Ende Juni 2015 wurde erneut ein Projekt der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg abgeschlossen: Der Kartenkatalog der Bibliothek der Südostasienwissenschaften des Fachbereichs 9, Sprachund Kulturwissenschaften, wurde vollständig in den OPAC der UB eingegeben und steht nun für die Online- Recherche zur Verfügung.
In diesem Projekt, das zu zwei Dritteln von der Universitätsbibliothek und zu einem Drittel aus Mitteln des Faches Südostasienwissenschaften finanziert wurde, wurden insgesamt ca. 30.000 Bände elektronisch erfasst, die sich zum größten Teil in Freihandaufstellung im Lesesaal der Asienbibliothek im 1. Stock der Zentralbibliothek befinden.
Mehr als ein Drittel dieser Werke ist dabei in südostasiatischen Sprachen verfasst, darunter mehr als 6.000 Titel in Indonesisch, 3.700 in Malaiisch, 1.000 in Thai und 700 in Vietnamesisch. Daneben beherbergt die Bibliothek auch seltene Bestände in anderen südostasiatischen National- und Regionalsprachen wie Birmanisch, Laotisch, Javanisch, Filipino, Sundanesisch, Batak, Minangkabau oder Khmer.
Der Subkontinent Südostasien beherbergt mittlerweile über 600 Mio. Menschen und ist eine der dynamischsten Regionen Asiens. Diesem Umstand trug auch die hessische Landesregierung Rechnung, die den Asienfächern an der Goethe-Universität seit 2006 auch besondere finanzielle Förderung zukommen ließ, die u. a. einen Ausbau der Bibliothek der Südostasienwissenschaften möglich machten.
Anfänge in den 60er Jahren
Die Anfänge der Bibliothek Südostasienwissenschaften gehen in das Jahr 1960 zurück, als mit der Berufung von Prof. Otto Karow auf den Lehrstuhl des damaligen Ostasiatischen Seminars der Grundstein für einzigartige Südostasienbestände gelegt wurde. Durch umfangreiche Mittel der Volkswagenstiftung war Karow in den 60er Jahren in der Lage, bereits damals seltene und wertvolle Drucke des 17., 18. und 19. Jahrhunderts anzukaufen.
So befinden sich beispielsweise neben dem 8-bändigen Mammutwerk des niederländischen Pfarrers François Valentijn „Oud en Nieuw Oost-Indië“ (1724 – 26) zur Geschichte Südostasiens auch die erste wissenschaftliche Malaiisch-Grammatik des Schweizers George Henrik Werndly aus dem Jahr 1736 oder Abbé de Choisys zeitgenössische Beschreibung von Siam, „Journal du voyage du Siam“ von 1687, im Bestand der Bibliothek.
Durch umfangreiche Aufkäufe in den späten 60ern in Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich erhielt die Bibliothek auch einen guten Grundstock an Literatur in indonesischer, malaiischer und vietnamesischer Sprache. In dieser Zeit gelang es auch, zwei Manuskripte des buginesischen Epos „I La Galigo“ sowie ein Manuskript der javanischen „Panji Jayalengkara-Angrèni“- Erzählung zu erwerben.
Nach der Emeritierung von Karow wurden neue Professuren für Südostasienwissenschaften, Japanologie und Sinologie geschaffen und die Bibliotheken entsprechend weiter ausgebaut. Unter Prof. Bernd Nothofer, der von 1981 – 2006 amtierte, wurden insbesondere die Bestände zur austronesischen Linguistik und zur indonesischen Literatur erweitert.
In seine Zeit fiel der Erwerb der Sammlung des methodistischen Missionars Emil Lüring (1863 – 1937), der von 1889 – 1909 in Singapur und Malaysia weilte und nach seiner Rückkehr in Frankfurt Dozent am Seminar der methodistischen Kirche wurde. Seine Sammlung seltener Lithographie- Drucke des 19. Jahrhunderts in malaiischer Sprache ist einzigartig und von unschätzbarer Bedeutung für die Erforschung der Ursprünge der modernen malaiischen Literatur.
Auch ein malaiisches Manuskript befindet sich darunter. Seine Sammlung kann im OPAC mit der Suchfunktion „Provenienzen“ recherchiert werden. Auch andere, kleinere Schätze sind in den Beständen vorhanden: So erhielt die Bibliothek von Ausstellern der Frankfurter Buchmesse über 30 Bände christlicher Literatur in der Chin-Sprache (gesprochen im Nordwesten Myanmars), die im World Cat nur in Frankfurt gelistet sind.
Das Gleiche gilt für die ca. 30 christlichen Textbücher aus Papua- Neuguinea, die auch als Geschenke von der Buchmesse erworben wurden. Ebenfalls sehr selten sind die ca. 70 Bände indonesischer Kung-Fu-Geschichten, die sich von den 30er bis 60er Jahren in Indonesien großer Beliebtheit erfreuten. In den letzten Jahren konnten auch mehrere umfangreiche indonesische Korankommentare sowie zahlreiche Ausstellungskataloge moderner südostasiatischer Kunst angeschafft werden.
Als nächste größere Projekte der Bibliothek der Südostasienwissenschaften stehen die Übernahme des Katalogs von ca. 10.000 Einträgen der Bibliothek des Asienhaus Köln sowie die Einarbeitung weiterer größerer, bereits erworbener Sammlungen wie die Bibliothek von Prof. Ulrich Kratz oder die Südostasienbestände des Koninklijk Instituut voor de Tropen aus Amsterdam an.
[Autor: Holger Warnk]
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Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg ist auf der Frankfurter Buchmesse, die in diesem Jahr den Schwerpunkt „Indonesien“ hat: Halle 4.2, Stand N74.
Vortrag am Donnerstag, 15. Oktober 2015, 14.30 Uhr: „Orang Utans, Amok und Kopfjäger: Die Indonesien-Bestände der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt“, Referent: Holger Warnk
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