Internationale Studierende an der Goethe-Universität erhalten auf Wunsch einen „Buddy“ – eine studentische Begleitperson, die bei fachlichen, aber auch alltäglichen Themen unterstützt. Das Angebot erfreut sich großer und weiter wachsender Beliebtheit – auch weil die Buddies durch den Austausch ihren Horizont selber nachhaltig erweitern können.

Abenteuer Auslandsstudium: Sich in einem fremden Land zurechtzufinden, an einer neuen Universität und in einem neuen Fachbereich zu orientieren, möglicherweise ohne oder mit noch ausbaufähigen Sprachkenntnissen, ist anspruchsvoll, wenn man keine Freunde oder Familie in der Nähe hat. Pedro Schlepper, der seit einem Jahr das Buddy-Programm an der Goethe-Universität koordiniert, kennt das sehr gut aus eigener Anschauung. Nach seinem Bachelor in Soziologie, den er in Frankfurt erworben hat, ging er für das Masterstudium nach London: „Dort gab es aber kein vergleichbares Begleitprogramm, sodass ich mir mitunter recht mühsam einiges selbst erschließen musste.“ Der Bereich Studium Lehre Internationales (SLI) der Goethe-Universität bietet seit 2016 mit dem Buddy-Programm internationalen Studierenden, die an der GU einen Studienabschluss erwerben wollen, wie auch Gast- und Austauschstudierenden die Möglichkeit, über eine Begleitperson einen guten Einstieg ins Studium zu finden – eine Art Willkommenskultur auf sehr persönliche Weise. Sana Aljadaan ist Studentin der Amerikanistik und arbeitet als Hilfskraft im Buddy-Programm. Sie weiß aus vielen Gesprächen, dass sich internationale Studierende oft schwertun, Kontakte zu Kommiliton*innen zu knüpfen. „Daher sind sie sehr interessiert daran, mit jemandem, der selber in dieser Lebensphase ist, Fragen der Organisation ihres Studiums, aber auch andere Aspekte des Lebens in Frankfurt auf persönliche Weise zu besprechen. Wir vermitteln den Buddies in unseren Schulungen auch, dass SMS und Videochats kein Ersatz für reale Treffen sind.“ Pedro Schlepper freut sich, dass bereits seit 2022 das Matching, also die Zuordnung von Buddies und Mentees, für eine optimale Passung softwarebasiert vorgenommen werden kann. Er erläutert das Verfahren: „Bei der Bewerbung für das Buddy-Programm wird das Unterstützungsbedürfnis der Bewerber*innen ganzheitlich abgefragt. Im Fokus steht als Erstes deren fachliches Interesse. Aber ebenso werden auch Hobbys und weitere Interessen abgefragt. So können wir schauen, wer am besten zusammenpasst. Und das funktioniert gut, im vergangenen Jahr mussten wir jedenfalls keine Buddy-Konstellation nachträglich korrigieren.“ Oftmals entstehen gute Freundschaften, bei Gast- und Austauschstudierenden sind nach der Rückkehr ins Heimatland auch gegenseitige Besuche die Folge. „Aber auch die Buddies profitieren in hohem Maße davon, dass sie Wissen und Erfahrungen an andere vermitteln. Einige von ihnen bereiten sich vielleicht selber auf einen Auslandsaufenthalt vor und können beispielsweise wichtige Sprachkenntnisse über die begleitete Person erwerben. Attraktiv ist auch das Ehrenamtszertifikat, das wir den Buddies am Ende des Semesters ausstellen. So etwas macht sich gut, etwa bei der Bewerbung für einen Stipendienplatz.“
