Der Schulgarten: ein etablierter Lernort für zukünftige Lehrkräfte

Der Schulgarten der Didaktik der Biowissenschaften wurde 2016 im Rahmen des Projekts „Close to Science – Schule im Wissenschaftsgarten“, finanziert von Fraport, gegründet. Was einst eine Brachfläche war, ist heute ein fester Bestandteil des Uni-Campus Riedberg und dient als praxisnaher Lernort für botanische, zoologische und ökologische Themen. Auf 2200 m² bietet der Schulgarten zahlreiche Lehrmöglichkeiten: Ein Wildbienenpfad mit Nisthilfen, ein Sandarium, Stein- und Totholzhaufen, ein Teich sowie eine artenreiche Wiese bieten vielfältige ökologische Lernanreize. Obstbäume, ein Kräuterrad und ein Nutzpflanzenbereich vertiefen das Pflanzenwissen. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen der Abteilung Didaktik: Regentonnen, Komposthaufen und das Konzept des „Klimagärtnerns“ sind fester Bestandteil der Lehre. Studierende sammeln hier wertvolle Primärerfahrungen, entwickeln Umweltbildungskonzepte und nutzen den Garten für Forschungsarbeiten. Zahlreiche Abschlussarbeiten zu biologiedidaktischen Fragestellungen wurden bereits im Schulgarten verfasst.
Die Bedeutung des Draußen-Lernens
Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Schulgärten als „grüne Klassenzimmer“ besonders hervorgehoben. Schon vor der Pandemie entwickelte die Abteilung Didaktik ein Schulgartenseminar für das Sommersemester, das später um eine Wintervariante ergänzt wurde.
In Kooperation mit dem Palmengarten und dem Botanischen Garten Westend bietet das Seminar den Studierenden die Möglichkeit, über das Fach Biologie hinaus Inhalte für ihr Zweitfach oder den Förderunterricht zu erarbeiten. So wird der Schulgarten zunehmend inklusiv und vielfältig genutzt.
Theorie und Praxis in enger Verzahnung
Die Arbeit im Schulgarten verknüpft theoretische Inhalte mit praxisnahen Erfahrungen. Studierende lernen, ökologische Zusammenhänge nicht nur abstrakt zu verstehen, sondern auch anhand konkreter Beispiele zu vermitteln. Gärtnerische Tätigkeiten dienen dabei als didaktisches Mittel, um theoretische Konzepte zu veranschaulichen. Die Schulgartenseminargestaltung erfolgt flexibel und wird an die jahreszeitlichen Bedingungen angepasst. Drei Monate vor Semesterbeginn startet die Planung mit Susanne Pietsch, der gärtnerischen Leiterin. Hier werden die Planung der Parzellen sowie die Auswahl der Nutzpflanzen besprochen. Im Anschluss übernimmt Wolfgang Girnus die Pflege der Anzucht und steht für Fragen zur Auswahl geeigneter Substrate für Experimente zur Verfügung. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Ausbilder neuer Gärtnerinnen bindet Herr Girnus gelegentlich seine Auszubildenden ein, um den Studierenden die Vermittlung praktischer Kenntnisse zu ermöglichen. Die ist eine Win-win-Situation: Die Studierenden profitieren von der Vermittlung praxisnahen Wissens, während die angehenden Gärtnerinnen lernen, ihr Wissen zu kommunizieren. Des Weiteren bietet Herr Girnus eine Einführung in die sichere Nutzung von Gartengeräten und gibt Hinweise zum Aufbau eines Komposthaufens. Es handelt sich um ein komplexes Thema, für dessen Bearbeitung Erfahrung erforderlich ist. Der Aufbau des Komposthaufens ist eine der beliebtesten Einheiten des Seminars.
Eine zentrale Rolle spielt auch die Vermittlung von Wissen über nachhaltiges Gärtnern. Daniel Grobbel-Rank, ein erfahrener Gärtner, zeigt den Studierenden, wie Boden-Biodiversität geschützt, Lebensräume für Insekten geschaffen und nachhaltige Pflanzenschutzmaßnahmen angewendet werden. Auch im Winter gibt es viel zu tun: Kompost wird umgesetzt, Winterzwiebeln gepflanzt und Feldfrüchte geerntet. Der fachgerechte Obstbaumschnitt und die vegetative Vermehrung durch Steckhölzer sind weitere praxisbezogene Inhalte, die stets mit theoretischem Wissen verknüpft werden.
Ein wertvoller Austausch zwischen Studierenden und Gärtner*innen
Die enge Zusammenarbeit mit den Gärtner*innen wird von den Studierenden besonders geschätzt. Reflexionsrunden helfen, die gewonnenen Erkenntnisse für den Schulunterricht nutzbar zu machen. Gleichzeitig profitieren die Gärtner*innen und ihre Auszubildenden, indem sie ihr Fachwissen in didaktische Kontexte einbringen und ihre Vermittlungskompetenz stärken. Neben den bereits genannten Gärtner*innen trägt das restliche Team des Wissenschaftsgartens zur Ausbildung der Lehramtsstudierenden bei. Ihre Expertise fließt nicht nur in die Schulgartenseminare ein, sondern auch in die Entwicklung wissenschaftlicher Abschlussarbeiten. Besonders in didaktischen Konzepten, wie Führungskonzepten für Schulklassen im Wissenschaftsgarten, zeigt sich die fruchtbare Verbindung von theoretischer Bildung und praktischer Erfahrung.
Fazit
Der Schulgarten bietet eine ideale Verbindung von Theorie und Praxis und schafft eine dynamische Lernumgebung, in der ökologische Prozesse hautnah erfahrbar werden. Die enge Verzahnung biologiedidaktischer Konzepte mit praxisnahen Einblicken in nachhaltiges Gärtnern fördert nicht nur das Fachwissen der Studierenden, sondern auch ihre Fähigkeit, komplexe ökologische Zusammenhänge verständlich zu vermitteln. Damit bildet der Schulgarten eine wertvolle Brücke zwischen universitärer Lehre und schulischer Umweltbildung.
Marilú Huertas de Schneider









