Coronapandemie – Mehr Zombie-Unternehmen durch Staatshilfen nach dem Gießkannenprinzip

Umfangreiche Hilfsprogramme für Unternehmen in der Coronapandemie haben auch Firmen gerettet, deren Überleben nicht gesellschaftlich wünschenswert ist. Dies zeigt eine Studie des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, an der Prof. Leo Kaas von der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt war.

Weil die Corona-Hilfen ohne Bedürftigkeitsprüfung an Unternehmen gezahlt wurden, überlebten auch viele kleine, unproduktivere Firmen. Foto: Silarock/Shutterstock

Die Coronapandemie hat eine kurze, aber heftige Rezession ausgelöst, die Staaten auf der ganzen Welt mit Hilfsprogrammen insbesondere für kleine Unternehmen abzufedern versuchten. Wurden die staatlichen Hilfen jedoch gezahlt, ohne die Bedürftigkeit der Unternehmen zu prüfen, hielten sich in der Folge auch solche Unternehmen am Markt, für die ein Bankrott die bessere Alternative gewesen wäre. Zu diesem Ergebnis kommt ein Working Paper des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE anhand einer Analyse des US-amerikanischen Coronahilfsprogramms „Paycheck Protection Program“ (PPP).

Die SAFE-Analyse vergleicht das PPP, das Staatshilfen nach dem Gießkannenprinzip verteilte, mit einem hypothetischen Szenario, in dem die Hilfen zielgerichteter an Unternehmen gezahlt werden. „In beiden Szenarien wäre der Prozentsatz der geretteten Unternehmen etwa vergleichbar. Allerdings läge der Anteil der Zombie-Unternehmen, die durch die Programme künstlich am Markt gehalten wurden, im Fall gezielter Hilfszahlungen bei lediglich 1,3 Prozent – verglichen mit 16,6 Prozent infolge des PPP“, sagt Leo Kaas, SAFE Fellow sowie Professor für Makroökonomie und Arbeitsmärkte an der Goethe-Universität Frankfurt und einer der Autor:innen des Working Paper.

Förderung für unproduktive Unternehmen beeinträchtigt Gesamtwirtschaft

Demnach verhinderte das PPP zu Beginn der Pandemie 35 Prozent aller Geschäftsauflösungen bei kleinen US-Unternehmen. „Zwar wendete das Programm ein massives Unternehmenssterben ab, verbesserte dadurch aber weder die gesamtwirtschaftliche Produktion noch die Beschäftigungslage“, sagt Kaas. Dafür identifiziert die SAFE-Analyse vor allem zwei Gründe, die beide damit zusammenhängen, dass vor Auszahlung der Hilfen nicht geprüft wurde, ob die Unternehmen diese überhaupt benötigten.

Erstens haben die staatlichen Hilfen vorwiegend kleine, unproduktivere Unternehmen gerettet. Zweitens führte das PPP oftmals dazu, dass Arbeitskräfte bei diesen Unternehmen blieben, statt zu produktiveren Unternehmen abzuwandern.  Unter dem Strich hatte der staatliche Eingriff somit keine positive Wirkung auf Wachstum und Beschäftigung.

Vor allem kleine Unternehmen litten unter starken Einbußen bei Produktion, Umsatz und Beschäftigung in der Coronapandemie. Die US-Regierung legte daher im März 2020 den „Coronavirus Aid, Relief, and Economic Security Act (CARES-ACT)“ auf. Dieses Gesetz stellte dem „Paycheck Protection Program“ (PPP) mehr als 600 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, um ohne weitere Bedürftigkeitsprüfung kleine Unternehmen (d.h. Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten) zu retten. Im Jahr 2020 erhielten mehr als drei Viertel aller kleinen US-Unternehmen ein PPP-Darlehen, deren Rückzahlung den Unternehmen in den meisten Fällen erlassen wurde.

Publikation: Alessandro Di Nola, Leo Kaas, Haomin Wang: Rescue Policies for Small Businesses in the COVID-19 Recession. SAFE Working Paper No. 343 (2022) https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4064899

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Leo Kaas
Professor für Makroökonomie und Arbeitsmärkte
Goethe-Universität Frankfurt und
Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE
Tel. +49 (0)69 798 33835
kaas@wiwi.uni-frankfurt.de
https://www.wiwi.uni-frankfurt.de/
https://safe-frankfurt.de/

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