Sogenannte Tiny Forests sollen demnächst auch an der Goethe-Universität angepflanzt werden: Dafür werden viele Interessierte gesucht, die tatkräftig mithelfen, dass diese faszinierenden Ökosysteme entstehen und betreut werden. Landschaftsarchitekt Robert Anton ist von der Idee begeistert und erläutert den Hintergrund.
Eine Idee setzt sich durch

Akira Miyawaki war ein japanischer Vegetationskundler, der sich mit einer charmanten Idee unsterblich gemacht hat: Nach der Miyawaki-Methode wird auf einer kleinen Fläche ein Miniaturwald angepflanzt. Robert Anton, technischer Leiter für den Wissenschaftsgarten und die Außenanlagen der Universität, ist Experte für die Pflege von Pflanzen und Tieren. Was hält er von der Idee, die zuerst einmal auch nach Symbolpolitik klingt? „Ich bin wirklich sehr angetan von Miyawakis Methode. Natürlich könnte man sofort entgegnen, dass ein großer Wald noch besser wäre. Aber worum geht es hier: Wir sprechen hier vor allem von stark besiedelten Großstädten, die im zunehmenden Maße auch unter der klimatisch bedingten Aufheizung leiden, aber gleichwohl Resträume zur Begrünung bieten. Nach Miyawakis ökologischem Ansatz kann man selbst kleinste Flächen – er selbst sah die Untergrenze ungefähr bei einem Tennisplatz – nutzen. Man überlässt die Flächen mehr oder minder sich selbst und lässt sie sich zu einer kleinen Wildnis entwickeln, zu einem natürlichen Refugium auch für Insekten und Vögel. Angesichts der dramatischen Rückgänge in der Biodiversität und Artenvielfalt kann damit eine Bewegung angestoßen werden.“ In Frankfurt hat die Initiative „MainWäldchen“ bereits erste Tiny Forests, beispielweise in Eckenheim, angelegt. Anton nennt als Beispiel auch eine kleine Waldfläche im südöstlichen Teil des Campus Westend, zwischen PA-Gebäude und Gisèle-Freund-Platz gelegen. Dort sind auch durch die extrem trockenen Sommer seit 2018 viele Bäume, meist Bergahorn, verloren gegangen. Doch die entstandenen Lücken konnte das Miniwäldchen quasi von alleine wieder aufforsten, zum Teil bereits vorhandene Bäume sind in die neu gewonnenen Schneisen hineingewachsen. „Auch wenn es sich nicht um einen Tiny Forest im klassischen Sinne handelt – er wurde nicht künstlich angelegt –, zeigt es doch, wie ein Miniaturwald funktionieren kann. Wenn man der Natur einen gewissen Spielraum lässt, kann sie die Sukzession, wie wir Biologen sagen, von alleine bewerkstelligen.“
Vorbereitungen notwendig
Bevor ein Miniaturwäldchen in die Freiheit entlassen werden kann, müssen aber Vorbereitungen getroffen werden, erläutert der Landschaftsarchitekt: Es ist nämlich nicht damit getan, ein Waldstück nur sich selbst zu überlassen: Am Anfang muss der Boden bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern aufgelockert und mit Nährstoffen angereichert werden. Eine Zeitlang sollen die Pflanzen auch gewässert und der Bereich mit einem Zaun geschützt werden. Wichtig ist auch, betont Anton, dass die Pflanzen – Stauden, Sträucher und Bäume – richtig eingesetzt werden. „Viele Hobbygärtner machen den Fehler, zu tief einzupflanzen. Das kann aber dazu führen, dass die Pflanze verfault und eingeht. Aber darauf werden wir bei unserer Pflanzaktion achten: Wir werden unsere Expertise einbringen, dass auch richtig eingepflanzt wird.“ Noch in diesem Jahre soll auf dem Campus Riedberg und dem Campus Ginnheim jeweils mit einem Tiny Forest gestartet werden, nächstes Jahr ist dann der Campus Westend dran. Ermöglicht wird die Aktion durch einen Spender. „Wenn man bei der Mindestgröße des Tiny Forests von einem Tennisplatz ausgeht, muss man sich keineswegs eine rechteckige Fläche vorstellen. In Anlehnung an die Formen eines englischen Landschaftsgartens darf die Fläche auch gerne organisch ausfallen. Aber natürlich muss man auch die Platzbegrenzung auf dem Campus in Betracht ziehen, denn wir wollen ja schließlich gerade kleine, bislang ungenutzte Flächen bepflanzen, die zwischen Gebäuden oder an der Campusaußengrenze liegen können.“
Miniaturwälder im Klimawandel
Ein weiterer Aspekt, der Anton wichtig ist, ist die wissenschaftliche Begleitung: Dem Tiny Forest soll eine ähnliche Fläche gegenübergestellt werden. Es sind momentan noch Überlegungen im Gange, an welchen Parametern der Vergleich festgemacht werden soll; das könnte eine unterschiedliche Vorbereitung des Bodens oder Pflanzdichte sein: „Wir haben übrigens im Wissenschaftsgarten auf dem Campus Riedberg bereits eine Fläche, die sich selbst überlassen wurde; Prof. Meike Piepenbring hat diese angelegt. Damit folgen wir übrigens einer gesetzlichen Vorgabe, nach der ein gewisser Prozentsatz aller Flächen in Deutschland Wildnis sein sollen. Den Wert erreichen wir momentan noch nicht.“ Angepflanzt werden soll potenziell eine natürliche Vegetation, wobei an dieser Stelle der Klimawandel einige Fragen aufwirft: Wie müssen die Pflanzen beschaffen sein, um der wahrscheinlichen Klimaerwärmung standzuhalten? „Wenn wir in 20 bis 30 Jahren in Mitteleuropa das Klima Mittelitaliens haben sollten, bedarf es einer anderen, resilienteren Vegetation als heute. Das sind Fragen, mit denen sich die ökologische Forschung an der Goethe-Universität bereits intensiv auseinandersetzt. Prof. Brüggemann hat mit wärmerobusten Eichen auf dem Campus Riedberg bereits positive Ergebnisse erzielt.“
Umweltbildung
Die Baumpatenschaften auf den Campi der Goethe-Universität stoßen bereits auf große Resonanz. Die Tiny Forests sollen eine weitere Beteiligung interessierter Bürgerinnen und Bürger ermöglichen und damit Umweltbildung in die Gesellschaft tragen. Angedacht ist auch eine spätere Nutzung der Tiny Forests durch Schulklassen und im Rahmen von Führungen. „Ich würde mich freuen, wenn sich möglichst viele Interessierte tatkräftig beteiligen würden, wir starten im November“, betont Robert Anton.
Termin für die Pflanzung der Tiny Forests am Campus Riedberg: 22.November 2025.
Wer Interesse hat, an der Bepflanzung der Miniaturwäldchen aktiv mitzuwirken, meldet sich bitte bei Susanne Honnef, Büro für Private Hochschulförderung: Honnef@pvw.uni-frankfurt.de
Auf den Social-Media-Seiten der Goethe-Universität wird prominent über den Fortgang des Projektes berichtet werden.
Weitere Informationen zu den Tiny Forests und zur Nachhaltigkeitsstrategie der Goethe-Universität →











