Der Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität hat die Verweigerung des „Nihil obstat“ für die Wiederwahl von Prof. Ansgar Wucherpfennig SJ zum Rektor der Hochschule St. Georgen durch den Vatikan scharf verurteilt. In einer Stellungnahme haben Vertreterinnen und Vertreter des Faches ihre Empörung zum Ausdruck gebracht. Sie sehen darin einen „Angriff auf die Integrität und Reputation eines in wissenschaftlichen Fachkreisen hochgeschätzten und weithin anerkannten Kollegen und eine extreme Gefährdung der Freiheit theologischer Forschung und akademischer Selbstverwaltung.“ Sie fordern die Verantwortlichen auf, „ihre Entscheidung zu überdenken und zu korrigieren“.
Stellungnahme des Fachbereichs Katholische Theologie der Goethe-Universität:
„Mit Empörung reagieren wir auf die Verweigerung des ‚Nihil obstat‘ zur Wiederwahl von Prof. Ansgar Wucherpfennig SJ zum Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen. Der Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität verurteilt diese Verweigerung durch den Vatikan entschieden. Wir sehen darin einen Angriff auf die Integrität und Reputation eines in wissenschaftlichen Fachkreisen hochgeschätzten und weithin anerkannten Kollegen und eine extreme Gefährdung der Freiheit theologischer Forschung und akademischer Selbstverwaltung. Wir möchten alle Kolleginnen und Kollegen der katholischen Theologie motivieren, diesem Skandal mit Entschiedenheit entgegen zu treten. Die für die Verweigerung des ‚Nihil obstat‘ Verantwortlichen fordern wir dringend auf, ihre Entscheidung zu überdenken und zu korrigieren.
Wir, die Professoren des Fachbereichs Katholische Theologie, haben über viele Jahre Pater Wucherpfennig als einen in fachlicher wie menschlicher Hinsicht herausragenden und vorbildlichen Kollegen erlebt. Als langjähriger Rektor der Hochschule St. Georgen war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Kooperation in Forschung und Lehre zwischen der Hochschule und dem Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität in den letzten Jahren erfolgreich ausgebaut und vertieft werden konnte. Pater Wucherpfennig ist maßgeblich für die vertrauensvolle und wertschätzende Atmosphäre verantwortlich, in der sich Lehrende und Studierende der beiden Standorte der katholischen Theologie in Frankfurt begegnen.
Es macht uns fassungslos, dass ausgerechnet in Zeiten, in der die katholische Kirche durch die skandalösen Fälle massenhaften sexuellen Missbrauchs in der Öffentlichkeit und in den Gemeinden so viel Vertrauen verspielt hat, die von seelsorgerlicher Verantwortung getragenen Stellungnahmen von Professor Wucherpfennig zur biblischen Bewertung von Homosexualität zensiert und abgestraft werden. Hier wird die Kompetenz eines renommierten Theologen und Hochschulleiters aus durchsichtigen kirchenpolitischen Motiven in Misskredit gebracht.
Wir unterstützen ausdrücklich die Stellungnahme des Bischofs von Limburg Georg Bätzing, der sich eindeutig hinter Pater Wucherpfennig stellt. Wir sehen darin eine große Ermutigung und Wertschätzung selbständiger und freier akademischer Forschung innerhalb der katholischen Theologie. Wir erklären uns solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen, die von diesem verstörenden Vorgehen betroffen sind, besonders aber mit dem von uns sehr geschätzten Kollegen Ansgar Wucherpfennig, mit dem wir uns verbunden fühlen.“