Auftakt der Vortragsreihe „Imperien und ihr Ende“ im Schloss Bad Homburg

Bis in das 20. Jahrhundert hinein lebten in Imperien wie der Habsburger Monarchie Angehörige verschiedener Religionen und Volksgruppen meist friedlich zusammen – das war damals der „historische Normalfall“. Was passiert jedoch, wenn das multiethnische Geflecht in Ungleichgewicht gerät und die Kategorie der „Nation“ in den Vordergrund rückt?

Jörn Leonhard, Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, widmet sich in seinem Vortrag „Die Krise der Loyalität: Die multiethnischen Imperien im Schlüsseljahr 1917“ dieser Frage und wirft einen Blick auf das für das Ende von Imperien schlüsselhafte Jahr 1917 am Donnerstag (18. Mai) um 19 Uhr im Schloss Bad Homburg.

Schon seit Beginn des Ersten Weltkrieges hatten die europäischen Kriegsakteure auf das Prinzip von Nation und Nationalstaat gesetzt, um Verbündete zu gewinnen. Damit aber provozierten sie in den Gesellschaften der multiethnischen Imperien Russlands, der Habsburger Monarchie und des Osmanischen Reiches umfassende nationalpolitische Erwartungen. Das erklärt weitere Phänomene: die deutsche Unterstützung für ukrainische und finnische Nationalisten, die Konkurrenz von Deutschen und Russen um polnische Unterstützung, wobei den Polen im Gegenzug weitgehende nationale Autonomie versprochen wird, die Unterstützung aus London und Paris für palästinensische und arabische Unabhängigkeitsbewegungen gegen das Osmanische Reich, aber auch die Angst der Briten vor einer osmanischen Strategie, die Inder gegen die britische Herrschaft aufzuwiegeln. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Jörn Leonhard die Krise überkommener Loyalitäten in den multiethnischen Großreichen im Schlüsseljahr des Krieges.

Jörn Leonhards Vortrag ist Auftakt der fünfteiligen Vortragsreihe „Imperien und ihr Ende“, die gemeinsam von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und dem Historischen Kolleg des Forschungskollegs Humanwissenschaften veranstaltet wird. Die Vortragsreihe wiederum ist Bestandteil des gleichnamigen Themenjahres im Historischen Kolleg, in dessen Rahmen dem „Imperium“ als wichtigem Forschungsgegenstand der Geschichte und Rechtsgeschichte mit einem reichhaltigen Forschungs- und Veranstaltungsprogramm Rechnung getragen wird.

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Weitere Themen und Termine der Vortragsreihe im Überblick (Beginn jeweils 19 Uhr, Ort: Schloss Bad Homburg)

  • 8. Juni (Donnerstag): Ulrike Freitag (Professorin für Islamwissenschaft, Freue Universität Berlin) mit „Der Zusammenbruch des Osmanischen Imperiums und seine Folgen“
  • 22. Juni (Donnerstag): Joachim von Puttkamer (Professor für Osteuropäische Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena), „‘Möge Gott der Herr Rußland schützen.‘ Der Untergang des Zarenreiches in der Russischen Revolution“
  • 6. Juli (Donnerstag): Benedikt Stuchtey (Professor für Neuere Geschichte, Philipps-Universität Marburg), „Nach dem Krieg: Die Imperien in der Kritik“
  • 12. Juli (Mittwoch): Christoph Cornelißen (Professor für Neueste Geschichte, Goethe-Universität) „Der Zusammenbruch der Imperien in Europa und die Suche nach neuen Ordnungen“

Alle Veranstaltungen mit weiteren Infos finden Sie auch im Kalender »

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Die Programmbeauftragten des Historischen Kollegs für das Themenjahr 2017 „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern aller Welt als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.

Quelle: Pressemitteilung vom 16. Mai 2017

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