Auf den ersten Blick wirkt es sehr dezent. Wer sich aber näher auf das Norbert Wollheim-Memorial und die mit ihm verbundenen Lebensgeschichten einlässt, kann sich seiner Wirkung kaum entziehen:
Die Gedenkstätte auf dem Campus Westend – dem früheren Sitz des NS-Chemie- und Rüstungskonzerns IG Farben – erinnert an die Schicksale der meist jüdischen Opfer, die für die IG Farben im Konzentrationslager Buna/Monowitz Zwangsarbeit leisten mussten. Außerdem ehrt das Memorial Norbert Wollheim: Er war selbst Zwangsarbeiter in Buna/Monowitz, seine Familie wurde in Auschwitz ermordet. Nach dem 2. Weltkrieg sagte er in mehreren Prozessen aus und verklagte in den 1950er Jahren die IG Farben auf Entschädigung für entgangenen Arbeitslohn und Schadensersatz. Dieser Prozess führte zur ersten Entschädigungszahlung eines deutschen Unternehmens an ehemalige NS-Zwangsarbeiter. Unter anderem mit studentischen Führungen durch das Memorial werden Besucherinnen und Besucher mit den historischen Geschehnissen vertraut gemacht.
Die vom Künstler Prof. Heiner Blum geschaffene und 2007 eingeweihte Gedenkstätte ist nach ihrer Instandsetzung am 5. November 2017 in Anwesenheit von Oberbürgermeister Feldmann und Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff feierlich wiedereröffnet worden. Ermöglicht wurde die Instandsetzung auch durch die Unterstützung verschiedener Stifter. Ihnen zu Ehren ist nun eine neue Stiftertafel am Informationspavillon des Norbert Wollheim-Memorials angebracht worden.
Vizepräsident Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz dankte den Förderern nochmals bei einem gesonderten Treffen an der neuen Stiftertafel des Memorials am 11. September: „Heute müssen wir erleben, dass Menschen mit Fake News und Verschwörungstheorien wieder Zugang zu rechtsextremen Verführern bekommen – etwas, das wir uns vor zehn Jahren so sicher nicht hätten vorstellen können. Umso wichtiger ist es, mit Erinnerungsstätten wie dem Wollheim-Memorial aufzuzeigen, zu welch schrecklichen Verwerfungen dieses Gedankengut führen kann. Die Goethe-Universität begreift sich als Bewahrerin dieses Gedenkens. Doch ohne die Unterstützung unserer Förderer könnten wir unserem Auftrag nicht ausreichend gerecht werden. Daher danken wir Ihnen von Herzen für Ihren unermüdlichen Einsatz – Sie tragen aktiv dazu bei, die Erinnerung wachzuhalten.“