Goethe-Universität Frankfurt setzt verstärkt auf psychologische Beratung

Die Schilderungen ähneln sich: Prüfungsstress, der die Nächte raubt, finanzielle Sorgen, die lähmen, und Einsamkeit, die sich wie ein schwerer Mantel über das Leben legt. Für viele Studierende ist das Universitätsleben nicht nur ein intellektueller, sondern auch ein emotionaler Härtetest. Genau hier setzt die Psychotherapeutische Beratungsstelle für Studierende (PBS) der Goethe-Universität Frankfurt an. Ein Ort, der Hoffnung und Unterstützung bieten soll – und dessen Bedeutung in einer Zeit wachsender psychischer Belastungen kaum zu überschätzen ist.
Dr. Jana Gutermann und Dr. Laura Pomper leiten die Beratungsstelle mit Herzblut und Engagement. Sie wissen, wie relevant das junge Erwachsenenalter im Hinblick auf die Entwicklung von psychischen Problemen ist. »Für viele ist das Studium zudem eine Zeit großer Umbrüche. Es ist die erste Phase im Leben, in der junge Menschen erstmals auf sich gestellt sind«, beschreibt Dr. Gutermann die Situation. »Unser Ziel ist es, dass niemand das Gefühl hat, mit seinen Problemen im Studium allein kämpfen zu müssen.«
Spendenaktion „Stärke beginnt im Kopf“ erweitert Beratungskapazitäten
Die Statistik untermauert den Bedarf: Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass mehr als 20 Prozent der Studierenden unter psychischen Diagnosen leiden. An der Goethe-Universität könnten das über 8.000 Menschen sein – eine alarmierende Zahl. Doch die Kapazitäten der PBS reichen nicht annähernd aus, um die Nachfrage zu decken. Monatlich können für 300 Terminanfragen derzeit nur 25 Erstgespräche vergeben werden. Deshalb startete im Dezember 2024 die Spendenkampagne »Stärke beginnt im Kopf«. Mit den Spenden konnte das Beratungsangebot der PBS bereits erweitert werden. Zusätzliche Einnahmen sollen ermöglichen, neue Stellen zu schaffen, die Anzahl der Einzelberatungen zu erhöhen und zusätzliche Präventionsworkshops anzubieten. »Je schneller wir reagieren können, desto eher verhindern wir, dass eine belastende Lebensphase zur existenziellen Krise wird«, erklärt Dr. Pomper.
Hilfe auf vielen Ebenen
Die Psychotherapeutische Beratungsstelle für Studierende bietet Studierenden nicht nur Einzelgespräche, sondern auch Gruppenworkshops zu Themen wie Prüfungsangst, Prokrastination oder Selbstwertstärkung. Sie ist zentraler Bestandteil des Campuslebens. »Unsere Arbeit endet nicht bei den Studierenden«, betont Dr. Gutermann. »Wir bieten auch Lehrenden und Mitarbeitenden Unterstützung im Umgang mit psychisch belasteten Studierenden an. Ein sensibler Umgang kann viel bewirken.« Mit der Erweiterung ihrer Kapazitäten möchte die PBS sicherstellen, dass künftig deutlich mehr Studierende in Krisensituationen Hilfe erhalten. »Unsere Vision ist es, dass jeder Hilferuf gehört wird«, sagt Dr. Pomper. »Denn Stärke beginnt im Kopf – und oft auch mit einem offenen Ohr.« Für viele Studierende ist dies eine bedeutsame Unterstützung: Sie gewinnen nicht nur Stabilität im Studium, sondern auch die Zuversicht, schwierige Lebensphasen erfolgreich bewältigen zu können.
Autorin: Heike Jüngst