Paul Bloomquist ist ein hochdekorierter Oberstleutnant in der amerikanischen Armee. Als am 11. Mai 1972 eine Bombe der Roten Armee Fraktion im IG-Farben-Haus, dem damaligen Hauptquartier des V. US-Korps, explodiert, wird er von einem Splitter getötet. Der Anschlag markiert den Beginn der sogenannten „Mai-Offensive“ der RAF, die damit die US-Politik in Vietnam bekämpfen möchte. Die „Mai-Offensive“ kommt schnell an ihr Ende: Am 1. Juni 1972 werden die RAF-Mitglieder Baader, Meins und Raspe nach einem stundenlangen Polizeieinsatz mit Schusswechsel in einer Garage im Frankfurter Stadtteil Dornbusch verhaftet, Ensslin wird einige Tage später in Hamburg gefasst. Bis Mitte Juli werden die wichtigsten RAF-Mitglieder von den Ermittlungsbehörden festgenommen.
Für die Angehörigen Bloomquists ist der Anschlag heute immer noch unbegreiflich. Um den Ort der schrecklichen Tat zu sehen, hat Kevin Bloomquist (2. v. r.), ein Neffe Pauls, mit einigen weiteren Familienangehörigen im August der Goethe-Uni einen Besuch abgestattet. Begleitet wurden sie dabei unter anderem von Lucia Lentes, die englischsprachige Führungen auf dem Campus anbietet: „Diese Führung hatte eine große persönliche Dimension für die Familie Bloomquist, die allen sehr nahe ging. An der Stelle zu stehen, an der rund 50 Jahre zuvor ihr Onkel ums Leben kam und die Details rund um den gewaltsamen Tod zu erfahren, das war sehr bewegend und enthielt viele neue Informationen für die in Arizona lebende Familie. Auch die für uns so selbstverständliche Rolle der USA in Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg war ihnen ebenso neu wie die Entwicklung des Geländes von einer Militäreinrichtung zu einem Universitätscampus. Sie waren unglaublich dankbar dafür, dass die Universität ihnen diesen Besuch mit Führung ermöglicht hat“, berichtet Lucia Lentes. Eine Plakette, die an den Tod Paul Bloomquists erinnern soll, wird demnächst am Gebäude angebracht.