Den Campus mit den Augen der Studierenden betrachten – das war die Ursprungsidee aus der das LEVEL- Projekt entstanden ist“, sagt Prof. Dr. Udo Rauin, Geschäftsführender Direktor der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL), bei der Auftaktveranstaltung des Projektes „Lehrerbildung vernetzt entwickeln (LEVEL)“ im Oktober 2015. Ziel des Projektes ist es, die angehenden Lehrerinnen und Lehrer besser auf die zukünftige Unterrichtssituation vorbereiten zu können.
Hierbei wird auf eine Harmonisierung der Inhalte und Ausbildungsabschnitte gesetzt. Das heißt, dass die verschiedenen Lehrangebote, die bisher getrennt voneinander konzipiert wurden, stärker aufeinander abgestimmt werden. „Alles soll aus einem Guss sein. Die Studierenden haben bemängelt, dass die Ausbildung zu praxisfern ist. Darauf geht das Projekt ein, es bietet Formate für Lehrer und für die Forschung. Mithilfe von Unterrichtsvideos soll den Studierenden die Praxis erfahrbar gemacht werden, ohne die Schulen zu überlasten.
Zudem werden die Studierenden mit der Analyse der Unterrichtsvideos professionell darin geschult, klassische Lehrsituationen in der Schule theoretisch zu verstehen“, erklärt Rauin. Neben der kritischen Auseinandersetzung angehender Lehrkräfte mit Unterricht per Videoanalyse kommt auch die Forschung bei LEVEL nicht kurz. Unterschiedliche Unterrichtsarten und -konstellationen werden in verschiedenen Schulen per Video aufgezeichnet und gemeinsam von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Lehrkräften analysiert.
Dabei liegt der Fokus einerseits auf der Frage, wie sich Unterricht in den einzelnen Fächern effektiv gestalten lässt, um entsprechende Kompetenzen bei den Schülern zu entwickeln. Was führt zum Lernerfolg? Was hat eher einen gegenteiligen Effekt? Die Studierenden und die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst können dann online mit den ausgewerteten und mit unterschiedlich anspruchsvollen Aufgaben verknüpften Unterrichtsvideos arbeiten und diesen Fragen ebenfalls nachgehen.
Andererseits untersuchen die Wissenschaftler im Projekt LEVEL auch, welche Art von Unterrichtsvideos und welche Aufgabenformate sich für die Ausbildung von Lehrkräften am besten eignen, um professionelle Kompetenzen auszubilden. „Mit dem LEVEL-Projekt soll das Lehramtsstudium praxisnäher gelehrt und wissenschaftlich besser erforscht werden“, sagt Univizepräsidentin Prof. Dr. Tanja Brühl. An der Universität zu Köln forscht unter anderen Prof. Dr. Johannes König, Geschäftsführender Direktor des Interdisziplinären Zentrums für empirische Lehrer/innen- und Unterrichtsforschung, bereits anhand von Unterrichtsvideos.
Er stellt in seinem Vortrag die verschiedenen Funktionen von Videos sowohl als Lernmaterial als auch als Kompetenzmess- und Evaluationsinstrument in der Lehrerbildung heraus. In einer Podiumsdiskussion beleuchten die Vertreter der projekteigenen Fächerverbünde gemeinsam mit Prof. Dr. Holger Horz, Leiter des Interdisziplinären Kollegs für Hochschuldidaktik, was erstrebenswert an einer „Lehrerbildung aus einem Guss“ ist und wie diese erreicht werden könnte.
„Forschende und Lehrende müssen zusammen Ideen und Konzepte entwickeln, um stärker voneinander zu profitieren. Denn die Studierenden verstehen ihre Fächer schneller, wenn die Lehre stärker verknüpft ist“, sagt Horz. Prof. Dr. Ilonca Hardy, Leiterin des Bildungswissenschaftlichen Fächerverbundes, verweist darauf, dass in den Bildungswissenschaften Querschnittsthemen gelehrt werden, die von den einzelnen Fächern aufgegriffen und fachspezifisch vertieft werden können.
„Das Projekt ist prozessorientiert und zielt auf Kooperation zwischen den Fächern, aber auch zwischen den lehrerbildenden Phasen ab“, ergänzt Prof. Dr. Daniela Elsner, Leiterin des Sprachlichen Fächerverbundes. Der Kontakt zwischen den Akteuren der unterschiedlichen Ausbildungsphasen der Lehrerbildung inner- und außeruniversitär werde durch LEVEL institutionalisiert, erklärt Prof. Dr. Detlef Kanwischer, stellvertretender Leiter des Sozialwissenschaftlichen Fächerverbundes.
„Die vernetzte fächerübergreifende Ausbildung der Lehrer ist eine Mammutaufgabe. Derzeit stehen die Lehrinhalte für die Studierenden oft nicht in Bezug zueinander“, erläutert Prof. Dr. Arnim Lühken, Leiter des Mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächerverbundes. Die Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung nimmt sich dieser Mammutaufgabe an. Johannes Appel ist Koordinator des LEVEL-Projektes an der ABL und versucht, die verschiedenen Akteure miteinander zu verbinden.
Prof. Dr. Holger Horz übernimmt als neu gewählter Geschäftsführender Direktor der ABL ab November 2015 die LEVEL-Projektleitung. Er appelliert an alle Beteiligten: „Es muss neu gedacht werden. Bisher gibt es in der Lehrerbildung wenig aufeinander abgestimmte und bezogene Ausbildungskulturen der Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften. Jetzt soll ergänzend eine verbindende Kultur zunächst zwischen Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften etabliert werden.
Dafür muss interdisziplinäres Arbeiten zum Alltag werden. Denn das Wichtigste für den Erfolg von Schule sind die Lehrpersonen. Daher müssen diese bestmöglich ausgebildet werden.“ Zudem erläutert er die Bedeutung der Forschung auf Basis der Videoanalyse: „Was führt zu einer professionellen Wahrnehmung von Unterricht? Und führt diese zu einem professionellen Handeln im eigenen Unterricht? Dieser Zusammenhang ist noch nicht belegt. Wir gehen an diesem Punkt weiter, das LEVEL-Projekt geht vom Studienbeginn bis hinein in den Beruf. Wir wollen herausfinden, ob dieser Zusammenhang besteht und wissenschaftlich belegt werden kann“, verkündet Horz. Finanziert wird „Lehrerbildung vernetzt entwickeln“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensive Lehrerbildung. [Autorin: Ute Schorradt]