Ab sofort können Wissenschaftler und Interessierte bequem von zu Hause aus auf die digitalisierten Adressbücher der Stadt Frankfurt am Main in der für die Entwicklung der Stadt historisch bedeutenden Phase von 1834 bis 1943 zugreifen. Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main hat die städtischen Adressbücher von 1834 bis 1943 komplett digitalisiert und stellt sie im Internet zur freien Nutzung bereit. Damit sind fünf Millionen Namenseinträge auf über 100.000 Seiten recherchierbar.
Die umfangreiche Datensammlung eignet sich nicht nur für rein biografische oder familiengeschichtliche Forschungen. Auch für die Geschichte der Frankfurter Firmen und Berufszweige sowie der Verwaltungseinheiten und -strukturen bietet sie wertvolle Informationen: Neben dem alphabetischen Einwohnerteil findet sich ein Überblick über die Stadtverwaltung, weitere Behördeneinrichtungen und in jüngeren Ausgaben auch von Vereinen und Verbänden. Die Firmenverzeichnisse liegen alphabetisch und teilweise auch nach Branchen geordnet vor. Ab 1904 ist auch ein Straßenverzeichnis enthalten, in dem alle Bürger und Firmen nach Adresse sortiert aufgelistet sind.
Neben einer verbesserten Zugänglichkeit zu den Adressbüchern gab es aber auch noch einen weiteren entscheidenden Grund für die Digitalisierung: „Die Digitalisierung der Adressbücher war auch aus konservatorischen Gründen notwendig. Denn aufgrund des fortgeschrittenen Papierzerfalls, insbesondere für den Zeitraum in den 1920er und 1930er Jahren, sind große Teile der Originale unmittelbar für die Benutzung gesperrt“, so Dr. Mathias Jehn, Leiter des Archivzentrums und der Sammlung Frankfurt & Seltene Drucke. Ein Blick in den Namensteil der Adressbücher kann die Recherche nach berühmten Frankfurtern unterstützen.
Frau Rauscher wohnte in der Klappergass – oder doch nicht?
Ein bekanntes Frankfurter Lied besingt ein Original aus Sachsenhausen: „Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hot e Beul am Ei, ob’s vom Rauscher, ob’s vom Alde kimmt, des klärt die Bolizei.“ Die Vertonung von 1929 machte Frau Rauscher und die Klappergasse für die Frankfurter unsterblich. In der Ausgabe für 1868/69 des Frankfurter Adressbuchs findet sich der Eintrag für einen „Rauscher, Wilhelm, Taglöhner, Klapperg. 30.“ – ein Hinweis, der auf die Spur der Frankfurter Berühmtheit führen kann. In der 170jährigen Geschichte der Frankfurter Adressbücher gibt es nur wenige Lücken. Zwar gab es eine durch Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit bedingte Pause zwischen 1943 und 1949, jedoch setzte man ab 1949/50 das jährliche Erscheinen wieder fort. Der Verlag entschied 2003 schließlich, keine Printversion mehr zu produzieren. Die CD-Variante, die 1995 erstmals herauskam, überdauerte die Druckausgabe lediglich um zwei Jahre.
Zur historischen Einordnung
In Frankfurt am Main wurde 1834 unter dem Titel „Allgemeines Adress-Buch der freien Stadt Frankfurt“ erstmals ein Verzeichnis der Frankfurter Bürger publiziert und in der Folge annähernd jährlich neu aufgelegt. Bis 1943 erschienen über 100 Ausgaben. Die Einwohnerzahl Frankfurts wuchs in dieser Zeit von rund 50.000 Personen um 1830 auf 500.000 Personen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Entsprechend stieg das Volumen der Adressbuch-Ausgaben im Lauf der Jahre deutlich an. Die Sammlung der Adressbücher ist in der Universitätsbibliothek nahezu vollständig überliefert. Einige fehlende Exemplare konnten vom Frankfurter Institut für Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt werden. Die Digitalisierung der Adressbücher ab 1949 wird nach Klärung rechtlicher Fragen weiter fortgesetzt.
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Die Frankfurter Adressbücher sind online abrufbar »
Weitere Hinweise, auch zu den Originalausgaben »
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Quelle: Pressemitteilung vom 14. Juli 2017