Unter dem Titel ‘Alle für eine Hochschule für Alle: Gemeinsam für eine diskriminierungskritische Hochschule’ führten am 18. Mai gut 60 Teilnehmende das Gespräch zum Thema Antidiskriminierungsarbeit an Hochschulen aus dem letzten Jahr weiter. Vertieft werden sollte mit dem online-Programm diesmal die Frage Wie können Vielfalt und Antidiskriminierungsarbeit gelebt und aktiv mitgestaltet werden?
Der Diversity-Tag wurde 2012 auf Initiative der Charta der Vielfalt ins Leben gerufen. Einmal im Jahr sind Unternehmen und öffentliche Einrichtungen eingeladen, ihre Wertschätzung von Vielfalt sichtbar zu machen und zu feiern. Auch die Goethe-Universität hat diesen Tag mittlerweile fest in ihren Kalender integriert und begeht ihn mit Veranstaltungen. Organisiert und ausgerichtet vom Gleichstellungsbüro und der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung der Goethe-Universität werden mit diesen Veranstaltungen Fragestellungen und Herausforderungen rund um das Thema Vielfalt an der Hochschule adressiert. Eingeladen sind alle Angehörigen unserer Universität.
Besonderes Anliegen der Veranstalter*innen ist es, mit dem jeweiligen Programm zum Diversity-Tag aufzuzeigen, dass Diversität an unserer Hochschule eine Wirklichkeit ist, der administrative Strukturen und hochschulimmanente Ansprüche an eine gradlinige Ausbildung und Karriere nicht immer gerecht werden können. Gerecht werden können Angehörige der Goethe-Universität aber dem Anspruch, die Gegebenheit der Vielfalt zu reflektieren und kontinuierlich gemeinsam daran zu arbeiten, dass alle gut und erfolgreich studieren und arbeiten können.
Partizipatives Format
Diversität und Diskriminierung hängen eng miteinander zusammen. Es ist notwendig, Wertschätzung von Vielfalt mit engagierter Antidiskriminierungsarbeit zu verbinden. Die Goethe-Universität hat hier bereits einige Strukturen geschaffen. Um den diversen Lebenssituationen ihrer Studierenden und Mitarbeitenden Rechnung zu tragen hat sie als eine der ersten Hochschulen bundesweit ihre Gleichstellungsarbeit um die Perspektive der Diversity Policies erweitert. Den Anforderungen, die sich durch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) an die Goethe-Universität als Arbeitgeberin stellen, wird sie durch die Implementierung und Verstetigung der Antidiskriminierungsstelle, das Instrument der Antidiskriminierungsrichtlinie, und das Einberufen des Antidiskriminierungsrates gerecht. Mit der Schaffung dieser Strukturen sind wichtige Schritte für eine möglichst diskriminierungsarme Hochschule getan. Die Schaffung dieser Strukturen stellt aber nicht den Abschluss des Prozesses dar, sondern vielmehr den Anfangspunkt. Die eigentliche Arbeit kann nun erst beginnen.
Was dies mit Blick auf die an unserer Hochschule zur Verfügung stehenden Instrumente und Strukturen wie auch Akteur*innen bedeutet, wollten die Veranstalter*innen des Diversity-Tags mit dem diesjährigen partizipativen Format erarbeiten. Unterstützt wurden Sie von engagierte und ausgewiesene Expert*innen. Mit ihrem Grußwort brachte die Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung, Profin Dr Christiane Thompson, das Interesse der Hochschulleitung für die Themen Diversität und Antidiskriminierungsarbeit zum Ausdruck. Mit dem Input zum Thema ‚Antirassismusarbeit und Partizipation an Hochschulen‘ von Dr. Aki Krishnamurthy von der Alice-Salomon-Hochschule Berlin wurde gleich zu Beginn ein starker Impuls für Engagement und kritische Reflexion gegeben.
Virtuelle Arbeitsräume
Das Herzstück des Programms waren die drei virtuellen Arbeitsräume, in welchen die Leitfrage Wie können Vielfalt und Antidiskriminierungsarbeit gelebt und aktiv mitgestaltet werden? gemeinsam diskutiert wurde: In Raum 1 eruierte Jana Arnold, die die Antidiskriminierungsstelle an der Goethe-Universität innehat, gemeinsam mit den Teilnehmenden, größtenteils Mitarbeitende der Verwaltung, Möglichkeiten, sich die verschiedenen Instrumente der Antidiskriminierungsarbeit anzueignen. In Raum 2 legten Christoph Trüper, Referent für Inklusion, und Dilara Kanbicak, Referentin für Diversity Policies, einen Fokus auf diversitätssensible Lehre und erarbeiteten mit den Teilnehmenden, größtenteils Lehrende, diskriminierungskritische, didaktische Perspektiven. Raum 3 eröffnete einen Austausch unter Studierenden mit Blick auf Empowermentstrategien. In dem abschließenden Gespräch wurden die jeweiligen zentralen Ergebnisse zusammengeführt. Das Ergebnis war durchaus eindrucksvoll. Denn trotz der sehr diversen Perspektiven und unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen konnten drei übergreifende Einverständnisse herausgearbeitet werden: Alle Teilnehmenden teilten das Grundverständnis, dass Antidiskriminierungsarbeit für ein gutes Arbeiten und Studieren an unserer Hochschule notwendig ist und waren sich bewusst, dass Antidiskriminierungsarbeit auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden muss, auf der Ebene der zwischenmenschlichen Begegnung ebenso wie in dem zur Verfügung stellen von Ressourcen. Zuletzt wurde deutlich, dass Antidiskriminierungsarbeit von möglichst Vielen mitgetragen werden sollte und dass ein großer Bedarf an vertiefendem Austausch und unterstützenden Netzwerken besteht. Damit wurde die Hoffnung der Veranstalter*innen mehr als erfüllt.
Elisa Márcia Moser, Referentin Diversity Policies