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Veranstaltungsreihe „Sichtbarkeit: Voraussetzung des Erinnerns. Neue Forschungen zum NS-Mordlager Sobibor“
Thursday, 7. December 2023, 18:00 bis 20:00
Stefan Lehnstaedt: „Frühe Forschungen zum Holocaust in Polen“
7. Dezember 2023, 18 Uhr, Campus Westend HZ 13
Wojtek Mazurek und Yoram Haimi: „Spurensuche. Vortrag und Diskussion über die Ausgrabungen in Sobibor.“
11. Januar 2024, 18 Uhr, Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 5, HZ, Raum 13
„Das Leben der NS-Opfer – Spurensuche 80 Jahre nach dem Holocaust“,
18. Januar, 18 Uhr, Hörsaalzentrum HZ, Raum 13
Mitte der 2000er-Jahre widmeten sich zwei Archäologen, Yoram Haimi aus Israel und Wojtek Mazurek aus Polen, einer archäologischen Untersuchung des NS-Vernichtungslagers Sobibor. Ort und Gestalt der nationalsozialistischen Verbrechen von Sobibor wurden von den beteiligten Tätern bereits in ihrer Konzeption auf deren Verschleierung hin ausgewählt. Da das Lager Sobibor nie als Arbeitslager, sondern als bloße Mordstätte angelegt wurde, haben nur wenige Betroffene überlebt, die von den dort verübten Verbrechen berichten konnten. Erst die Arbeit der beiden Archäologen und einige neu erschienene historische Studien machten es möglich, diesem Ort mehr Präsenz in gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit der Shoah zu verleihen. Entgegen der Täterintention war es den Archäologen sogar möglich, vermittels aufgelesener Gegenstände die Namen einzelner Ermordeter dem Vergessen zu entreißen — unter anderem durch den Fund des Geburtsamuletts von Karolina Cohn, einem Mädchen aus Frankfurt am Main.
Mit Blick auf die Herausforderung für Erinnerungsarbeit, die mit einer zunehmenden historischen Distanz notwendig einhergeht, zeigt dieser Fall, dass die Praxis der Erinnerung immer ein aktives Arbeiten gegen die Intention der NS-Täter beinhalten muss, die Individualität und Lebenswelt der ermordeten Jüdinnen_Juden mit ihnen spurlos verschwinden zu lassen. Anstatt allein danach zu fragen, wie das bisher Erarbeitete erhalten werden kann, muss Erinnerungsarbeit deshalb grundsätzlich als eine nie abzuschließende Aktivität verstanden werden, in der gesellschaftliches Bewusstsein und historiografische Forschung ineinandergreifen. Mit einer Vortragsreihe sind die Studierenden der Goethe-Universität und die Stadtöffentlichkeit Frankfurts eingeladen, sich in diesem Sinne am Projekt Erinnerungsarbeit zu beteiligen.