BintHo-Studie attestiert deutschen Hochschulen, dass sich internationale Studierende wohlfühlen. Auch an der Goethe-Universität zeigt sich eine hohe Zufriedenheit.

Die Goethe-Universität hat Anfang 2024 an der zweiten Befragung „Benchmark internationale Hochschule (BintHo)“ des DAAD teilgenommen, an der sich 132 Hochschulen in allen 16 Bundesländern beteiligten, insgesamt nahmen etwa 95 000 inländische und 21 000 internationale Studierende teil. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Studie zu den internationalen Studierenden an der Goethe-Universität vorgestellt, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben und bei uns einen Studienabschluss anstreben, die sogenannten „Degree Seekers“. Dabei lassen sich folgende übergreifende Aussagen treffen:
- Drei Viertel der befragten internationalen Studierenden fühlen sich an ihrer Hochschule und so auch an der GU willkommen und ebenso viele sind mit der Hochschule und dem Studium zufrieden.
- 65 % der internationalen Studierenden an der Goethe-Universität haben die Absicht, nach Beendigung ihres aktuellen Studiums in Deutschland zu bleiben. Der DAAD verweist zudem auf Zusatzauswertungen, dass Studierende in höheren Semestern häufiger als Studierende in den ersten Semestern angeben, nach dem Abschluss in Deutschland bleiben zu wollen. Das zeige sehr schön, dass ein Studium in Deutschland „Lust auf mehr“ mache.
- Bei der Förderung ihrer Deutschkenntnisse fühlen sich nur etwa 40 % der Zielgruppe durch die GU gut oder sehr unterstützt, in der Vergleichsgruppe liegt dieser Wert etwas höher.
- Nur knapp 3 % der internationalen Studierenden berichten von häufigen Diskriminierungserfahrungen an der eigenen Hochschule, rund 80 % haben noch nie solche Erfahrungen gemacht, dies trifft auch auf die GU zu.
Hochschulwahl & Willkommenskultur
Für knapp 70 % der Degree Seekers war die GU die und für 20 % die Zweitwahl, diese Zahlen liegen mit 4 % leicht über dem Durchschnitt großer Universitäten. Dabei profitiert die Goethe-Universität u. a. vom Studienangebot und englischsprachigen Studiengängen (53 %), dem guten Ruf/Rankings der Hochschule (51 %), der Standortattraktivität (26 %) und dass keine Studiengebühren erhoben werden (30 %). 82 % der Degree Seekers würden Freunden oder Bekannten ein Studium an der GU weiterempfehlen (77 % bei der Vergleichsgruppe großer Universitäten). Bildungsausländer/-innen an der Goethe-Universität fühlen sich an der Hochschule willkommen (4,04 von 5,0 Zustimmung), und zwar deutlich stärker als außerhalb der Hochschule (3,5 von 5,0 Zustimmung).
Erwartungen an Studium, Studienanforderungen und Rahmenbedingungen
Die Goethe-Universität erfüllt bei 74 % der Degree Seekers die Erwartungen in Bezug auf das Studium oder übertrifft diese (69 % im Durchschnitt der großen Universitäten). Während 76 % der GU-Studierenden (identisch in der Vergleichsgruppe) mit dem Bewerbungsverfahren insgesamt eher oder ganz zufrieden waren, sind ca. 70 % mit der Zügigkeit des Erhalts des Visums durch die Auslandsvertretungen nur teils, weniger oder nicht zufrieden.
Ähnlich waren mit der Bearbeitung der Anliegen durch die deutschen Ausländerbehörden nur 33 % der internationalen Studierenden (44 % an großen Universitäten) eher oder ganz zufrieden.
Zu Beginn des Studiums kommen internationale Studierende an der GU mit folgenden Aspekten am wenigsten gut zurecht: 79 % Wohnungssuche (75 % Vergleichsgruppe großer Universitäten), 69 % Kontakt zu deutschen/inländischen Studierenden (71 %), 67% bzw. 74% bürokratische Formalitäten innerhalb bzw. außerhalb der Hochschule (66 % bzw. 77 %), 62 % Suche nach einem Nebenjob (64 %), 53 % Umstellung auf deutsche Lehr-/Lernkultur (55 %).
