»Entangled Legacies – The Afterlives of Transculturality«: Mit einem internationalen Symposium ehrte der Fachbereich 10 Prof. Dr. Frank Schulze-Engler, der zum Semesterende in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Studierende, Kolleginnen und Kollegen sowie Freunde und Wegbegleiter*innen versammelten sich am Freitag, den 10. Februar 2023 im Renate von Metzler-Saal und auf Zoom, um herauszufinden, wie verflochten das Vermächtnis ist, das Prof. Dr. Schulze-Engler hinterlässt. Zu dem Hybrid-Event waren u. a. der international renommierte, postkoloniale Kulturtheoretiker Homi K. Bhabha und Abdulrazak Gurnah, Literaturnobelpreisträger 2021, sowie (ehemalige) Studierende, Lehrende und Freunde der Goethe-Universität sowie Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt geladen, um über das Schaffen und Wirken Schulze-Englers zu resümieren.
Dr. Pavan Malreddy vom Institut für England- und Amerikastudien stellte Frank Schulze-Engler zu Beginn der Veranstaltung als einen Mann vor, der zu Beginn seiner Karriere von seinen Kritikern mit einigen „Spitznamen“ bedacht wurde: Der Rebell, der Riff-Raff oder „political pamphleteer“ drücken aus, dass Schulze-Engler mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Postcolonial Studies neue Wege einschlug, von denen anfänglich nicht alle begeistert waren.
„Entangled Legacies – the Afterlives of Transculturality“ hätte kein treffenderer Titel für die Veranstaltung sein können. Homi K. Bhabha verglich Schulze-Englers Laufbahn mit einem Geflecht menschlicher und institutioneller Begegnungen. Als Mitbegründer der Gesellschaft für anglophone postkoloniale Studien (GAPS), Professor am Lehrstuhl für Neue Englischsprachige Literaturen und Kulturen am Institut für England- und Amerikastudien (seit 2002), Co-Sprecher des BMBF-Projekts „Africa’s Asian Options“ (AFRASO) sowie als Dekan des Fachbereichs für Neuere Philologien und stehendes Senatsmitglied, hat sich Schulze-Engler über die Jahrzehnte weltweit einen Namen im Bereich Anglophone Studies gemacht und Lehre und Leben an der Goethe-Universität geprägt. Dabei hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie sein Nachfolger im Amt des Dekans, Prof. Dr. Rembert Hüser, erlebte: Er berichtete in seiner humorvollen Rede davon, kurz nach seinem Amtsantritt eine E-Mail mit der Begrüßung „Lieber Frank“ erhalten zu haben. Prof. Dr. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung an der Goethe-Universität, begrüßte die Gäste in einer Videonachricht und wünschte Schulze-Engler alles Gute für die Zukunft.
Für Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen ist Schulze-Engler der ständige Kritiker, der laut Malreddy „allergisch auf Ideologien“ reagiert und dauerhaft „skeptisch gegenüber Definitionen“ sei. Während der Veranstaltung wurde sehr deutlich, wie facettenreich Schulze-Engler ist. Das Symposium zu seinen Ehren erstreckte sich über den ganzen Tag, angefangen mit den Reminiszenzen Dieter Riemenschneiders, Gründer des Instituts für Neue Englische Literaturen und Kulturen der Goethe-Universität und Doktorvater Schulze-Englers. Das von Malreddy organisierte Event lud Wegbegleiter*innen Schulze-Englers dazu ein, ihre persönlichen Erlebnisse zu teilen und über die Entwicklungen und Wandlungen des postkolonialen Diskurses zu reflektieren. Sie erzählten gemeinsame Forschungsgeschichten und gaben persönliche Anekdoten zum Besten, von Australien über Indien bis hin zu Zimbabwe, und endeten oft am Gartentisch des Professors, der bekannt ist, für seine herzliche Gastfreundschaft. Allen Gästen bot dieser Tag die Chance, an einer schönen Erinnerungsreise teilzunehmen.
Spätestens, als jüngere Zeitgenossen, wie Dr. Tanaka Chidora, Humboldt-Fellow an der Goethe-Universität, oder einzelne Studierende zu Wort kamen, wurde klar, dass Frank Schulze-Engler nicht nur ein wissenschaftliches Erbe hinterlässt, sondern im Laufe seiner Karriere viele Menschen mit seiner Wärme, seinem Humor und seinem Wohlwollen geprägt hat. Im Verlauf des Nachmittags wurde immer deutlicher, dass die Ideen Schulze-Englers auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand Wellen schlagen werden, und dass seine Art, den Status quo zu hinterfragen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Neben einem Rückblick auf das Schaffen Schulze-Englers wurde der Blick auch nach vorne gerichtet. Es wurden Tipps und Vorschläge erteilt, wie er seine neu gewonnene Freizeit nutzen könne. Abdulrazak Gurnah schlug mit einem Augenzwinkern vor, ein Gemüsebeet zu bestellen oder eine Taubenzucht zu gründen.
Pavan Malreddy betont abschließend Schulze-Englers Qualitäten als ‘webspinner’, mit denen dieser es geschafft hat, weltweit Verbindungen zu Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aufzubauen, an denen er auch seine Studierenden teilhaben ließ. Als sich die Veranstaltung dem Ende zuneigte, blieben die Anwesenden für ein gemeinsames Abendessen, während dem ein reger Austausch von Erinnerungen, Anekdoten und Ideen zu beobachten war. So entstand ein Mosaik aus Menschen, Geschichten und Interessen, das stellvertretend für die „Entangled Legacies“ steht, die Prof. Dr. Frank Schulze-Engler hinterlässt.
Laura Scheunemann, BA English Studies, Institut für England- und Amerikastudien; Aïda El Yassem-Mastari, MA Moving Cultures – Transcultural Encounters