Fußball-WM 2018 in Russland – Stimmen aus der Goethe-Universität

Schweiz / Da sich Italien nicht qualifiziert hat, werden die einzigen Spieler italienischer Muttersprache bei der WM 2018 die Tessiner Valon Behrami (Udinese) und Mario Gavranovic (Dinamo Zagreb) sein. Die Schweiz, bekanntlich das Mutterland des Fußballs auf dem Kontinent, muss also beim wichtigsten Sportanlass der Welt neben der eidgenössischen auch die Ehre der Italianophonie verteidigen. Das ist eine schwere Last. Aber mit der Unterstützung der Italiener, die das Turnier schon vier Mal gewonnen haben, sollten wir es 2018 endlich wieder ins Viertelfinale schaffen. Es wäre das erste Mal seit 1954.

Vinzenz Hediger, Professor für Filmwissenschaft, ist Anhänger des FC Aarau und stolzer Inhaber des Kfz-Kennzeichens F-CA 1902.

 

Belgien / Schön, dass die „Roten Teufel“ (de Rode Duivels) auch diesmal wieder von der Partie sind, nachdem sie auch schon 2014 für die WM und 2016 für die EM selektiert wurden! Es freut mich umso mehr, da traditionell große Fußballnationen wie Italien und die Niederlande bereits im Vorfeld ausgeschieden sind. Dies verstärkt das „David gegen Goliath“-Gefühl und macht die WM für mich noch spannender. Belgien hat international bekannte und gute Spieler, die bei angesehenen Clubs im Ausland spielen, z. B. Kevin de Bruyne, Romelu Lukaku, Marouane Fellaini und Vincent Kompany (alle vier in Manchester), das enfant terrible Radja Nainggolan (AS Roma), aber auch Toby Alderweireld (Tottenham), Thibaut Courtois und Eden Hazard (beide Chelsea). Die starke belgische Mannschaft spielt in der Gruppe G zunächst gegen Panama, Tunesien und England. Und ja, ich glaube, dass sie eine gute Chance haben, weiterzukommen! Wenn sie es bis ins halbe Finale schaffen sollten, schauen wir die Spiele bei „Le Belge“ in Offenbach oder bei der belgischen Honorarkonsulin (das weiß sie noch nicht …).

Laurette Artois ist Lektorin für Niederländisch im Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik.

 

Senegal / Ich komme aus dem Senegal, bin dort geboren und aufgewachsen. Ich kam zum Studium nach Deutschland. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen, in der fast jeder ein Fußball-Fan ist, inklusive meine Person. Fußball ist sehr beliebt im Senegal. Als sich der Senegal für die WM 2018 qualifiziert hat, war ich sehr glücklich und habe sogar vor Freude getanzt! Es wird unsere zweite WM-Teilnahme nach so vielen Jahren. Die erste Teilnahme war 2002. Senegal war ein Außenseiter, aber eine der WM-Sensationen, denn wir haben nicht nur die Vorrunde überstanden, sondern auch den Titelverteidiger Frankreich (ehemalige Kolonialmacht im Senegal) geschlagen. Wir hatten ein junges und sehr motiviertes Team. Ganz Senegal war im WM-Fieber, jedes Spiel vom Senegal war wie eine Nationalfeier, so stolz waren wir auf unsere Mannschaft! Das aktuelle Team ist auch gut und motiviert, mit bekannten Fußballern wie Sadio Mané von Jürgen Klopps FC Liverpool. Ich wünsche mir eine Wiederholung 2002 und dass wir diesmal sehr weit kommen. Ein Finale Deutschland vs. Senegal wäre ideal! Ich wünsche den „Lions de la Téranga“ (so heißt übrigens die Mannschaft Senegals) und der Deutschen Mannschaft viel Glück und Erfolg. Zwar hätte ich meine Schwierigkeiten, denn ich bin ein Fan beider Mannschaften, aber klar: Dann soll Senegal gewinnen. ALLEZ LES LIONS!!

Maty Sene ist Mitarbeiterin im Studien-Service-Center.

 

Brasilien / Ich bin ein sehr großer Fußball-Fan, mein Lieblingsclub sind die Corinthians Sao Paulo. Zum brasilianischen Team habe ich gerade ein etwas kritisches Verhältnis. In der aktuellen politischen Lage wird die Nationalmannschaft für einen Nationalismus und Konservatismus missbraucht, was ich nicht gutheißen kann. Aber ich mag sehr die Mannschaften Uruguays und Argentiniens, die spielen einen wirklich guten Fußball. Ich werde mit Freunden zusammen die WM schauen, da freue ich mich drauf. Vorher muss ich aber noch meine Masterarbeit beenden.

Juana Lorena ist studentische Hilfskraft beim Cluster Normative Ordnungen und Masterstudentin der Politikwissenschaft.