Die wichtigsten Haupt-Finanzierungsquellen internationaler Degree Seekers an der GU sind – ähnlich wie an anderen großen Universitäten – Nebenjobs (60 %), Eltern/Verwandte (58 %) und eigene Ersparnisse (35 %). DAAD-Stipendien umfassen 5 %, sonstige Stipendien 8 % und (Bildungs-)Kredite 7 %; diese Quellen geben häufiger Master-Studierende an – für diese werden auch mehr Stipendien als für grundständige Studierende angeboten werden (u. a. DAAD, Begabtenförderungswerke).
Beratungs- und Serviceangebote
Studierende der Goethe-Universität kennen die verfügbaren Beratungsangebote deutlich besser als im Durchschnitt an großen Universitäten und nutzen sie im Vergleich leicht mehr; einzelne Angebote sind etwas weniger bekannt. Bei der Förderung ihrer Deutschkenntnisse fühlen sich nur 39 % (47 % Vergleichsgruppe) der internationalen Studierenden durch die GU gut oder sehr gut unterstützt. Dass internationale Masterstudierende der GU häufig auch Deutschkenntnisse aus den Niveaustufen A1–B2 angegeben haben, zeigt, dass viele aus englischsprachigen Studienprogrammen stammen (im Einzelnen: A1 38 %, A2 12 %, B1 12 %, B2 13 %, C1 17 %, C2 5 % und muttersprachliches Niveau 4 %).
Karriereplanung und Verbleib nach dem Studium
65 % der Goethe-Uni-Studierenden haben die Absicht, nach dem Studium in Deutschland zu verbleiben (62 % in der Vergleichsgruppe großer Universitäten), dabei schätzen dies 37 % sicher und 28 % eher ein (33 % und 29 % in der Vergleichsgruppe), die restlichen sind meist noch unentschieden.
54 % unserer internationalen Studierenden streben nach Studienende eine längerfristige Berufstätigkeit in Deutschland an (nur 46 % in der Vergleichsgruppe), 22 % wollen an der GU und 7 % an einer anderen Hochschule weiterstudieren bzw. promovieren (22 % und 16 %) und 13 % wollen zunächst bis zu 3 Jahre in Deutschland kurzfristiger berufstätig sein (13 %). Bemerkenswert ist, dass die meisten in der Stadt/Region verbleiben wollen (65 % vs. 42 % in der Vergleichsgruppe), einige wissen es noch nicht (23 % vs. 26 % in der Vergleichsgruppe). Masterstudierende zielen dabei noch stärker als Bachelorstudierende vor allem auf länger- und kürzerfristige Berufstätigkeit in Deutschland nach Abschluss. MINT-Studiengänge streben am häufigsten ein weiterführendes Studium oder Promotion an. 32 % fühlen sich bei Karriereplanung nach dem Studium gut oder sehr gut unterstützt, 47 % teils, teils (41 % und 29 % in der Vergleichsgruppe). 36 % Degree Seekers können sich eventuell oder sehr gut vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt in Deutschland ein Unternehmen bzw. ein Start-up zu gründen (41 % in der Vergleichsgruppe). Dies trifft etwas weniger bei Geisteswissenschaften als bei MINT- und Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften zu.
Aspekte von Diskriminierung1
Erfahrungen von Diskriminierung wurden vor allem mit non-verbalem diskriminierendem Verhalten/Mikroaggressionen und Stereotypisierung/Alltagsrassismus als häufigste Form angegeben und außerhalb des Hochschulkontextes (62 %) wesentlich häufiger gemacht als an der Hochschule (20 %) (65 % und 20 % bei der Vergleichsgruppe).
Diskriminierungserfahrungen an der Hochschule werden häufiger mit Kommiliton*innen (76 %) erlebt als mit Lehrenden (33 %) (75 % und 51 % bei der Vergleichsgruppe). Der DAAD geht davon aus, dass es sich hierbei häufig um diskriminierendes bzw. ausgrenzendes Verhalten innerhalb von Lehrveranstaltungen handelt, z. B. im Rahmen von Gruppenarbeiten.
