Hochschulsport: Ausgleich zum Lernen und Arbeiten

Ruderer des Hochschulsports auf dem Main; Fotos: Heike Jüngst

Sonnenstrahlen tanzen auf dem Main, am Steg des universitätseigenen Bootshauses herrscht geschäftiges Treiben. Die Wassersaison der Hochschulsport-Ruderer ist in vollem Gange.

Mitten im Gewusel: Katrin Thoma. Gerade klärt sie, welche Gruppe sie als Übungsleiterin heute betreut. Die zarte Frau steht bei einem Vierer-Team, das darauf wartet, auf das Wasser zu kommen. Katrin Thoma strahlt. Es ist ein Tag, so ganz nach ihrem Geschmack.

Die Physik-Master-Studentin ist Weltmeisterin im Leichtgewichtsrudern und liebt es, ihre Sportleidenschaft weiterzugeben: »Es macht mir einfach Spaß, andere zum Sport zu motivieren, für das Rudern zu begeistern. Es lässt sich relativ leicht lernen, man trainiert im Freien und im Team. Das macht immer gute Laune.«

Sport fürs schmale Budget

Einsteigen, einstellen, synchron die Skulls durch das Wasser ziehen, wenden – Rudertechniken für Anfänger. Zwei bis drei Mal in der Woche gibt Katrin Thoma Kursteilnehmern Tipps und begleitetet als Steuerfrau verschiedene Mannschaften. Vom Anfänger bis zu Fortgeschrittenen ist alles dabei. Fabian Schubert etwa war schon als Schüler Leistungsruderer.

Katrin Thoma: Physik-Master-Studentin und
Ruder-Weltmeisterin

Für ihn ist das Hochschulsportrudern vor allem Ausgleich zum Masterstudium Bio-Informatik. Karsten Schneider dagegen macht erst seit kurzem mit. Ihn begeistert Rudern als Teamsport. »Außerdem hat das Rudern einen guten Trainingseffekt, weil es alle Muskelgruppen anspricht. Das gefällt mir«, erzählt der Student der Wirtschaftswissenschaften.

Paul Brüggemann ist beim Blättern durch das große Angebot des Hochschulsports der Goethe-Universität auf das Rudern gestoßen: »Nice, habe ich mir gedacht. Main. Sonne. Rudern. Und das Ganze für nur 60 Euro im Semester.« Im Verein wäre es teurer, weiß der Jura-Student. Brüggemann war letzten Sommer schon dabei und will es nicht mehr missen.

Wettkampfsport auf Weltklasse-Niveau

Übungsleiterin Katrin Thoma war heute bereits zwei Mal selbst auf dem Wasser, um zu trainieren. Tägliches Profi-Pensum. Neben dem Master-Studium. »Völlig normal für eine Leistungssportlerin«, sagt sie. Seit ihrem zwölften Lebensjahr rudert Katrin Thoma.

Schon nach kurzer Zeit wechselt sie zum Leistungssport, trainiert bei dem Ruderverein Germania in Frankfurt, einem Bundesnachwuchsstützpunkt. Seit Jahren ist sie in der Nationalmannschaft des Deutschen Ruderverbandes fest etabliert. Und auch beim Hochschulsport rudert Katrin Thoma mit vollem Einsatz.

Sie schätzt die besondere Atmosphäre, den freundlichen, respektvollen Umgang miteinander, die gute Stimmung. »Ich kann sagen, dass sich die Doppelbelastung in jedem Falle lohnt«, sagt die 26-Jährige, »Leistungsrudern beim Hochschulsport bietet viele Möglichkeiten, Chancen und Erfahrungen, die man sonst so nie erleben könnte.«

Hochschulsportlerin des Jahres

Als Studentin der Goethe-Universität tritt sie in europäischen Wettkämpfen an. Für den Allgemeinen Hochschulsportverband adh startet sie international. Bei den World University Championships und der alle zwei Jahre stattfindenden Universiade hat sie schon Bronze, Silber und Gold gewonnen.

Bewegte Pause mit mobilen Kleinsportgeräten

»Die Studentenwettkämpfe sind die schönsten Wettkämpfe. Da ist die Stimmung immer entspannt und super. Nicht so ernst wie das Kader-Rudern und trotzdem auf Weltklasseniveau.« 2016 kürte der adh Katrin Thoma zur Hochschulsportlerin des Jahres. Es bedeutet ihr sehr viel.

