Das Forscherpaar Isabel Duarte Coutinho und Luiz Antonio Dura aus Brasilien ist mit seinen zwei Zwillingstöchtern zu Gast an der Goethe-Universität. Im UniReport sprachen sie über ihre ersten Eindrücke.
Das Erste, was sie beim Gedanken an ihren Aufenthalt in Deutschland dachte? Ganz klar: ein Kita-Platz muss her. Dr. Isabel Duarte Coutinho lacht: „Ich habe schon nach einer Kita gesucht, bevor mein Forschungskonzept fertig war“, sagt sie. Denn eines war klar, würde sie noch einmal ins Ausland gehen, dann mit Kind und Kegel. Die 33-jährige Chemikerin aus Sao Paolo hatte bereits im Rahmen ihrer Doktorarbeit ein Forschungsstipendium erhalten und vier Monate in England verbracht.
Damals war sie alleine aufgebrochen, während ihr Partner Luiz Antonio Dura zuhause in Brasilien auf die gemeinsamen Kinder aufpasste. Dieses Mal kann die Familie zusammenbleiben. Sowohl Isabel als auch Luiz haben ein Stipendium der brasilianischen Stiftung Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo (FAPESP) erhalten – und sind im Februar mit ihren fünf Jahre alten Zwillingstöchtern Carina und Calrice nach Deutschland gekommen.
Der Impuls, an die Goethe-Universität nach Frankfurt zu gehen, kam von Luiz. In seiner Doktorarbeit an der Universidade Estadual Paulista (USO) in Sao Paolo beschäftigt er sich mit HDL-Cholesterin und ist auch mit den Publikationen von Prof. Stefan Knapp, Professor für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität, vertraut. Dessen Herangehensweise an die Proteingruppe bromodomains war für Luiz Antonio Dura eine interessante Ergänzung zur eigenen Forschung.
„Eines der wichtigsten Kriterien der Stiftung FAPESP ist, dass die Stipendiaten während ihrer Forschung ihre Fachkenntnisse erweitern können“, sagt Luiz. „Die Methode der Proteinkristallisierung, wie Professor Knapp sie nutzt, habe ich in meiner Arbeit bisher noch nicht angewendet und kann daher viel lernen.“ Auch für Isabel Duarte Coutinho bietet der Aufenthalt in Frankfurt neue Möglichkeiten. Am landwirtschaftlichen Forschungszentrum EMBRAPA in Brasilien arbeitet sie über die Metabolome hitzebeständiger Sojabohnen.
Am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie der Goethe-Uni und insbesondere im Bereich Strukturelle Chemie und Biologie/NMR-Spektroskopie von Prof. Harald Schwalbe fand sie eine Herangehensweise, mit der sie ihre gewohnte Methode erweitern konnte. „Ich habe in Brasilien zwar auch NMR genutzt, habe aber bisher nur in der Metabolomik gearbeitet“, sagt sie. „Die Forschungsgruppe um Professor Schwalbe arbeitet hingegen mit Proteinen. Das fand ich sehr spannend.“
Bei der Organisation des Aufenthaltes war ihnen das Goethe Welcome Center (GWC) eine große Hilfe. Über dessen Website fanden sie eine Kita direkt auf dem Campus. Bei Behördengängen unterstütze sie Florian von Bothmer vom GWC. Die junge Familie ist in Friedberg untergebracht. Tagsüber, wenn die Eltern forschen, sind die Töchter in der Kita Kairos auf dem Campus Riedberg untergebracht.
„Anfangs war es für die Kinder ungewohnt, so viel drinnen zu sein. Wir kommen schließlich aus einem heißen Land, da verbringt man viel Zeit draußen im Freien“, sagt Isabel. „Nun gefällt es ihnen aber sehr gut hier. In der Kita können sie den ganzen Tag spielen und haben sogar schon ein bisschen Deutsch gelernt.“ Was Isabel und Luiz am meisten schätzen, ist die großartige Infrastruktur.
„Die Goethe-Universität ist technisch sehr gut ausgestattet“, sagt Luiz. „Wenn wir in Brasilien technisches Equipment nachbestellen, müssen wir oft Monate auf die Lieferung warten, da viele Ersatzteile aus Deutschland angeliefert werden. Hier geht das alles viel schneller.“ Die beiden Forscher sind noch bis November zu Gast an der Goethe-Universität. Beide haben vor, den Kontakt zu den Wissenschaftlern in Frankfurt zu halten und auch in Zukunft weiter zusammenzuarbeiten.
Autorin: Melanie Gärtner
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4-2016 des UniReport erschienen [PDF].