 

Deutschland / Als Titelverteidiger ist die deutsche Mannschaft natürlich einer der Mitfavoriten auf den WM-Sieg. Allerdings ist es seit 1958/1962 keiner Mannschaft mehr gelungen, zwei Mal nacheinander den WM-Titel zu gewinnen. Ich fürchte, dabei wird es bleiben. Obwohl ich das deutsche Team für besser besetzt halte als 2014, glaube ich nicht so recht an einen neuerlichen Triumph. Ich tippe auf einen Außenseiter:

Foto: Jens Zehnder / pixelio.de

England, und Deutschland wird Dritter. Insgesamt hoffe ich auf eine WM mit vielen tollen Spielen, die ich mir beruflich bedingt ja quasi alle ansehen muss bzw. darf, und auf einen Gastgeber, der sich, anders als bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi, an die ‚Spielregeln’ hält.

Robert Gugutzer ist Professor für Sozialwissenschaften des Sports. Im Sommersemester 2018 diskutiert er im Seminar zum Thema „Medien und Sport“ mit seinen Studierenden auch über die Fußball- WM 2018.

 

Dänemark / Der große Vorteil einer kleinen Fußballnation ist, dass es (so gut wie) keinen Erwartungsdruck gibt: So sind wir Dänen eher überrascht, wenn es gut läuft, und freuen uns dann einfach. Wir sind zum fünften Mal bei einer WM dabei, in Gruppe C. Besser hätten wir es kaum treffen können, und wir glauben, dass wir gute Chancen haben weiterzukommen. Vielleicht zündet das „Danish Dynamite“ wieder wie in den 1980ern? Seit der EM 1992 wissen wir ja, dass Wunder passieren können! Falls das dänische Glück ausbleibt, bin ich natürlich für Deutschland und werde die Spiele mit den Nachbarn im Garten schauen.

Marlene Hastenplug ist Lektorin für Dänisch im Institut für Skandinavistik.

 

Frankreich / Mit Deutschland, Argentinien, Brasilien und Spanien zählt Frankreich zu den möglichen Favoriten der kommenden Weltmeisterschaft in Russland. So sehen es zumindest die meisten Franzosen selbst. Diese Einschätzung scheint mir davon zu zeugen, dass Frankreich sich im internationalen Vergleich selbst besser zu beurteilen weiß – nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig. Dies beruht auf dem Vertrauen, eine talentierte junge Generation zu besitzen, die im Besonderen im Angriff und im schnellen Spiel gut ist, aber auch auf einer strengeren Disziplin unter der Führung des Nationaltrainers Didier Deschamps, der selber Weltmeister 1998 wurde (aber nicht zum selbstverliebten Starsystem gehört). Dies basiert auch auf einem kollektiven Geist, der lange Zeit im französischen Team nicht vorhanden war, sondern zu oft von starken, aber störenden Einzelindividualitäten geprägt war. Und es weht in Frankreich seit der Wahl von Emmanuel Macron ein anderer, frischer, optimistischer, jüngerer und dynamischer Wind, der auch das Bild des Landes im Ausland verändert hat. Ein Einzug ins Viertelfinale ist m. E. zu erwarten.

Pierre Monnet ist Leiter des Institut français d’histoire en Allemagne.

 

Russland / In Russland, wie in Deutschland, ist Fußball der Volkssport schlechthin. Hier wie dort gibt es zwei gegnerische Mannschaften. Hier wie dort rennen sie einem Ball hinterher. Hier wie dort versuchen sie jene bemitleidenswerte Paraphrase einer misslungenen Perfektion (rund, aber gehetzt) in ein Tor zu befördern. Hier wie dort schauen Millionen von homogen gewordenen Individuen zu, fiebern mit, schreien, trinken Alkohol. Und ich kann immer noch nicht nachvollziehen, was daran so spannend ist. Wobei, aus soziologischer, psychologischer, sprachlicher Hinsicht ist da noch viel zu erforschen …

Vladimir Alexeev ist Mitarbeiter im Studien-Service-Center (SSC).

 

Spanien / Spanien hat sich bei den zwei letzten großen Turnieren reichlich unter Wert verkauft (sprich: ist früh ausgeschieden) und ist nach den Triumphen zwischen 2008 und 2012 vielleicht ein wenig aus dem engsten Favoritenkreis gerutscht; andererseits gibt es neben den verbliebenen Spielern der „goldenen Generation“ wie Andrés Iniesta oder Sergio Ramos, die schon das dreißigste Lebensjahr überschritten haben, neue, junge Leistungsträger wie Isco. Sollte es gelingen, diesen Mix aus Jung und Alt zu einer Turniermannschaft zu formen, dann wird Spanien diesmal unter den Top Vier landen.

Martin Diz Vidal ist Lektor im Institut für Romanische Sprachen und Literaturen.

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