Subventionen höherer Bildung reduzieren negative Effekte von progressiven Einkommensteuern und führen zu positiven Verteilungsergebnissen.
Talente und Fähigkeiten sind ungleichmäßig verteilt, sodass sich Einkommenshöhe und -risiken in einer Gesellschaft unterscheiden. Progressive Einkommensteuern bieten eine Form von Sozialversicherung gegen diese Art von Einkommensrisiken: Haushalte mit höheren Einkommen werden mit einem höheren Durchschnittssteuersatz besteuert als solche mit niedrigeren Einkommen. Allerdings vermindert diese Form der Besteuerung für den Einzelnen den Anreiz, in seine Bildung zu investieren, um mehr zu verdienen. Dies hat negative Folgen für den allgemeinen Ausbildungsstand und somit auch die Produktivität einer Volkswirtschaft.
In einem kürzlich publizierten Forschungspapier* untersuchen Alexander Ludwig, Goethe-Universität und LOEWE-Zentrum SAFE, und Dirk Krueger, University of Pennsylvania, wie Einkommensteuerprogression und Bildungssubventionen kombiniert werden sollten, um die soziale Wohlfahrt im utilitaristischen Sinne zu maximieren. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine optimale Politik aus einer moderaten Steuerprogression und massiven Bildungssubventionen von bis zu 150% der Hochschulgebühren besteht – was kostenfreie Hochschulausbildung plus zusätzlicher Mittel zur Deckung der Lebenshaltungskosten umfasst.
Dieses Ergebnis stützt sich auf die Überlegung, dass höhere Hochschulsubventionen zum einen der Bevölkerung starke Anreize vermitteln, einen höheren Bildungsgang anzustreben. Sie wirken somit komplementär zu einer progressiven Einkommensteuer, indem sie deren negative Anreizeffekte mindern. Darüber hinaus substituieren Hochschulsubventionen aber auch die Verteilungsabsicht, die hinter progressiven Steuern steht: Das größere Angebot an hochqualifizierten Arbeitskräften führt auf längere Sicht zu einem Sinken des Gehaltsvorteils für Hochschulabsolventen.
Die Autoren berücksichtigen in ihrem Paper, dass die Umsetzung einer solchen optimalen Politik in einer Übergangsphase zu Wohlfahrtsverlusten führen würde. Denn es braucht Zeit, bis eine besser ausgebildete Arbeitnehmerschaft aufgebaut ist. Zunächst würden all die Personen, die aufgrund der Subventionen ihre Ausbildung verlängern, das Arbeitsangebot massiv senken, was die Volkswirtschaft in eine Rezession führen könnte. Vor diesem Hintergrund haben die Autoren auch eine optimale Übergangspolitik berechnet: In dieser Phase sollten deutlich weniger progressive Steuern erhoben werden, um insbesondere ältere Arbeitnehmer dazu zu animieren mehr zu arbeiten und somit die Arbeitskraftverluste durch die höheren Bildungssubventionen auszugleichen.
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Krueger, D., Ludwig, A.: “On the Optimal Provision of Social Insurance: Progressive Taxation versus Education Subsidies in General Equilibrium”, forthcoming in Journal of Monetary Economics
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