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ArbeiterKind.de: „Du schaffst das!“

Dr. Wiebke Wlotzka; Foto: Folkerts

Die Initiative ArbeiterKind.de. berät Studieninteressierte und Studierende, die als Erste aus ihrer Familie studieren. Dr. Wiebke Wlotzka ist eine von mehreren Beschäftigten der Goethe-Universität, die sich ehrenamtlich bei ArbeiterKind.de engagieren.

GoetheSpektrum: Wieso engagieren Sie sich bei ArbeiterKind.de?

Dr. Wiebke Wlotzka: Ich hatte schon öfter über die Arbeit der Organisation gelesen. Da ich selbst aus einer Nichtakademikerfamilie komme, fühlte ich mich bei dem Thema auch persönlich angesprochen: Meine Eltern haben mich immer unterstützt auf meinem Bildungsweg, konnten mir aber bei einigen Fragen damals einfach nicht helfen – zum Beispiel, ob die Universität in der nächstgrößeren Stadt auch die richtige Hochschule für mich wäre. Zum Glück hatte ich selbst immer Lehrerende und andere Mentorinnen und Mentoren, die mich unterstützt haben. Das möchte ich jetzt gerne auch für andere tun! Die Gelegenheit dazu ergab sich beim Sommerfest 2017, als ich noch neu an der Goethe-Universität war. Dort gab es einen Infostand von ArbeiterKind.de. Ich habe mich dann einfach vorgestellt, und in der nächsten Woche war ich schon beim ersten Treffen des Organisations-Teams dabei.

Welche Botschaft ist Ihnen wichtig, wenn Sie Studieninteressierte oder Studierende beraten?

Mir ist es wichtig, dass einfach alle, die sich für ein Studium interessieren oder Fragen haben zu ihrem eigenen Bildungsweg, Unterstützung und Antworten bekommen. Dabei habe ich festgestellt, dass die moralische Unterstützung manchmal entscheidender ist als eine konkrete Sachinformation. Es geht darum, zu ermutigen ein Stück ein Vorbild zu sein, sagen zu können: »Du schaffst das, mir ist das auch mal so gegangen, das ist keine riesige Hürde!«

Welche Aufgaben übernehmen Sie?

ArbeiterKind.de unterstützt auf verschiedenen Ebenen. Bei den Besuchen in den Schulen war ich bisher noch nicht dabei, aber ich komme zu den offenen Treffen der Ortsgruppe Frankfurt, bei denen Studieninteressierte oder Studierende ihre Fragen stellen können. Aktiv bin ich auch auf der Online-Plattform von ArbeiterKind.de und bei der Sprechstunde, die am ersten Montag des Monats auf dem Campus Westend stattfindet. Außerdem biete ich Eins-zu-Eins- Mentoring an. Wir beantworten typische Fragen zum Studienablauf; ein großes Thema ist aber auch die Studienfinanzierung – wir lesen darum zum Beispiel auch mal Bewerbungsschreiben für Stipendien gegen. Im Dezember hatten mich Jura-Studierende, die zur European Law Students‘ Association gehören, eingeladen, an einer Podiumsdiskussion über das Recht auf Bildung an der Goethe-Universität teilzunehmen – das war auch eine tolle Erfahrung. Letztlich stellte sich heraus, dass sich alle Diskussionsteilnehmer in den zentralen Forderungen doch ziemlich einig waren – das gibt mir die Hoffnung, dass es irgendwann Initiativen wie ArbeiterKind. de gar nicht mehr braucht!

Mit Programmen wie »Starker Start ins Studium « werden Studierende schon unterstützt, wenn es um die Studieneingangsphase geht. Vor diesem Hintergrund: Wo liegt der Mehrwert von ArbeiterKind.de?

Es ist sehr gut, dass es diese Programme gibt. Wie sinnvoll eine Unterstützung aber auch darüber hinaus ist, hat im vergangenen Jahr eine Studie vom Stifterverband und McKinsey gezeigt: Bisher wurde angenommen, dass der große Bruch beim Übergang von der Schule zur Hochschule stattfindet. Die Studie zeigte nun, dass auf jeder Entscheidungsstufe, also auch zwischen Bachelor und Master oder Master und Promotion, der Schwund von Studierenden aus Nichtakademikerfamilien viel größer ist als von Studierenden mit einem Akademiker-Hintergrund. Daher ist es gut, das Bewusstsein für diesen Umstand zu schärfen, damit auf verschiedenen Ebenen – ob das nun von Seiten der Lehrenden, anderer Studierender oder von Mentorinnen, Mentoren wie uns aus passiert – Augen und Ohren offengehalten werden, um etwas gegen diese Verluste zu machen. Wobei es leider auch zur Wahrheit gehört, dass fehlendes Geld weiterhin eine große Rolle spielt beim Ausscheiden aus dem Studium, weil dann zum Beispiel Bachelorabsolventinnen und -absolventen lieber direkt ins Berufsleben einsteigen, auch wenn sie eigentlich gerne noch einen Master machen würden. In diesen Fällen können wir natürlich nur bedingt helfen, weil hier andere strukturelle Maßnahmen greifen müssen, etwa die BAFöGBewilligung

Mehr Infos zum Thema:
ArbeiterKind.de Hessen:
https://www.arbeiterkind.de/hessen
Frankfurter Ortsgruppe im ArbeiterKind.de-Netzwerk:
https://tinyurl.com/netzwerk-arbeiterkind-de

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1-2019 des Mitarbeitermagazins GoetheSpektrum erschienen.

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