Zweite Vollversammlung des Horizon-2020-Projekts MICROB-PREDICT
Nach dem Kick-off-Meeting 2019 fand die zweite Vollversammlung des von der Europäischen Union geförderten Projektes MICROB-PREDICT im Januar 2020 in Königstein/ Taunus statt. MICROB-PREDICT wird im EU-Förderprogramm von 2019 bis 2024 mit insgesamt 15 Millionen Euro gefördert und koordiniert von Prof. Dr. Jonel Trebicka, dem Leiter der Sektion Translationale Hepatologie in der Medizinischen Klinik 1 der Goethe-Universität und Studienkoordinator PREDICT zur Untersuchung des akut-auf-chronischen Leberversagens.
Die Vollversammlung startete mit einer Einführungsvorlesung der Gottfried-Wilhelm- Leibniz-Preisträgerin und Direktorin des Instituts für kardiovaskuläre Regeneration an der Goethe-Universität, Prof. Dr. Stefanie Dimmeler, zum Thema nichtkodierende Ribonukleinsäuren am Universitätsklinikum Frankfurt. Vorgestellt wurde Prof. Dr. Dimmeler von dem Direktor der Medizinischen Klinik I der Goethe-Universität, Prof. Dr. Stefan Zeuzem, einem der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich der viralen Lebererkrankungen, im Besonderen der Hepatitis-C-Infektion.
Im Falkenstein Grand Hotel wurden dann die Fortschritte der einzelnen Arbeitspakete sowie die Zusammenarbeit zwischen Institutionen und Arbeitspaketen besprochen und von Projektkoordinator Trebicka moderiert. So konnten bereits ein Jahr nach dem Start des Projekts und somit deutlich vor dem Zeitplan erste Daten zum Metabolom und Proteom präsentiert werden. Dieses Arbeitspaket wird von Prof. Dr. Matthias Mann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Biochemie und einer der meistzitierten Wissenschaftler in seinem Bereich, geleitet und umfasst weitere Arbeitsgruppen aus Ungarn, Frankreich, Großbritannien und Spanien.
Ein wichtiger Bestandteil und Alleinstellungsmerkmal von MICROB-PREDICT ist die Integration großer Datensätze, die mittels verschiedener Methoden generiert wurden, und der Zugang zu den generierten Daten nach Veröffentlichung der Ergebnisse. Diesem Thema widmet sich in MICROB-PREDICT ein eigenes Arbeitspaket unter der Leitung von Prof. Dr. Manimozhiyan Arumugam von der Universität Kopenhagen. Unter Mithilfe der Biobyte Solutions GmbH konnte bereits ein Cloud-basierter Datenserver zum Austausch und zur Integration der generierten Daten fertiggestellt werden.
Auch das Arbeitspaket, welches sich mit der Identifikation von verlässlichen Biomarkern zur Vorhersage des Risikos der Entwicklung eines akut-auf-chronischen Leberversagens und mit der Entwicklung von Labortests befasst, sitzt bereits am Prozessablauf für die Entwicklung eines Biosensor-Labortest von den ersten Daten hin zum fertigen Medizinprodukt. Dieses Arbeitspaket wird geleitet von Christophe Junot, Leiter des Labors für Arzneimittelstoffwechsel am französischen Nationalinstitut für alternative Energien und Atomenergie (CEA), der ein Experte im Bereich Metabolomics ist, und von Prof. Dr. Arben Merkoçi, dem Direktor des katalanischen Institutes für Nanowissenschaften und Nanotechnologie, der ein Experte für die Entwicklung von Nanobiosensoren und Point-of-Care-Tests ist.
Obwohl die multizentrische klinische Studie zur Validierung des Labortests und zur Validierung einer personalisierten Therapie erst zu einem späteren Zeitpunkt im Projekt starten soll, laufen aktuell schon Vorbereitungen. Die Mitarbeiter in dem verantwortlichen Arbeitspaket unter der Leitung von Prof. Dr. Aleksander Krag (Universität von Süddänemark in Odense) arbeiten bereits am Studienprotokoll und kümmern sich um die notwendige Ethik. Bei der Erstellung des Studienprotokolls kann dieses Team auf das Wissen der erfahrenen Kliniker Prof. Dr. Rajiv Jalan (Professor am University College London), Prof. Dr. Vincente Arroy (Direktor der Europäischen Stiftung zur Erforschung des chronischen Leberversagens (EF-CLIF) in Barcelona), Pere Gines (Koordinator des Horizon- 2020-Projekts LIVERHOPE) und Prof. Dr. Jonel Trebicka vertrauen, die mit einer angeregten Diskussion zum Fortschritt des Prozesses beitrugen.
Das Thema Ethik hat bei großen Projekten wie MICROB-PREDICT, in denen mit Patientendaten gearbeitet wird und klinische Studien aufgelegt werden, eine besondere Stellung, da es durch die rechtliche Komplexität und Abstimmung der vielen nationalen Regularien innerhalb der Europäischen Union oft Probleme gibt. Daher widmet sich in MICROB-PREDICT ein eigenes Arbeitspaket unter der Leitung von Dr. Itziar de Leucona, der UNESCO-Vorsitzenden für Ethik an der Universität Barcelona, den Themen Ethik und Sozioökomie. Itziar de Leucona berät das MICROB-PREDICT-Projekt zudem in allen rechtlichen Angelegenheiten.
Des Weiteren berichtete Marko Korenjak, seinerseits Präsident des Europäischen Verbands der Patienten mit Lebererkrankungen, über die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Lebererkrankungen und die Bedeutung der Arzt-Patient-Kommunikation. Bei der Posterschau konnte sich Ferran Aguilar von der Europäischen Stiftung zur Erforschung des chronischen Leberversagens (EFCLIF) aus Barcelona über einen ersten Platz in der Kategorie Nachwuchswissenschaftler freuen. Den zweiten Platz in dieser Kategorie teilten sich Celia Fuentes (Katalanisches Institut für Nanowissenschaften und Nanotechnologie) und Frank Uschner (Medizinische Klinik I der Goethe-Universität). Zudem wurden zwei Sonderpreise für die besten Arbeiten in der Kategorie Postdoc an Dr. Romy Zwittink (Universität Leiden) und Dr. Sabine Klein (Medizinische Klinik I der Goethe-Universität) vergeben.
Während der gesamten Versammlung stand Prof. Dr. emer. Tilman Sauerbruch als Mitglied des wissenschaftlichen Beratungsgremiums den Projektverantwortlichen mit seiner Erfahrung zur Seite. Sauerbruch ist ein renommierter Gastroenterologe und erhielt 2014 den Recognition Award der Europäischen Gesellschaft zur Erforschung der Leber (EASL) für sein Lebenswerk in der Leberforschung. Zum Abschluss der Versammlung konnte der Koordinator von MICROB-PREDICT Prof. Dr. Jonel Trebicka zusammenfassen, dass „das MICROB-PREDICT- Projekt bisher trotz großer Herausforderungen im Zeitplan liegt oder teilweise sogar vor dem Zeitplan. MICROB-PREDICT ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche interdisziplinäre Forschung.“
Weitere Informationen: microb-predict.eu
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 3.20 des UniReport erschienen.