»Das Besondere an meinem Beruf: Es wird nie langweilig«

Die Ökotoxikologin Sabrina Schiwy forscht, lehrt und leitet ein Team am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität. Profitiert hat sie auf ihrem Qualifikationsweg von einem Stipendium der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Sabrina Schiwy. Foto: Stiftung Polytechnische Gesellschaft

UniReport: Frau Dr. Schiwy, Sie sind Ökotoxikologin, stellvertretende Abteilungsleiterin und Teamleiterin am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Sabrina Schiwy:  Durch meine vielfältigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten gleicht kein Tag dem anderen. Deshalb gibt es auch keinen typischen Arbeitsalltag. Das ist auch das Besondere an meinem Beruf: Es wird nie langweilig. Ich halte Vorlesungen, betreue Bachelor- und Masterstudierende und bin stark in die Forschung eingebunden. Gerade die Forschung ist sehr interdisziplinär, sodass ich die Möglichkeit habe, mit Chemikern, Ingenieuren und Sozialwissenschaftlern zusammenzuarbeiten. Dadurch habe ich sowohl in der Forschung als auch in der Lehre mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, was ich an meiner täglichen Arbeit sehr schätze. Um die Forschung voranzutreiben, ist es immer wieder notwendig, finanzielle Mittel zu akquirieren, sodass ich oft an der Erstellung von Forschungsanträgen beteiligt bin. Außerdem arbeite ich an wissenschaftlichen Publikationen, um die gewonnenen Ergebnisse auch der Community zur Verfügung zu stellen. Zu meinen Aufgaben gehören aber auch die klassischen Aufgaben einer Hochschullehrerin, wie die Organisation von Exkursionen und Praktika und die damit verbundenen Arbeiten, wie die Korrektur von Protokollen oder Klausuren. Dies ist nur ein kleiner Auszug aus meinem Arbeitsalltag und gerade diese Vielfältigkeit schätze ich sehr.

Sie beschäftigen sich unter anderem mit Umweltgiften und Technologien der Wasserreinigung. Wie sieht das in Deutschland aus, sind unsere Gewässer heute deutlich sauberer als früher? Man hörte kürzlich, dass Flüsse und Bäche stark belastet sind, woran liegt das, was müsste getan werden?

In Deutschland sind derzeit nur knapp 10 Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer in einem guten ökologischen Zustand. Das ist zwar eine leichte Verbesserung gegenüber 2015, stellt Deutschland aber weiterhin vor große Herausforderungen. Die Belastungen unserer Gewässer stammen aus verschiedenen Quellen wie Straßen, Landwirtschaft oder der Atmosphäre. Aber auch Kläranlagen tragen zu einem kontinuierlichen Eintrag verschiedenster Spurenstoffe bei, wie zum Beispiel Schmerzmittel, hormonell wirksame Substanzen, Pestizide oder Antibiotika. Eine Möglichkeit, den Eintrag dieser Stoffe zu reduzieren, ist die Aufrüstung von Kläranlagen um eine vierte Reinigungsstufe. Gut erforscht sind der Einsatz von Aktivkohlefiltern oder die Ozonung. In verschiedenen Projekten konnte gezeigt werden, dass diese Technologien in der Lage sind, Spurenstoffe deutlich effizienter zu eliminieren. So ist eine Abwasserozonierung in der Lage, Diclofenac, den Wirkstoff von Voltaren, bis zu 91 Prozent zu eliminieren, während Diclofenac in Kläranlagen mit drei Reinigungsstufen nicht annähernd eliminiert werden kann.

Sie waren Stipendiatin des educator-Programms der Main-Campus-Generation 2022 bis 2024. Wie kam es damals dazu, hatten Sie sich selbst beworben?

Ich habe mich damals selbst beworben. Eine ehemalige Stipendiatin des educator-Programms hat mir die Ausschreibung weitergeleitet und mich motiviert, mich zu bewerben, da sie der Meinung war, dass das Programm gut zu mir und meiner derzeitigen beruflichen Situation passt. Ich habe mich dann direkt beworben und freue mich sehr, dass es mit dem Stipendium geklappt hat.

Wo war die Unterstützung durch das Stipendium für Sie besonders hilfreich?

Durch das Stipendium und das damit verbundene Programm konnte ich mich als Wissenschaftlerin und auch als Teamleiterin deutlich weiterentwickeln. Dies ist vor allem dem Seminarprogramm zu verdanken, das perfekt auf meine berufliche und familiäre Situation abgestimmt war. Ich konnte aus den wirklich qualitativ sehr guten Seminaren viel für mich persönlich mitnehmen und mich zum Beispiel in den Bereichen Teamführung oder Projektkoordination deutlich voranbringen. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten aus den unterschiedlichsten Disziplinen war ein sehr wertvoller Teil des Programms. Dieser Austausch wird durch das Programm und die verschiedenen Veranstaltungen, wie zum Beispiel das interdisziplinäre Kolloquium, bei dem die Stipendiaten die Möglichkeit haben, ihre eigenen Forschungsarbeiten vorzustellen, sehr stark gefördert. Durch die Vielfalt der vertretenen Disziplinen war es möglich, die eigene Forschung aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Neben den Seminaren ist natürlich auch die finanzielle Unterstützung für mich und meine Familie sehr hilfreich.

Was können Sie jungen Wissenschaftler*innen auf dem Wege ihrer Qualifizierung raten?

Ich kann allen jungen Wissenschaftler*innen nur wärmstens empfehlen, sich für das Stipendienprogramm zu bewerben. Nach 1,5 Jahren als educator-Stipendiatin kann ich eine sehr positive Entwicklung bei mir feststellen. Insbesondere die persönlichen Coachings, die Seminare in Kleingruppen und der Austausch mit den Mitstipendiaten haben dazu geführt, dass ich in einigen Bereichen meines beruflichen Alltags deutlich selbstbewusster geworden bin.

Daher freue ich mich auch sehr auf die noch folgenden Seminarangebote, wie zum Beispiel Logisches Argumentieren in der Wissenschaft oder das Seminar zur Vorbereitung auf Berufungsverfahren.            

Fragen: Dirk Frank

Bewerbungsphase für 11. Generation des Main-Campus-Stipendiatenwerks gestartet
Interessierte können sich ab sofort für Main-Campus-doctus und Main-Campus-educator bewerben, der Bewerbungsschluss ist der 1. Juli 2024. Für Main-Campus-academicus ist die Vorschlagsphase gestartet, diese endet am 1. Juni 2024. Das Main-Campus-Stipendiatenwerk der Stiftung Polytechnische Gesellschaft richtet sich an herausragende Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdoktorandinnen und -doktoranden von Frankfurter Hochschulen, bietet eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten und legt besonderen Fokus auf den interdisziplinären Austausch. Interessierte können sich für weitere Informationen zum Programm, Bewerbungs- und Auswahlverfahren auf der Website www.main-campus.de informieren.

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