Die Gesellschaft vor Naturkatastrophen zu schützen, ist auch in den USA eine Staatsaufgabe. Doch was passiert, wenn dieser gesellschaftliche Konsens in Zeiten des Klimawandels aufgekündigt wird und die Zivilgesellschaft selbst für ihren Katastrophenschutz sorgen muss? Unter Bezug auf zeitgenössische Fallstudien von „Hurricane Katrina“ bis „Superstorm Sandy“ steht diese Frage im Mittelpunkt der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Der Soziologe Peer Illner spricht über „Krise und Gesellschaft: Eine Katastrophengeschichte“ am Mittwoch, dem 20. März 2019, um 19.00 Uhr im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.
Ein schrittweiser Rückzug des Staates aus der Katastrophenhilfe ist in den USA seit den 1970er Jahren zu beobachten. Seitdem nehmen verstärkt auch zivilgesellschaftliche Initiativen diese ursprünglich hoheitlichen Aufgaben wahr. Diese Verschiebung geht Hand in Hand mit einer öffentlichen Sparpolitik, die ebenso andere Bereiche der Daseinsvorsorge betrifft. Das verringerte Engagement des Staates in der Katastrophenhilfe kann als Ausdruck für eine systematische Umgestaltung des sozialen Lebens gewertet werden, die eine steigende soziale Ausgrenzung zur Folge hat.
Dr. Peer Illner ist Postdoktorand am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität. Er studierte Soziologie, Philosophie und Medienwissenschaften und Visual Culture am Goldsmiths College der Universität London. Nach Forschungsaufenthalten an der Humboldt-Universität und der Universität der Künste, beide in Berlin, wurde er am ‚Copenhagen Center for Disaster Research‘ der Universität Kopenhagen promoviert. In seiner Doktorarbeit widmete er sich der Erforschung der „Amerikanischen Katastrophenhilfe als Problem für die soziale Reproduktion“ (Titel der Dissertation). Derzeit entwickelt er seine Forschung am Exzellenzcluster weiter, wo er an der Veröffentlichung seiner ersten Monographie mit dem Titel „Disaster in Crisis“ arbeitet.
Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.
Die „Goethe Lectures Offenbach“ im Internet: www.normativeorders.net/glo