Clara Schumann war eine der bedeutendsten Musikerinnen des 19. Jahrhunderts. Als Pianistin wurde sie schon in jungen Jahren berühmt. Daneben komponierte sie auch, unterstützte ihren Mann beim Komponieren und Schreiben über Musik und gab später seine Werke in einer Gesamtausgabe heraus. In diesem Jahr feiern wir ihren 200. Geburtstag. Nicht nur als Musikerin ist sie bemerkenswert, sondern auch als eigenständige, unabhängige Frau.
Nach dem Tod ihres Mannes sorgte sie durch ihr Auftreten als Pianistin für das Familieneinkommen, sie übernahm quasi die Männerrolle in der achtköpfigen Familie. Mehrere Angestellte kümmerten sich um Kinder und Haushalt, während Clara auf Konzertreisen ging. Die aktuelle Ausstellung im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte beleuchtet vor allem diesen Aspekt des Lebens von Clara Schumann.
Clara Schumann wurde am 15. September 1819 in Leipzig geboren. Schon früh zeigte sich ihre musikalische Begabung. Ihr Vater Friedrich Wieck unterrichtete sie in Musik und engagierte Privatlehrer, so dass Clara keine Zeit in einer öffentlichen Schule verbringen musste. Sie lernte ihren späteren Mann Robert im Elternhaus kennen, da er ab 1828 Klavierunterricht bei Wieck nahm. Ab 1835 entwickelte sich eine Liebesbeziehung zwischen Clara und Robert. Gegen den Willen des Vaters Wieck heirateten die beiden im Jahre 1840.
Sie lebten zunächst in Leipzig, wo sie ihre glücklichste gemeinsame Zeit hatten und Robert viel komponierte. 1844 zogen sie nach Dresden und sechs Jahre später nach Düsseldorf, wo er das Amt des Städtischen Musikdirektors übernahm. Schon in diesen Jahren führten gesundheitliche Probleme zur verminderten Schaffenskraft Robert Schumanns. Acht Kinder hatte das Paar, die Mädchen Marie, Elise, Julie und Eugenie und die Jungen Emil, Ludwig, Ferdinand, Felix.
Die Töchter Marie, Elise und Eugenie wurden Pianistinnen und Klavierlehrerinnen. Nach dem Tode ihres Mannes 1856 lebte Clara Schumann hauptsächlich in Berlin und Baden-Baden und ging auf kleinere und größere Konzerttourneen. Sie trat ab 1854 regelmäßig bei den Museumskonzerten in Frankfurt auf.
„Ich hatte ja nie an Frankfurt gedacht…“ hatte sie einst in ihr Tagebuch geschrieben, aber es kam anders. Während eines Konzertaufenthaltes 1878 in Frankfurt fragte der Leiter des neugegründeten Konservatoriums Joachim Raff, ob sie als Dozentin in Frankfurt wirken wolle. Nach kurzem Überlegen sagte sie zu. So wurde Clara Schumann im Alter von 59 Jahren „Erste Klavierlehrerin“ am Dr. Hoch‘schen Konservatorium und prägte so die erste dort ausgebildete Pianist(inn)engeneration, u. a. Mary Wurm aus Southampton, Lazzaro Uzielli aus Florenz und Ilona Eibenschütz aus Budapest.
In Frankfurt verbrachte sie die letzten 18 Jahre ihres abwechslungsreichen Künstlerlebens. Sie bereicherte das kulturelle Leben der Stadt durch musikalische Salonveranstaltungen in ihrem Haus in der Myliusstraße 32, das sie zunächst gemietet und 1882 gekauft hatte. Sie unterhielt Kontakte sowohl zum Bürgertum als auch zu Adligen wie der Landgräfin Anna von Hessen.
Nach ihrem Tod 1896 wurde sie gemäß ihrem letzten Willen in Bonn neben ihrem Mann beigesetzt. Zahlreiche Lebensdokumente und ein Teil des künstlerischen Erbes bewahrt die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg:
Die Sammlung zu Clara Schumann umfasst rund 450 originale Briefe, alte und neue Ausgaben ihrer Kompositionen, die von ihr besorgte Ausgabe der Werke ihres Mannes, die berühmte Büste des Künstlers Friedrich Christoph Hausmann, Porträtabbildungen (Ölgemälde, Fotos und Lithografien), Konzertprogramme als Zeugnisse ihres Wirkens und die frühen Jahresberichte des Dr. Hoch‘schen Konservatoriums. Auch unterschiedliche Monografien zum Leben und Werk der Künstlerin sowie Briefausgaben und die Edition ihrer Tagebücher können in der Bibliothek eingesehen bzw. ausgeliehen werden.
Die Ausstellung im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte präsentiert (bis zum 26. Januar 2020) viele wertvolle Objekte zum Leben und Umfeld Clara Schumanns – unter anderem als Leihgaben aus der Universitätsbibliothek die Porträt-Büste von F. Chr. Hausmann, eine Ausgabe ihres Klaviertrios op. 17 von 1846, einen Regenschirm aus dem Besitz von Franz Liszt sowie Marmorplastiken von Pianistenhänden.
Ann Kersting-Meuleman
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.19 des UniReport erschienen.