»Wir wollen eine leistungsfähige Volluniversität bleiben«

Universitätspräsident Enrico Schleiff über die Konsequenzen des Hessischen Hochschulpakts

Viele Hochschulmitglieder spüren bereits in ihrem Alltag, dass die Goethe-Universität vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Die Kürzungen des Hessischen Hochschulpakts für die Jahre 2026–2031 haben unser Budget in einem Maß getroffen, das uns gezwungen hat, sofort zu handeln. Inzwischen steht fest, dass die Goethe-Universität mit mehr als 10 Prozent weniger Budget wird auskommen müssen.

Das Grundbudget aller hessischen Hochschulen wurde dauerhaft abgesenkt, um einen Beitrag zur Konsolidierung des Landeshaushalts zu leisten. Zudem werden weder die längst verhandelten Tarif- noch die allgemeinen Kostensteigerungen durch Mittel des Landes ausgeglichen. Und drittens wird die Goethe-Universität besonders hart getroffen, weil sie – anders als manche andere Hochschule – den mit dem Land vereinbarten Aufwuchs an Studierenden immer erfüllt hat – die Erfolgsprämien dafür aber nun wegfallen.

Als sich diese drastischen Kürzungen im Juli abzeichneten, haben wir Sofort- und Mittelfristmaßnahmen beschlossen: temporäre Stopps von Stellenbesetzungen und Berufungen, um den Fachbereichen Planungsmöglichkeiten und Finanzierbarkeit zu sichern sowie harte Kürzungen in den Personal-, Sachmittel- und Investitionsbudgets. Das ist notwendig, damit wir als Universität zahlungsfähig bleiben.

Darüber hinaus schaffen wir durch Sparen jetzt unseren Handlungsspielraum für die kommenden Jahre: Zusammen mit den Fachbereichen, im Dialog mit den Gremien erarbeiten wir langfristige Maßnahmen, mit denen wir auf die dramatischen Kürzungen reagieren werden. Das wird hart: Wir sind zwar eine der größten Universitäten Deutschlands und gehören zu den wichtigsten Arbeitgebern im Rhein-Main-Gebiet, aber wir sind schon bisher nicht im Überfluss geschwommen.

Aber wir sind gut vorbereitet. Mit unserer Hochschulentwicklungsplanung und unseren Fachstrategien haben wir den Rahmen für strategische und zukunftssichernde Entscheidungen bereits formuliert. Wir wissen, wo wir hinwollen, wo unsere Stärken liegen, wo Potenziale zu heben sind und wo wir besser werden müssen. Jetzt stehen wir vor der komplexen Aufgabe, unter Zeitdruck und Sparzwang auf Grundlage dieser Planung gute Konsolidierungsoptionen zu entwickeln und ohnehin nötige Veränderungen zu beschleunigen.

Exzellente Forschung, Lehre und Transfer von Wissen sind unser Auftrag. Wir sind eine breit aufgestellte Universität, die von ihrer Vielfalt lebt – das soll so bleiben. Aber klar ist auch: Wir werden die Leistungsfähigkeit nicht in allen Bereichen voll erhalten können. Mehr als 10 Prozent weniger im Budget – das atmen wir nicht einfach weg. Wenn wir überall gleich sparen, sparen wir uns kaputt.

Wichtig ist uns deshalb, gemeinsam mit den Fachbereichen Konzepte zu entwickeln, die nicht nur zur jeweiligen Fachbereichsstruktur passen, sondern zur gesamten Universität. Gleiches gilt für alle anderen Bereiche, z. B. Unterstützungsstrukturen oder Administration. Wir wollen zudem identifizieren, wo wir die Goethe-Universität im Rahmen ihrer strategischen Rhein-Main-Allianz mit der Technischen Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durch Komplementarität stärken können. Wir haben uns die Richtschnur 50-40-10 gesetzt: Neben einem soliden Fundament von etwa 50 Prozent, das erhalten bleibt, und Einsparungen in einer Größenordnung von zehn Prozent wollen wir auch durch Neuorientierung, Um- und Restrukturierungen von etwa 40 Prozent unserer Arbeit auf Herausforderungen reagieren und zukunftsfähig bleiben.

Wir müssen jetzt alle Kräfte zusammenziehen, die wir haben. Dafür wollen wir auch unsere besonderen Möglichkeiten als Stiftungsuniversität nutzen: Wir brauchen die Unterstützung durch die Bürgergesellschaft, den Rückhalt bei unseren Freunden, Förderern und in unserem Umfeld. Gemeinsam werden wir es schaffen, dass auch zukünftige Generationen von Studierenden eine breit aufgestellte Goethe-Universität vorfinden, die Lehre und Forschung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau anbietet.

Prof. Enrico Schleiff, Universitätspräsident

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