TV-Paket von Waipu
• Auf Wunsch: kostenlose Internet-SIM
• Begleit-App für Angehörige

Jetzt mitmachen

Relevante Artikel

Arnika

Wo Pflanzen uns Heilen lehren

Arzneipflanzengarten am Campus Riedberg Zwischen systematischer Pflanzenlehre und modernem Campusleben wächst am Hang südwestlich des Biozentrums ein Ort stiller Faszination:

Dr. Eilika Emmerlich

Hörsaal statt Ruhestand

Immer mehr Senioren studieren in Hessen Kein Ruhestand für den Wissensstand: In Hessen ist die Zahl der Studierenden über 60

Tanja Raab-Rhein © Heike Jüngst

Im Gespräch mit… Tanja Raab-Rhein

Vorsitzende Richterin am Landgericht Frankfurt & Ehefrau des Hessischen Ministerpräsidenten Frau Raab-Rhein, was hat Sie dazu bewegt, die Schirmherrschaft für

Teilnehmende der Goethe Business School unterhalten sich.

Qualifizierung für Zukunftsthemen

Weiterbildung an der Goethe-Business School Seit über zwei Jahrzehnten ist das House of Finance auf dem Frankfurter Campus Westend an

Öffentliche Veranstaltungen
„Beifall für Alfred Dregger“ (1982). Michael Köhler vor dem Bild in der U-Bahn-Station, auf dem er (l.) und sein Mitstreiter Ernst Szebedits zu entdecken sind (s. Markierung). © Dirk Frank

Universitäre Foto-Storys

Nach 40 Jahren: Zwei Stadtteil-Historiker haben zu Barbara Klemms berühmten großformatigen Uni-Fotos in der U-Bahn-Station Bockenheimer Warte recherchiert. Interessante, humorvolle

Kind auf einem Roller © Irina WS / Shutterstock

Wie junge Menschen unterwegs sein möchten

Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt fördert Nachwuchsgruppe CoFoKids an der Goethe-Universität „Von der ‚Generation Rücksitz‘ zu den Vorreitern der

You cannot copy content of this page