»Ein wunderbarer Türöffner«

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Überzeugt vom Deutschlandstipendium: Andreas Eckel und Lucia Lentes von der Privaten Hochschulförderung. Foto: Uwe Dettmar

Happy Birthday, Deutschlandstipendium! Fünf Jahre ist die Förderung von Studierenden jetzt geworden; von Anfang an ist die Goethe-Universität dabei gewesen. Dabei gilt: Gelingt es den Hochschulen, 1.800 Euro von privaten Förderern für ein Jahresstipendium einzuwerben, verdoppelt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Betrag, und die Studierenden erhalten 300 Euro pro Monat.

Zusammen mit dem aktuellen Jahrgang von 520 Stipendien konnte die Goethe-Uni innerhalb dieser fünf Jahre insgesamt 2.180 Stipendien vergeben. Das entspricht einer Spendensumme von 3,9 Mio. Euro. Durch die Verdoppelung des BMBF flossen auf diese Weise knapp 8 Mio. Euro an Unterstützung an die Studierenden der Goethe-Universität. Trotzdem gibt es nicht nur Glückwünsche zum fünften Geburtstag:

Das von der Politik gesetzte Ziel, acht Prozent der Studierenden zu fördern, werde auch nach fünf Jahren noch nicht erreicht. Dieser Punkt gehe aber am eigentlichen Ziel des Deutschlandstipendiums – der Talentförderung – vorbei, entgegnet Andreas Eckel, Abteilungsleiter Private Hochschulförderung. Im Interview erklärt er gemeinsam mit Lucia Lentes, Referentin Deutschlandstipendium, was das Deutschlandstipendium für die Goethe-Universität bedeutet.

GoetheSpektrum: Wie überzeugen Sie Förderer, sich für das Deutschlandstipendium zu engagieren?

Lucia Lentes: Wichtig ist, als Universität mit den eigenen Stärken zu arbeiten, und unsere Stärke in Frankfurt ist das engagierte Bürgertum. Dazu kommt, dass wir bei Beginn des Deutschlandstipendiums auf mehrere Jahre Alumni-Arbeit zurückblicken konnten, sodass wir beides verknüpft haben, um verstärkt auf private Spender zuzugehen. Darum haben wir die Schwelle für Spenden mit 50 Euro auch bewusst niedrig angesetzt. Viele Hochschulen scheuen diesen zusätzlichen Aufwand, vergeben sich damit aber viele Chancen, denn nicht jeder kann 1.800 Euro für ein Jahresstipendium spenden. Wir können jedoch beobachten, dass Förderer, die anfangs sehr wenig gespendet haben, ihr Engagement in den folgenden Jahren kontinuierlich steigern. Das Konzept des Deutschlandstipendiums ist für viele private Förderer eine Art Generationenvertrag und damit ein Herzensanliegen: Ehemalige Studierende und ältere Personen fördern junge Talente. Unsere Arbeit trägt somit dazu bei, nicht nur die Verbindung zwischen den Alumni, anderen Förderern und den Studierenden, sondern darüber hinaus auch zwischen den Förderern und der Goethe-Universität selbst kontinuierlich zu verbessern. Beispielhaft sei eine Förderin genannt, die vor drei Jahren 70 Euro für das Deutschlandstipendium gespendet hat. Inzwischen hat sie eine eigene Stiftung speziell für ihr Engagement zugunsten des Deutschlandstipendiums an der Goethe-Universität, ihrer Alma Mater, gegründet, so dass sie künftig jedes Jahr ein Stipendium stiften wird.

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In den Medien wird beklagt, das Deutschlandstipendium erreiche nicht die von der Politik gesetzten Zielzahlen und sei ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie gerechtfertigt ist diese Kritik?

Andreas Eckel: Es stimmt, dass die ursprünglich angesetzten acht Prozent nicht erreichbar »Ein wunderbarer Türöffner« Fünf Jahre Deutschlandstipendium an der Goethe-Universität – eine Zwischenbilanz waren – das Ziel war viel zu hoch angesetzt. Das heißt aber nicht, dass das Deutschlandstipendium nicht sinnvoll ist – im Gegenteil. Wenn gefordert wird, dass das Deutschlandstipendium nur an wirklich bedürftige Studierende gehen solle, geht das an der Grundidee des Programms vorbei: eine Kultur zu entwickeln, mit der über alle Fächer hinweg talentierte, engagierte Leute gefördert werden.

Das Deutschlandstipendium ist damit als Ergänzung zum BAföG gedacht und trägt daher anderen Kriterien Rechnung. Gleichwohl achten die Juroren-Teams in den Fachbereichen bei der Vergabe der Stipendien nicht nur auf reine Leistungsaspekte: So sind 46 Prozent der Stipendiatinnen und Stipendiaten im aktuellen Jahrgang Bildungsaufsteiger, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund, und 20 Prozent sind BAföG-Empfänger. Wir haben viele Zuschriften von Stipendiaten erhalten, die uns mitteilen, welche positiven Auswirkungen das Stipendium für sie hat. Wir haben sie auf die Homepage des Deutschlandstipendiums gestellt, und wenn man sie liest, bekommt man einen guten Eindruck davon, wie wichtig die Unterstützung von jungen Talenten ist. Im Übrigen werden inzwischen deutschlandweit durch das Deutschlandstipendium zusätzliche zwei Prozent der Studierenden gefördert – das sind in etwa so viele, wie bei den traditionellen Förderwerken insgesamt.