Außerhalb der Hochschule werden Diskriminierungserfahrungen am häufigsten bei der Wohnungssuche (34 % manchmal und 30 % häufig; 31 % und 28 % in Vergleichsgruppe) und bei der Jobsuche bzw. bei der Arbeit erlebt (39 % manchmal und 27 % häufig; 38 % und 21 % in Vergleichsgruppe) sowie in Öffentlichkeit und Freizeit.
Bedauerlich ist die fehlende Kenntnis von Ansprechpartnern an der Hochschule (68 % an GU, 66 % in Vergleichsgruppe). Nur 16 % der inländischen wie internationalen Studierenden an der Goethe-Universität kennen diese und würden diese Option auch nutzen bzw. haben sie bereits genutzt. Weitere 16 % kennen zwar die Stellen, aber würden die Option nicht nutzen bzw. haben sie nicht genutzt. Internationale Studierende geben an, sich nur teils, teils zu trauen, offen über ihre Diskriminierungserfahrungen zu sprechen, dies tritt sowohl an der Hochschule als auch außerhalb der Hochschule zu.
Wie geht es weiter?
Die zuständigen Gruppen in Studium Lehre Internationales (SLI) beziehen die Ergebnisse in ihre Arbeit ein und informieren weitere Einheiten. An einigen relevanten Themen wird bereits gearbeitet oder es sind unabhängig vom BintHo-Bericht inzwischen neue Angebote entstanden. So wurden zum Beispiel in Abstimmung mit der Antidiskriminierungsstelle (ADS) auf den Orientierungstagen für internationale Studienanfänger/-innen zum WiSe 2025/26 die Angebote der ADS erstmals vorgestellt, um die Zielgruppe frühzeitig zu informieren und zu sensibilisieren. Kostenlose Deutschkurse für internationale Studierende in englischsprachigen Master-Studiengängen werden seit dem Sommersemester 2024 dank einer DAAD-Förderung „Förderung internationaler Talente“ (2024–2028) über das Internationale Studienzentrum (ISZ) angeboten. Zudem wurden die Beratungs- und Veranstaltungsangebote zu den aufenthaltsrechtlichen Bleibeperspektiven (Jobsuche, Arbeits-, Niederlassungserlaubnis, Einbürgerung) ausgebaut. Die Angebote für internationale Studierende zur Karriereplanung, beruflichen Orientierung und beruflichen Vorbereitung wurden mittels eines umfangreichen ESF-Projekts „International Career Services Rhein-Main“ (2023–2028) unter der Projektleitung von Jens Blank, Leiter der Abteilung Karriere, Stipendien und Preise, SLI, im Verbund mit mehreren Hochschulen deutlich erweitert. Zur Unterstützung der Wohnungssuche werden seit dem Wintersemester 2023/24 in einem dreijährigen Pilotprojekt regelmäßige Infoveranstaltungen und eine zweisprachige Broschüre angeboten und für das Onboarding von Erstsemestern englischsprachiger Programme aus Nicht-EU-Staaten Einzimmerappartements für eine 6- oder 12-monatige Mietdauer vermittelt und erprobt.
Hanna Reuther, Gruppenleiterin Studienerfolg und Integration/stv. Abteilungsleiterin im Bereich Studium Lehre Internationales
1 Mit Diskriminierung wird in der BintHo-Studie jede Benachteiligung aufgrund der wahrgenommenen oder vermuteten ethnischen bzw. nationalen Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Abstammung gemeint.
Anfang September 2025 ist der DAAD-Gesamtergebnisbericht veröffentlicht worden.
Zudem liegt ein Sonderbericht zum Titel Ankommen, Studieren, Bleiben: Wie internationale Studierende ihre Zukunft in Deutschland sehen vor.
Gruppe Studienerfolg & Integration: Unterstützung internationaler Studierender in sozialen und aufenthaltsrechtlichen Fragen, Kontakt: international-sozial@uni-frankfurt.de
DAAD-Projekt Förderung internationaler Talente (2024–2028) an der Goethe-Universität