»In Verbindung mit meinem Studium eine solche Wertschätzung zu erfahren ist eine ganz große Ehre für mich«, sagt Katrin Thoma. Die junge Frau steht jetzt in einer Reihe mit dem Weltklasseturner Fabian Hambüchen, der Hochspringerin Ariane Friedrich und weiteren Weltklasse-Athleten. Das berührt sie sehr. Die hellbraunen Augen der jungen Frau leuchten.

Entspannung mit GoetheFIT

Ortswechsel. House of Finance, Campus Westend. 13:30 Uhr. Federnden Schrittes läuft Sportwissenschaftlerin Carina Pfaff zu ihrem nächsten Termin. Sie ist eine der zehn Übungsleiterinnen und Übungsleiter des GoetheFIT-Pausen- Express, leicht zu erkennen an grünem Shirt und PausenExpress-Rucksack.

Es ist ihr fünfter Einsatz an diesem Tag. »Das Angebot ist der Renner«, erzählt Carina Pfaff. »Die Anzahl der Kurse hat sich mehr als verdoppelt und die Nachfrage steigt immer noch.« Goethe- FIT-PausenExpress, das ist eine gesundheitsorientierte, aktive Pause für die Mitarbeitenden der Goethe-Universität auf mittlerweile allen Campus. Betriebssport ohne Schwitzen. Damit wirbt das Zentrum für Hochschulsport:

»Kein Umziehen, kein Schwitzen, keine Ausrede.« Es ist ein gesundheitsförderndes Präventionsprogramm, entwickelt an der Universität Potsdam, gefördert vom Allgemeinen Hochschulsportverband adh.

Aktive Pause im Team

Im House of Finance trifft Carina Pfaff auf eine Doktoranden-Gruppe. Junge Leute, die viel am Computer sitzen. Makro- Ökonomie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Leonhard Czerny ist der »Mannschaftskapitän«. Acht bis zehn Kolleginnen und Kollegen hat er zusammengetrommelt.

Carina Pfaff: Master-Studentin Sportmedizin und Sporttherapeutin

Jeden Donnerstag macht die Gruppe jetzt unter der fachkundigen Anleitung von Carina Pfaff Mobilisations-, Kräftigungs- und Entspannungsübungen. »Ginge es nach uns, Carina könnte jeden Tag kommen «, fasst Czerny die Begeisterung der Gruppe zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf Übungen für den Schulter-, Nacken- und Rückenbereich.

Die Trainerinnen und Trainer bringen dazu verschiedene Kleinsportgeräte mit. Carina Pfaff hat heute Brasils dabei. Kleine Noppenhanteln mit einer Blei-Sand-Füllung. Die Übungen sind effektiv, ein Kleidungswechsel ist aber nicht nötig. Fünfzehn Minuten. »Das reicht aus, um die Leute aus ihrem Mittagstief zu holen.

Sie fühlen sich viel frischer und können danach konzentrierter arbeiten.« Carina Pfaff hat viel Erfahrung. Sie selbst war Leistungssportlerin und arbeitet neben dem Master-Studium Sport-Medizin als Sporttherapeutin in einer Reha-Einrichtung. Mit dem PausenExpress möchte sie dazu motivieren, sich als Gruppe zusammenzufinden und selbständig bewegte Mittagspausen zu gestalten – überhaupt Sport zu treiben. Bei Volkswirtschaftler Leonhard Czerny ist das gelungen.

»Durch die Hochschulsportangebote bin ich zum Klettern und zum Bouldern gekommen. Es ist ein niedrigschwelliges Angebot. Ich muss nicht erst in einen Verein eintreten, sondern kann, wann immer ich will, Sport treiben.« Hochschulsport als Ausgleich zum Lernen und Arbeiten: sowohl Carina Pfaff als auch Katrin Thoma können jedem nur empfehlen, dieses Angebot zu nutzen. Ob GoetheFIT-PausenExpress, Breiten- oder Leistungssport, durch das breitgefächerte Angebot ist für jeden Geschmack etwas dabei.

[Autorin: Heike Jüngst]

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 36 des Alumni-Magazins Einblick erschienen.

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