Er gilt als echtes Organisationstalent auf dem Campus Riedberg. Ohne ihn würde die Frankfurter „Night of Science“ sicher nicht so gut laufen. Sein Name: Michael Gecht, 25 Jahre, Student der Biochemie mit weißrussischen Wurzeln, der sich auf seine Masterprüfung vorbereitet.
Herr Gecht, Sie sind heute Morgen aus Frankfurt angereist, um am Deutschlandstipendiaten-Treffen der Evonik Stiftung in Essen teilzunehmen. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Ich bin das erste Mal hier auf dem Campus und habe schon ein paar nette Kontakte geknüpft. Außerdem habe ich schon ein paar interessante Vorträge gehört und dabei einen Einblick in die Innovationskultur von Evonik gewonnen.
„…die Naturwissenschaft, besonders die Chemie, ist so lebendig, dass man auf die angenehmste Weise wieder jung wird…“Diese Schwärmerei stammt vom alten Goethe, dem Namensgeber der Frankfurter Universität, der ersten deutschen Stiftungshochschule. Sind Sie auch so enthusiastisch, wenn es um Ihr Studienfach geht?
Es ist immer wieder spannend, neue Aspekte kennenzulernen, in der Chemie genauso wie in den anderen Naturwissenschaften. Im Gegensatz zum alten Goethe brauche ich aber noch keine Verjüngungskur.
Womit beschäftigt sich die Biochemie, die „Chemie des Lebens“?
Während sich die Chemie mit vor allem kleineren molekularen Verbindungen beschäftigt, trifft man in der Biochemie auf größere und komplexere Strukturen. Darüber hinaus sind der Stoffwechsel und der Informationsaustausch zwischen den Zellen und deren Bestandteilen wichtige Themen.
Was zeichnet diesen Studiengang an der Goethe-Universität aus?
Aus meiner Sicht zwei Dinge: Zum einen die forschungsnahe Ausbildung und Vernetzung mit internen und externen Instituten, wie z. B. dem Paul-Ehrlich-Institut oder dem Georg-Speyer-Haus. Zum anderen das Biomolekulare Magnetresonanzzentrum, eines der internationalen Leuchttürme der Goethe-Universität. Dieses Zentrum bietet ideale Forschungsbedingungen für die Strukturaufklärung.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer Masterarbeit setzen?
Die Interaktion von Proteinen miteinander ist ein sehr spannendes Thema. Hierbei kann man auf eine Vielzahl an unterschiedlicher Methoden zurückgreifen, die neben dem chemischen auch ein physikalisches Verständnis abverlangen. Aktuell finde ich Forschung in silico, also computergestützte Simulationen, besonders interessant.
Was raten Sie den Erstsemestern?
Wenn mich jemand um Rat fragt, dann sage ich: Unterschätze nicht die Klausurenphase und sei immer bereit, etwas zu lernen!
Wie finanzieren Sie Ihr Studium?
Meine Eltern unterstützen mich, außerdem verdiene ich ein paar Euros als studentische Hilfskraft im Projekt „Starker Start ins Studium“ hinzu. Nicht zu vergessen: Das Deutschlandstipendium mit monatlich 300 €.
Sie gehören zu den knapp 200 Deutschland-Stipendiaten, die von der Evonik Stiftung finanziell unterstützt werden.
Was machen Sie mit dem Geld?
Frankfurt ist ein teures Pflaster: Das Zimmer in der WG kostet monatlich 400 €. Und der Semesterbeitrag beläuft sich auf rund 380 €. Dazu kam kürzlich der Auslandsaufenthalt in Israel, den ich für ein Praktikum am Weizmann-Institut nutzte. Wenn dann am Ende noch etwas übrigbleibt, spare ich es gerne für eine technische Spielerei an.
Welches berufliche Ziel streben Sie an?
Erstmal möchte ich meine Masterarbeit mit Erfolg abschließen. Und dann sehen wir weiter.
Eines Ihrer Lieblingsprojekte ist die Frankfurter „Night of Science“, die Sie seit mittlerweile 5 Jahren betreuen, gemeinsam mit rund 30 Kommilitonen. Welches Konzept steckt dahinter?
Die „Night of Science“ geht auf eine studentische Initiative zurück, die sich ursprünglich gegen die Einführung von Studiengebühren in Hessen wandte. Aus dem Protest ist eine Mischung aus Wissenschaft und Kultur geworden. Vor allem geht es darum, das Interesse an den Naturwissenschaften auf unterhaltsame Weise zu wecken, mit populärwissenschaftlichen Vorträgen, Musik und Experimenten. Im vorletzten Jahr war der Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch unser Gastredner. Das Besondere: Die Veranstaltung wird seit Anbeginn nur von Studierenden der naturwissenschaftlichen Fächer in ihrer Freizeit organisiert.
Stichwort „RiedbergTV“: Ist das ein neuer hessischer Spartensender für den Frankfurter Raum?
Noch nicht! Wir versorgen erst mal den Campus Riedberg mit Videos aus dem naturwissenschaftlichen Alltagsleben unserer Universität. Das Programm ist für jedermann im Internet abrufbar.
Welche Verbindung besteht zum Deutschlandstipendium?
Derzeit machen etwa 16 Deutschlandstipendiaten bei diesem Projekt mit, die von mir und einem weiteren Kommilitonen betreut werden. Die Stipendiaten erhalten z. B. die Möglichkeit, verschiedene Fähigkeiten wie Filmschnitt, Kameraführung und Moderation zu erlernen.
Politisch waren Sie ebenfalls schon aktiv …
Ja, ich habe mit ein paar Kommilitonen die Liste „RIEDBERG“ aufgestellt und für das Studierendenparlament kandidiert. Wir wurden auf Anhieb drittstärkste Fraktion und konnten mit unserer Arbeit auf die speziellen Bedürfnisse und Probleme der Naturwissenschaften aufmerksam machen.
Was motiviert Sie?
Mir gefällt die Arbeit an unterschiedlichen Projekten. Wie sich eine Idee langsam entwickelt und zu sehen, wie sie dann mit vereinten Kräften umgesetzt wird und funktioniert – das finde ich spannend.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Es gibt nichts, was man nicht lernen könnte!
Herr Gecht, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Dr. Martin Moennighoff von der Evonik Stiftung.