Die Dreifaltigkeitskirche in Rom und mittendrin ein Muslim, der sich den christlichen Glauben näherbringen möchte. Er hört dem Gesang der Mönche und Nonnen zu und fühlt sich berückt, fasziniert von dieser Religion.
Wie ist die Sichtweise eines Muslims auf das Christentum?
Anhand vieler Bilder und Kunstwerke alter Meister, wie Botticelli, Caravaggio oder Rembrandt, die man in diesem Buch vorfindet, hangelt sich der Autor an den christlichen Schlagwörtern wie Auferstehung, Sendung und Verwandlung entlang.
Er schildert Christusskulpturen, die eher abschreckend wirken, als anziehend. Andererseits stellt er in seinem Buch Momente dar, die dem Leser ein andächtiges Gefühl vermitteln und dem Autor, der sich selbst als einen „Ungläubigen“ betitelt, fast gläubig werden lassen.
Dabei ist seine Sprache sehr bildhaft und die Worte, die er verwendet, passend und eingängig. Dem Leser wird erlaubt, eine andere Perspektive einzunehmen als die herkömmlich religiöse, da Navid Kermani von den Bildern ausgehend die Religion beschreibt, beurteilt, ohne eine kunsthistorische oder theologische Haltung einzunehmen, dafür aber mit einem Blick, hin auf das Wesentliche der deutschen Literatur sowie des mystischen Islam.
Nachdem man das Buch zuschlägt, möchte man losziehen und es dort, wo die Kunstwerke ausgestellt sind, wieder aufschlagen, um es vor Ort erneut zu lesen.
Navid Kermani war Vertretungsprofessor am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islams an der Goethe-Universität.
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Navid Kermani
Ungläubiges Staunen
Über das Christentum
C.H. Beck Verlag 2015, München
302 Seiten, Hardcover, 24,95 Euro
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