Kooperationen verbessern Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler

In der Region Rhein-Main bildet die Goethe- Universität mit den Universitäten Mainz und Darmstadt eine strategische Allianz. Was diese Zusammenarbeit konkret bedeuteten kann, zeigt das Beispiel von Prof. Ute Hellmich. Die Strukturbiologin kann dank des Kooperationsvertrags zwischen der Goethe-Universität und der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz weiter am Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BM-RZ) forschen.

»Für mich ist das der schönste Augenblick«, sagt Ute Hellmich unter dem Spektrometer hervor. »Wenn man hier unten die letzte Schraube justiert, dann weiß man: gleich geht es los.« Strahlend kriecht sie unter der großen Maschine hervor und schaut nach oben. Vor ihr steht der NMR-Spektrometer in all seiner vier Meter hohen Pracht. Im Inneren der fassförmigen Maschine wird ein Magnetfeld erzeugt, in dem man unter anderem die elektronische Umgebung von Atomen und ihre Wechselwirkung untereinander untersuchen kann.

Das Brummen ist ohrenbetäubend. Das Magnetfeld ist so stark, dass Hellmich ihre Armbanduhr in einiger Entfernung auf dem Schreibtisch abgelegt hat. Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung mit dem Spektrometer hat das Gerät für sie nicht an Faszination eingebüßt. »Als ich zum ersten Mal hier stand, war ich noch Doktorandin«, sagt sie. »Ich war damals so begeistert, dass ich mir sagte: Dieses Gerät möchte ich auch einmal bedienen können.« Gesagt, getan.

Ute Hellmich verbrachte einige Forschungssemester an der University of Cambridge und promovierte an der Goethe-Universität am Institut für Biophysikalische Chemie bei Prof. Clemens Glaubitz. Danach war sie zunächst als Postdoc in Frankfurt beschäftigt und ging dann für drei Jahre an die Harvard University. Zuletzt folgte sie dem Ruf an die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und ist dort seit Januar 2015 Juniorprofessorin für Membranbiochemie.

Prof. Ute Hellmich arbeitet über Membranproteine und interessiert sich als Strukturbiologin insbesondere dafür, wie die Architektur der Zelle die Funktion des Proteins bestimmt. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt spezialisiert sie sich vor allem auf die Untersuchung von Parasitenproteinen. Sie versucht herauszufinden, wie ihre Ionenkanäle funktionieren und welchen Einfluss diese auf das Überleben des Parasiten im Wirt haben. Wie bei ihren vorherigen Forschungen ist für diese Art von Untersuchungen ein NMR-Spektrometer notwendig.

Damit Hellmich zusätzlich zu ihrer Stelle an der Universität Mainz die Infrastruktur der Goethe-Universität nutzen kann, hat diese ihr den Status als Gastwissenschaftlerin zugesprochen. Neben ihrer Arbeit auf dem Mainzer Campus kommt sie regelmäßig auf den Campus Riedberg ins Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ), eine der führenden NMR-Großforschungseinrichtungen in Deutschland. Hier misst sie die Proben für ihre Forschung, kann aber auch ihren Studierenden praktische Erfahrungen mit dem NMR-Spektrometer ermöglichen.

Die hervorragenden Arbeitsbedingungen, die Hellmich damit geboten werden, sind dem Kooperationsvertrag zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Goethe-Universität geschuldet. Das 2010 geschlossene und kürzlich ergänzte Abkommen sieht vor, sich als Großuniversitäten der Region in Forschung, Lehre und Weiterbildung gegenseitig zu unterstützen.

Die Kooperation umfasst unter anderem die gegenseitige Ergänzung des Lehrangebots, die Entwicklung kooperativer Forschungsprojekte, den Aufbau eines Dual-Career-Konzepts für Paare, die Pflege des wissenschaftlichen Nachwuchses, die gemeinsame Einwerbung von drittmittelgeförderten Graduiertenprogrammen und die Kooperation bei der Nutzung von Großgeräten wie dem NMR-Spektrometer.

Durch diese Zusammenarbeit soll mittelfristig die Metropolregion Rhein-Main als länderübergreifende »Spitzenregion« in der Forschung etablieren werden. Zusätzlich zur Partnerschaft mit Mainz arbeitet die Goethe-Universität auch mit der Technischen Universität in Darmstadt zusammen. Gemeinsam bilden die drei Partneruniversitäten dieser strategischen Allianz eine Kooperation über zwei Bundesländer hinweg.

Prof. Enrico Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität, begrüßt, dass es durch die Kooperation gelungen ist, eine Wissenschaftlerin wie Prof. Ute Hellmich in die Region zurückzuholen. »Durch die landesübergreifende Kooperation ist es möglich, Forscherinnen und Forscher im Rhein-Main Gebiet den Zugang zu Spitzentechnologien wie dem BMRZ zu ermöglichen«, sagt er. »Die Forschung in der Rhein-Main-Region wird dadurch international sichtbar und kompetitiv. Mit der Berufung von Frau Prof. Hellmich haben wir gezeigt, dass die Universitäten Frankfurt und Mainz nicht nur von der Idee der Spitzenregion Rhein-Main reden, sondern sie auch leben.«

Dass sie nun an beiden Universitäten forschen kann, war für Hellmich einer der überzeugenden Gründe, um von Harvard ins Rhein-Main-Gebiet zurückzukehren. »Dass Wissenschaftler wie ich von den Vorzügen beider Universitäten profitieren können, ist ein echter Standortvorteil«, sagt sie. »Die räumliche Nähe ist optimal und wie geschaffen dafür, die Ressourcen gemeinsam zu nutzen und zusammen den Forschungsfragen unserer Zeit nachzugehen.« [Autorin: Melanie Gärtner]

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