Robert Koldewey (1855-1925): Uni-Archäologen würdigen den berühmten Wegbereiter

Robert Koldewey (Foto:  L. Jessen, Dez. 1919; © bpk - Photo Agency / Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz)
Der große Archäologe und Bauforscher Robert Koldewey starb vor 100 Jahren.

Vor 100 Jahren starb Robert Koldewey. Nicht nur seine aufsehenerregenden Funde in Babylon haben dem Archäologen und Bauforscher dauerhaften Ruhm eingebracht, sondern auch seine von größter Genauigkeit und Akribie geprägte Methodik; durch sie hat sich die Archäologie von einer Denkmalsforschung zu einer umfassenden Wissenschaft entwickelt. An seinem 100. Todestag, dem 4. Februar, wurde ihm zu Ehren am Institut für archäologische Wissenschaften ein halbtägiges Gedenkkolloquium veranstaltet, um gemeinsam mit der Deutschen Orient-Gesellschaft (DGO) und der Koldewey-Gesellschaft seine Lebensleistung zu würdigen.

Die Vorträge reflektierten nicht nur das Werk Robert Koldeweys, sondern auch das seiner Mitarbeiter, deren Strahlkraft ebenfalls bis heute nachwirkt. Professorin Elke Richter (Dessau) schilderte in ihrem Vortrag die Entwicklung der architektonischen Bauforschung im 19. Jahrhundert, deren wichtigster Exponent Robert Koldewey geworden ist. Insofern lag es nahe, die Gesellschaft für Bauforschung, die ein Jahr nach Koldeweys Tod 1926 gegründet wurde, auch nach ihm zu benennen.

Durch seine Arbeiten nicht zuletzt in Babylon scharte Robert Koldewey eine große Zahl von aufstrebende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um sich, die in den Folgejahren das Bild der Vorderasiatischen Archäologie in Deutschland prägen und die von Koldewey entwickelten Methoden weiter verfeinern sollten. So hoben sie die im Entstehen begriffenen archäologischen Wissenschaften auf ein neues, wissenschaftliches Niveau. Gerade im Umkreis des ersten Weltkriegs agierten die im vorderen Orient tätigen deutschen Archäologen aber auch als Diplomaten und Militärs: Professor Stefan Hauser (Konstanz) beleuchtete in seinem Beitrag die Bemühungen des Deutschen Reiches in Kooperation mit dem Osmanischen Reich zur Sicherung des Vorderen Orients vor den Truppen der Briten und Franzosen. Aufgrund der fehlenden Kooperationsbereitschaft des Osmanischen Reiches scheiterten diese Bemühungen jedoch, und so fielen Bagdad und auch Basra an die Briten.

Würdigten den großen Archäologen Robert Koldewey: Dirk Wicke, Stefan Hauser, Margarete van Ess, Elke Richter. (Foto: Petra Strigl)
Würdigten den großen Archäologen Robert Koldewey: Dirk Wicke, Stefan Hauser, Margarete van Ess, Elke Richter.

Den Bogen in die heutige Zeit schlug Professorin Margarete van Ess (Berlin), die die aktuellen Arbeiten an dem seit 1912 von deutschen Forschern untersuchten Fundort Uruk im (Südirak) vorstellte. Die modernen, digitalen Methoden der Dokumentation, Vermessung und Archäologie führen im Grunde konsequent fort, was Koldewey begründete. Trotz mehr als 100-jähriger Ausgrabungsgeschichte hält der Fundort immer noch archäologische Überraschungen bereit, wie van Ess ausführen konnte. Darüber hinaus leistet die Archäologie über die Erforschung der Kultur und Geschichte vergangener Epochen hinaus aber auch wichtige kulturpolitische Beiträge zur Jetztzeit, fördert sie doch durch Forschung und Lehre den internationale Austausch und die interdisziplinäre Vernetzung.

Dirk Wicke

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