Warum im Oman weniger Kinder geboren werden

Forschungsförderungspreis des Frobenius-Instituts geht an Maren Jordan

Einmal im Jahr verleiht das Frobenius-Institut den Frobenius Forschungsförderungspreis für exzellente ethnologische Dissertationen im deutsch-sprachigen Raum. Der mit 3000 Euro dotierte Preis ging an Maren Jordan für ihre Arbeit „Temporalities of Reproduction: Fertility Transformations across Generations in the Sultanate of Oman“.

Preisträgerin Maren Jordan mit Prof. Roland Hardenberg, dem Direktor des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität. © Jennifer Markwirth
Preisträgerin Maren Jordan mit Prof. Roland Hardenberg, dem Direktor des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität. © Jennifer Markwirth

Maren Jordan hat Ethnologie und Islamwissenschaft an der Universität Hamburg studiert. Nach dem Magisterabschluss war sie in der Lehre tätig. Ihre Dissertation verfasste sie im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „Fertiler Wandel im Sultanat Oman“ bei Prof. Julia Pauli und Prof. Laila Prager. Seit 2022 ist sie wissenschaftliche Koordinatorin im SFB 1475 „Metaphern der Religion: Religiöse Sinnbildung in sprachlichen Prozessen“ am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) an der Universität Bochum.

Zwischen 2016 und 2017 hat Jordan insgesamt zwölf Monate lang ethnographische Forschungen in der zentralomanischen Oasenstadt al-Hamra durchgeführt. Sie beschäftigte sich mit einer demographischen Entwicklung, die seit den 1970er Jahren im Oman zu beobachten ist, nämlich dem starken Geburtenrückgang, der auch als „reproduktive Revolution“ bezeichnet wird. Jordans Arbeit relativiert die Einschätzung, dass es sich tatsächlich um eine Revolution handelt, die mit Vorstellungen einer neuen „Moderne“ einhergeht. Sie richtet ihren Blick auf veränderte Heiratspraktiken und Genderrollen und auf sich wandelnde Normen und Werte in Bezug auf Geburtenkontrolle und Familienplanung – und kommt so zu einem differenzierten Bild. Der Zeitraum ihrer Untersuchung erstreckt sich über mehrere Generationen, von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart, und stützt sich auf 70 systematisch erhobene Geburten- und Heiratsgeschichten von Frauen, umfangreiches Interviewmaterial sowie ergänzende quantitative Daten und Quellenanalysen.

Die Dissertation zeigt nach Ansicht des Frobenius-Instituts eindrucksvoll, wie produktiv die Ethnologie in den Dialog mit anderen Disziplinen treten kann. Sie schlage eine Brücke zur Demographie, ohne ihre ethnologische Identität aufzugeben. Sie nutze quantitative Daten, um qualitative Erkenntnisse zu vertiefen – und ethnographische Tiefe, um statistische Trends zu deuten. Somit sei die Arbeit nicht nur für die Ethnologie, sondern auch für Soziologie, Demographie und Geschlechterforschung von großer Relevanz.

Weitere Informationen
Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Apl. Prof. Dr. Susanne Fehlings
fehlings@redaktionwww.frobenius-institut.deE-Mail

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