Welche Motivation haben Förderer ansonsten, sich für das Deutschlandstipendium zu engagieren?

Lentes: Jeder Förderer und jede Förderin hat sein beziehungsweise ihr ganz eigenes Motiv für eine Spende zur Unterstützung unserer Studierenden. Bei den Alumni ist es oft die Verbundenheit zur Goethe-Universität oder zu ihrem ehemaligen Fachbereich. Andere Förderer finden es einfach wichtig, in Bildung und junge Menschen, und damit in die Zukunft zu investieren. Für Alumni-Vereine ist das Deutschlandstipendium eine sehr sinnvolle Verwendung ihrer Mitgliedsbeiträge. Wir haben außerdem sehr viele Stiftungen, die Stipendien spenden und damit ihren Stiftungszweck erfüllen. Firmen nutzen das Stipendium hauptsächlich unter dem Aspekt des Nachwuchses. Für sie ist das Deutschlandstipendium ein interessantes Programm, um gezielt mit Studierenden bestimmter Studiengänge in Kontakt zu kommen, die für das Unternehmen relevant sind. Das ist auch für unsere Stipendiaten sehr attraktiv, denn immer wieder ergeben sich daraus Praktika, Themen für Abschlussarbeiten oder sogar Job-Perspektiven.

Eckel: Nicht alle Förderer haben so konkrete Absichten. Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir eine große Anzahl von Stipendien erhalten, die nicht für bestimmte Studiengänge zweckgebunden sind. Die gesetzlichen Vorgaben des Deutschlandstipendiums, die eine Zweckbindung von maximal 65 Prozent vorsehen, sind für uns kein Problem. An der Goethe-Universität ist lediglich ein Drittel der Stipendien zweckgebunden. Auf diese Weise ist es möglich, dass Studierende aller Fachbereiche an dem Programm teilnehmen können und nicht womöglich nur die in den wirtschaftsnahen Studiengängen. Gleichzeitig endet bei uns die maximale Förderzeit nach zwei statt drei Jahren, dadurch können noch mehr Studierende von dem Programm profitieren. Die ausscheidenden Stipendiaten unterstützen wir dafür bei der Suche nach alternativen Förderwerken.

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Welche Ziele gibt es für die weitere Entwicklung des Deutschlandstipendiums?

Eckel: Wir möchten peu à peu die maximal mögliche Stipendienzahl erreichen. Wir liegen jetzt bei 520 Stipendien, bei unserer Größe dürften wir bis zu 632 Stipendien einwerben. Was die internen Ziele beim Deutschlandstipendium angeht, sind wir schon am Ziel: Das Programm ist in allen Fachbereichen, auch dank der engagierten Umsetzung durch das Studien-Service-Center, besonders Frau Dr. Firla, gut etabliert, und gerade der direkte Kontakt mit Stipendiaten macht uns immer wieder deutlich, dass wir wirklich tolle, engagierte Persönlichkeiten fördern. Gleichzeitig ist zu sehen, dass die Gemeinschaft der Fördernden der Universität gut tut – als Botschafter, die Anteil nehmen am universitären Geschehen und uns unterstützen. Dieser Austausch ist für die Universität nach meiner Einschätzung existenziell wichtig.

Das Deutschlandstipendium ist nur eine Teilaufgabe Ihrer Abteilung. Was bedeuten die Erfolge beim Stipendium für die übrigen Fundraisingaktivitäten?

Eckel: Die Herausforderung für uns ist es darum, die Förderer des Deutschlandstipendiums auch für andere schöne Projekte der Goethe-Universität zu begeistern. Eine Stipendiums-Förderin hat jetzt zum Beispiel entschieden, dass sie einen konkreten Fachbereich in ihrem Testament berücksichtigen will. Ein Selbstläufer ist das aber nicht: Die Ansprache für alle Förderideen muss immer spezifisch erfolgen und setzt die entsprechende Infrastruktur bei uns voraus. Daran arbeiten wir noch, denn bisher haben wir sehr anlassgetrieben gearbeitet und hatten kaum Raum für andere Fundraisingaktivitäten:

Unsere Abteilung ist mit der Einführung des Deutschlandstipendiums gestartet, dann stand das Jubiläumsjahr im Fokus. Nun müssen wir unsere »Alltagstauglichkeit« weiter etablieren – und bei aller Begeisterung für die Universität realistisch bleiben. Kürzlich war in der Presse zu lesen, dass eine Universität in Kalifornien in den letzten zwei Jahren 670 Mio. Dollar gefundraised hat – das ist eine beeindruckende Zahl, aber man muss auch sehen, dass dahinter ein Team von 450 Mitarbeitern stand! Für uns ist das Deutschlandstipendium ein wunderbarer Türöffner, weil es zeigt, dass Universitäten förderwürdig sind und wie Förderer sich engagieren können. Diese Wirkung können wir gar nicht hoch genug schätzen!

Die Fragen stellte Imke Folkerts

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Was hast sich für sie durch das Deutschlandstipendium verändert? Statements von Stipendiatinnen und Stipendiaten

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Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.16 des Mitarbeitermagazins GoetheSpektrum erschienen.

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