Wo können nun die Buddies konkret ihren Mentees helfen? Es geht vor allem um eine praktische Unterstützung, betont Schlepper: Dies kann zum Beispiel bei der Orientierung auf dem Campus und in Frankfurt oder bei der Wohnungssuche sein: „Es ist oft sehr hilfreich, wenn die Wohnungssuchenden bei der Besichtigung begleitet werden. Im Gespräch mit dem Vermieter kann übersetzt werden. Auch bei der Online-Bewerbung für einen Platz in einer WG können Formulierungshilfen sehr nützlich sein. Wir sagen aber unseren Buddies auch deutlich, dass sie nicht dafür verantwortlich sind, dass ihre Schützlinge eine Wohnung oder einen WG-Platz finden. Das wäre zu viel verlangt, zudem in einem schwierigen Wohnungsmarkt wie in Frankfurt.“ Auch bei Behördengängen können die Buddies den neuen internationalen Studierenden den Rücken stärken. In Schulungen trainieren Teilnehmende ihre interkulturelle Sensibilität, sodass sie auch lernen, den internationalen Studierenden die deutsche Behördenkultur zu vermitteln, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen. Das übergeordnete Ziel des Programms besteht darin, die Studienerfolge internationaler Studierender zu unterstützen. Dass der studiengang- oder fachbereichsspezifische Austausch möglich ist, wird beim Matching besonders berücksichtigt. Fragen wie: Wie belegt man Seminare, wie kommuniziert man mit Professoren und Professorinnen und wie bereitet man sich auf Prüfungen vor, sollen durch das Buddy-Programm auf der Peer-to-Peer-Ebene geklärt werden können. Pedro Schlepper betont: „Darauf ist die Begleitung seitens eines Buddys jedoch nicht beschränkt! Der soziale Aspekt ist den meisten unglaublich wichtig: Menschen kennenzulernen, die das Land, die Uni und auch die Stadt vor Ort kennen und vermitteln können.“
Sehr beliebt sind gleichermaßen bei Buddies und Mentees die von Pedro Schlepper und dem Team organisierten Veranstaltungen, in der Regel finden drei pro Semester statt. „Besonders gut kommt das Buddy-Frühstück zum Semesterstart an“, berichtet Schlepper. „Das ist immer unglaublich lebendig, mit über 120 Teilnehmenden. Hier sind wir für die Unterstützung durch das Studierendenwerk Frankfurt sehr dankbar, dass es das Essen dafür stellt.“ Sana Aljadaan ergänzt: „Die internationalen Studis treffen auf den Veranstaltungen nicht nur auf ihren Buddy, sondern auch auf jede Menge anderer Studierender. Das ist in Sachen Community-Bildung sehr produktiv.“ Zusätzlich arbeitet das Buddy-Programm mit dem Team des Internationalen Studientreffs (IST) zusammen, das zahlreiche weitere Events anbietet und ebenfalls in der Gruppe Studienerfolg und Integration in SLI liegt. Für das kommende Wintersemester ist die Bewerbungsfrist bereits abgelaufen, aber für das nächste Sommersemester können sich interessierte Studierende als Begleit-Buddies ab dem 1. Februar 2026 bewerben. Wer mindestens im 2. Semester ist, gut Deutsch oder Englisch spricht, einen guten Überblick über das Leben und Studium in Frankfurt hat und zwei Stunden pro Woche für Treffen mit der zu betreuenden Person entbehren kann, ist herzlich willkommen – auch internationale Studierende können übrigens als Buddy fungieren. „Wir wachsen von Semester zu Semester. Im letzten Wintersemester 2024/25 haben 328 Buddy-Paare aus allen Fachbereichen teilgenommen. Da auch bei den internationalen Studierenden das Interesse wächst und es zunehmend mehr internationale Studiengänge an der GU gibt, bedarf es einer ausreichenden Zahl an Begleit-Buddies. Um eine möglichst optimale Passung beim Matching zu erreichen, benötigen wir immer etwas mehr Begleit-Buddies. Grundsätzlich freuen wir uns über alle Interessierten, aus allen Fächern und Studienphasen. Auch freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit Fachbereichen und Studiengängen, unter anderem bei der Bewerbung des Programms oder bei der Schulung der Begleit-Buddies, zum Beispiel durch bereitgestellte fachspezifische Informationen.“











